MEIN EIGENES HUREN-MANIFEST

„Come and build skateparks“, they said. „It`s fun“, they said…

Ja ja, jede neue Bausaison bringt – wie jede Skateboardtour auch – Sprüche unter den Beteiligten hervor, die im schlimmsten Fall nicht nur eine ganze Saison lang anhalten und ständig auf der Baustelle in den Raum geworfen werden, sondern sich irgendwann in den allgemeinen Alltags-Slang festsetzen und einen eventuell ein Leben lang begleiten (BAUSTOP, die BOARDSTEIN SONDERAUSGABE #1, die jede(r) von euch kennen sollte, war letztendlich nur ein Auswurfprodukt von jahrelangem Sprücheklopfen auf`m Bau). Den Einleitungsspruch oben habe ich das erste Mal letzten Sommer irgendwo in Belgien gehört, und inzwischen glaube ich, diese Aussage, die sich gerade im Ausland bei jeder Gelegenheit gut mal in überdurchschnittlicher Lautstärke über den Platz brüllen läßt, wenn es mal vielleicht gerade mal nicht so rund läuft und/oder generell alles kacka ist, wird mich und uns noch eine ganze Weile lang begleiten. Gerade weil es ja jetzt keine Winterpause in unserer Branche mehr zu geben scheint und somit ohne Unterbrechung durchgebuckelt wird, stehen die Chancen gut, daß sich solche Sprüche länger halten, früher hat man sich teilweise drei, vier Monate nicht gesehen und mußte im Frühling erstmal wieder zusammen leiden und mental wie physisch an seine Grenzen kommen, um neue Sprüche zu produzieren.

Wir sind also hier mit Concrete Flow inzwischen schon wieder seit anderthalb Wochen am Rödeln, und zwar wie letztes Mal schon angesagt in Laon, einem kleinen geschichtsträchtigen Städtchen nordöstlich von Paris. Hier bauen wir – wie so oft in Frankreich neben den örtlichen Sportplätzen am Stadtrand – einen größentechnisch recht ordentlichen Skatepark, wo vorher eine Asphaltfläche mit kleinem Rampenschrottplatz vorzufinden war. Vielleicht erkläre ich euch als erstes kurz das Wir, also das Team, mit dem ich mich hier rumtreibe: Das ist zum einen natürlich Dirty Mikey, unser Chef, der sich nicht immer so benimmt, was organisationstechnisch manchmal recht anstrengend sein kann, ihn aber unheimlich sympathisch macht, eine One Man army sondergleichen. Mikey pendelt allerdings zur Zeit zwischen hier und Hazebrouck bei Lille im Norden Franlreichs, wo eine zweite Baustelle läuft, hin und her.

Dann haben wir hier mein Main Män Monsieur Quentin Desjardins, der erst vor drei Jahren in die Branche gekommen ist, allerdings vorher jahrelang im Straßenbau gearbeitet hat, weswegen er mit Richtschnur und Niveliergerät besser umgehen kann als die meisten und hier gerne den Job als Vorarbeiter machen darf, denn das macht er sehr gut. Wenn alle meine Kollegen so qualifiziert, diszipliniert, selbstständig und verantwortungsvoll wären wie Quentin, und zudem einen so trockenen Humor haben, wäre mein Job ein Traum und wesentlich leichter zu ertragen, aber man kann ja nicht alles haben. Quentin ist irgendwas Ende 20, kommt ursprünglich aus Tours in der Mitte Frankreichs (Centre de France), lebt aber schon seit ein paar Jahren in Brüssel und wurde wie mindestens die Hälfte der Belgier und Franzosen, die ich in dieser Branche kenne, von Mikey in die Materie eingeführt, ich war schließlich live dabei.

Quentin hat alles im Griff

Dann haben wir noch Olivier aus Grenoble, den ich erst letztes Jahr auf unserer ersten Baustelle in Deauville in der Normandie kennengelernt habe, wo ich als erstes erfuhr, daß er natürlich ein alter Homie von Leo und Elliott ist, mit denen ich zwei Wichen vorher noch zusammen in Syrien gebaut hatte. Ich erwähnte es schon mal, die Welt ist klein, mit einem Skateboard noch viel kleiner, aber als Skateparkbauer kennt wirklich jeder jeden. Egal, ich hatte Olivier seitdem nicht gesehen, aber er ist immer noch Bilderbuch-Gypsy vor dem Herrn (inzwischen ohne Dreads), so wohnt er schon seit ein paar Jahren in seinem kleinen Camper-Van, und zwar mit einer zuckersüßen Hundedame namens Capo – die so`n bißchen aussieht wie Connis Gypsy, nur in groß -und sich genauso über mich gefreut hat, als wir uns jetzt nach einem Jahr wiedergesehen haben. Mit Hunden kann ich ja, dementsprechend beruht die Liebe auf beiden Seiten, wir knuddeln und knutschen wirklich reichlich zwischendurch, Capo ist eine adrette Hundeschönheit, gut erzogen und einfach ein Hauptgewinn als Baustellenmaskottchen (wie Gypsy und Manusch auch).

Olivier und Capo, eine Bilderbuch-Beziehung
Capo packt mit an…
Mein Loch!

