DJ BOARDSTEIN GOES D`ELMAR ABRISSPARTY

Moiners! Hier mal die neusten Kurznachrichten von der Westfront in Seignosse, und im Westen eigentlich nix Neues. Wir haben Donnerstag angefangen zu betonieren, aber da geh` ich dann im Laufe der Woche nochmal genauer drauf ein. Bemerkenswert ist, daß hier übes Wochenende nochmal kurz die Hölle los war, weil viel Partyvolk aus Spanien angereist ist, die haben da wohl irgendwie gerade Herbstferien oder sowas. Vielleicht waren das auch noch die Nachwehen vom Quiksilver Pro Surf Contest, von dem wir hier allerdings nicht viel mitbekommen haben, weil das Ganze jedes Jahr zwei Strände weiter stattfindet. Nun, man kann schon sagen, daß die Woche über nochml mehr Surfervolk unterwegs war, wir haben von unserer Baustelle ja auch alles im Blick, was sich Richtung Strand bewegt- Wahrscheinlich erfüllen wir da auch regelmäßig die Klischees im Sinne von notgeilen und chronisch untervögelten Montagebauarbeitern, die den heißen Surfer-Chicks auf die Ärsche gucken, naja, was soll`s, man ist ja auch nur Mensch…

Aber was ich jetzt eigentlich erzählen wollte, es hatte sich ja auch schon bei den Kommentaren auf Facebook abgezeichnet, daß niemand Geringeres als Elmar ‚Eumel‘ Schaible hier in der Nähe eine kleine Strandbar namens ‚D`Elmar‘ haben sollte, das war auch so das Letzte, was ich über ihn gehört hatte vor ein paar Jahren bei was für einer Situation auch immer. Wie sich nun herausstellen sollte, liegt genau diese Bar keine 500m von unserer Baustelle entfernt, gleich hinten am Parkplatz hinter den Dünen am Strand eben, wie es sich für eine Strandbar gehört. Unser Architekt Lao war da schon mal abgestiegen und mit Elmar ins Gespräch gekommen, dann fiehl der Name ‚BOARDSTEIN‘ und ein weiterer Kreis schloß sich. Somit war für mich klar, daß dieses Wochenende dort ein Pflichtbesuch anstand, und, wie sollte es anders sein, nachdem ich Donnerstag ein technisches Gespräch mit Lao auf der Baustelle hatte, fragte er mich zum Schluß, was ich denn fürs Wochenende geplant hätte und daß im D`Elmar quasi Abschiedsparty sein sollte, bevor der Schuppen für die Wintersaison geschlossen würde. Damit war mein ohnehin fest vorgenommener Pflichbesuch quasi besiegelt, und, wie sollte es anders sein, keine 20 Minuten nach diesem Gespräch, während ich grad so am Buddeln bin, fährt ein Pick-up an der Baustelle vorbei, hält an, und wer sitzt am Steuer!? Elmar natürlich. Also manchmal fließen diese Zufallsenergien aber auch…

Ich kann nicht wirklich sagen, daß ich Elmar besonders gut kenne, aber man war sich zu BOARDSTEIN ZEITEN, als er eher noch unter dem Namen Eumel bekannt war, zwei-, dreimal über den Weg gelaufen und letztendlich ist da sowas wie Blutsbrüderschaft vorhanden, er war ja nicht umsonst als Kötercobra auch Teil der Cobra Cabana. Vor allem skatete er aber auch für Consolidated (über Link Distribution aus Stuttgart) und war neben Alex Funk eigentlich der einzige aus dieser Stuttgarter Movie Mag-Szene, der mir richtig sympathisch war bzw. umgekehrt eben einfach BOARDSTEIN Sympathisant. Naja, und Elmar`s Skaten war eigentlich auch schon immer eher so Moshen und schnell und so, deswegen hatte er auch schon damals in einer der ersten BOARDSTEIN AUSGABEN ein Interview (müßt ihr mal wieder selbst recherchieren jetzt). Wie gesagt, dann hatte man irgendwie gehört, er sei für Volcom nach Südfrankreich verschwunden und hätte sich dort auch niedergelassen, was sich dann ja auch bestätigt hat.

