KLIEMANNSLAND NIX ABGEBRANNT

Hallohallohallo!

Und jajaja, ich bin wie immer viel zu spät dran, allen guten Versprechungen vom letzten Mal zum Trotz! Aber irgendwie habe ich seit meiner Asienreise keine Lust und Zeit mehr für halbherziges Bloggen und liefere gemäß meinem letzten Eintrag einfach lieber ab, wenn etwas soweit ist, also fertig. Aber selbst danach kann es scheinbar einen ganzen Monat dauern, bis es hier auf diesem Blog landet, denn ich habe dieses Jahr schon mehrfach festgestellt – und tue dies auch gerade jetzt beim Tippen – daß ich irgendwie nicht mehr so mitteilungsbedürftig bin wie früher, um nicht zu sagen vor einiger Zeit noch. Denn gerade in den letzten zwei Jahren ist mir zwischenmenschlich so viel Scheiße passiert, weil ich vielleicht mal wieder irgendwiewo zu ehrlich war, mit meiner Meinung angeeckt bin oder sich Leute einfach als komplett kommunikationsunfähig und kritikresistent herausgestellt haben. Da hab` ich in der Tat angefangen, mich zurückzuziehen und vor allem darauf zu achten, Kontakte, Konversationen und die damit scheinbar automatisch einhergehenden Konfrontationen zu vermeiden. Dementsprechend ist mir irgendwie auch ein bißchen die Motivation zu diesem Blog verloren gegangen, zumindest erwische ich mich immer häufiger bis nahezu ständig dabei, daß ich, statt abends nach Feierabend oder am Wochenende über meine Erlebnisse und Errungenschaften zu schreiben, wesentlich bequemere Tätigkeiten wie Lesen oder Podcasts hören bevorzuge. Gerade nach harter Arbeit, und davon gab es in den letzte Monaten nicht zu wenig. Also Konsumieren statt Produzieren, weg vom schillernden Künstlerdasein hin zum belanglosen Proletarierspießbürgertum, wenn mensch so will, aber damit geben sich alle anderen anscheinend ja auch zufrieden. Weil egal, waste machst, irgendwie ist doch alles vollkommen banal geworden, oder nicht! Mein Leben fühlt sich jedenfalls schon länger so an…

Aber ab und an kommt dann doch noch ein bißchen Pflichtgefühl durch und ich erinnere mich meiner journalistischen Leidenschaft, um es bloß nicht hochtrabend ‚Berufung‘ zu nennen. Allerdings ist es nicht unbedingt journalistisch, wenn mensch bloß über seine eigene und private Scheiße berichtet. Doch wenn ich mir dann mit einem Monat Abstand nochmal vor Augen halte, was ich und ein paar sehr gute Kollegen mal wieder so gebaut haben, denke ich schon, daß das etwas ist, das mensch ruhig über einen Blog mit anderen Menschen teilen darf und sollte. Nur dieses Teilen bleibt dann meinerseits eben gerne mal auf der Strecke, wenn mensch völlig auf Montagemodus und in Bautrance ist. Und Sharen im Sinne von ‚Neuste News‘ konnte ich auf dieser Baustelle wirklich getrost denen überlassen, die das viel einfacher, schneller und weitläufiger spreaden können, da kann ich noch so hart tryen mit meinem total veraltetem Blog.

Soll heißen, die Welt weiß doch eh bereits bescheid, denn wie letztes Mal ja schon  verraten hatte es mich ja tatsächlich nirgendwo anders hin als ins Kliemannsland verschlagen, einer Zentrale von sozialen Medien sozusagen. Und wer nun überhaupt keine Ahnung hat, worum es sich dabei handelt, der/die sollte sich erstmal kurz die dazugehörige Webseite verinhaltlichen, bevor ich hier großartig anfange zu erklären und -zählen. Da kann mensch sich einen Eindruck verschaffen von diesem dann doch ziemlich außergewöhnlichen Ort, den auch schon andere Medien und Publikationen als eine Art ‚Abenteuerspielplatz für Kreative/Erwachsene‘ bezeichnet haben.

Jedenfalls ist Fynn Kliemann hierzulande ja nun beileibe kein Unbekannter mehr, sondern ganz im Gegenteil spätestens seit der Maskenaffäre letztes Jahr – im Kliemannsland einfach als ’seit der Krise‘ bezeichnet – ziemlich flächendeckend und deutschlandweit berühmt, mensch könnte ja sogar fast sagen berüchtigt. So sind mir in letzter Zeit tatsächlich einige Menschen begegnet, denen der Name Fynn Kliemann vor der blamablen ZDF Magazin Royale Ausstrahlung gar nichts gesagt hat. Zudem war es eigentlich fast durchweg die gleiche Reaktion in meinem gesamten Bekanntenkreis, wenn ich erzählt habe, wo mein nächstes Projekt stattfindet: „Wie, für den arbeitest du?“…

Ja, und das fand und finde ich irgendwie nicht ganz fair, und nicht daß ich jetzt das Gefühl habe, mich dafür irgendwie rechtfertigen zu müssen, aber erklären möchte bzw. muß ich mich dann vielleicht wenigstens ein bißchen, denn einen gewissen Anspruch hatte ich ja schon immer an meinen eigenen Blog, und sei er in seiner Form noch so unzeitgemäß. Also, Leute, die Welt ist eine Google, mir obliegt es mit absoluter Sicherheit nicht, die ganze Thematik hier jetzt in eigenen Worten für euch darzulegen, geschweige denn vor laufender Kamera zu bewerten. Trotzdem natürlich ganz kurz ein paar Zeilen dazu, denn wie gesagt, hätte ich keine eigene Meinung kund zu tun, bräuchte ich diesen Blog noch weniger als ohnehin schon.

Fynn und seine in diesem Fall verantwortlichen Mitstreiter (und das sind eben nicht die Leute im Kliemannsland!) haben da seinerzeit auf jeden Fall Scheiße gebaut, gar keine Frage. Und ich will das mit Sicherheit auch nicht kleinreden, sondern finde es einfach nur einen weiteren äußerst passenden Beweis dafür, daß Erfolg und Geld blind machen (können), und ohne Frage auch gierig. Trotzdem bin ich der Meinung, daß jemand, der einfach was geschissen und zuvor schon so viele geile Dinge ins Leben gerufen und verwirklicht hat – und das Kliemannsland als solches steht dabei ganz klar ganz oben auf der Liste! – sich so einen “Ausrutscher“ vielleicht mal erlauben können darf, und sei er noch so unverschämt und vor allem unangebracht. Und blabla, was da nicht alles ist, war oder gewesen sein soll, für mich steht das alles jedenfalls nicht immer im gleichen Verhältnis zu anderen Taten . Wir sollten dabei nicht vergessen, daß 80% der Menschheit totlangweilig ist und im Großen und Ganzen im Leben nichts anderes auf die Beine stellt, als sich fortzupflanzen. Was wäre die Welt ohne Menschen und Künstler wie Fynn Kliemann, ein besserer Ort?

Und es ist – wie in diesem Fall mal wieder deutlich wird, wie ich finde – eine dieser schlechten typisch menschlichen Eigenschaften. Sich nämlich eben immer nur an die negativen Dinge zu erinnern und diesen auch mehr Gewicht zu geben als den Guten, die in der Regel auch dazugehören. Das kann mitunter dann auch unfaire Formen annehmen und diese Formulierung ist beim zu Recht sehr empfindlichen Thema ‚Fair Trade‘ vielleicht gerade nicht angebracht. Aber ey, wer sowas wie Sittenpolizei benötigt, kann es ja mal bei den PC-Nazis aus der Autonomen Szene versuchen, die wissen ja gerade heutzutage alles besser und sind dementsprechend unantastbar, zumindest wenn es nach ihnen geht.