Dann haben wir hier noch Woecher aus dem belgischen Gent, der eigentlich Björn heißt, aber in Belgien hat man einen Spitznamen zu haben und sogar seine Mutter nennt ihn Woecher, das sagt wohl alles. Woecher habe ich ja erst Ende letzten Jahres auf der Baustelle in Charleroi kennengelernt, und das obwohl er schon ein paar Jahre in der Branche tätig ist, die meiste Zeit davon hat er allerdings für Skate-On in Holland gearbeitet, so daß wir uns vorher nie begegnet sind. Und ich dachte, ich kenne die belgische Skateszene inzwischen, aber die ist immer wieder für Überraschungen gut und auf die Einwohnerzahl gemessen wahrscheinlich das Land mit den meisten Skateparkbauern auf der ganzen Welt, zumindest Europas. Woecher ist mit seinen 35 Jahren auch tatsächlich schon einer der Älteren unter uns und mit einer waschechten Pole-Dancerin verheiratet. Zudem ist er Sprayer und hat (trotzdem!?) einen exquisiten Musikgeschmack und mir schon die ein oder andere Band nähergebracht, die ich noch nicht kannte, und das ist auf jeden Fall einer der ganz ganz großen Vorteile in meinem Beruf. Man lernt halt ständig neue interessante Menschen kennen, und, da Skater sich in der Regel auch intensiv mit Musik beschäftigen, dadurch ständig neue Musik eben. Mit Woecher hab` ich hier letztes Wochenende Samstagnacht bis morgens um Vier über Gott und die Welt geschnackt und nebenbei Musik gehört, na gut, wir hatten ein bißchen Speed gezogen, sonst hätten wir vielleicht vorher die Segel gestrichen und nicht ganz in dieser Form und so lange durchgesabbelt.

Woecher schweißt sich seit anderthalb Wochen bescheuert, Roland schaft das in `ner halben Stunde nur mit Harke bewaffnet…

Jaaa, und dann haben wir hier noch Roland, den ich als Local 2015 auf der Baustelle in Liège kennengelernt habe, wo er so eine Art Praktikum bei Concrete Flow gemacht hat, und seitdem war er immer wieder mal bei dem ein oder anderen Projekt dabei. Zu Roland muß ich jetzt ein wenig ausholen, denn Roland ist in der Tat etwas speziell, sagen wir mal so, das geht so`n bißchen in die Richtung von meinem Padawan Conni, über den ich ja vor ein paar Blog-Einträgen berichtet habe (It`s A Gypsy Life For Real And Ever‘). Also wenn Conni Mikey`s Sohn sein könnte, dann könnte Roland tatsächlich Connis Sohn sein, denn so unabwegig ist das jetzt nicht, daß Conni nicht mit 15 auch schon Vater hätte sein können, oder, Conni!? Roland ist jedenfalls “erst“ 26 (in meinem Alter darf mensch das sagen) und (auch) ohne Vater groß geworden, weil der nämlich lange im Gefängnis saß, als Roland heranwuchs. Und die Tatsache der fehlenden Vaterfigur merkt man Roland einfach an, denn er ist ständig auf der Suche nach Anerkennung, Lob und Aufmerksamkeit, und er hat sich schon damals in Liège, wie Conni seinerzeit in Bremen auch, irgendwie mich ausgesucht, um diese Vaterrolle zu übernehmen. Das mag an meinem Alter liegen, aber vermutlich auch daran, daß ich jeden Menschen ernst nehme und mir Mühe mit ihm/ihr gebe, und sei er/sie noch so bekloppt, solange Sympathie da ist, bin ich dein Freund. Bei Roland komme ich da seit jeher manchmal an meine Grenzen, denn der ist ganz schön wahnsinnig, was wahrscheinlich nicht zuletzt auch an seiner Zuckersucht liegt, denn was der Mensch sich so täglich an Süßigkeiten reinpfeffert, ist wirklich schwer zu übertreffen…

Roland schraubt etwas fest…

Nun, ich muß schon sagen, daß sich der Wahnsinn ein bißchen gebessert hat und Roland natürlich auch “älter“ geworden und vor allem nicht das erste Mal mit uns los ist, aber ja, er tut sich ein bißchen schwer mit Dazulernen und vor allem Nach- bzw. Mitdenken, bevor er den Mund aufmacht, und das tut er ziemlich oft (just diesen Moment lacht er sich gerade kaputt, weil ihm ein satter Furz entfleucht ist, kein Witz!). Das hat auch nichts damit zu tun, daß er irgendwie zurückgeblieben ist, er hat definitiv eine nicht zu unterschätzende Bauernschläue, in der Stadt spricht man dabei wahrscheinlich eher davon, ’street smart‘ zu sein. Es hilft aber auch nichts, daß er sich im Stundenrhytmus dicke Joints reinzieht, für die er schon mal zehn Minuten zum Bauen braucht. Ganz besonders nervt, daß er immer versucht, für mich mitzudenken und mich auf Dinge hinzuweisen, die für mich selbstverständlich sind, weil ich nicht nur gut erzogen, sondern ebenso wie er street smart, vor allem in erster Linie aber erstmal sowas wie erwachsen bin, was immer dieses Wort letztendlich auch heißen mag. Und ich will nicht sagen, daß Roland von seiner Mutter schlecht erzogen worden ist, ich weiß nur, daß er als Einzelkind ziemlich schnell auf sich selbst gestellt war und daher alles von dem bißchen, was er hat, mit dir teilen würde. Das merkt man jeden Tag daran, daß er einem permanent alles anbietet, was er selbst gerade zu sich nimmt (meistens irgendetwas Ungesundes mit möglichst viel Zucker), was ja sehr nett ist, aber auch nerven kann, gerade da ich immer noch keinen Kaffee trinke, danke, Roland!

