VOLL TOLL ROLLBETON IN RISUM-LINDHOLM

 

Liebste Leute!

Ausnahmsweise scheine ich hier mal ein Versprechen zu halten und melde mich nicht erst ein paar Monate, sondern nur Wochen nach meinem letzten Blog-Eintrag wieder, was waren das früher doch für Zeiten, als das hier noch die Regel war!? Jedenfalls wollte ich ja möglichst schnell kundtun, wenn wir denn fertig mit dem neuen Skatepark in Risum-Lindholm sind, und so sei es nun: Wir sind fertig, schon immer gewesen, aber jetzt auch mit dieser Baustelle, yeah!

Aber das Ende ist erst der Anfang von der Geschichte, denn wir sind hier bei BOARDSTEIN, und da wird mensch immer erstmal ordentlich mit Fakten zugeschwallert, bis es zu den Fakten geht. Denn einen gewissen journalistischen Anspruch möchte ich mir bitte bewahren, der geht einem Großteil der Menschheit heutzutage nämlich gar nicht mehr ab, und alleine deswegen schon. Um euch zu ärgern und mit altmodischen Buchstabenaneinanderreihungen zu nerven, jawoll! Scheinbar steht ihr ja drauf, sonst würdet ihr euch die Scheiße hier wohl nicht antun, immer und immer wieder…

Kommen wir also mal zum Wesentlichen, und zwar hab` ich vor, ich glaube, acht Jahren einen kleinen Skatepark in Hörup gebaut. Das war nach dem ersten Bauabschnitt in Glücksburg faktisch auch mein erstes eigenes offizielles Projekt, also als „Generalunternehmer“ mit involviertem Architekt, der Staat hat es ja gerne kompliziert und unnötig teuer. Hörup ist eine kleine Gemeinde in Nordfriesland gut 30km westlich von Flensburg mit ca. 600 Einwohnern, von denen mindestens die Hälfte Mitglied im örtlichen Sportverein ist, denn in Hörup wird mit u.a. Fußball, Tennis, Reiten und den dazugehörigen Anlagen einiges geboten. Weil Hörup geht es finanziell ganz gut, und zwar durch die ortsansässigen Windräder, die der Gemeinde einiges an Steuern bringen. Den Skatepark damals z.B. haben wir letztendlich für sechs Scooter-Kids gebaut, die dort mitten in der Pampa sonst keinen Ort zum Rumgurken hatten. Dementsprechend auch das Design des Parks, es ist mehr ein Pumptrack mit Spots geworden als ein typischer Skatepark. Definitiv nicht meine beste Arbeit, aber trotzdem spaßig und vor allem funktionell für die Anliegen der örtlichen Kids, die inzwischen natürlich zu alt für Scooter sind und nach der Schule vermutlich auch für wenigstens ein paar Jahre das Weite gesucht haben, um dieser platten Einöde mal zu entkommen.

Der Skatepark in Hörup direkt nach seiner Fertigstellung 2017…

Denn ja, Nordfriesland ist landschaftlich nicht besonders abwechslungsreich und/oder anspruchsvoll (obwohl wohn` da mal!) und durch den quasi omnipräsenten Wind zwischen Nord- und Ostsee der absolute Hotspot deutscher Windenergie. Und so wie Hörup geht es da scheinbar auch anderen Gemeinden, nichts zu tun für die Jugend, aber deutlich mehr Geld in den Kassen als in anderen ländlichen Räumen, z.B. meiner Hood, dem benachbarten Angeln. Jedenfalls hatte ich bei den Nordfriesen schon ein paar Anfragen bezüglich Skateparkbau und auch das ein oder andere anschließende Treffen vor Ort, leider wird bekanntlich hinterher nicht immer tatsächlich auch ein Skatepark aus Beton draus, selbst in Nordfriesland nicht, aber manchmal klappt es auch. Allerdings selten so schnell und vor allem unkompliziert wie in Risum-Lindholm, denn von meinem ersten Besuch vor Ort bis zum Baubeginn sind nur ca. zwei Jahre vergangen. Obwohl in Hörup lief das damals ähnlich sutje ab und ich bin mir sicher, das alles liegt vor allem auch an den Friesen und Friesinnen, die sind meiner Erfahrung nach nämlich noch einen guten Tick entspannter und unkomplizierter als der Norddeutsche an sich sowieso schon. Norddeutscher als Nordfriesland wird`s ja auch nicht mehr…

Die Erdarbeiten in Risum Ende letzten Jahres, die Baustelle lag quasi erstmal auf Eis. Gut zu erkennen im Hintergrund: Die nordfriesische Einöde…

Jedenfalls hatte ich von Anfang an wieder (erinnert euch an Schleswig!) Rock`n`Roll Architekt Lücke ins Boot bringen können und letztendlich gab es dann auch wieder Probleme mit dem Design, das war aber jetzt auch das letzte Mal, is` klar. So hatten die Kids bei unserem ersten Treffen ein paar Wünsche geäußerst, die sowohl Lücke als auch ich dann bei unseren Design-Entwürfen berücksichtigten, und bei einem weiteren Treffen, bei dem ich nicht dabei war, wurde dann auch mein Design als besser befunden. Warum das dann später doch nicht so in einen richtigen Plan umgesetzt wurde, konnte Lücke mir bis heute nicht wirklich erklären (angeblich war ich nicht erreichbar). Jedenfalls war dann, als es mit dem Projekt konkreter wurde, die Fläche des Parks nochmal verändert worden und dazu ein neues Design im Raum, und zwar entworfen von Karma Jan basierend auf meinem ursprünglichen. Völlig wirr alles und typisch Rock`n`Roll Architekt…

Meine ursprüngliche Skizze für Risum, nach der eigentlich ein Plan entworfen werden sollte…

Das ist insofern mal wieder von Bedeutung, als daß die Erdarbeiten nach diesem Plan dann größtenteils schon Ende letzten Jahres modelliert worden waren, als ich dann tatsächlich erst den Zuschlag bekommen hatte. Und zwar hatte die Gemeinde keine Fördergelder für das Projekt bekommen, was nicht überraschte, weil vor anderthalb Jahren in dieser Richtung seitens der EU diverse Töpfe gestrichen, wenn nicht drastisch gekürzt wurden, der ganze Planet ist schließlich pleite. Soll heißen, der Boom in meiner Branche ist am Abbrechen und es wird in Zukunft für die eh bankrotten Gemeinden noch schwieriger bis unmöglich werden, Skateparkprojekte u.Ä. zu realisieren (wenn nicht zufällig ein Irrer in der Nähe lebt, der das Ganze aus Leidenschaft und nicht aus Profitgier betreibt).