Um das abzuschließen, kann ich wohl behaupten, nachdem ich nun knapp zwei Monate vor Ort im Dienste des Herrn Kliemann stand und mir in seinem kleinen Land einen ganz persönlichen Eindruck machen konnte, daß er seine gerechte Strafe auf jeden Fall bekommen hat und der gesamte Betrieb auch immer noch darunter leidet. Denn gerade in seiner “Branche“ als medienwirksamer Tausendsassa und Jungunternehmer, der er damit geworden ist, ist nichts schlimmer als so ein derartiger Image-Schaden, wie Fynn Kliemann ihn vor anderthalb Jahren erlitten hat. Von dem ziemlich langen Rattenschwanz, der da in wirtschaftlicher Form mit aufgelösten Sponsorverträgen und Kollaborationen dran hing und eben in dieser üppigen Form nicht mehr hängt, ganz zu schweigen. Kommt nicht nach jedem steilen Aufstieg früher oder später oft auch irgendeine Art von ein Fall!? Ist das nicht so eine Art ungeschriebenes globales Gesetz, wenn es um Ruhm und Ehre geht? Vielleicht nicht für alle, aber irgendwie doch für ganz schön viele, oder!? Der einzige Mensch, der alles in seinem Leben richtig gemacht haben soll, war Jesus, und den hat es angeblich gar nicht gegeben, ätschibätschi…

Wie auch immer, mir ist die Thematik dann jetzt doch nicht so wichtig, da ewig länger drauf rumzureiten, weil ich persönlich euch sonst nichts Schlechtes über das Kliemannsland oder seinen Schöpfer berichten kann, eher im Gegenteil. Und wahrscheinlich muß ich euch erstmal kurz erzählen, wie ich da überhaupt gelandet bin, im Kliemannsland, und wie ich Fynn seinerzeit kennengelernt habe. Dafür hätte es nämlich keinen skurrileren Ort geben können als Qudsaya, ein Vorort von Damaskus, der Haupstadt des kriegs- und diktaturgebeultelten Syriens. Dort sollte ich nämlich vor sechs Jahren mein drittes Skate-Aid Projekt durchführen und mit ein paar Leuten den ersten Skatepark des Landes bauen, und wenn ich nur daran zurückdenke – wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, ein paar der krassesten und intensivsten Wochen meines Lebens – hätte ich direkt Lust, euch ausführlicher davon zu erzählen, denn damals gab es ja diesen Blog noch nicht. Aber das würde dann wohl hier gerade ein bißchen den Rahmen sprengen und glaubt mir, ich würde tatsächlich nichts lieber tun, als endlich diesen blöden Baustellen Lebewohl zu sagen und nur noch Bücher zu schreiben. Nur davon kann ich grad nicht leben und erst recht keine Schulden abbezahlen.

Jedenfalls hieß es damals halt schon in der Vororganisation zu dem Projekt, es würde uns da so ein neuer pfiffiger Youtuber besuchen, der sich eine große Fangemeinde mit lustigen Heimwerkervideos gemacht hatte, und uns hoffentlich entsprechend medienwirksam zwei Tage auf der Baustelle aushelfen sollte, denn Skate-Aid braucht für die ganzen benötigten Spenden natürlich auch immer ordentlich Publicity. Naja, und da ich mit diesem ganzen neumodischen Scheiß der jungen Leute auch schon damals überhaupt nichts anfangen konnte und vor allem eine tief verwurzelte Abneigung gegen das Wort ‚Influencer‘ und all das, wofür es steht, habe, hab` ich mir dann äußerst skeptisch auch ein paar von Fynns Videos angeguckt, u.a. natürlich ganz passend das, wo er mit seinen Freunden seine erste Miniramp baut. Und bei aller anfänglichen Skepsis kam ich dann doch schnell zu der Meinung, daß der Gute ohne Frage Unterhaltungstalent hat und in unseren neumodischen Zeiten vermutlich auch sowas wie eine Daseinsberechtigung. Zumindest wirkte er ohne Frage wie einer von den herzlich Guten und dieses Image heftete ihn dann ja auch jahrelang an.

Wie geil ist bitte eine Stretchlimo zum Campen!?…

Ich fand es natürlich ein bißchen schade bis scheiße, daß er dann letztendlich für nur zwei Nächte extra eingeflogen wurde – die Anreise nach Syrien über Beirut ist nicht ganz unkompliziert, wie ihr euch vielleicht denken könnt. Genau wie Titus selbst, der sich ja zu jeder Skate-Aid Skateparkeröffnung immer extra einfliegen läßt. Aber das läßt er sich dann halt auch nicht nehmen und das kann man ihm wohl irgendwie auch nicht nehmen nach allem, was er für Skateboarding getan hat, Außerdem verbindet er das dann meistens gerne auch mit Urlaub, in Syrien natürlich eher weniger, aber ja, Titus ist Blutsbruder, der hat wie ich und Fynn Kliemann einen positiven Dachschaden. Dummerweise konnte Fynn uns in Qudsaya auf der Baustelle nicht mehr großartig unter die Arme greifen, weil wir mehr oder weniger schon fertig waren (und zwar fix und foxi), aber ich sollte schnell lernen, daß er nicht nur Skater, sondern auch alter BOARDSTEIN LESER war (Originalzitat: „Ich hab` das geliebt!“).

Fynn auf dem Schrottplatz-Teil seines Spielplatzes…

Und klar, irgendwie nicht verwunderlich, jemand der/die damals in der Pubertät mit BOARDSTEIN groß geworden ist, kann auch schon mal ungewöhnliche Wege im Leben einschlagen und damit durchaus erfolgreich sein. Ich mein`, wir sind auch 23 Jahre danach einfach ein krasses Magazin gewesen, welches eben auch Leben verändert hat, das ist mir unzählige Male, oftmals betrunken, “gebeichtet“ oder in Leserbriefen und Emails geschrieben worden und passiert auch heute noch ein-, zweimal im Jahr. Ich weiß, schreibe ich alle zwei Jahre hier auf diesem Blog, aber könnt ihr euch vorstellen, wie verdammt gut sich sowas anfühlt!? Danke an die euch! (schneuz)…

Jedenfalls haben Fynn und ich damals in Qudsaya letztendlich nur ein paar kurze Sätze gewechselt, ganz anders mein Kumpel Felix, der sich schnell mit ihm angefreundet und später dann auch einige Zeit im Kliemannsland verbracht hat. Der hatte mich dann auch weiterempfohlen und vermittelt, als es dort vor über zwei Jahren hieß, das Kliemannsland brauche jetzt endlich einen eigenen kleinen Skatepark, und Fynn sich deswegen das erste Mal bei mir meldete. Wir peilten das Ganze dann für den darauf folgenden Sommer an, nur leider kam dann ja im Mai letzten Jahres eben die Krise, von der ich durch meine Fiehl`sche Gleichgültigkeit gegenüber Social Media und Co.überhaupt erst was mitbekam, als Felix mir mal so nebenbei davon erzählte. Somit wurde das ganze Vorhaben vorerst nochmal auf Eis gelegt und als ich Fynn dann von meiner Asienreise in diesem Frühjahr aus anmailte, was denn nun mit dem Projekt sei, weil ich ja nach der Reise dringendst Arbeit benötigte, meinte er, er würde das gerne für Spätsommer anpeilen.