Roland und sein jointhaltiges Zuckerfrühstück…

Alles zuweilen sehr anstrengend, vor allem weil ich nie Kinder in meinem Leben haben wollte, erst recht keine erwachsenen, und es dementsprechend anspruchsvoll sein kann, wenn man trotzdem ständig erziehungsartige Gespräche führen muß. Ich habe auch kein schlechtes Gewissen, das hier alles für euch aufzuschreiben, letztendlich tue ich es ja auch mehr für mich, weil ich es mir auch hiermit einfach mal von der Seele schreiben kann, was erwiesenermaßen therapeutische Wirkung hat, zudem basiert meine gesamte Autorenkarriere darauf. Aber ich führe diese Gespräche halt auch mit Roland und er wäre der erste, der sich über diese Zeilen über sich selbst kaputtlachen würde, weil er die Wahrheit darin sieht und begeistert wäre, daß sein Freund die Problematik so gut auf den Punkt bringt, denn wie gesagt Roland ist grundsätzlich ein kluges Köpfchen. Und in der Regel stimmt er mir dann auch zu und versteht, daß ich ihm nur helfen will, sein soziales Miteinander (oder seine Arbeits-Skills) zu verbessern. Ich mein`, jeder, der ihn kennt, weiß, daß er super socializen kann und mehr als höflich und hilfsbereit ist, manchmal aber eben halt auch ein bißchen zu übertrieben, doch man muß Chewie einfach liebhaben…

Denn Roland hat es in seinem Leben ganz sicher nicht immer leicht gehabt, im Gegenteil wahrscheinlich schwerer als die meisten von uns, aber er nimmt das alles mit einer kindlichen Leichtigkeit, die bewundernswert und zuweilen auch ansteckend ist. Wie Conni kann man ihm einfach nicht lange böse sein, weil er eine ehrliche Haut ist und ein gutes Herz am rechten Fleck hat, aber es kann echt anstrengend mit ihm und seiner Mitteilungsbedürftigkeit sein, gerade für einen zumeist eher stillen Zeitgenossen wie mich, der manchmal nach Feierabend nur seine Ruhe zum Schreiben, Lesen oder was weiß ich was haben will. Das ganze Gebrabbel wird dann nämlich noch dadurch gesteigert, daß Roland bis auf einen Schneidezahn mittig mehr oder weniger die gesamte obere Kauleiste fehlt (die ersten flogen bei einem Snowboard-Unfall raus, die letzten, wie er mir selbst erzählt hat, als er mal ordentlich aufs Maul bekommen hat, ich vermute wegen chronischen Nervtötens). Jedenfalls nuschelt Roland dementsprechend, ich finde, er hört sich eins zu eins an wie Chewbacca, was dadurch noch verstärkt wird, daß er auch genauso aussieht, zumindest obenrum, und der Name ‚Chewie‘ in Anbetracht seiner Art, ohne Zähne zu kauen eine völlig neue Bedeutung bekommt. Bewegen und skaten tut er hingegen mehr grobmotorisch wie C-3PO, eine auf ihre Art furchteinflößende Kombination das alles.

Roland springt mal wieder ins Bild…

Und ja, manchmal nehme ich ihn vielleicht tatsächlich ein bißchen zu hart ran und mache Witze auf seine Kosten, aber im Endeffekt hab` ich auch das Recht dazu, weil er mich zuweilen wirklich dermaßen annervt, und so eine Freundschaft besteht schließlich aus Geben und Nehmen. Jedenfalls erinnere ich mich jetzt gerade an vor zwei Jahren in Bondues, dem ersten Projekt von Antidote Skateparks, als wir schon `ne Woche am Werkeln waren: Roland stieß dann irgenwann dazu und war bei seiner Ankunft so aufgeregt, daß er ganz professionell mit Helm auf dem wuschigen Schädel – schließlich hatte er das letzte Jahr über so eine Art Maurerschnellkurs vom Arbeitsamt hinter sich gebracht – hin- und herlief, was er denn jetzt machen könne, ohne vorher überhaupt erstmal die einzelnen Kollegen zu begrüßen. Ich rief ‚Roland, are you too busy to say ‚good morning‘? And why do you wear a helmet? There`s nothing to protect‘, und die ganze Baustelle, einschließlich Roland, lachte sich erstmal ausführlich kaputt, weil alle, ähh, ja…

Roland hat gekocht…

Tja, wir fünf und Roland sind hier also zur Zeit jedenfalls das aktuelle Team, bis Verstärkung zum Betonieren anrückt, eine Freak-Ansammlung, wie ihr sie in dieser Form auf den meisten Skateparkbaustellen der Welt vorfinden dürftet, und wir teilen uns hier zwei Cabins auf dem örtlichen Campingplatz am Ortsrand, der komplett leergefegt ist, so daß wir die einzigen Gäste sind. Ich besetze mit Woecher und Roland den einen und kann mich immerhin (noch!) stolzer Besitzer eines Einzelzimmers schimpfen, Bettwäsche muß mensch allerdings selbst mitbringen (hätte ich eigentlich aus Erfahrung wissen müssen, aber ich hatte eh kein Platz mehr im Gepäck), so daß ich auch die nächsten Wochen in feinster Plastikgarnitur nächtigen werde (extra Bettwäsche kaufen kommt überhaupt nicht in Frage, scheiß Überflußgesellschaft!). Und daß es hier kein verläßliches, geschweige denn freies, Internet gibt, habe ich letztes Mal schon angedeutet, und das ist nur ein Problem, denn eigentlich gibt es hier auch nichts anderes, vor allem zu tun, und das ist eben das Ätzende an Winterbaustellen: Man verläßt die Unterkunft im Dunkeln und kommt im Dunkeln nach Hause, da sieht es mit Skaten und anderen Outdoor-Freizeitbeschäftigungen nach Feierabend schon mal ganz schlecht aus, letztendlich egal, wo man übernachtet.