Nicht so in Risum-Lindholm, dort wurde nämlich entschieden, ein bißchen zu improvisieren und das Projekt Skatepark auch ohne Fördergelder durchzuziehen, und für sowas bin ich ja immer zu haben, Grauzonen und Mut zum Machen sind in der deutschen Politik ja nicht unbedingt alltäglich, um es mal positiv auszudrücken. Aber bei uns auf`m Land kann doch schon mal ein Auge zugedrückt werden oder sonstwie improvisiert, schadet ja auch niemanden, im Gegenteil! Dieser ganze Bürokratiewahnsinn bremst uns doch eh nur aus, hab` ich ja im Schleswig-Artikel schon erläutert, von generell diesbezüglich regelmäßigem Auskotzen auf diesem Blog ganz zu schweigen. Aber ich als selbstständiger Handwerker leide ja auch nachweislich drunter, und nicht nur ich, wir alle natürlich…

Meine allerersten und für lange Zeit vorerst letzten Photos der Baustelle…
So hab` ich das da vorgefunden, als ich Mitte Juli anfing…

Das war also die Situation vor Ort, und daß das stets verhasste Leistungsverzeichnis (LV) bei diesem Projekt lediglich drei Seiten betrug, bestätigt ebenfalls, daß dieser ganze Papierdokumentenüberwahnsinn zumindest beim Skateparkbau komplett überflüssig ist und es in Deutschland scheinbar auch anders geht, wenn mensch es denn nur macht und es sich traut zu machen. So bestand mein Angebot für diese Baustelle auch lediglich aus meiner bzw. unserer Arbeitskraft – denn natürlich würde ich wie immer ein paar selbständige Helfer anheuern müssen – und Material in Form von Spezialverschalungen usw., was letztendlich nix anderes war als meine recycelten Holz- und Stahlreste von der Baustelle in Vögelsen letztes Jahr. Ich mußte auch nix an Holz dazu kaufen und hab` jetzt immer noch ein paar brauchbare Reste übrig, der Hippie recycelt nämlich und spart dabei. Alles andere von Baustahlmatten über Beton bis Maschinenmiete und Kleinmaterialien würde die Gemeinde übernehmen, diesbezüglich war es für mich wirklich ein ausgesprochen unkompliziertes und organisatorisch wie finanziell sehr überschaubares Projekt.

Ein Markenzeichen meiner Herangehensweise bei den Projekten hier in meiner Nachbarschaft, wo man beim ersten Treffen mit Handschlag per Du mit den BürgermeisternInnen ist, ist ja auch, den Gesamtpreis dadurch zu reduzieren, daß die Gemeinde für mich, der ja in der Regel einen Großteil der Vorbereitungsarbeiten (international in der Branche ‚Preps‘ (von ‚Preparations‘) genannt) alleine macht, und die angeheuerten Helfer, die dann spätestens für die Betonarbeiten anrücken, eine Unterkunft stellt. Und die meisten Gemeinden können das in der Regel auch, denn irgendwelche leerstehenden Räumlichkeiten stehen fast immer zur Verfügung und ich und meine Männers sind da auch nicht so super anspruchsvoll, weil wir sind nun mal auf dem Boden gebliebene Skater und eine Matratze, Küche und Dusche reichen in der Regel, zumindest für ein paar Wochen. Ich würde der Mannschaft das nicht unbedingt monatelang zumuten, aber mir schon, es macht mir sogar so am meisten Spaß, ich bin halt von der alten Schule, so wie sie heute nicht mehr hergestellt werden…

So sah das Ganze dann aus, als ich mit meinen Erdarbeiten fertig war…

Zurück in Risum, denn nachdem das ganze Ausschreibungsgedöns Ende letzten Jahres wirklich so unkompliziert ablief wie noch nie, ging es letztendlich nur noch darum wann anfangen, und ausnahmsweise hatte es selbst beim Endspurt niemand eilig, wir sind schließlich immer noch in Norddeutschland. So konnte ich mich nach meinem Juni an der Westfront in Belgien nochmal zwei Wochen frühlingsmäßig erholen und um unseren Garten kümmern, bevor ich dann Mitte Juli in Risum Stellung bezog. #

Und sofort erinnerte die ganze Lokalität unweigerlich an die Baustelle und das Mädchentreff in Glücksburg. Eine alte Landschule aus dem Dritten Reich mit Turnhalle und Sportplatz und wir würden quasi über der Turnhalle wohnen, in einem großen Raum mit moderner Küche, der von den Tischen und Stühlen definitiv auf Kinder zugeschnitten ist, in dem aber wahrscheinlich nur alle Jubeljahre mal etwas passiert, denn gegenüber steht auch noch die komplette Schule für Veranstaltungen zur Verfügung.

Die Gemeinde Risum-Lindholm mit knapp 4000 Einwohnern, ca. fünf Kilometer südlich der Friesenmetropole Niebüll gelegen, besteht nämlich, wie der Name schon verraten mag, aus zwei Dörfern, Risum und Lindholm, die 1969 zu einer Gemeinde zusammengefügt wurden. Und die dazugehörige Schule befindet sich nun mal heutzutage in Lindholm, so daß die alte in Risum anders genutzt werden kann. Die Tatsache, daß sich nordfriesische Dörfer aufgrund der endlos langen Geradeaus-Straßen in der Regel sowieso schon in die Länge ziehen, wird in Risum-Lindholm übrigens auf die Spitze getrieben, denn das Dorf mißt von Osten nach Westen eine stattliche Länge von 13 Kilometern, das schaffen die meisten deutschen Kleinstädte nicht mal. Jedenfalls bin ich in meiner ersten Woche vor Ort ganz tapfer zu Fuß von meiner Basis Alte Schule, die an der Herrenkoogstraße 1 etwas außerhalb am Westende liegt, nach „Downtown“ an die große Kreuzung zum Supermarkt gelatscht. Ganz nach dem Jedi-Gesetz ‚Lerne deine Umgebung kennen‘ und immer auf der Suche nach schäbigen Sprockelspots, die es letztendlich überall gibt (in Risum-Lindholm sind es tatsächlich maximal drei und auch nur, wenn man wie ich diesbezüglich großzügig beide Augen zudrückt).