Eine der Hauptattraktionen im Kliemannsland, die man immer wieder rattern hört, eine Fahrrad-angetriebene Achterbahn `80er Jahre Ostblock-Style…

Ja, und irgendwie stand er dann Mitte August während der iPunkt Baustelle eines Mittwochabends bei der Eröffnung des neuen Mantis Stores auf einmal vor mir und meinte, von ihm aus könne es gerne demnächst bald losgehen. So verblieben wir, daß ich mir demnächst mal vor Ort im Kliemannsland das entsprechende Gelände angucken würde, denn theoretisch hatte ich nach dem iPunkt Ding Zeit dafür, weil für das angestrebte Projekt danach (welches mal im Juli starten sollte, oh, mein schönes Deutschland) zu dem Zeitpunkt noch nicht mal die Ausschreibung raus war. So fuhr ich dann den Sonntagnachmittag während unserer Betonwoche in Hamburg mit Kollege Jacob – der noch mehr als sonst an dem Projekt interessiert war, weil er wohl sowas wie ein ‚Follower‘ ist – mit dem tollen Metronom die 50 Minuten Richtung Bremen bis Scheeßel, wo Fynn uns abholen wollte, was er dann auch tat. (Fun Fact dazu – Mitte/Ende der `90er waren wir mit der Green Smiley Crew und dem A-Team aus Nordangeln ein paar Mal auf dem Hurricane Festival bei Scheeßel, damals bevor das Spektakel zu einer Abi-Party wurde. Ich könnte schwören, ein Jahr bin ich mit Teena Erzählt von Hamburg aus mit Zug dahin gefahren, mal ins Tagebuch gucken…)

Nach 20 Minuten Autofahrt von Scheeßel durch absolute nordniedersächsische Pampa, landet man dann in dem kleinen und extremst unspektakulären Dorf Rüspel, wo sich das Kliemannsland, gegenüber von den zwei(!) Sportplätzen und der Freiwilligen Feuerwehr befindet. Und was Leben auf dem Land angeht, bin ich ja von zu Hause aus Nordangeln einiges gewohnt, aber da in der Gegend will ich echt nicht tot über`n Zaun hängen, da will ich nicht mal Zaun sein. Total Wendland-Charakter, nur plattes Land mit Wäldern und Feldern und die Leute hängen sich die Auszeichnungen vom Schützenfest neben die Haustür (Kein Diss jetzt, mach` ich auch!)…

Konkurrenz beim Nachbarn um die Ecke…

Fynn gab uns dann eine kleine Führung durch sein Reich – welches dort so gar nicht hinpaßt, aber irgendwie dann eben doch – und im Gegensatz zu Jacob war das in der Form für mich alles ziemlich Neuland. Ich hatte damals durch Felix mal kurz auf`m Handy (wo auch sonst?) ein bißchen davon geahnt, aber mich nun zur weiteren Recherche auf die Doku ‚100.000 – Alles was ich nie wollte‘ beschränkt, die ich mir mal abends mit der ollen Olga angeguckt habe, nachdem ich wußte, daß ich bald da arbeiten würde (okay, ein bißchen zu der Skandalgeschichte habe ich auch im Netz gelesen, investigativer Journalismus in einem freien Land, bild` dir deine Meinung!). Somit war ich dann doch recht beeindruckt und hier und da sogar fast neidisch, was Fynn und seine unzähligen MitstreiterInnen da im Laufe der Jahre so aufgebaut und zusammengewerkelt hatten, auch wenn mensch dem Ganzen ansehen konnte, daß es alles schon bessere Zeiten gesehen hatte.

Fynn meinte dann vor Ort auch selbst, sie müßten sich jetzt im Kliemannsland mal auf Dinge konzentrieren, die bleiben und Bestand haben (und vielleicht ein bißchen Sinn machen), und da ist so ein Betonskatepark natürlich genau das Richtige. Selbstredend wollte er den Skatepark gerne ein bißchen abgefahren haben mit dem ein oder anderen Hingucker, wegen dem Skater die Reise dorthin antreten würden, und genau dafür bin ich ja wohl ohne Frage der Richtige. Und ja, auf dem Gelände stand und steht auch ganz schön viel “Schrott“ rum, den man abgefahren in einen Skatepark einbauen konnte, u.a. ein alter DDR-Kran aus den `70er(?) Jahren, insgesamt wohl nur sieben Mal hergestellt und vielleicht der letzte seiner Art.

Wir checkten bei unserem ersten Rundgang mal, was sich wohl alles so in den Skatepark einbauen ließe…

Der Kran stand ziemlich genau da im Weg, wo der Skatepark hingebaut werden sollte, und als ich Fynn fragte, ob man den Kran bewegen und mit einbauen könne, meinte er sofort, da hätte er auch schon dran gedacht. Spätestens da machte es Bing und mir und Jacob war klar, daß wir unbedingt volle Pulle Bock auf dieses Projekt hatten und dort was schön Abgefahrenes hinzaubern würden. Denn außerdem gab es dort eine schicke Holzbrücke und Fynn hatte Bock auf so `ne kleine Fläche mit ein paar Standardsachen auch für Anfänger und daneben/drumherum irgendwas Pumptrack-mäßiges. Meiner einer wollte schon immer mal in einem Skatepark etwas zum ‚Drunterdurchfahren‘ bauen, was bei normalen, um nicht zu sagen öffentlichen, Projekten logischerweise äußerst schwierig zu realisieren ist. Voilá, c`est la vie!

Ebenso gab es die Idee, Autos in einen Skatepark einzubauen, schon lange, zumindest in meinem Kopf. Denn vor knapp zehn Jahren gab es in Flensburg mal ein besetztes Gelände, die Luftschloßfabrik, wo wir mit einem Miniramp-Jam im Winter angefangen hatten, Geld für einen D.I.Y.-Bowl dort zu sammeln. Leider war das dann tatsächlich die letzte Veranstaltung in der Luftschloßfabrik, denn ein paar Tage später wurde diese geräumt. Aber es gab schon damals die Idee, dort einen Bowl zu bauen, für den wir statt Erdaushub Schrottautos nehmen wollten, welche wir dann so verbauen wollten, daß mensch eben teilweise da drin sitzen und durch irgendwie Plexiglas-geschützte Scheiben in den Bowl gucken kann. Keine Ahnung, ob es außerhalb von Skatopia so etwas schon gibt, aber innovatives Skatepark-Design liegt mir nun mal seither am Herzen, und Recycling sowieso, habt ihr hier schon mal vorher von gelesen, woll!?.

Aber nicht nur von den kreativen Umständen her klang das alles nach einer 1A-Baustelle, sondern vor allem auch von den praktischen. Denn wir würden vor Ort in kleinen Holzhütten wohnen können, Verpflegung sei mehr oder weniger auch garantiert, da es dort ja ein kleines Café gibt, und Werkzeug und Material war quasi auch alles vorhanden, da auf dem gesamten Hof eben seit jeher viel gewerkelt wird und auch ein paar Festangestellte übrig geblieben sind, die mit anpacken konnten, sollten und wollten. Klang irgendwie alles zu schön, um wahr zu sein, und nachdem wir lässig ein paar Zahlen hin- und hergeschoben hatten, gab es einen Handschlag und ich war mir sicher, daß wir da für einen Spottpreis was Geiles hinzaubern und gleichzeitig Jacob, ich und alle Betonhelfer einen anständigen Lohn dabei verdienen konnten. Sagen wir mal so, wir beide waren auf der Rückfahrt nach Hamburg hochmotiviert und sollten das die kommenden Wochen auch bleiben.

In diesem Hüttendorf würden wir hausen, fast wie in Thailand…

Los ging es dann letztendlich Ende September, ich hatte ja letztes Mal (vor einer halben Ewigkeit!) berichtet, daß ich nach unserer ersten Session im neuen iPunkt Park am Mittwoch den 27. etwas lädiert von meinen 10-Stufen-Ollies dort von Torben und Maurice abgeholt worden war. Und als ich abends im Kliemannsland ankam, sah das ganze Gelände noch genauso aus wie bei unserem Besuch dreieinhalb Wochen davor. Also die vier Überseecontainer standen da noch gestapelt rum, ebenso wie die profilaktisch zusammengeschweißte Stahlwand vor dem Hügel, der einmal die große Bank werden sollte. Fynn hatte garantiert, das wäre bis Baubeginn alles weggeräumt und abgebaut, da dachte ich mir wie auf so vielen Baustellen zuvor schon ‚Das kann ja wieder was werden hier’… Aber es hatte sich von den Jungs vor Ort einfach noch niemand darum gekümmert, weil Fynn Kliemann eben auch reichlich andere Baustellen am Laufen hat, wo seine Leute gebraucht werden. Am nächsten Tag wurde ich dann zum ersten Mal Zeuge, wie schnell da was gehen kann, wenn sich das Team zusammenrauft und ranmacht. Zack – waren die Container wegbewegt, zack – war die Wand weg, zack – war der Minibagger da, der mir versprochen worden war.