Ich also gestern Abend passend zum Sonnenuntergang 15 Minuten Fußmarsch mit Mikey zum D`Elmar und das Ganze ist letztendlich wirlich nur eine kleine Bar, wo man an diesem paradiesischen Strand mit dem Nötigsten versorgt wird. Es hieß eigentlich Reste saufen und alles austrinken, allerdings war bis auf Wein gar nicht mehr wirklich was da, aber latte, die Atmosphäre war dafür unschlagbar. Denn Elmar hatte sich nicht lumpen lassen und Schlagzeug, ein bißchen Verstärkerzeug und diverse Instrumente inklusive Musiker an den Start gebracht und so waren wohl schon den ganzen Nachmittag Jam-Sessions am Laufen, wie auch in dem Moment, als wir das Areal erreichten. Und das waren keine Anfänger, allen voran Elmar am Schlagzeug, so gesehen gab es den ganzen Abend lang abwechslungsreiche Top-Beschallung, was kann bitte Samstagabends geiler sein als Live-Musik bei Sonnenuntergang am Strand?

Das Wetter sah zwar noch nach Regen aus, es hielt sich dann aber wacker halbwegs trocken, und das war einfach gutes Karma, denn es waren ausschlißelich nette und interessangte Menschen gekommen. Die Jam-Session lief auch stetig weiter, es gab ein paar schöne Coverversionen von Chris Isaak bis Johnny Cash von einer jungen Frau mit Gitarre und Dolly Parton-ähnlicher Stimme und irgendwann kam auch Dirty Mikey nicht drumherum, sich mal das Mikro zu schnappen und ein bißchen Freestyle-Blues rauszuhauen, das macht er in Brüssel auch regelmäßig mit Kollegen, jammen und rumbluesen. Und er hat auch die Stimme dafür, was genau er singt, also textlich, ist dabei rein improvisiert, ziemlich nebensächlich und das meiste versteht man sowieso nicht, aber darauf kommt es wohl auch nicht an. Er bekam jedenfalls Props von allen Seiten und war mal wieder richtig stolz über sich selbst, und das kann er fast noch besser als Blues singen.

Es war jedenfalls rundum schön, es waren auch reichlich Kinder vor Ort, inklusive die beiden von Elmar, und man sah dem Ganzen an, daß diese beiden, sie fünf, er drei, ziemlich gesund und munter aufwachsen zu scheinen. Sie griff sich auch ab und zu mal das Mikro und summte ein bißchen für alle vor sich hin und der kleine Lennie schnappte sich bei jeder Gelegenheit die Drumsticks und wird diesbezüglich ganz sicher in die Stapfen seines Vaters treten, steht das Schlagzeug doch zu Hause im heimischen Wohnzimmer. Elmar`s Geschichte ist eigentlich auch ganz geil, so ist er für seinen damaligen Sponsor Volcom vor 17 Jahren zum Schlagzeug spielen hier runter gekommen und dann letztendlich wegen seinen Bands hier geblieben. Sein Geld verdient er sich zumeist als Zimmermann, auch jetzt noch in der Wintersaison, und dann hat er ausgerechnet hier seine Frau kennengelernt, ebenfalls aus Stuttgart, und nun ja, so sind sie eine glückliche Familie und Elmar hat jetzt die vierte Saison diese Strandbar am Laufen.