Nach 50 Minuten latschen und das gleiche dann nochmal mit vollem Rucksack zurück wurde mir auf jeden Fall schnell klar, daß ich für die angesetzten drei Monate Bauzeit unbedingt ein Fahrrad vor Ort bräuchte, oder noch besser, wenn es nach zwei Jahren des beinahe Bankrotts mein Kontostand zulassen würde, mir endlich ein E-Board zu kaufen (dazu vielleicht später noch). Aber außer diesem einen naturgegebenen Umstand war die Lage vor Ort nahezu perfekt und mir war von vornerein klar, daß ich mir mit der Baustelle unbedingt ein bißchen Zeit lassen würde. Denn wann habe ich schon mal eine solche tolle in der Heimat, wo ich am Wochenende nach Hause fahren kann, und das mitten im Hochsommer!? Also schön jeden Tag etwas länger gemacht (nach Feierabend gibt es auch nicht allzu viel zu tun in Risum-Lindholm) und immer schon Donnerstagnachmittag nach Hause oder wohin auch immer in den Sommer gefahren, was für ein Handwerkerleben… Okay, für mich ohne Führerschein sind das von Zuhause mit Rad und dann Bus mit zweimal Umsteigen für gut 80km Luftlinie jedes Mal knapp drei Stunden, aber so ist das Landleben nun mal. I like, das Deutschlandticket übrigens auch sehr.

Ursprünglich hatte die Gemeinde auch geplant, einen Wohncontainer für uns zu mieten, zum Glück sind sie dann davon ab und haben uns diesen Raum über der Turnhalle angeboten, so viel besser als ein Wohncontainer und so viel billiger auch für sie, nämlich umsonst. Ein Riesenvorteil ist logischerweise bei einer Baustelle, wenn die Unterkunft nah dran ist, und 150 Meter sind da echt schwer zu unterbieten, hach, wie bequem. Desweiteren gab es alles vor Ort, was gebraucht wurde, oder wurde ratz fatz und ohne Probleme beschafft. So wurden uns z.B. zuerst ausklappbare Feldbetten zum Schlafen zur Verfügung gestellt, und als ich dann bei Björn, meinem Ansprechpartner von der Gemeinde, anmerkte, daß das von Bauarbeitern unserer Güteklasse ein bißchen zuuu viel verlangt war, bekam ich sofort ein bei Kleinanzeigen erstandenes Bett und später Matratzen aus der Nachbarschaft für die Jungs. An dieser Stelle also schon mal ein herzliches Danke und Hipp Hipp Hurra an Björn Christiansen, Bürgermeister Hans Bruhn und seine Stellvertreterin Kirsten Oldsen, die mich übrigens auch mit den ganzen hübschen Drohnenaufnahmen versorgt hat, voll toll! Ebenso Danke und lieb Gruß an die immer fröhlich freundliche Hausmeisterin Erika und Sportplatz-Thomas sowie die zwei Jungs vom Bauhof, die mir und uns allesamt das Leben sehr leicht und angenehm gemacht haben. Thomas, der voller Eifer auch nach der Rente die beiden Sportplätze pflegt und betreut, ist auch eine herzensgute Seele für sich. Eines Morgens meinte er mal zu mir, als er unsere Baustelle betrachtete ‚Ach, ich freu` mich so für die Kinder‘… Alter, hat mensch so etwas schon mal einen Hausmeister sagen gehört?

Hier hat Kirsten Jacob und mich tatsächlich mal beim Arbeiten erwischt…

Bei dieser Baustelle paßte wirklich alles und sie geht ohne Frage in die Top 3 meiner bisherigen Karriere ein. Es gab sogar einen großen Haufen Füllkies, der von der Baustelle nebenan am Freibad übrig war und an dem ich mich ordentlich bedienen konnte, was das Umsetzen meiner zusätzlichen Design-Ideen um einiges erleichterte. Den ersten Monat hab` ich dann auch ganz alleine rumgewuselt und anfangs vier Tage mit Bagger, Radlader und Rüttelplatte die Erdarbeiten vollendet, wobei ich das Vorhandene ganz nach meinem Geschmack verändert und vor allem erweitert habe. Im Ernst, das zelebriere ich wirklich bei meinen Projekten, schön stoned immer wieder im Kopf alle Möglichkeiten durchgehen, was und wie etwas denn gebaut werden und das alles letztendlich am besten zusammenpassen soll.

Das ist und bleibt auch der wichtigste Prozeß beim Skatepark bauen, einfach nur eins zu eins einen Plan auf Papier nachzubauen kann einfach nicht zum besten Ergebnis führen, das weiß ich nicht erst seit meiner siebzehnjährigen Berufserfahrung. Und die Verantwortlichen in Risum vertrauten mir von Anfang an völlig, daß ich (wie immer und wie immer von Anfang an von mir betont) das Bestmögliche aus dem Projekt rausholen würde. Jedenfalls habe ich den Park eigentlich überall um einen halben Meter erweitert und deutlich mehr und bessere Obstacles – oder wollen wir es ‚Schikanen‘ nennen? – eingebaut als auf dem offiziellen Plan angedacht. Und aus einer viel zu breit angelegten – leider heutzutage vorgeschriebenen Rollstuhlauffahrt (Stichwort Barrierefreiheit) – habe ich einen schicken Snakerun inklusive Streetspots gemacht. Also wenn mich nochmal jemand als ‚nicht tauglich‘ ablehnen möchte, lade ich gerne zur fachlichen Podiumsdiskussion ein, gell, meine lieben Flensburger Superexperten!?

Und dann sollte ich das Ganze auch noch offiziell mit drei „Terassen“ ausbauen, wo noch Sitzgelegenheiten installiert werden sollen, eine davon sogar überdacht. Dazu als Verbindung fiel mir dann noch eine Schikane ein, die ich schon im Kliemannsland hatte bauen wollen und jetzt mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gebaut habe (die Props gehen hier an Jenne, der das Ding letztendlich dann zusammengebastelt und anschließend mit Rico betoniert hat): Eine freistehende Steilkurve mit Metallkanten für artistische Slappy Grinds (so hot right now!). Kurze Frage an dieser Stelle in Raum gestellt: Gibt es sowas auf diesem Planeten schon zum Skaten? Dann hätte ich gerne Bilder davon! Das ist in Risum jedenfalls nur eines von mehreren Spot-Highlights, um nicht Spot-Novi zu sagen und damit noch akademischer zu wirken.