Jetzt mußte nur noch der olle Kran wegbewegt und in Position gebracht werden, das ging dann leider nicht so zack und stellte sich über zwei Wochen als echte Herausforderung raus, weil die Bremsen einfach fest saßen und das gute Stück – eben was für Liebhaber – sich nicht einen Millimeter bewegen ließ. Da benötigte es schon einen echten Baggerexperten, um das Problem zu lösen, ich frage mich nur, warum ihr den nicht schon vorher gerufen habt, Männers!?

Egal, das Ding ist fett und stand dann irgendwann in Position und die ersten drei Wochen war ich erstmal ganz alleine zugange, weil Jacob noch in Wien auf Maloche war, und der Rest der Belegschaft eben ständig auf oder mit anderen Baustellen unterwegs. So hab` ich dann viel Zeit in Bagger und Radlader verbracht, gerade weil wir wegen der krassen Regenphasen zwischendurch auch noch Schotter verteilen mußten, um nicht komplett in unserem eigens angelegten Treibsandschlamm zu versinken. (Fun Fact – Jonas war seinerzeit für die Social Media-Belange des Kliemannslands zuständig und fühlt sich hinter der Kamera definitiv wohler. Küßchen nach Wien an dieser Stelle!)

Und apropos Regen, verdammt, das einzige Wochenende, welches ich im Kliemannsland verbracht habe, war natürlich jenes, als in meiner Heimat die Jahrhundertflut vor meiner Haustür hereinbrach. Also in Nordniedersächischen war ja auch ordentlich Sturm und Regen, aber das bei uns zu Hause Sodom und Gomorra vorgeflogen waren, wurde mir erst bewußt, als mich am Sonntag drei (echte!) Freunde anriefen und fragten, ob bei uns zu Hause alles in Ordnung sei. Da mußte ich selbst erstmal Herrchen anrufen und nachfragen, aber bis auf einen entwurzelten Baum im Garten (gab`s so allerdings auch noch nie) war alles gut, wir wohnen ja auch relativ hoch über einen halben Kilometer von der Steilküste entfernt. Aber fragt mal nicht, was so in meiner Nachbarschaft und Heimat passiert ist, holla, die Waldfee! Und so pervers es klingt, aber da wäre ich als echtes Küstenkind dann doch gerne dabei gewesen… Ja, Mann, diese Naturgewalten meiner geliebten Ostsee hätte ich gerne live vor meiner Haustür und in meiner Hütte gesehen und erlebt. Amen.

Aber zurück ins Kliemannsland, und da angekommen will ich euch gar nicht mit großartigen Details vom Bau nerven, dem launisch abwechslungsreichen Wetter der heutigen Zeit entsprechend hatten wir da auch ein paar sehr schöne goldene Herbsttage, an denen wir im T-Shirt arbeiten konnten, aber eben auch reichlich Regen, der unsere Baustelle halt zweimal für ein paar Tage in eine brutale Schlammwüste verwandelte. Auf jeden Fall war es die richtige Entscheidung, daß wir, anders als üblich, das Flat zuerst betoniert haben, damit waren wir für den Rest der Baustelle jedenfalls auf der sicheren Seite und vor allem trockenen Fußes. Das werde ich auf meiner nächsten Baustelle, die jetzt bald anfängt, auf jeden Fall genauso machen, ist für Winterbaustellen nicht ganz blöd.

Die erste Flat-Schicht…
… ging bis vier Uhr morgens…

Naja, und wie sich das für ein gepflegtes D.I.Y.-Projekt gehört, entstand das endgültige Design natürlich erst beim Bauen. Ich hatte Fynn nach unserem ersten Treffen letztendlich bloß eine kriggelige Bleistiftzeichnung geschickt, mit der er bis auf zwei, drei Anmerkungen vollkommen zufrieden war. Er wollte das dann nochmal seinem alten Homie Lennie Burmeister schicken, aber der hatte auch nichts Konstruktives mehr anzumelden. Warum auch? Yamato kocht auch nur mit kaltem Wasser, höhö…

Dazu sollte noch erwähnt werden, daß Fynn ausgerechnet in den ersten drei Wochen, wo natürlich durch die Erdarbeiten die entscheidenen Dinge fürs Design eben entschieden werden, tatsächlich ausnahmsweise mal im Urlaub und somit nicht vor Ort war. Und als er dann wieder da war, wurde auch recht schnell final entschieden, daß der Pumptrack so mit dem unter der Brücke durchfahren nicht funktionieren würde, weil die Brücke an der Stelle einfach zu niedrig war und wir außerdem eine sehr breite freistehende(!) Gegenkurve hätten bauen müssen, da dahinter Teile der vollbiologischen Umwälzungsanlage des ortsanässigen Teiches liegen, die komplett unbescholten bleiben mußten.

Kurzum, das hätte alles nicht so richtig funktioniert und da der Skatepark und seine Fahrbarkeit letztendlich absolute Priorität hatte, wurde einfach kurzerhand die Brücke – die in dieser Form wie fast alles von den außergewöhnlichen Schätzen auf diesem Hof irgendwowie umsonst bzw. äußerst kostengünstig abgestaubt worden war – abgebaut mit dem Plan, dort später irgendwie eine andere Klettergartenhängebrücke zu bauen.

Zack, ist die schöne Brücke weg…

Das wird im Kliemannsland auf jeden Fall sehr schnell klar und wurde während der Bauphase auch ausgesprochen deutlich, an wahnwitzigen bis (zugegebenermaßen größtenteils) genialen Ideen mangelt es Herrn Kliemann auch heute noch nicht, ob das alles dann auch mal in die Tat umgesetzt wird, soll die Zukunft zeigen, und wie genau andere es dann realisieren, interessiert Fynn (Codename ‚Häuptling‘) selbst in der Regel nicht wirklich. Er ist ohne Frage ein Macher, doch endgültig machen läßt er dann in der Regel andere, die auch halt was von der eigentlichen Materie verstehen, was ich überhaupt nicht schlimm finde. Und irgendwie funktioniert das im Kliemannsland alles, nur kommt mensch so natürlich auch mal in den Genuß von hier und da lecker Rückbau, und das ist natürlich für jeden Handwerker immer lästig. Für Künstler wie mich nicht ganz so schlimm, ich hab` da vollstes Verständnis, eine Skulptur kann mensch nur beschränkt planen (Stichwort ‚My mind is a garden‘)…

Naja, und zwischendurch mal ganz ehrlich, also wenn mensch den eigentlichen Hof, also die schönen und durchaus funktionellen Gebäude verläßt und so übers bzw. durchs Kliemannsland schlendert, könnte einen schon auch hier und da der Gedanke einer gewissen Dekadenz überkommen, denn in dem derzeitigen Zustand macht das alles leinen sehr kaputten und eher traurigen Eindruck. Es wirkt halt alles so ein bißchen von wegen ‚Hier war mal geil Party, aber die Party is` vorbei‘, anderseits aber auch von vorne bis hinten so ‚Alter, was hier noch alles gehen könnte!’….

So mag es wohl sein, denn seit der Krise fehlt einfach die WoManpower, das ganze Gelände zu hegen und zu pflegen, Instandsetzung ist ein anderes Thema. Aber momentan muß sich halt vor allem auf das konzentriert und ebenso in das investiert werden, was Geld einbringt, und das ist, wohl nicht nur was den Hof angeht, vor allem die Infrastruktur und weniger das ganze Drumherum. Und das muß mensch dem Kliemannsland wirklich lassen, da wird überall und ständig irgendwiewas gewuselt, wie wir hier oben in Norddeutschland sagen, da wird nicht nur geschnackt, sondern es passieren und entstehen dort wirklich tagtäglich Dinge, virtuell und/oder zum Anfassen, auf dem Hof ist tagsüber immer Bewegung und Veränderung.