Luxeriöses Schlafgemach mit Windelbettwäsche
Unser menschenleerer Campingplatz, sieht aus wie `ne Tankstelle im australischen Busch, weiß ich von trampender Feldforschung…

Skaten ist hier aber sowieso eine Herausforderung, denn wir befinden uns in Nordfrankreich, von den Landsleuten außerhalb dieser Region auch gerne als ‚das Arschloch Frankreichs‘ bezeichnet, was ich einerseits nachvollziehen kann, andereseits aber auch jetzt gerne wenn nicht richtig, dann wenigstens in Frage stellen möchte, habe ich doch schon so einigen Projekten hier beigewohnt in den letzten Jahren. Klar ist das nicht die schönste Ecke Frankreichs, rein landschaftlich schon nicht, aber außer Landwirtschaft und Bergbau, den es eben nicht mehr gibt, gibt es hier auch nicht wirklich viel anders, somit vor allem auch keine Spots und noch weniger Skateparks, deswegen bauen wir hier ja auch regelmäßig. Dafür gibt es hier aber hohe Arbeitslosigkeit und niedriges Bildungsniveau, letzteres merkt man vor allem daran, daß die meisten Menschen hier tatsächlich gar kein Englisch sprechen. So war ich erst letzte Woche bei meiner Ankunft am Fahrkartenschalter am Bahnhof, um mir irgendwie eine Bestätigung geben zu lassen, daß der letzte Zug von Paris am Vorabend halt ausgefallen war, alles für meinen Versuch, die Hotelzimmerkosten von der deutschen Bahn wiederzubekommen. Aber nein, in Laon spricht man, in diesem Falle frau, am einzigen Bahnhofsschalter kein Englisch. Dabei ist dieses Städtchen geographisch und historisch durchaus ein Touristen-Highlight, aber dazu gleich noch.

Ich mein`, wir alle wissen, daß sich die meisten Franzosen/Französinnen recht schwer tun mit Englisch sprechen, bei manchen mag das tatsächlich durchaus an Arroganz liegen, aber die Franzosen sind gar nicht so arrogant, wie alle immer denken, doch eitel sind sie auf jeden Fall, aber das ist ja nicht ganz so schlimm wie arrogant. Jedenfalls können die meisten Franzosen/Französinnen definitiv die simpelsten Brocken Englisch, sie sind halt nur zu eitel, oder sagen wir von mir aus auch stolz, um überhaupt eine Konversation zu versuchen (übrigens, Dan, super Kommentar letztens zu dem Blog-Eintrag über meinen Einsatz in Seignosse!). Das habe ich hier auf jeden Fall gelernt in den letzten Jahren und auf die meisten SkaterInnen trifft das zum Glück auch nicht zu, aber hier in Nordfrankreich ist es halt ganz besonders schlimm und ausgeprägt, und manchen Menschen nehme ich auch definitiv ab, daß sie einfach kein Wort Englisch sprechen, weil sie wahrscheinlich noch nie ihren Heimatort verlassen haben (müssen).

Woecher bei Feier den abend fernab von der Heimat, alle Bauarbeiterklischees erfüllt…

Wie auch immer, mir als Norddeutscher gefällt es mir hier im Arschloch Frankreichs meistens sehr gut, außer daß die Langeweile und Ödnis tatsächlich irgendwie der ständige Alltagsbegleiter ist, aber die Menschen sind in der Regel exeptionell freundlich, auch wenn ich nicht ihre Sprache spreche. Aber nach meinem obligatorischen ‚Je ne parlez pars francaise, pardon‘ (schreibt man da so?) brabbeln sie halt munter weiter, mit einem freundlichen ‚Salut‘ und ‚Ca va!?‘ kommt man hier schon recht weit. Man hat auch ein bißchen den Anschein, die Menschen freuen sich einfach über Menschen von woanders, vielleicht sogar aus den Nachbarländern, aber man wird als Bauarbeiter in der Regel wirklich von allen Stadtangestellten, Architekten und was weiß ich noch was Offiziellem mit freundlichem und ernstgemeintem Handschlag begrüßt, wobei genau das meiner Erfahrung nach, anders als bei uns, in ganz Frankreich zum guten Ton gehört. Vor allem bei den Bauarbeiterkollegen, den wir haben hier auch zwei anständige Männers vom Generalunternehmer, die uns (noch) bei den Erdarbeiten helfen und ausnahmsweise mal wissen, was sie tun, das ist in Frankreich bei Generalunternehmern nicht immer so. Aber wie gesagt, ich finde die Menschen hier im Norden wirklich sehr freundlich und nett, die haben halt so eine bodenständige Bescheidenheit an sich, und ich kann mir vorstellen, daß der Rest des Landes darauf nicht so ganz klar kommt (kommt mir alles irgendwie bekannt vor von zu Hause).