Ich hatte ihn am Donnerstag schon gefragt, ob er noch skaten würde oder nur noch surfen, und mußte erfahren, daß er überhaupt gar nicht surft und sehr wohl noch skatet. Da war ich ziemlich verwundert, denn er wäre ja nicht der erste gewesen, der sich genau in dieser Region der Wellen wegen niedergelassen hat, und daß er überhaupt nicht surft, hat mich ziemich überrascht. Aber er meinte, mit Skaten, Schlagzeug spielen, Motorrad fahren, Bilder malen und Familie sei er hobbymäßig vollkommen ausgelastet, was ich natürlich durchaus verstand. Und dann mußte ich auch nochmal ein bißchen nachdenken über diese ganze Surferei, hatte ich in den letzten vier Wochen hier zwangsläufig natürlich ohnehin schon reichlich. Da kommt man hier ja auch gar nicht drum herum, gerade weil Wee-Man, Nanaqui und Seb regelmäßig nach Feierabend ihr Glück in den Wellen versuchen, wenn sie nicht in irgendeinen benachbarten Skatepark fahren. Die Jungs sind noch jung und haben noch Feuer im Arsch, ich mach` ja zum Feierabend gerne auch mal Feierabend…

Jedenfalls ist dieses ganze Surfgedöns irgendwie nichts für mich, gerade weil es auf mich manchmal so`n bißchen gezwungen wirkt, so von wegen wenn man schon hier ist, muß man auch surfen ausprobieren. Nun, ich gehe hier regelmäßig nach Feierabend baden und alle, die schon mal irgendwie mit mir unterwegs auf Tour waren, werden bestätigen können, daß ich eine absolute Wasserratte bin und immer der erste, der sich in irgendwelche Seen, Flüsse oder Ozeane stürzt, ganz egal, wie kalt die Scheiße ist. Ich bin ja auch am Meer groß geworden und habe als Kind im Sommer wahrscheinlich mehr Zeit im Wasser verbracht als an Land, ich liebe Wasser und Gewässer, vor allem natürlich das Meer, und ich bin mehr als einmal in allen sieben Weltmeeren geschwommen und genieße es jedes Mal wieder. Und na klar bringt schwimmen und plantschen im Meer noch mehr Spaß, wenn es ein paar Wellen gibt, und man Bodysurfen und eben die Naturgewalten spüren kann, aber Surfen muß ich deswegen noch lange nicht.

Ist ja nicht so, daß ich es noch nie ausprobiert hätte, so zum Beispiel in Neuseeland, ihr erinnert euch vielleicht an den ersten Teil meines Reiseberichtes in Ausgabe 46. Da war ich mit Robert in Wellington surfen und hatte auf seinem Longboard das erste Mal einen kuzen Run von ein paar Sekunden, da hab` ich sofort gemerkt, wie süchtig das machen kann, das Gefühl will man unbedingt wieder erleben und ehe man sich versieht, war man dann drei Stunden im Wasser. Und ja, das ist ja ein wesentlicher Aspektd es Ganzen, ich bin ja von Natur aus wohl doch eher ein ungeduldiger Mensch und dieses ständige Warten im Wasser ist irgendwie nichts für mich, vor allem nicht, wenn man je nach Weltmeer dabei sogar von Haien angeknabbert werden kann. Ich hasse auch Klamotten, die eng am Körper anliegen und somit sind Neoprenanzüge einfach eine Pest für mich, ich fühl mich da nicht wohl drinne, ich schwimme am liebsten und meistens nackt. Und ja, irgendwie ist mir dann die ganze Surfszene auch ein bißchen zu klischeebehaftet, ich mein`, man muß ja als Surfer einfach einen Bully fahren und jeden Urlaub im Süden verbringen.

Versteht mich nicht falsch, genau diesen Lifestyle liebe ich ja selbst, und was ich am Surfen am meisten schätze, ist diese Nturverbundenheit und das Leben mit den Elementen. Ich habe auch Megarespekt vor Surfern, als gerade natürlich vor denen, die das richtig gut können und sich letztendlich bei jeder Session in Lebensgefahr begeben, Haie hin oder her. Aber der Ozean ist eben unberechenbar, da kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren und wie es ist, sich in meterhohen Wellen zu tummeln, werden die meisten von uns wohl sicher nie erfahren. Das müssen Kicks sein, die man sich als Skateboarder wahrscheinlich nur schwer vorstellen kann, also wie gesagt, ich ziehe da absolut meinen Hut vor. Allerdings hole ich mir meine Kicks lieber beim Skateboardfahren und gerade weil ich um das Suchtpotential von Surfen weiß, hebe ich mir das vielleicht lieber für später auf. Ich war zum Beispiel nach wie vor auch noch nie Snowboarden, denn ich weiß, daß mir das mega Spaß bringen würde, ich stehe durchaus auch auf Berge und Schnee. Aber dann hätte ich vielleicht noch eine Sucht mehr, die es regelmäßig zu befriedigen gilt, da konzentriere ich mich erstmal weiterhin noch auf Skateboardahren, so lange mir das noch solchen Spaß bringt und ich das Gefühl habe, ich kann noch ein bißchen was reißen auf dem Brett. Daß man mit zunehmenden Alters seine Ansprüche da ein bißchen runterschrauben muß, versteht sich von selbst.