Und hatte ich schon erwähnt, daß es sogar Scheinwerfer für den Park geben wird? Damit hatte ich grundsätzlich nichts zu tun, nur müssen diese aufgrund meiner Erweiterungen nun etwas weiter weg installiert werden als ursprünglich angedacht. Die werden auch erst in der 45. Kalenderwoche geliefert, obwohl sie seit einem halben Jahr bestellt sind (deutscher Fachkräftemangel?). Aber ja, Scheinwerfer in einem Skatepark, Risum-Lindholm macht`s möglich, obwohl auch da nicht alles möglich ist, denn eigentlich sollten vier Masten installiert werden, aber der benachbarte Bauer – `tschuldigung, Landwirt – hat sich beschwert, weil der erst vor ein paar Jahren für 1,3 Millionen angelegte Kunstrasenplatz ja schon so viele Flutlichter hat, die zwei-, dreimal die Woche für ein paar Stunden strahlen. Ja, auch in Nordfriesland gibt es nicht zu wenige engstirnige Hinterwäldler, aber insgesamt wirklich Jammern auf höchstem Niveau, oder!? Dann kriegt der eine Mast im Skatepark halt einfach zwei Scheinwerfer, fertig…

Scheinwerfer kommen bei uns meistens zum Einsatz, wenn wir das Flat machen, denn das kann sich gerne mal bis in die Nacht hinziehen. An diesem Tag waren es vier Laster aka 36 Kubikmeter und damit drei Viertel vom gesamten Skatepark. Ohne die beiden kurzen Schauer nachmittags wären auch wir vor der Dunkelheit fertig geworden…

Damit haben wir jedoch noch nicht fertig, denn zu dem ganzen Areal gehört schließlich wie schon erwähnt auch noch ein Freibad, welches gerade renoviert wird. Ich weiß bis heute nicht, ob das gut oder schlecht für uns war, denn einerseits ist es natürlich geil, wenn mensch nach der Arbeit direkt nebenan in ein Freibad hüpfen kann, und Schwimmen grundsätzlich ist ja der beste Bewegungsausgleich nicht nur für verspannte und überarbeitete Körper. Aber so richtig heiß wird es in Nordfriesland auch nur selten, da war ich letztendlich doch ganz froh, daß uns gerade in den Sommerferien jegliches Kinder- und Familiengeplärre mitsamt den dazugehörigen Menschen erspart geblieben ist.

Wir hatten dort wirklich durchweg unsere absolute Ruhe, zuweilen sogar ein bißchen unheimlich, denn die Situationen, daß dort mal Kids oder Bürger vorbeiguckten, um sich die Baufortschritte anzugucken, lassen sich in drei Monaten an einer Hand abzählen, und es tauchte in der Zeit auch nicht ein einziger Skater aus dem benachbarten Niebüll auf, was wohl vor allem daran lag, daß einfach niemand davon wußte, daß wir in Risum-Lindholm nun tatsächlich einen neuen Skatepark bauten. Dementsprechend mußte ich mir auch während meiner Abwesenheit weniger als null Sorgen machen, daß auf der Baustelle sowas wie Vanadalismus oder gar Diebstahl vorfallen würde, mitnichten…

Restholz verbrennen war das „kriminelle“ Highlight auf dieser Baustelle…

Wir fassen kurz zusammen: Während überall in Deutschland Schwimm- und Freibäder schließen müssen, wird jenes in Risum gerade renoviert und gleichzeitig neben dem nagelneuen und aufwendig eingezäunten Kunstrasensportplatz ohne Fördergelder ein Skatepark für eine de facto nicht existente Szene gebaut, Windenergie und kompetente Lokalpolitik machen`s möglich! Und Björn von der Gemeinde, der in Risum aufgewachsen ist, dort seit jeher lebt und in eben jenem Freibad schwimmen gelernt hat, erklärte mir daraufhin, daß die Kommune Wert darauf legt, daß der Bevölkerung von den Einnahmen der Windenergie wirklich was zurückgegeben und geboten wird, und ich würde sagen, das klappt hier offensichtlich deutlich hervorragender als im großen Rest unserer bankrotten Republik. Vielleicht macht das auch die extreme Nähe zu Dänemark, wo Jugend und Kultur eben sehr groß geschrieben und nicht mit Füßen getreten werden wie bei uns. Wie sehr ich mir wünsche, daß diese Mentalität auch endlich mal in unserem im Vergleich stockkonservativen Angeln, was genauso nah an Dänemark liegt und historisch verbunden ist wie Nordfriesland, ankommen würde, wir brauchen wohl einfach mehr Windenergie… (Aber nicht in Dollerupholz bitte, hihi…)

Jedenfalls, ja, ich hab` mich während meines dreimonatigen Aufenthaltes, der auch gern länger hätte dauern können, durchgehend äußerst wohl und vor allem auch willkommen gefühlt, wie ich das in Nordfriesland eigentlich immer tue. Einzig die ortsansässige American Football Mannschaft, die Nordfriesland Seals, welche ausgerechnet diese Örtlichkeiten als wöchentliches Trainingsrevier auserkoren haben, hat jeden Dienstagabend ein bißchen genervt. Ich mein`, American Football ist ohne Frage eh eine der albernsten Sportarten überhaupt (alleine schon diese lächerliche He-Man-artige Schonerscheiße), aber wenn die Horde Provinz-Alphamännchen beim Duschen nach`m Training mehr peinliches Gekreische fabriziert als alle Kinderturngruppen zusammen, weiß mensch, daß mensch genau das ganz sicher nicht vermissen wird. Dazu sei gesagt, daß das ganze Gebäude wirklich eine ausgesprochen merkwürdige Akustik vorzuweisen hat, denn wenn in der Turnhalle geturnt wird, hört es sich im ersten Stock so an, als passiere das nebenan oder auf dem Dachboden.

Und apropos Dachboden, einen saubereren habt ihr noch nicht gesehen, und als dann nach einem Monat mein Män Jacob (sollte euch schon von den letzten Baustellen bekannt sein!) dazu stieß, bin ich für gegenseitige Privatsphäre (tatsächlich das kostbarste Gut auf Montage) mit meinem Schlafgemach auf den Dachboden gezogen, allerdings nur für eine Woche. Denn a) kann man da jedes Gespräch, welches vor der Eingangstür stattfindet, deutlich mithören, b) klingen die vorbeifahrenden Landmaschinen in der Erntezeit so, als würden sie direkt durch den Dachstuhl rauschen und c) wird es da nach einem regenreichen Tag sofort etwas reichlich klamm. Warum ich nicht gleich in den geräumigen Abstellraum neben unserem „Wohnspeisesaal“ gezogen bin, kann ich euch nicht beantworten, aber da war ich dann für die letzten zwei Monate perfekt aufgehoben. Denn als Hauptverantwortlicher ist es wirklich wichtig, einen solchen Rückzugsraum zu haben, weil nebenbei halt z.B. auch lästige Dinge am Schreibtisch erledigt werden müssen, von kurz mal seine Ruhe haben und sich sammeln ganz zu schweigen.