Allerdings hatte ich letzte Woche auch schon eine Diskussion mit Quentin darüber, der die Einheimischen hier für ‚retarded‘ hält, und irgendwie gibt es für dieses Wort keine passende Übersetzung. Und ich muß sagen, nachdem ich mir den letzten Sonntag bei bestem Wetter alleine damit vertrieben hatte, ein paar Streetspots abzuklappern, die ich während der Woche aus dem Auto erspäht hatte, kann ich Quentin vielleicht auch ansatzweise ein bißchen recht geben. Denn wie die Passanten oder auch AutofahrerInnen mich teilweise angeglotzt haben – mit offenen Mündern, zuweilen aus dem Mundwinkel sabbernd – als wenn sie noch nie einen Menschen von einem anderen Stern gesehen hätten, da muß ich schon sagen, eine gewisse ‚Retardedness‘ ist denen hier vielleicht auch nicht ganz abzusprechen.

Dafür ist die Stadt bzw. ihre Lage sehr schön, wenn auch sehr Spot-arm, ich kann definitiv behaupten, bei der Session am Sonntag u.a. den wahrscheinlich grottigsten Spot meiner Karriere geskatet zu sein, dafür war es eine Herausforderung, die mich gut `ne Stunde beschäftigt hat. Vielleicht waren die Anwohner auch gar nicht so doof, sondern im Gegenteil schlauer als ich, und haben sich gefragt ‚Alter, was skatet dieses arme Arschloch mit den peinlichen Zöpfen da eigentlich?‘. Nächstes Mal frage ich nach! Aber zurück zu Laon, wie gesagt, ein geschichtsträchtiges Städtchen, und das liegt vor allem an der Lage, denn die ist schon sehr besonders. So wurde die Stadt einst auf einen überdurchschnittlichen hohen Hügel gebaut, von Berg würde ich hier noch nicht sprechen, der sich Uluru-Style wie ein eingeschlagener Komet aus der platten Landschaft des Umlandes erhebt. Somit gibt es darauf zwangsläufig eine historische Altstadt mit Stadtmauer und all dem Gedöns, von der mensch in alle Richtungen eine tolle Aussicht auf die Umgebung hat.

Panoramablick nach Westen
Blick nach Osten, genau mittig unter dem Rugby(!)-Feld bauen wir den Skatepark, äh, Bladepark…

Man muß dazu sagen, die Photos, die ihr aus dieser Perspektive hier gerade seht, sind natürlich nicht letzte Woche entstanden. Die habe ich bereits Mitte September letzten Jahres geschossen, denn da hatte ich mich hier in Laon mit Mikey getroffen, der hier ein Meeting wegen des Skateparks hatte. Wir sind dann zusammen zu der Vulcano Baustelle in Seignosse gefahren, genau zu der Zeit habe ich angefangen zu bloggen. Kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor, weil seitdem schon wieder dermaßen viel passiert ist, aber genau so will ich es ja auch haben, das ist ja quasi mein Lebenselexier, Action, sonst würde es diesen Blog ja nicht geben und hätte es BOARDSTEIN nie gegegeben. Also an alle, die sich fragen, warum ich immer noch so viel Pfeffer im Arsch habe: Ich bin jung und brauche das Geld. Und vor allem liebe ich Skateboarding und bin dementsprechend neugierig auf die große weite Welt da draußen.

Und ja, dieser Lebenstil hat mich jetzt eben für ein paar Wochen nach Laon verschlagen, und man muß sagen, daß Quentin, Olivier, Woecher und sogar Roland Ende letzten Jahres hier schon knapp zwei Wochen Vorarbeit geleistet hatten. Ein Drittel der Copings war also schon gesetzt und das Gros der Erdarbeiten erledigt, als wir hier letzte Woche wieder angefangen haben. Und beim Thema Coping kann ich ja mal kurz ans Eingemachte gehen, immerhin muß ich den ganzen Scheiß nicht schweißen wie Woecher, das hat mir schon in Charleroi gereicht. Aber bei diesem Projekt mußten wir zusätzlich zum eigentlichen Coping des Transition-Bereichs auch noch reichlich verwinkelte Curb-Kanten in Position bringen, was noch Spaß macht, weil sinnvoll. Weniger sinnvoll ist es allerdings, sämtliche Oberkanten von Banks, und davon gibt es hier auch ein paar Meter, mit verzinkten Winkeleisen zu versehen. Man könnte auch von Material- und Arbeitsstundenverschwenung reden, wenn man sowas bauen muß…

Die bunten Pläne von Rock`nRoll Architekt Fabien

Immerhin wurde von Anfang an mit offenen Karten gespielt, so hatte ich, nachdem ich endlich das Wirrwarr des für mich als Eingefleischten mehr als improvisierten Plänechaos verstanden und verbildlicht hatte (Thx to Fabien, wahrscheinlich das französische Pendant zu Rock`n`Roll Architekt Lücke vom Studio L2 in Deutschland) noch gedacht, diese Winkeleisen wären als Scooter-Schutz, weil die ganzen Scooter-Kids weltweit ja schon so einige Quadratkilometer Betonkanten fein abgeschliffen haben, was ich jetzt auch nicht so schlimm finde. Aber nein, des Rätsels Lösung ist, dieser Skatepark wurde von einem Inlineskater designed, und zwar einem der Veteranen und, wenn ich Mikey richtig verstanden hab`, sowas wie Schirmherren der französischen Inline-Szene, die wahrscheinlich nicht größer ist als unsere deutsche, soll heißen verschwindend gering bis nicht mehr vorhanden (die Franzosen sagen auch nicht ‚Inliner‘ oder ‚Blader‘, sondern ‚Roller‘. Ich muß dazu sagen, ich hab` überhaupt kein Problem mit Inlinern, die paar, die es noch gibt, scheinen damit ihren Spaß zu haben, was ich verstehen kann, wenn man im Vorbeifahren meterlange Slides und Backflips auch Abruf machen kann. Aber mal Hand aufs Herz, wann habt ihr den letzten Inliner gesehen oder besser gesichtet!? Gibt es die überhaupt wirklich noch?