Und ich habe durchaus mehr als einen Kollegen, gerade der älteren Generation, die inzwischen vielleicht mehr Surfer als Skater sind, ist klar, das Ganze tut auch nicht ständig und dauerhaft so weh, ist wahrscheinlich wesentlich gesünder und wohl mindestens genauso entspannend. Ben Wes meinte auch letztens bei unserer Begegnung hier, als wir drüber sprachen, es ist auf eine Art langlebiger. Aber ja, das endet dann damit, daß man jeden Urlaub irgendwo in Richtung irgendeines Surfspots tingelt, während mich halt auch andere Naturschönheiten und sogar auch urbanes Leben interessiert, ganz logisch so als Streetskater. Und dann hat man als Surfer ja doch irgendwie immer noch reichlich Gepäck und muß sich und dieses Gepäck erstmal irgendwo hin karren, um surfen zu können, und dann müssen die Wellen dazu noch passen. Das ist mir alles irgendwie zu umständlich, klar, wenn man irgendwo an einem perfekten Beachbreak wohnt, liegt es für sportliche und Frischluft liebende Naturen durchaus nahe, sich mit dem Thema Surfen auseinanderzusetzen. Aber wenn ich jedes Mal erstmal Strecke machen oder gar da hinfliegen muß, ist mir das zu viel Alarm, das ist ja das Schöne am Skaten, das kann man letztendlich nahezu überall machen und dazu braucht mensch nichts weiter als dieses insgesamt doch sehr handliche Rollbrett.

Ich hab` immer so`n bißchen den Eindruck, Surfer haben sonst keine anderen Hobbys, die sind halt Surfer und nichts anderes. Und ich weiß natürlich, daß das so nicht zutrifft und im Gegenteil viele Menschen das wohl zu Recht auch über uns Skater denken und sagen. Aber trotzdem denke ich, ist die Skateszene doch ein bißchen vielfältiger, denn wie eingangs schon erwähnt, man sieht es hier täglich an den ganzen SurferInnen, irgendwie ist sich das alles sehr ähnlich. Und wenn man dann von alteingesessenen Locals hört, wie sehr sich ihre Szene gewandelt und wie Mainstream der ganze Sport geworden ist, sieht man sicher einige Parallelen zu Skateboarding, Surfen und Surfer sein ist halt auch voll hip gerade.

Und hip brauch` ich irgendwie gerade nicht, war ich eigentlich eh schon immer. Und während ich in den nächsten Jahren, solange es noch Schnee auf diesem Planeten gibt, unbedingt nochmal Snowboarden ausprobieren möchte und werde, werde ich mich mit Surfen vorläufig nicht verschärft auseinandersetzen, das kann ich auch mit 50, 60 noch, sollte ich so alt werden dürfen. Bis dahin gehe ich aber lieber weiterhin bei jeder Gelegenheit, die sich mir bietet, ganz entspannt baden, vielleicht morgen wieder direkt nach der Arbeit, mal gucken, wie das Wetter wird, bis jetzt hatten wir echt Glück und einen traumhaften Spätsommer. Jetzt beim Betonieren darf es sogar gerne mal ein bißchen weniger Sonne sein, naja, wir werden sehen, ich halte euch die Woche über diesbezüglich mal auf dem Laufenden…

In diesem Sinne guten Abend, gute Nacht, und Aloha, Alter, Aloha…
Arne

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