Meine Suite…

Jacob hat dann glücklicherweise für zwei Monate das Auto von seiner Mutter ausgeliehen bekommen (ganz lieben Gruß und Dank an dieser Stelle!), was uns das Leben wirklich um einiges leichter machte, auch wenn es sich als dreckiger Bauarbeiter in einem schnieken Mini Cooper irgendwie komisch anfühlt, und mit ihm wollte ich dann wie schon im Kliemannsland die ganzen Vorbereitungen machen, bevor dann eine Crew zum Betonieren anrücken sollte. Und wir zwei sind ohne Frage eine gute Kombo, weil Jacob ist gelernter Tischler mit ausgesprochenem Technikverständnis und ich nur ein dilettantischer Künstler mit Organisationstalent, bei dem es aber handwerklich für Skateparkbau u.Ä. reicht (das trifft übrigens für nicht wenige in dieser Branche zu, ist ja auch keine Raketenphysik, wie ich immer sage).

Jacob wie immer voller Eifer dabei, vor allem wenn`s um Slappys geht…

Ich hab` dann auch ziemlich früh sowas wie eine Deadline festgelegt, zwangsläufig, denn eine Pumpe und taugliche Arbeitskräfte müssen nun mal rechtzeitig „reserviert“ werden, weil wie gesagt, noch boomt unsere Branche und nur die Allerwenigsten warten darauf, daß ich dann vielleicht auch endlich mal wieder ein Projekt zu bieten habe. Diese Deadline für die Betonage war also bereits im Juli auf den 16. September angesetzt, nicht zuletzt weil ich dann eventuell noch die Woche vorher, wo mein Vater im Urlaub war, zu Hause ebenfalls nochmal Luft holen konnte und außerdem meine Geburtstagsgartenparty das Wochenende vor der Betonage natürlich für alle sowieso Anreisenden vielleicht einen Anreiz bot, es sich mit uns gut gehen zu lassen.

Linus hat sich das im Dachzelt auf dem Auto seiner Mutter gemütlich gemacht…

Denn die Idee war dann auch von Anfang an, einen kleinen Builders Jam zu organisieren, also eine größere Crew als nötig anzuheuern, um dann in kürzester den Park fertigzubetonieren, während sich ein paar Leute um die letzten Vorbereitungen kümmern, so daß wir nachmittags ein paar Sessions in meinen Betonkreationen der letzten Jahre machen könnten, eine Herangehensweise, die sich theoretisch auch finanziell total rechnet. So hatte ich dann auch 15 willige MitstreiterInnen eingeladen und zugesagt, aber wie das (zumindest bei mir) dann immer so ist, sagte der eine nach der anderen ab, so daß die Crew während des Countdowns innerhalb einer Woche um ein Drittel schrumpfte, was die Pläne, das Ganze entspannt in neun Tagen durchzuziehen ebenfalls schrumpfen ließ. Und Lele, unser aller Lieblingspumpenmann aus Budapest, mit dem wir schon damals in Handewitt die Ehre hatten, hatte nur bis zum 25. September Zeit, denn am drauffolgenden Wochenende stand ein wichtiger Familienausflug nach Disneyland in Paris an, yeah!

Lele fliegt schon mal vor… Photo von Jonas

Da biste als Hauptverantwortlicher dann in Sachen Organisation und Co. gefragt, denn du willst die Leute, die natürlich anständig bezahlt werden sollen, einschließlich dich selbst nicht verheizen und natürlich trotzdem möglichst kostengünstig wirtschaften, denn ja, selbst ich mache gerne den bestmöglichen Gewinn mit einem Projekt. Dann hab` ich nämlich mehr an Steuern zu zahlen, super klasse und Pseudo-WinWin, wenn du treuer Staatsbürger bist, wo ich in dieser Hinsicht leider nicht drumherum komme, wenn ich denn noch mehr Skateparks bauen möchte (will ich eigentlich gar nicht, viel geiler wäre genug Kohle haben und nur noch Bücher schreiben)…

Aus Scheiße Geld machen, Halloween steht vor der Tür…

An dieser Stelle sollte ich dann last but not least auch gerne nochmal kurz die Betoncrew vorstellen, die bestand dann außer Jacob, mir und Lele, der ja zumeist schon während des Betonpumpens und dann nach dem anschließenden Saubermachen auch immer voll mit an der Fläche arbeitet und bei allem anderen hilft, wo er nur kann, noch aus den Hamburger Jungs Finn, Linus und Jonas, größtenteils schon aus Handewitt/Kliemannsland/Vögelsen bekannt. Dazu gesellten sich mein alter Freund und Minus-Ramps Veteran Jenne und meine drei neuen/alten Freunde Marco, Lukas und Rico (David hatte leider absagen müssen) von Karma Parks, die ich ja erst ein paar Monate zuvor auf der Baustelle in Schleswig kennengelernt hatte. Tja, so schnell sieht mensch sich manchmal wieder…

Lele während er Beton pumpt…
Jacob…
Jonas…
Marco…
Lukas…
Rico…
Finn…

Und als ich dann zufällig mal im Augenwinkel mitbekam, wie Jacob Lukas in den Arm nahm, um ihm etwas zu erzählen, und die beiden sich zu dem Zeitpunkt mal gerade 62 Stunden kannten, wußte ich nicht nur, ich hatte mal wieder die richtigen Leute zusammengeführt (auch das ein wichtiges Merkmal eines Builders Jams). Sondern mir wurde ebenso zum tausendsten Mal bewiesen, im harten Kern dieses harten Business arbeiten einfach nur liebenswerte Blutsbrüder, mit denen das Arbeiten Spaß macht, und mit den richtigen Kollegen läßt sich doch jede noch so beschissene Arbeit ertragen, oder nicht!? Und unsere ist ja nicht mal beschissen, sondern einfach nur ein bißchen härter als die meisten Jobs, aber Härte sind wir Skateboarder nun mal gewohnt und wir bauen uns dabei ja schließlich unsere eigenen Spielplätze. Mal Hand aufs Herz, geht es irgendwie ehrlicher und geiler!?

Als Special Guest hatten wir dann noch Mals mit an Board, den Ehemann von meiner russischen Freundin Liza, die ich einst völlig jungfräulich beim MakeLifeSkateLife Projekt in Nepal kennengelernt hatte und die sich dann Jahre später letztes Jahr in Vögelsen als die beste weibliche Arbeistkraft, mit der ich bisher auf diesem Sektor das Vergnügen hatte zusammenzuarbeiten, entpuppte. Sie selbst ist leider gerade in einem Angestelltenverhältnis bei Schneestern (eine Snowpark-Firma, die meint, auch Skateparks bauen zu müssen) gefesselt, aber Mals hat auf so eine Sklavenwirtschaft kein Bock und hat das auch gar nicht nötig, denn auch er ist ohne Frage einer der kompetentesten, erfahrensten und trotzdem motiviertesten Kollegen, die ich in diesem Business bisher kennenlernen durfte.

Und er wird in Zukunft immer einer der ersten sein, die ich für ein Projekt anheuern werde, sollte ich denn noch weitere machen dürfen. Er ist dann der Dunkelheit wegen auch direkt auf den Dachboden gezogen und hat nicht nur die krankesten Tattoos (gerne auch im Gesicht), sondern auch ein paar abgefahrene und äußerst eindrucksvolle Moves auf dem Skateboard in Petto, oder habt ihr schon mal Nosestall Mute Grab Blunt To Fakie oder Mute Fastplant To Rock To Fakie(!!!) gesehen? Mals rult und ist der Real Shit, da gibt es gar keine zwei Meinungen.

Mals mit einem seiner Signature-Tricks: Nosestall Mute Grab Blunt To Fakie, hatte ich so auch noch nicht gesehen, geschweige denn photographiert…

Daß wir alle dann das Programm, welches ich mit 14 Mann und einer Frau in neun Tagen durchziehen wollte, mit nur zehn Mann in acht Tagen durchgezogen haben, spricht für nichts anderes als – tata – die Crew! Gut, wir mußten an manchen Tagen ein bißchen länger arbeiten und hatten nicht so viel (Skate-)Freizeit wie erhofft, und die am weitesten Angereisten haben dann den Samstag auch Vorbereitungen machen müssen. Was aber voll in Ordnung war, weil sie ja zum Arbeiten gekommen waren und wir ja auch erst Dienstag angefangen hatten und wie gesagt in Risum-Lindholm und Umgebung nach Feierabend oder am Wochenende eh nicht so der Bär steppt (wer Oldschool-Style spotten will, spricht vom Landkreis ‚Tote Hose‘).

Mich persönlich hätte an dem Wochenende ja ‚Nordfriesland`s größte Ü40-Party in einem Autohaus im benachbarten Leck (heißt wirklich so) gereizt, aber ich war in der Crew auch mit Abstand der Älteste und die meisten mal gerade Ü30. Ich bin dann lieber Sonntag mit Jenne auf einen Kurzbesuch nach Sylt gefahren, wo ich seit Ewigkeiten nicht gewesen bin (Jenne noch nie) und wo wir uns doch in Westerland mal die aberwitzige Baustelle von den armen Lakaien bei Anker-Rampen angucken wollten (Dank nochmal an Jenne fürs Bilder senden kurz nach Deadline).

Denn wenn zwei Monate alleine an einer gigantischen Lärmschutzwand mit Oververt gebaut wird (die ein Fundament von 64 Kubikmetern Beton benötigt), wird mal wieder klar, daß auf Sylt andere Maßstäbe herrschen und Budgets nicht unbedingt was mit Rationalität zu tun haben müssen. Am geilsten ist, daß jene Lärmschutzwand – für die vom Design der restlichen Fläche her nicht mal genug Schwung da sein wird, um das Oververt zu skaten – wegen jemanden in der benachbarten Wohnsiedlung gebaut wurde, der durch alle Instanzen gegangen war, um das Projekt zu verhindern, weswegen es sich auch so lange verzögert hat. Dieser eine jene wohnt inzwischen aber nicht mehr da, jaaaa, der ganz reale Irrsinn, für den wir u.a. auch alle brav Steuern zahlen…

Und wo wir dann gerade auch endlich am längst überfälligen Abhaten sind – ist immerhin mein Blog, nä!? – was ich gerne mit diesem Blog-Eintrag noch- oder wieder mal deutlich anprangern möchte, ist Folgendes: Skateparks müssen in der Regel nicht so teuer sein, wie sie hierzulande sind, und trotzdem könnten alle Beteiligten dabei ihre faire Mark machen. Das liegt leider hauptsächlich an den zumindest in dieser Branchennische – und alle, die schon mal Beton-D.I.Y. gemacht haben wissen das – völlig überflüssigen Architekturbüros. Punkt, aus, fertig. Ich brauche theoretisch bei den meisten Projekten nicht jemanden wie Lücke, um einen guten Skatepark zu bauen, der den heutigen Ansprüchen gerecht wird und mindestens 30 Jahre lang hält. Das schreibt uns nur unser tolles System vor, daß bei Ausgaben von öffentlichen Geldern dieser Art ein Architekturbüro involviert sein muß. Und leider sind die allerwenigsten von diesen Rock`n`Roll wie Lücke und werfen dementsprechend mit völlig überflüssigen DINen und Normen und sonstigen Vorgaben um sich, die unser in seinem Ausmaß völlig absurdes Baugesetzt nun mal erfordert.

Davon können sich leider auch nicht diese jenen Büros freimachen, die von (ehemaligen?) Skatern geführt werden. Denn es wird natürlich ordentlich mitverdient an so einem Bauspektakel, ganz nach Höhe des Budgets, warum also nicht Skateparks so bauen wie Gebäude oder staatliche Infrastruktur und ordentlich Material und Arbeitszeit verschwenden!? Bringt auf jeden Fall ordentlich Geld in die Kasse und die Wirtschaft nach vorne! Und ich mit meinen in jeglicher Hinsicht super puristischen und absolut nicht dem Durchschnitt entsprechenden Ansichten hege da ein gutes Stück weit Verachtung gegenüber den Brüdern (Skater sollten ja eigentlich eine globale Brother- und Sisterhood bilden, das war zumindest mal so) in den hierzulande angesagten Designbüros, die noch nie Beton in den Händen gehabt haben, aber die fancygsten (ich muß hier mal kurz auf Jugendjargon zurückgreifen) Skateparks designen, von deren Budget mensch auch drei in der gleichen Größe bauen könnte. Glaubt`s mir, ich hab`s inzwischen schon ein paar Mal mit- und vorgemacht!

Ich kann auch nur hoffen – wenn es die Flensburger „Szene“ schon nicht tut – daß wenigstens diese Mitbewerber mir in Zukunft den Respekt gebühren und sich aus meiner Hood, Angeln und Nordfriesland, raushalten, denn mich interessiert der Rest von Deutschland ja auch nicht (been there, done that). Was das angeht, hab` ich inzwischen auch komplett den Überblick verloren, auf jeden Fall tummeln sich da mehr als genug Akteure, die das eigentliche Prinzip Skateboarding nicht verstanden und nur ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Jetzt gibt es seit Kurzem wohl noch zwei weitere neue Firmen in Deutschland, die im Betonskateparkbau mitmischen wollen, ein perfekteres Beispiel, daß der Boom seinen Höhepunkt erreicht, wenn nicht überschritten hat, gibt es nicht.

Aber genug Kluggescheiße, welches zu nix führt, mir fällt an dieser Stelle nur grad ein, daß ich mich in Risum-Lindholm ja sogar hab` tätowieren lassen, kein Witz, denn da gibt es sogar ein richtiges Tattoo-Studio, jaaa! Gut, das ist jetzt kein Studio so für Laufkundschaft, aber ich hab` mir da dann direkt einen Termin besorgt, weil ich dachte, wenn ich was über die örtliche Freakwelt erfahren möchte, dann doch mit Sicherheit am besten im lokalen Tattoo-Studio (oder im Mondschein Antiquariat, wo es bei Sven (aus Südbelgien(!!!) hergezogen) Second Hand Bücher und Platten zu kaufen gibt). Naja, und dann hab` ich mir halt einmal nach Feierabend von Sascha das Rot von meinem Bad Religion Tattoo nachstechen lassen plus zwei kleine neue Sachen, deswegen kam ich jetzt an dieser Stelle überhaupt erst noch drauf. Ich war halt (leider?) schon immer ‚solid extreme (and far beyond the average)‘, und zwar in allen Belangen. Und wer dann noch weiß, wovon die drei Dreiecke inspiriert sind, darf ein ganzes Twin Peaks Wochenende mit mir verbringen – alle Folgen in 48 Stunden, und zwar nackt! Major Briggs lade ich dann natürlich auch ein, das wird super…

Alter, und wenn ich hier schon blankziehe, ich habe mich ein paar Tage vor meinem Geburtstag von Sascha in Risum sogar das erste Mal in meinem Leben piercen lassen, was vor allem damit zusammenhängt, daß ich nicht unbedingt der größte Fan von Piercings bin. Aber so einen ganz kleinen dezenten Nasenknopf fand ich schon immer ausgesprochen sexy, bei Frauen wie bei Männern, und jetzt auch bei mich! Das hab` ich mir dann, wo ich doch nach zwei Jahren endlich mal wieder so schön flüssig war, auch noch selbst zum 50. Geburtstag geschenkt (dazu kamen u.a. noch Weltkarten-Tattoo auf dem Rücken, ein hochwertiges E-Board, mindestens 30 Boards für meine Sammlungen und…).

Sowieso erfinde ich mich scheinbar gerade irgendwie stellenweise nochmal total neu, so hab` ich mir nach einem Jahrzehnt und unzähligen Paaren schwarzer éS Accels erstmal vier Paar von der Etnies Sal Barbier 23 Neuauflage besorgt und damit erstmal drei Jahre Ruhe in Sachen Skateschuhe. Und ungefähr zeitgleich wollte ich mir völlig überfällig auch neue Rollen besorgen und hab` mir nach mehr als drei Jahrzehnten weißer Wheels bei Subvert direkt drei Sätze meiner geliebten 60mm Speedlab Juggernauts bestellt, und zwar in Orange, weil es die in Weiß nicht mehr gab (und gute 60mm-Rollen nicht so einfach zu kriegen sind). Orange ist eine meiner Lieblingsfarben und warum zur Hölle war ausgerechnet ich blumiger Vollzeit-Hippie jahrzehntelang auf weiße Rollen festgefahren? Ab jetzt mehr Farbe im Alltag bitte! Keine Angst, Midlife Crisis hab` ich längst hinter mir bzw. nie gehabt, weil ich mich, seit ich vor 37 Jahren ziemlich unfreiwillig das Skateboard zu meinem Lebensinhalt gemacht habe, vermutlich weiterentwickelt haben mag, aber nie großartig verändert. Und das habe ich auch nicht vor, denn ich bin damit soweit ziemlich gut gefahren, aber jetzt rolle ich halt auf Orange, und manchmal auch elektrisch…

Okay, damit dann auch kurz nochmal zu meinem neuen E-Board, weil ich mir bis jetzt tatsächlich unerwartet viele ungläubige Sprüche dazu anhören mußte von wegen ‚ausgerechnet ich als Hardcore-Skater schaff` mir ein E-Board an‘, alt geworden, oder was!? Also ich ohne Führerschein auf`m Land fahr` ja zwangsläufig auch relativ viel Fahrrad, aber mir ein E-Bike zu besorgen, kam mir bisher noch nie in den Sinn (ich bin tatsächlich auch noch nie auf einem gefahren). Dafür fühle ich mich nämlich noch deutlich zu jung und gesund und Fahrradfahren ist ja auch eine der sinnvollsten und gesündesten körperlichen Ertüchtigungen an sich. Aber wie geil ist es bitte, im Stehen durch die Landschaft zu cruisen, und zwar ohne Festhalten wie bei einem Scooter, Stichwort Asphaltsurfen!? Ich hab` mich dann ein bißchen schlau gemacht und es war von Anfang an klar, daß ich mir wenn dann auch den Ferrari unter den E-Boards zulegen würde, das ist wie bei Werkzeug, da soll mensch nicht am falschen Ende sparen und ich hab` das auch als Werkzeug von der Steuer abgesetzt, zack!

Tja, und nun bin ich tatsächlich stolzer Besitzer eines Tynee Mini 3 Max und ich kann nur sagen, Alter, das Ding zieht die Wurst vom Teller! Spitzengeschwindigkeit sagenhafte 52km/h bei einer Reichweite von gut 40km, da stellste keine Fragen mehr. Im Ernst, das fühlt sich tatsächlich so an, als würdest du auf einem Kampfjet surfen, und ist definitiv nicht ganz ungefährlich, nicht umsonst sind E-Boards ja seit anderthalb Jahren auf deutschen Straßen faktisch verboten und können konfisziert werden. Aber wenn ich damit ab und zu nach Glücksburg oder Husby zum Skaten skate, sollten sich dabei doch keine Mitmenschen gestört oder gar bedroht fühlen. Ich will ja übrigens jetzt auch mal einen Videopart nur in den von mir gebauten Skateparks filmen, da erleichtert mir das Baby auf jeden Fall einiges, ich sag`s ja, ein tolles Spielzeug, das ich als Transportwerkzeug benutzte. Es war dann auf jeden Fall recht spaßig, als die Jungs in Risum das Teil nach acht Tagen harter Betonage mit wackeligen Beinen nacheinander zum ersten Mal ausprobierten, denn da gibt es auf jeden Fall Sturzpotential. Aber wir Skater wissen ja zum Glück zu fallen und es hat sich auch keiner wehgetan, noch nicht, hihi..

Wat gibbet sonst noch zu erzählen? Ach so, ja, wie immer zum Schluß das Wetter, auf`m Land wird ja gesagt, wenn mensch nicht weiß, worüber mensch reden soll, redet mensch übers Wetter. Also wir hatten wirklich durchweg Glück auf dieser Baustelle, es gab auch mal ein bißchen doll Regen, aber eher selten und zumindest während der gesamten Betonage hat der sich komplett zurückgehalten, okay, nicht ganz. Ausgerechnet als wir vorgezogener Weise den Großteil des Flats gemacht haben (immer ein wenig Pokern), gab es zweimal kurze Schauer, das war aber wirklich nur, um uns in Erinnerung zu rufen, daß mensch nicht immer so viel Glück hat wie ich und wir auf und mit dieser Baustelle.

Jacob mit einem schicken Bs Grab über den Vulcano… Photo von mich
Mr. Linus Lonnemann und der erste Crailslide am Platze…
Marco mit Hang-Loose Rock To Fakie…
Mals und ein weiteres seiner abgefahrenen Manöver: Mute Fastplant Rock To Fakie… Alle Photos von Jonas

Und als der eine Betonlasterfahrer, der uns ein paar Mal mit Plörre beglückt hatte, dann nach der allerletzten Fuhre Donnerstagvormittag zum Abschied meinte ‚War schön bei euch‘, mußte ich nach einer intensiven Schlußphase vor lauter Glück, Freude und Dankbarkeit wirklich eine Träne unterdrücken, denn ja, wir sind zwar Freaks, aber gute und vor allem nette Jungs, und so eine nach und nach entstehende Betonlandschaft sieht mensch in der Tat nicht alle Tage. Wir haben gut geschuftet, uns dabei aber auch nicht kaputt gemacht, und mir wurde hinterher von den Jungs bestätigt, daß ich meinen Job als Chef wieder mal sehr gut gemacht habe, was mir mindestens genauso wichtig ist, wie den bestmöglichen Skatepark zu bauen. Denn ich bin nicht gerne Chef, gerade weil ich weiß, wie es sich als Arbeiter so anfühlt.

Macht das Sinn? Ist doch latte, Aller, ich habe mal wieder fertig und meine geliebte Heimat einen weiteren spitzenmäßigen Skatepark, das wurde bei unserer ersten gemeinsamen Session im fast fertigen Park einstimmig so beurteilt. Wir haben es gesehen und gefühlt, also am eigenen Leib erfahren…

Lele`s Gefährtin Cinti, die das Gruppenphoto von uns geschossen hat, hätte ruhig ein Stück näher rangehen können, aber bei dem Gestank…

Design, build and skate. Bitte so und nicht anders, wenn`s irgendwie geht.

Danke,

Arne

P.S.: Puh, jetzt hab` ich vor lauter Final-Theatralik fast vergessen zu erwähnen, daß am 19. Oktober, also kommenden Sonntag, ab 11.00 Uhr die Eröffnung dieser Skateskulptur aus Rollbeton stattfinden wird und der Park somit an die Öffentlichkeit übergeben. Ich weiß, das ist für fast alle, die das hier (noch rechtzeitig) lesen sollten, weit weg und ziemlich kurzfristig, aber ey, ich werde da sein und die Daumen drücken für kein Regen und nicht zu viel Wind. Was nach so viel Glück und Harmonie auf dieser Baustelle mitten im Herbst fast schon ein bißchen viel verlangt ist…

P.P.S.: So bemerkenswert toll die Baustelle auch war, ich habe noch nie zuvor auf einer – und erst recht nicht auf einer von meinen – so wenig Bilder geschossen wie in Risum, eigentlich so gut wie gar keine, nur zum Schluß ein bißchen. Die teilweise sehr schönen Bilder, die hier zu sehen sind, sind also hauptsächlich von Jacob, Finn, Jonas, Marco und Lele`s Gefährtin Cinti, die wie immer mit dabei war, geschossen worden und die tollen tollen Drohnenbilder wie gesagt von Kirsten Oldsen. Danke danke danke, ohne euch wäre das hier eine ganz schöne schwarzweiße Buchstabenwüste geworden!

P.P.S.: Oh Mann, und jetzt hätte ich es beinahe wieder vergessen. Und zwar wollte ich hier schon lange unbedingt nochmal auf eine GoFundMe-Kampagne hingewiesen haben, es geht dabei um einen sehr guten Kollegen und Wegbegleiter, der sich noch mehr als ich aufopfert und den Arsch aufreißt, den wahren Spirit von Skateboarding zu bewahren. Die Rede ist von Jonathan Hay und seinem Confusion Magazin, bekanntlich das internationale Sprachrohr für die weltweite D.I.Y.-Betonszene und eins der letzten Skatemagazine auf Papier überhaupt noch. Der gute J-Hay hat – wie wir mit BOARDSTEIN damals – von Anfang Probleme gehabt, wegen zu wenig Anzeigenkunden das Magazin am Leben zu halten und kämpft sich seit jeher von Ausgabe zu Ausgabe. Das Ganze kam ja ursprünglich viermal im Jahr raus, aber seit ein paar Jahren ist er froh, wenn er zwei Ausgaben im Jahr stemmen kann, und inzwischen sieht es richtig finster aus, sonst gäbe es ja nicht seitens der Szene den Versuch, ihm zu helfen, aus dem Gröbsten rauszukommen. Wenn ihr also was Gutes tun wollt, um etwas sehr Wichtiges am Leben zu erhalten, zeigt ein bißchen Solidarität und greift der Confusion mit einer kleinen Spende unter die Arme! Skateboarding International wird es euch danken, und ich auch. Es wäre ein wahres Trauerspiel und ein echtes Armutszeugnis für unsere Szene, wenn die Confusion wie schon ihr Vorgänger Concussion nach 40 Ausgaben die Segel streichen müßte…

Tschüß, Risum! Bis zur nächsten Session…

 

 

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