Man muß dazu sagen, mit Concrete Flow sind wir oftmals nur ausführende Kraft, soll heißen, viele der Parks, die wir bauen, um nicht zu sagen, die meisten, wurden von jemand anderem designed. Ich will da auch gar nicht ins lästige Detail gehen, aber das ist teilweise schon recht frustrierend und das einzige, das ich an meinem Hauptarbeitgeber wirklich zu bemängeln hätte, denn wir “mußten“ tatsächlich schon ein paar echt beschissene Skateparks bauen. Zum Glück können wir die Verantwortlichen eigentlich immer davon überzeugen, das bescheidene Design mit ein paar neuen Details und Features aufzupeppen oder auch im Notfall ganz gravierende Veränderungen vorzunehmen, wenn ein Design oder Obstacle einfach gar nicht funktioniert oder deplatziert ist, aber mehr ist dann auch meist rein budgetmäßig schon nicht drin. Tja, und nun bauen wir hier tatsächlich einen Inline-Park, und nachdem mir diese Tatsache bewußt wurde, machte das größentechnisch äußerst großzügige Design auch wieder Sinn.

So`n bißchen Arbeit haben wir noch vor uns…

Noch mehr Sinn machte es, als ich erfuhr, daß das gesamte Design mit dem merkwürdig verwinkelten Centerpiece den Hügel, auf dem Laon steht, darstellen soll, ach nein, wie pfiffig. Also wenn man auf sowas sein Design eines gut tausend Quadratmeter großen Skateparks basieren läßt, weil einem nichts Funktionelleres einfällt, sollte man sich meiner Meinung nach auf einen anderen Job konzentrieren. Ich glaub`, damals in der Bremer Überseestadt mußten die Dilettanten von Anker Rampen – zumindest haben sie sich auf dieser Baustelle als solche rausgestellt – auch an einer Streetfläche arbeiten, die irgendwie was aus Vogelperspektive darstellte, DSGN Concepts, oder wie die Scheiße heißt/hieß, sei Dank! Die Idee ist also weder neu, noch in meinen Augen ein guter Ansatz, das Bestmögliche aus so einem doch recht ordentlichen Projekt mitten in der Pampa, wo es nun mal nichts anderes zu skaten gibt, rauszuholen.

Dann wiederum ist das Ganze jetzt so scheiße auch nicht, vor allem ist es mal ein anderer Ansatz, und da tun sich Skateboarder, die durchaus auch sehr konservativ oder wenigstens puristisch sein können, wenn es um ihre Skateparks geht, ja auch gerne mal schwer mit. Fakt ist allerdings, daß der Park zukünftig ohne Frage zu wenigstens 90% von Skatern und Scooter-Kids genutzt werden wird, denn Skater haben wir hier zumindest schon einen kennengelernt, Inliner, für die der Park scheinbar ja sein soll, noch keinen. Vielleicht wollte sich hier irgendein egozentrischer Alt-Extremsportler nur mal wieder selbst verwirklichen und ein Denkmal setzen? Wäre nicht das erste Mal, und wo sind die Biker bei alle dem? Vielleicht kriege ich das ja noch raus in den nächsten Wochen…

Jedenfalls erklärt das natürlich auch die vielen schön verzinkten Winkeleisen an den ganzen Oberkanten der Banks, da kann mensch dann als InlinerIn schön fett Wachs drauf schmieren und soulgrinden, bis mensch blöd wird. Das alles erklärt ebenso diese verzackte Curb-Line im “Streetbereich“, die aus Tony Hawk`s Pro-Skater stammen könnte, das wäre ja mal andersrum inspiriert. Und Curbs sind wahrlich nicht meine Spezialdisziplin, ganz im Gegenteil, aber was wir hier grad bauen, sieht in der Tat interessant zu fahren aus, und wir sind auch gerade dabei, die Verantwortlichen zu überzeugen, solange der bagger noch vor Ort ist, daß wir einen Teil der Curb-Line ein bißchen niedriger machen sollten/müssen. Inliner haben es ja wie BMXer immer gerne ein bißchen höher alles, ist ja auch kein Wunder bei einem Sport ohne Ollie, aber für Skater, gerade hier in Anfängerland, sollten in diesem Skatepark bitte auch ein paar Spots vorhanden sein. Ich mein`, Flow wird das Ganze schon haben, und zwar nicht zu langsam, gar keine Frage, aber es fehlen halt die kleinen, aber feinen Details, denn wie wir Skater wissen, können wir stunden- bis jahrelang Spaß mit einer banalen BOARDSTEINKANTE o.Ä. haben.

Snakerun-Bowl-Dingens im Werden…

So versuchen wir in den nächsten Wochen, den Park mit unserem Fachwissen und vor allem unserer Leidenschaft noch ordentlich aufzupäppeln, was uns in der Verangenheit eigentlich immer sehr gut gelungen ist, und ich glaube, das ist auch einer der Hauptgründe, warum ich so gerne für Concrete Flow arbeite. Ich kann hier oft Schlimmes verhindern oder Bescheidenes erheblich verbessern, was ohne uns wahrscheinlich schlimm oder bescheiden bleiben, aber in jedem Fall sonst von anderen gebaut werden würde. Und manchmal kann man sich halt sogar richtig selbst verwirklichen, und das macht natürlich den meisten Spaß, Spots oder ganze Parks zu bauen, die man selbst entworfen hat und somit auf die Menschheit losläßt.