Kurze Geschichte zu diesem Bild: Als ich eines Freitagnachmittags ins Wochenende abrückte, fand ich dieses Szenario vor, nachdem der Hof schon den ganzen Vormittag am Wuseln und Rumoren war. Da sollte am Samstag eine hundertköpfige Yoga-Gruppe aus der großen Stadt für einen “Erlebnisausflug“ ins Kliemannsland kommen und dabei u.a. mit Vorschlaghämmern diese drei unschuldigen schrottfreifen Kleinwagen zerkloppen. Sowas gibt`s nur und auch im Kliemannsland, Dekadenz-Therapie der westlichen Welt…

Geil ist auch, gerade in der dunkelfeuchtkalten Jahreszeit, wenn mensch nach getaner Arbeit in die Saune gehen kann, vor allem wenn es sich um so eine kuschelige “Großraumsauna“ handelt mit eigenem Teich daneben. Zwei Fass-Saunen zu einer macht, da gibbet natürlich auch einen ganzen Clip drüber und nur Kliemannsland blabla…

Und Nachhaltigkeit wird da auf jeden Fall auch groß geschrieben, ich mein`, die haben da zum Beispiel den großen Festsaal, der für Veranstaltungen gemietet werden kann und wird, und dann oben drauf für teuer Geld eine Anlage installiert, die die Wärme von den dort gefeierten Festen und Veranstaltungen speichert oder umleitet oder was. Fragt mich jetzt nicht, ich bin kein Ingineur, aber auch da gibt`s garantiert auf den entsprechenden Kanälen einen Clip zu! Es gibt da einfach ganz viele Sachen, die so als solche total geil sind, von dem extrem leckeren hausgemachten Essen im Café mal ganz abgesehen (Küßchen in die Küche!).

Ein verdammtes Bällebad…
Eine verdammte Fahrrad-betriebene Carrera-Bahn…
Und dada…

Es stehen da wirklich mehr als genug Sachen rum, die mensch irgendwie schon als Kind auch immer haben wollte, ich mein`, wir hätten zum Beispiel genauso andere Autos bzw. Vehikel in den Skatepark einbetonieren können, haben uns aber für den Volvo Kombi und den Smart entschieden. Warum?… Ey, Alter, darum!

Wo kannst du schon einen Oldschool-Volvo neben einen Smart einbetonieren? Das Kliemannsland ist auf jeden Fall für sowas zu haben und etwas für alle zwischen Genie und Wahnsinn. Zum Angucken und Erleben aber auch für alle, die weder das eine noch das andere jemals erfahren werden, also das ganz normale Bürgertum. Ein wirklich sehr spezieller Ort, der mit unserem extravaganten Skatepark sicher nicht unspezieller geworden ist.

Hatte ich schon erwähnt, daß Fynn zwischendurch, nachdem er in einem neuen Skateparkbuch gesehen hatte, daß es auch farbigen Beton gibt, noch auf den Tick gekommen war, den Skatepark oder zumindest Teile davon in Kliemannsland-Rosa zu betonieren? Für Beton gibt es ja bekanntlich farbige Pigmente, die mensch dann beim Bearbeiten einarbeiten kann, wenn mensch nicht direkt farbigen Beton vom Werk aus bestellt. Für Rosa gibt es nicht wirklich großartige Erfahrungswerte, wie ich schnell feststellen mußte, aber Fynn mag es gerne hellrosa und mit roten und weißen Pigmenten müßten sich ja eigentlich sowas mischen lassen. Also schnell hier und da bestellt und rangeschafft das Zeug, das war ihm dann auf einmal voll wichtig und da wurden dann auch keine Kosten für gescheut. Mir war jedenfalls sofort klar, daß das für uns deutlich Mehrarbeit bedeutete, denn mit Pigmenten zu arbeiten macht nicht wirklich Spaß, sieht aber zugegebenermaßen dafür hinterher in der Regel ziemlich gut aus. Und ja, Idee gehabt, Idee umgesetzt, genau das ist im Kliemannsland eben seit jeher Programm.

Wie gesagt, wie schnell dann die Brücke auf einmal abgebaut war oder am ersten Tag die Container weggeschafft, also wenn das Team zusammen anpackt, werden dort gerne mal nicht zu knapp Dinge bewegt, das ist zuweilen recht beeindruckend und verschafft mir persönlich Hoffnung, daß dieses kleine abgefahrene und einzigartige Paradies nicht nur bestehen bleibt, sondern vor allem dabei reift und gedeiht und mal seiner Bestimmung gerecht wird, wie immer die auch sein möge. Ich bin mir sicher, das weiß in seiner Endform nicht mal Fynn selbst, denn wie gesagt, diese kleine Utopie wächst und verändert sich eben nahezu täglich.

Das sieht mensch auch alleine daran, wie viele verschiedene Menschen ich in dieser dann doch relativ kurzen Zeit dort kennen gelernt habe, von denen einige schon seit drei Jahren und länger dort involviert sind, andere erst ein halbes Jahr und kürzer. Also auch personalmäßig fluktuiert es ganz gut im Kliemannsland, es ist ein Kommen und Gehen, ich und wir waren da überhaupt keine Ausnahme. Einmal schliefen eine Hütte neben mir zwei junge Mädels, die waren bis nach Rüspel getrampt (yeah!), um sich das Kliemannsland mal anzugucken und wollten dann im Dorf nach Übernachtungsmöglichkeiten fragen, wo klar war, daß die auch “bei uns“ unterkommen würden. Oder der kleine fünfzehnjährige Ausreißer aus Castrop-Rauxel, der uns kurz die Bullen auf den Hals gehetzt hat, obwohl seine Eltern (angeblich) wußten, wo er war. Paul der Zimmermann auf Walz fällt mir noch ein, der vorher Gewichtheben als Leistungssport gemacht hat, herrlich, ein Freakvolk vor dem Herrn von morgens bis abends.

Hauskater Günni ist eins der verschmusesten und verspieltesten Katzenviecher, die ich je knuddeln durfte. Er hat ein grünes und ein blaues Auge, hier das blaue durch Blitzlicht dezent rot, Backbord/Steuerbord-Style…
Geschwister wie Yin und Yang…

Jaja, gute Zeiten waren das und insgesamt lief letztendlich alles halbwegs reibungslos ab, Probleme gibt`s auf`m Bau immer und die werden gelöst, weil was nicht paßt, wir passend gemacht, aber sowas von! Daß wir gerade bei der Betonage ein paar längere Schichten zu absolvieren hätten, war uns in dieser Jahreszeit und bei dem kalt feuchtem Klima natürlich vorher schon klar gewesen. Wir haben dafür auch keine der vielen Überstunden berechnet, zumindest für mich Ehrensache bei so einem Projekt! Und wir schafften es dann auch tatsächlich, alles in sechs Betontagen zu flächenversiegeln, wobei der dreitägige Endspurt mit acht Leuten plus zwei lokale Helfer ausgesprochen sportlich war, vor allem weil wir ja die rosafarbenen Schweinepigmente mit einzuarbeiten hatten, was die Betonverarbeitung einfach deutlich nervenaufreibender und anstrengender macht. Insider – und davon gibt es diesbezüglich tatsächlich nicht allzu viele hier in Deutschland – wissen, wovon hier geredet wird.

Es war auf jeden Fall ziemlich surreal und wir fühlten uns beim Betonieren zumeist wie in einer Kaugummilandschaft und wurden dann irgendwann auch rosablind, wenn es denn sowas gibt. Zum Glück waren es nur drei Tage davon, die ersten drei Schichten hatten wir ja schon vorher und in herkömmlichen Grau betoniert. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie das dann alles nächstes Jahr im Frühling bei Sonnenschein aussieht, wenn es komplett ausgehärtet ist. Ob sich der Aufwand gelohnt haben wird? Vielleicht für drei, vier Jahre, danach wird von den rosa Pigmenten vermutlich nicht mehr viel zu sehen sein, nehmt das mal als betonerfahrene Ansage meinerseits.

Und apropos Veteranen, ganz krasse Scheiße eigentlich, muß ich auch noch erzählen, ist gerade nach meinem vorletzten Blog-Eintrag hier mehr als erwähnenswert (wartet, kommt gleich!). Jacob und ich hatten also, wie aus den Bilden deutlich werden könnte, im Vorfeld in drei Tagen folgendes betoniert: Am ersten zusammen mit Felix und Auslegerpumpe den Großteil des Flats, dann eine Woche später zu zweit plus Schubkarrenhilfen direkt aus dem Laster das Centerpiece und den Speedbump mit Curb, und an einem dritten wieder mit Auslegerpumpe, aber ohne Felix, doch dafür mit den inzwischen etwas eingearbeiteten Torben und Maik von Team Kliemannsland, das restliche Flat und den “Snakerun“ bis auf die obere Ebene hoch.

Somit hatte ich angepeilt – und das muß auf so einer Baustelle logistisch nun mal gut organisiert sein – daß wir den großen Rest, also letztendlich alles, was Rosa werden sollte, in drei Tagen mit Spritzbeton durchballern wollten. Und da meine beiden Pump-Connections Flo und Lele jeweils beide für die angepeilte Woche woanders gebucht waren und die gute alte Boogart Betonpompen aus Südholland viel zu viel Anfahrtkosten verschlungen hätte, bin ich tatsächlich mal ziemlich weit über meinen Schatten gesprungen und habe meinen alten Chef Matt von Minus-Ramps angeheuert, der letztendlich gleich um die Ecke wohnt und heutzutage auch gerne mal fremdpumpt, wenn man das so sagen darf. Früher hätte es sowas auf jeden Fall nicht gegeben, aber früher war auch nicht alles besser, wenn auch definitiv anders, doch das wissen nur die ganz alten Hasen, die auch live dabei gewesen sind. Krass, daß davon tatsächlich noch der ein oder andere steht und lebt… Matt und ich also nach über acht Jahren mehr oder weniger kompletter Funkstille das erste Mal wieder zusammen auf Bau, diesmal ich als Auftraggeber und Vorarbeiter, verrückte Welt es ist. Aber das Gras wurde schon lange gebeten, über die Sache zu wachsen… das Graaaas bitte!!!

Jetzt bin ich (mal wieder) kurz abgedriftet und würde damit dann auch gerne zumindest in sowas wie Richtung Ende kommen, aber wenn mensch so selten bloggt wie ich, muß mensch eben auch viel loswerden, das ist der reine Schriftsteller in mir. Fakt ist, ich war mit Bau mal wieder schneller als mit Blog, alles was wir jetzt noch brauchen, wären mal ein paar anständige Skatephotos aus unserem tollen Park, aber dafür fehlt uns gerade definitiv die Jahreszeit, auch wenn das Licht in dieser jetzigen ja ganz besonders aufregend sein kann, die Kulisse an sich ist ohnehin spektakulär. Was ich sagen will ist, ich würde dort schon gerne noch die ein oder andere Photosession mit ein paar richtig professionellen Skatern sehen, wenn nicht selbst organisieren. Ey, Skateboarding ist heutzutage so verrückt, es könnten Leute Tricks oben an dem Kran machen, gar keine Frage, Biker sowieso.

Und was geht bitte mit der Volvo/Smart-Kombo, Alter, was für krank geile Scheiße haben wir da denn bitte gebaut!? Autos zum Drüberfahren und mit Drinsitzen und Rausgucken können, durchs Oberlicht!? Das ist in etwa so verrückt wie beim nächtlichen Warten zum weiteren Beton glätten ein Curb in der Straßenbahn zu skaten, die Fynn mal von der Stadt Freiburg abgestaubt hat und die in einer aufwendigen Prozedur (über welche es natürlich online eine entsprechende Doku gibt) von dort nach Rüspel transportiert wurde.

Straßenbahnskaten ist nicht so relaxt, wie es aussieht…

Also ich möchte doch bitten, daß ich diesen Skatepark irgendwiewowann nochmal auf dem Titelbild eines der letzten übrig gebliebenen Magazine sehen werde, kranke bis geniale Photomöglichkeiten gibt es da auf jeden Fall mehr als genug. Sehr gelungen finde ich übrigens auch das kleine Centerpiece, wo ich mich frage, warum ich das in dieser Form nicht schon mal woanders gesehen (habe ich?) oder gar selbst gebaut habe.

Voll die logische Idee, halber Vulcano und halbe Pyramide in einem, also ab mindestens dreimal so groß wird das Ganze wahrscheinlich erst richtig interessant, aber soviel Platz hatten wir da ja nun nicht zur Verfügung und es sollte ja auch ein bißchen Anfänger-Gespiele geben. Wenn`s hoch kommt, ist das betonierte Areal 400 Quadratmeter groß, und insgesamt ein bißchen größer geworden als geplant, leider auch ein bißchen teurer. Das liegt ganz genau daran, daß wir bei unserer halbherzigen Milchmädchenrechnung damals die Pumpe(n) nicht einkalkuliert hatten hatten und insgesamt 15 Kubikmeter Beton mehr verbraucht haben als geplant, und dieser war dann auch noch deutlich teurer als geahnt (das mußte ich jetzt nochmal für mich und meine Akten festhalten).

Was soll ich noch groß sagen, objektiv betrachtet haben wir da wirklich innerhalb kürzester Zeit mal wieder ordentlich abgeliefert, wie immer Professional D.I.Y. from the allerfinest! Somit hatten wir schon Anfang November einen weiteren fertigen Skatepark im Nacken, und zwar wieder einen, der`s in sich hat und so individuell wie auch praktisch daher kommt. Das Ganze ist ziemlich einzigartig geworden und dann auch noch in einem sehr einzigartigen Ambiente, also ohne Frage mehr als einen Besuch wert, aber sowas von! Ich bin echt gespannt, was man da noch alles zu sehen bekommen wird…

Großes Danke an genau dieser Stelle dann nochmal an Team Beton, welches diesmal bestand aus Jacob, Felix, Linus, Daniel, Stephan, Jenne, Zoran und Matt! Danke ebenso an Torben und Maik für viel Hilfe und geilste Verpflegung! Dickste Küßchen an die olle Olga fürs Werkzeug und Skatepark schrubben und Dank und Gruß auch an all die lieben Leute im Kliemannsland für Gastfreundschaft und allgemeines Geilsein, vornehmlich Jonas, Dennis, Johnny, Waldo, Tobi, Ayub, Maurice, Joel, Saskia, Antje, Franzi und natürlich the man himself, Mr. Fynn Kliemann!

Epilog…

An meinem letzten Abend – den Tag davor hatten wir noch das letzte große Piece betoniert und danach waren alle Helfer nach Hause gefahren – sollte sich nachmittags beim Aufräumen abzeichnen, daß es wohl den Rest des Tages trocken bleiben würde und Torben und ich eventuell tatsächlich noch die Chance bekommen sollten, die ersten Runden durch den Park zu drehen. Diese ersten Sessions sind zwar oftmals müßig, weil man in der Regel total überarbeitet und müde ist, der Körper voll im Arsch und der Park dafür schön staubig und rutschig – glaubt mir, nach über hundert gebauten Skateparks ist die Euphorie diesbezüglich nicht mehr so hoch wie vor 15 Jahren noch. Aber diese Kreation meinerseits wollte ich doch schon gerne vor`m Abrücken wenigstens einmal kurz ausgetestet haben, war ich doch noch nie in meinem Leben über einbetonierte Autos gerollt…

Zitat von Linus zu Olga: „Olga, du kennst dich doch mit Putzen aus…“

Mein Fazit nach der ersten etwas verkrampften Session ist auf jeden Fall, daß das Ganze als solches, also wenn mensch es als Gesamtkunstwerk skaten und genießen will, auf jeden Fall eher was für Fortgeschrittene ist, hat mich insgesamt so ein bißchen an den Flora Bowl erinnert, eng, schnell und steil. Der Heilige Gral dürfte auf jeden Fall darin bestehen, das Rainbow-Rail ganz oben von rechts nach links zu grinden, den Schwung dafür durch den Pumptrack kriegen nur echte Tranny-Cracks generiert. Naja, und daß Tricks hinten am Gegengewicht vom Kran easy abgehen, hatte Jacob schon am Tag vorher bewiesen, als die Quarter dahinter mal gerade 24 Stunden alt war. Da hatte er es sich nämlich nicht nehmen lassen, während der Betonage – wir hatten nach jedem Arbeitsgang ja immer ein bißchen Zeit, wie das Anfang November nun mal so ist – das Ding zu entjungfern.

Das war ihm scheinbar unheimlich wichtig und, ja, ich hatte im letzten Monat bei ihm eine gewisse “Mediengeilheit“ kennenlernen dürfen, die mir so noch nicht bekannt gewesen war. Soll heißen, Jacob hatte echt immer Bock, Faxen für die Kamera zu machen, denn schließlich gab es eigentlich täglich die Baufortschritte auf Instagram Clips für die sogenannte “Community“ mitzuverfolgen. Er selbst hatte dann auch nach zwei Wochen oder so schon 60 neue “Follower“, yeah…

Follow him! Er weiß manchmal, wo`s lang geht…

Zu dem Spot läßt sich noch kurz sagen, daß es geiler wäre, wenn der Kran als solches, also ohne Gefährt drunter, noch 20° Grad nach links geschwenkt wäre, dann hätte mensch an dieser Stelle noch mehr und bessere Trickmöglichkeiten, gerade was Transfers angeht. Aber das Ding war eben leider schon länger außer Betrieb und läßt sich jetzt, wo wir es zum Teil einbetoniert haben, vermutlich nicht mehr so gut reparieren und reanimieren. Aber egal, Respekt, Digger Alter Jacob, nach nur sieben, acht Versuchen hatte er ohne jegliches Warmfahren den Fs Axle Stall Yank In eingetütet, da war ich nicht nur so baff wie nach seinem easy Layback Fs Rock an der Oververt-Ramp im Zevener Skatepark, sondern auch mal wieder ein bißchen neidisch auf so einen jungen Körper mit derartigen Transition-Skills.

Der neue Skatepark in Zeven am Jugendzentrum gebaut von Anker Rampen…
Wie zu erwarten semi-geil bis nicht gut…
Geilstes Obstacle und ausnahmsweise nachahmungswürdig dafür die Oververt-Quarter, hier von Jacob gedemütigt…
Ganz wichtig die Bären-Barriere Marke ‚Überflüssig und gefährlich‘ aus feinstem Edelstahl. Kostenpunkt samt Montage wahrscheinlich knapp 10.000,- Euro. Was vom Fachmann für Kenner…
Deutschlands absolut beschissenste Skateparks Teil 7855 geht an Zeven die Zweite…

Und eine echte Betonmaschine ist Jacob ja auch noch, ach was, ganz klar eine der besten, die ich kenne, wir sehen uns bald in Vögelsen, mein inzwischen alter Freund! Geil auch, daß Jacob und Dennis, der vor Ort vor allem für die Sparte ‚Metall‘ zuständig ist, sich schon vorher von einer Vatertagstour kannten, aus Kappeln an der Schlei, wo wiederum auch ich Abitur gemacht habe. Die Welt ist nicht nur eine Google, sondern auch ein Dorf, vor allem auf`m Land. Doppeldaumen hoch auch an Torben vom Team Kliemannsland, Vollbluthandwerker, Alleskönner und gute Seele vor dem Herrn, den ich nach den zwei Monaten echt ins Herz geschlossen habe und gerne mal wieder auf einer Baustelle dabei hätte, haste gehört, Kollege!?

Jacob bei seiner anderen Leidenschaft, dem Betonieren…
Torben lernt wie immer schnell…
Und zack – zeigt er Jacob wo`s lang geht…

Sowieso habe ich da im Kliemannsland nur nette und liebenswerte Menschen kennengelernt, die alle wenigstens eine Sache richtig gut können, aber in der Regel auch ganz viele mehr. Das war echt `ne schöne Zeit bei und mit euch! Und was das angeht, muß ich den krassesten Kracher jetzt ganz am Schluß erzählen, denn ich habe da im Kliemannsland auch den 20-jährigen Ayub aus Beirut kennengelernt, der dort ein Praktikum gemacht hat und insgesamt erst seit sieben Monaten in Deutschland war, vorher eine Zeit lang in Frankreich. Also wie krass gut der nach sieben Monaten schon Deutsch sprechen konnte (Englisch und Französisch konnte er ebenso gut), hat mich jeden Tag wieder aufs Neue erstaunt, er war ein durchweg aufgewecktes Kerlchen, bißchen Handy-Junkie, aber wer will`s ihm verdenken? Und wovon ich dann an meinem letzten Abend, als wir eben zum ersten Mal den neuen Park skateten, nach 35 Jahren Skateboarding Zeuge werden durfte, kann ich bis heute noch nicht so ganz glauben…

Der gute Torben – selbst erst seit ein paar Jahren auf dem Skateboard unterwegs – hatte für Ayub aus altem Stuff ein Board zusammengeschraubt, damit der dieses Skateboarding mal ausprobieren könne, sobald der Park fertig war, wie mensch das als echter Skater für einen Kollegen halt so macht. Ja, und dann war es an diesem Donnerstagnachmittag eben soweit, daß wir wirklich rollen konnten, und Torben meinte dann irgendwann zu Ayub ‚Du holst jetzt auch dein Board!‘. Und dann ging es los, wir zeigten ihm, wie er auf dem Stuntwood zu stehen hat (es ist ein Goofy!) und Ayub zeigte keinerlei Respekt vor seinem neuen Spiekzeug und gab von Anfang an Vollgas. Als wir ihm dann nach ein paar halsbrecherischen Versuchen und Bails, bei denen er wie durch ein Wunder nicht ernsthaft zu Schaden kam, dann doch klarmachen konnten, daß er für echte Boardkontrolle die Füße halt kurz hinter die jeweils oberen Achsenschrauben stellen muß (und den vorderen dabei eben leicht schräg), konnte er unheimlich schnell sicher geradeaus und die ersten Kurven rollen. Aber wie bei seinen Deutschkenntnissen, die seiner Meinung nach schneller besseren Fortschritt benötigen, wollte Ayub, ausgestattet mit Puma Laufschuhen, sofort mehr, und so zeigten wir ihm sodann die ersten Basics. Dazu muß man unbedingt sagen, daß es inzwischen dunkel war und wir ihm das Ganze quasi im Scheinwerferlicht (es gibt da zwei große Flutlichter auf dem Gelände, die auch sehr hilfreich während der Bauphase waren) beibrachten.

Als erstes wollte er die Bank rauf und fakie wieder runter fahren lernen, das schaffte er bereits nach zehn Versuchen, dann wollte er anschließend Fakie Revert dazu. Danach zeigten wir ihm, wie man aufs Board springt und Anlauf nimmt, weil schneller schneller wollte er auch immer, und zum Schluß zeigten wir ihm noch Backside Kickturn… Aaaaaalter, wenn ich nicht selbst dabei gewesen wäre, würde ich das echt nicht glauben, aber nach nur einer Dreiviertelstunde konnte er quasi alle vier Tricks halbwegs sicher und fing an, die ersten Lines zu fahren, da machte er auch gar keinen Unterschied mehr, ob das an der beleuchteten Bank oder der Quarter im Schatten war. Nach einer Drei-viertel-stunde hatte er das Wichtigste kapiert und im Fuß!!!

Also echt, ich hab` viel zu oft Leute erlebt, die haben für diese Sachen jeweils Monate gebraucht, und konnte nicht glauben, was ich sah, da ich noch nie Zeuge davon geworden bin, wie so ein echtes Naturtalent quasi aus seiner Schale schlüpft, und ich sofort wußte, daß das etwas ganz besonderes war und ist. Vor allem weil Ayub sich dabei nicht einmal richtig weh getan zu haben scheint, zumindest hat er sich absolut nichts anmerken lassen und hat immer fröhlich weitergemacht. Mir schossen echt mal wieder kurz die Tränen in die Backen, daß ich das miterleben durfte und das alles in meinem/unseren nagelneuen Skatepark passierte (ich krieg beim Schreiben dieser Worte schon wieder ganz glasige Augen). Ebenso mußte ich ständig an meinen Freund Karaam in Beirut denken, der damals in Syrien dabei gewesen ist, und irgendwie war das Leben kurz mal wieder schön. Ayub, Habibi, ich kann dir nur raten, das Skateboard zu deinem neuen Begleiter zu machen! Denn dann fährst du in ein paar Jahren zur Olympiade für Team Libanon und nebenbei wirst du die beste Brut von Menschen dieses Planeten und damit deine neue Familie kennenlernen, nämlich Skateboarder!…

This one`s for my brother Mike from Concrete Flow! Much love to Belgium!

Obwohl, nein, das klingt viel zu pathetisch, also schalten wir nach all diesem schönen Kliemannsland und Hippie-Scheiß nochmal kurz live um in meine kalte crustige Hütte voll von traurigem Hass. Denn leider mußte ich in den letzten Jahren eindeutig zu oft feststellen, daß viel zu viele von denen, die sich heutzutage Skater schimpfen, nicht mehr im entferntesten was mit den Blutsbrüdern und der Familie zu tun haben, die mich selbst damals vor 35 Jahren so fasziniert, angezogen und aufgenommen hat. Nein, viele Skater heutzutage würde ich leider eher als dekadente und ignorante Vollidioten bezeichnen, die sich für etwas Besonderes halten, weil sie ja so toll rebellisch durchs Leben ziehen und Anhänger dieser so pädagogisch wertvollen Sportart sind. Einfach nur bitter daß ich sowas mal schreiben würde, aber nennt mir mal irgendwas auf dieser Welt, was gerade nicht kaputt geht!… Gibbet nicht wirklich, oder!?

Ach so, ja, ich bin eben nur ein verbitterter alter Sack, na gut, von mir aus. Aber dafür bin ich damals dabei gewesen – dem Himmel sei Dank – und wer keine Ahnung hat, hat einfach auch keine Meinung. Jedenfalls muß ich mir mal ernsthaft Gedanken machen bzw. tue das verstärkt, ob dieser mein Blog so noch Sinn macht, denn dieses permanente Auskotzen geht mir selbst am meisten auf`n Sack, könnt ihr mir glauben. Aber da werde ich mit Sicherheit in diesem endzeitlichen Leben nicht mehr mit aufhören können, ganz im Gegenteil, mein Hass auf die Menschheit mit ihrer selbstzerstörerischen Ignoranz wird mit jedem Tag größer, nur muß ich das denn regelmäßig online mit anderen teilen? Ich hab` ja kaum noch Freunde wegen meiner ewigen Negativspirale, wie ich gerade erst letztes Wochenende in meiner Stadt mal wieder hautnah erleben durfte. Jedoch laufe ich dafür auch nicht blind in den Untergang, sondern bin mir wenigstens bewußt, daß Hoffnung heutzutage ein Seil ist, auf dem viele Narren tanzen…

So gesehen will ich mit meiner momentanen Motivations- und Hoffnunglosigkeit nicht ausschließen, daß dies hier passend zum Jahresende 2023 mein letzter Blog-Eintrag war und ist, und ich meine nicht für dieses Jahr, sondern für immer! Denn so richtig richtig macht das alles keinen Sinn und Spaß mehr für mich und für so viel Schrift ist doch nicht wirklich Platz in unserer schnelllebigen und entsprechend verlogenen virtuellen Welt, oder!? Lesen tut da und generell doch kaum ein Mensch mehr, dabei war es vor allem doch auch die Schrift, die uns soweit gebracht hat. Aber das scheint heute niemanden mehr zu interessieren, außer euch vielleicht, die ihr bis hier her gelesen habt. Ich sage selbst Schuld! Und danke, ey, danke danke…

Der BOARDSTEIN wünscht allen ein schönes Restjahr! Keine Ahnung, ob wir uns hier nochmal wiederlesen werden, fühlt sich gerade überhaupt nicht so an. Aber zur Not sehen wir uns in der Hölle wieder – ho, mein Taun-Taun, ho!

Zu oft vom BOARDSTEIN gefallen und kurz vor Tilt,
Arne

P.S.: Wie weiter oben schon erwähnt darf bzw. muß ich genau jetzt im tiefsten und dunkelsten Winter direkt die nächste Baustelle anfangen, weil in Deutschland alles nur noch in Zeitlupe abläuft, wenn überhaupt. Aber ich bin halt (nicht mehr so) jung und brauche (dringendst) das Geld, was für ein scheiß Leben eigentlich. Du arbeitest in erster Linie für den Staat, der damit krampfhaft ein perverses, lebenverachtendes, makaberes System am Laufen hält und dabei wie seit Urzeiten die Reichen immer reicher macht und werden läßt. Nichts anderes ist unsere Situation als Mensch, egal wo wir leben, und wie doof sind wir eigentlich, daß wir da immer noch mitmachen, während unser schöner Planet unter uns wegschmilzt? Weil die meisten Menschen dumm in genau dem Kopp sind, mit dem sie gerade Vollgas an die Wand fahren, ganz einfach. Sprach er und sprang lachend in seine Kreissäge…

P.P.S.: Vergeßt bitte nicht zu liken und zu sharen (kicher)…

2 Gedanken zu „KLIEMANNSLAND NIX ABGEBRANNT

  1. Vielen vielen Dank an das ganze Team für dieses wahnwitzige Projekt. Was du und ihr da in so kurzer Zeit auf die Beine betoniert habt ist einfach crazy. Lieb die Geschwindigkeit, das unkomplizierte Arbeiten und den Pragmatismus von nix zu einem der verrücktesten Skateparks die ich je gesehen habe. Da stecken wirklich so viele gute Ideen, jahrelange Erfahrung und Immer ne priese Beklopptheit drin Damit geht wirklich ein langer Wunsch in Erfüllung und wird hoffentlich lange Zeit viele Leute aufs Brett bringen und drauf halten. Danke für die ehrlichen Worte, deine direkte Art und die unzähligen Stunden Herzblut die ihr investiert habt. Hat Bock gemacht! Freu mich auf den Sommer und euch alle bei ner Session mit Grillen auf dem Hof!

  2. Hallo Arne,

    wir haben uns zwar schon sehr lange nicht mehr gesehen, aber durch das Lesen deines Blog´s blieb ich immer ein wenig im Geschehen oder auch an alte Zeiten erinnert. Es wäre schade wenn dieser verschwinden würde da mir das gelesene in dieser turbokapitalistischen, menschenverachtenden Zeit einen kleinen aber warmherzigen Ort bietet, wo man auf gleichgesinnte trifft. Weiterhin viel Erfolg beim bauen und planen von coolen Parks und lass den Kopf nicht hängen es wird auch wieder bessere Zeiten geben.

    Gruß aus HZW Micro

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