Und irgendwie muß ich mich an dieser Stelle wohl auch korrigieren, als ich eben schrieb, besser wir bauen und verbessern es, als daß es andere ganz nach Plan verzocken. Ich weiß aus verläßlicher Quelle, soll heißen diversen Planungsbüros europaweit, teilweise von (Ex-)Skatern, die es eigentlich besser wissen müßten, daß viele Projekte relativ simpel designed werden, aus einem einfachen Grund: Nämlich daß auch ganz normale Baufirmen, also nicht von Skatern betrieben und normalerweise für z.B. Straßen u.Ä. zuständig auf solche Projekte anbieten und sie gegebenenfalls sogar bauen können (das sind dann die durchschnittlichen bis beschissenen Skateparks weltweit). Aber ja, im Endeffekt gibt es derzeit mehr Bedarf an Skateparks als anständige Firmen dazu und manchmal ist es vielleicht besser, ein Skatepark wird überhaupt gebaut, als daß das Geld für eine neue Verkehrsinsel ausgegeben wird (wobei ich definitiv, sogar als Nichtautofahrer, für einen deutschlandweiten Ausbau von Kreisverkehren bin, die hier in Frankreich Standard sind, weil die Franzosen nicht so blöd waren, die in den `80ern alle gegen Ampeln auszutauschen).

Ähh, back to business, ich muß sagen, ich hab` mittlerweile auch einen kleinen sitzen, ist immerhin Little Friday (Donnerstag 23.1.2020, 21.58 Uhr). Also ja, das Business boomt derzeit gerade, und ich werde auch ständig darauf angesprochen, daß ich doch eine Firma aufmachen sollte, aber das kommt überhaupt nicht in Frage, dann sitz` ich ja nur noch am Schreibtisch oder Telefon und muß mich mit bescheuerten Schlipsträgern oder anderen Idioten rumplagen und bin nicht mehr mit den Boys auf Baustelle und halte durch kräftige Arbeit meinen Körper in Topform (und von dummen Gedanken fern). Wenn ich eigene Projekte realisieren will, dann in meiner Heimat, und letztendlich bin ich halt auch nur eine Hure und Opfer des Kapitalismus, denn ich spiele das Spiel ja schön mit, wenn auch auf meinem eigenen leicht piratisch angehauchtem Weg. Aber ich befinde mich hier in einem Bootcamp im Nirgendwo, um einen an sich überdimensionierten Inline-Park zu bauen in einer Stadt, die zwar hohe altertümliche Stadtmauern hat, aber die Menschen nicht wissen, wie man ‚Inline‘ buchstabiert, vermutlich wegen der hohen Stadtmauern. Okay, das war jetzt alles ein bißchen überspitzt, betrachtet es einfach als Wort zum Freitag, wobei wir heute Abend mal davon ausgehen, daß wir Samstag (mindestens einen halben) Tag arbeiten werden, einfach damit wir hier möglichst bald wieder weg sind…

Nein, so schlimm ist es noch nicht, der Montagekoller (auf Englisch ‚Campsickness‘) tritt in der Regel erst in der dritten bis vierten Woche auf und hält sich dann eisern bis zum Ende der Baustelle. Aber wie gesagt, es gibt hier nicht sonderlich viel Abwechslung bis Ablenkung, von Ausschweifungen gar nicht erst zu reden, und letztendlich sind wir ja zum Arbeiten und Geld verdienen hier, dann können wir uns auch darauf konzentrieren, solange das Wetter noch mitspielt. Ist ja auch möglich, daß es in ein paar Tagen anfängt zu schneien, und wir einen BAUSTOP hinlegen müssen, heutzutage weiß mensch ja nie, aber im Januar darf es ja auch gerne mal schneien, wenn nicht dann, wann denn überhaupt noch!?

Sieht kalt aus!? Ist es auch…

Stimmt, übers Wetter haben wir noch gar nicht geredet, für uns Bauarbeiter ja ein essenzielles Thema und spätestens, wenn mensch sich nichts zu sagen hat, redet mensch übers Wetter (ein Zitat, daß ich in jungen Jahren von meinem Freund Jonn Rübcke aufgeschnappt habe). Das Wetter hier ist jedenfalls gut, wie es im Januar besser nicht sein könnte. Nachts und demenstprechend morgens arschkalt mit reichlich Frost, tagsüber dafür meist sonnig, sobald der Nebel weg ist und zum Glück bei diesen Temperaturen soweit durchgehend windstill. Mal sehen, wann es mal wieder regnet (schön für nächste Woche angesagt), vielleicht wird es ja tatsächlich auch Schnee. Man muß dazu sagen, daß man auf Winterbaustellen definitiv produktiver ist, da man bei Temperaturen um den Gefrierpunkt besser in Bewegung bleibt und z.B. die Jointpausen, werden dann eher zu Spliff-Päuschen, außer bei Roland natürlich. Also im Endeffekt ist man hier gerade mit der Einstellung ‚Schaffle schaffle, Bladepark baue‘ und ‚Albeiteln ohne Mullen und Knullen‘ derzeit am besten beraten. Sagen wir so, ich halte euch auf dem Laufenden, aber es gibt zwischendurch vermutlich meinerseits nicht viel Interessanteres zu berichten.

Für jemanden wie mich ist es einfach mega anstrengend, wenn jeder Tag gleich abläuft und man nicht mal am Wochenende richtig socializen kann, weil das Wochenende entweder nicht vorhanden ist oder/und eben das Social auch nicht, außer mit den lieben Kollegen. Jaaa, irgendwann mal zu Hause im Schaukelstuhl sitzen und nur noch Blogs und Bücher schreiben, das wär` mal was… Ähh, aber worüber sollte ich denn dann schreiben? Der Forscher braucht Feld, damit daraus Feldforschung wird, über die mensch dann hinterher schreiben kann oder auch nicht. Und Feldforschung kommt von Camping, deswegen hier noch kurz die letzte Lachnummer des Abends, wie gesagt Little Friday. Während ich hier also diese Zeilen tippte, wurde ich von meinem Zellengenossen unterbrochen mit der Diskussion, wie wir drei denn wenn denn Samstag zur Arbeit kommen wollen, schließlich würden die anderen drei mitsamt aller Autos das Wochenende woanders, vornehmlich in Brüssel, verbringen.

Roland hatte dann die durchaus ernstgemeinte Idee, er könne ja morgen mal den Hausmeister von dem Sportgelände (plus -halle) fragen, ob wir nicht ab Freitagfeierabend sein Golf Cart-artiges Gefährt, soll heißen Arbeitsgerät, leihen könnten, um damit Samstag die paar Kilometer zur Arbeit und zurück zu kommen. Aus dem Nebenzimmer hörte ich nur Woecher`s, von dem eine ganze Weile gar nichts zu hören gewesen war, schallendes Lachen und fühlte mich zum Glück damit bestätigt, daß Roland mal wieder auf den Wegen des Wahnsinns unterwegs war, was für ihn durchaus realistisches Denken bedeutet. Kurz danach diskutierten wir über die unbestreitbare Tatsache, daß es bei Socken durchaus immense Qualitätsunterschiede gibt, vor allem wenn man sie wochenlang in Arbeitsstiefeln aufs Übelste mißbraucht, und Woecher und ich einigten uns darauf, daß die von CAT/Caterpillar, welche einem in Supergroßmärkten in ganz Europa über den Weg laufen, ohne Frage das beste Preis-/Leistungsverhältnis aufweisen können und sowieso gänzlich geruchsfrei und unzerstörbar sind. Zudem sehen sie auch noch stylisch aus, so daß man sie sogar Apres-Work beim Skaten anbehalten kann, Caterpillar ist ja eher für gigantische Bagger und Baumaschinen bekannt, und Bauarbeiter lieben diese Grau/Schwarz/Gelb-Kombo einfach… Wir kamen übrigens auf das Thema, weil Roland hier gestern seine vier von fünf Paar Socken in der Dusche gewaschen und zum Trocknen dafür eigens den gesamten Wäscheständer in unserer Wohnküche aufgebaut hat, ist glatt ein Photo wert, das Arrangement…

Roland schläft, natürlich bei laufendem Fernseher…

Ups, bin ich schon wieder abgeschweift, also Fazit der heutigen Lektüre: Kauft Caterpillar Socks! And build skateparks!… They said. It`s fun, they said, you`re gonna spend a lot of times with your friends and doing insane shit, they said… Nun ja, da ist wohl ein bißchen was dran, muß ich ja zugeben…

Wir hören nächstes Mal, wenn es wieder heißt, was ist denn diesmal los im BOARDSTEIN? Kann ich euch auch nicht sagen, ich lasse mich auch jeden Morgen wieder neu überraschen. Oh, 22.22 Uhr, Schnapszaaaahhhlll….

Prost und so, ich geh` nu` Betti, morgen früh wartet Kälte und Arbeit auf uns,
Arne

P.S.: Okay, inzwischen ist Freitgnacht, ich scheine, irgendwie Internet zu haben (wenn auch eingeschränkt) und werde jetzt mal den Scheiß hier mit ein paar Bilders hochladen. Geändert an der Situation vor Ort hat sich im Wesentlichen, daß, da wir morgen, ups, heute, also Samstag tatsächlich über `ne Stunde zu Fuß den Weg zur Baustelle und zurück hätten laufen müssen, die Wochenendarbeit abgesagt wurde. Woecher und Roland sind dann auch mit Quentin und Olivier nach Brüssel Richtung Hause gefahren, und ich sitzt jetzt hier tatsächlich das ganze Wochenende ganz alleine rum. Für mich überhaupt kein Problem, ganz im Gegenteil, aber so schnell kann sich die Lage ändern. Morgen, sprich heute, soll noch trocken sein, ich werde mal Cyril, den Local, anmorsen, vielleicht läßt sich irgendwie eine Session organisieren. Wenn nicht geh` ich wieder mit Kamera bewaffnet alleine Streetskaten, letztes Mal ist auch ein bißchen was dabei rumgekommen. Die berühmten kleinen Tricks an beschissenen Spots aus meinen Videoparts, der nächste ist fast fertig… Guten Morgen, gute Nacht!

2 Gedanken zu „MEIN EIGENES HUREN-MANIFEST

  1. …Alter, wann schreibst Du denn das alles (und ja, da ichS zumeist lese, weiß ich dass Du eben dies mitunter auch thematisierst, ich meinS auch weniger wörtlich, mehr möchte ich meine Begeisterung ausdrücken über derlei umfassende Texte nebenher)!

    1. Moin Bastian! Ja, danke, weiß ich sehr zu schätzen, weiß aber ehrlich gesagt auch manchmal nicht genau, wo die Zeit dafür herkommt. Ich tipp` halt schnell und nach Feierabend ist hier nicht besonders viel anderes zu tun, vor allem nicht im Dunkeln. In diesem Sinne weitermachen und gute Nacht…

Schreibe einen Kommentar zu Bastian Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert