KURZ MAL ZUM GROBEN UND ALLGEMEINEN…

Moin zusammen!
Also, bevor ich es vergesse, nochmal kurz zu meinem Anti-Surf-Hate-Trip letztes Mal: Wir haben hier auf der Baustelle in den letzten Tagen vornehmlich den lokalen Radiosender ‚Wave Radio‘ im Kofferradio laufen gehabt, der Name ist wohl Programm, aber nicht, wenn`s nach mir ginge. Wenn das die Scheiße ist, die Surfer sich den lieben Tag lang reinpfeifen, dann möchte ich bitte noch weniger mit dem ganzen Verein zu tun haben. Können wir bitte auch mal ein melancholisches Lied hören oder muß es tatsächlich immer happy happy sein und vor allem grooven!? Daß die Jungs und Mädels auf der Welle auch noch nie für zu großes Politikinteresse oder dergleichen bekannt waren, ist ja auch nichts Neues, und zum Glück kann ich kein Französisch. Einziges Plus: Wenig Werbung. Damn, so viel dazu, eigentlich eine passende Einleitung zum heutigen Blogbeitragsthema, Baustellenleben und so. Musik macht alles einfacher, gerade auf der Arbeit, aber ich höre lieber keine Musik als beschissene Musik und ich denke dementsprechend auch, lieber keinen Skatepark bauen als einen beschissenen Skatepark…

Wir bauen hier zum Glück einen sehr geilen Skatepark und waren auf jeden Fall halbwegs fleißig die letzte Woche und werden das wohl auch die nächste noch sein. Seit sieben Tagen fließt der Beton hier fröhlich durch die Pumpe, da könnte ich nochmal kurz was zu unserem Pumpenmann und Shooter Miron erzählen. Der ist vor 20 Jahren mit Frau und Kind aus Litauen nach Spanien ausgewandert und inzwischen für Vulcano Skateparks am Arbeiten, dabei kümmert er sich eben um die Pumpe und schießt den Beton auch rein, Shapen tut er dann nebenbei auch noch ganz gerne. Kerniger Typ, der aussieht wie ein olympischer Kugelstoßer, kein Englisch spricht, und, wenn er Kaugummi kaut, selber ein bißchen wirkt wie eine Betonpumpe. Für mich ist es vor allem eine willkommene Abwechslung, denn seit sieben Jahren habe ich eigentlich bei jedem Projekt, wo ich anwesend war, den Beton geschossen, so gesehen ist es sehr entspannt, das einmal nicht zu tun, und nebenbei so zu tun, als wenn man arbeitet, kicher…

Miron und Mikey mit dem ersten Piece

Miron macht seinen Job super und wir haben schon ein paar schöne – im Fachjargon -anspruchsvolle Pieces betoniert und es gibt keinen Anlaß zu Beschwerden. Im Gegenteil, ich glaube, ich kann sagen, ich habe noch nie mit soperfektem Beton gearbeitet, das Zeug ist der Hammer und macht genau alles, was man von ihm will, bei dedem Arbeitsgang. Damit könnten wir, ohne groß ins Schwitzen zu kommen, eigentlich doppelt so große Pieces betonieren, warum wir das trotz Termindruck nicht machen, weiß ich auch nicht, ist aber auch nicht meine Baustelle und mir demensprechend recht so. Jedenfalls der Beton wirklich Güteklasse A, daß ich sowas noch erleben darf, bis jetzt war der perfekteste Beton immer der auf der Conne Island Baustelle in Leipzig gewesen, das ist schon ewig her und der ist jetzt Platz 2. An alle Unwissenden, Beton ist nicht gleich Beton, und wenn man Pech und im schlimmsten Fall ein komplett inkompetentes Betowerk am Start hat, was öfter der Fall ist, als man denken sollte, kann es passieren, daß man eine ganze Baustelle mit der letzten Scheißplörre zusammenkleben muß, das alles nur am Rande

Und kurz nochmal zu Miron, an dem gibt es nichts auszusetzen, höchstens die Tatsache, daß er kein Skater ist, und ich muß sagen, seit ich diesen Job mache, habe ich allerhöchstens eine Handvoll mal mit Leuten zusammen gearbeitet, die nicht Skateboard fahren oder zumindest mal gefahren sind. Zum Glück ist das seit jeher in dieser Branche, zumindest bei allen namenhaften und ernstzunehmenden Firmen in Europa (ihr merkt schon, ich kann da nicht ganz objektiv sein), irgendwie ungeschriebenes Gesetz und eine Art Ehrenkodex: Skateparks werden im 21. Jahrhundert von Skatern selbst gebaut. Nun, bei Vulcano arbeiten auch ein paar Rumänien, die mit unserem Lebensinhalt nicht das Geringste zu tun haben, außer vielleicht gelegenheitliches Bier trinken (ich hab` sie noch nicht kennengelernt), und ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Ich weiß nur, es werden überall Leute gesucht, denn die Branche boomt wie nichts anderes, aber Skateparkbauer fallen irgendwie nicht von den Bäumen…

Mal Hand aufs Herz, dieser Job ist dreckig, knüppelhart und dazu meist unterbezahlt, und Mann verbringt dabei die meiste Zeit auf Montage und an Orten, die weit fern von der Heimat und den eventuellen Liebsten sind. Für die Anfänger klingt das immer nach dem Paradies, und aus eigener Erfahrung weiß ich, in den ersten Jahren ist es das wahrscheinlich auch. Man kommt viel rum, hängt ständig mit Gleichgesinnten bis Freunden ab, skatet nach Feierabend und an den Wochenenden und baut nebenbei eben selbst Skateparks, voll geilomat alles. Ist es verdammt auch nochmal, aber ich habe nicht umsonst auch schon so einige kommen und gehen sehen, und ich darf mich nach elf Jahren wohl schon länger europaweit zu den absoluten Veteranen in dieser Branche zählen, das macht nicht nur die Tatsache deutlich, daß ich auf den meisten Baustellen inzwischen mit durchschnittlichen 15-Jahren Abstand der Dienstälteste bin, dazu vielleicht später noch…

Wee-Man mit Späßecken in den Backen
Ol` Dirty Mikey mit einem Fs Smith im “alten“ Skatepark von Seignosse
Nanaqui und ein schicker Bs Smith Grind, Indoor Bowl im Outletland in Hossegor
Kjell mit Fs Tailslide im Indoor-Bowl, im Hintergrund der Shop, davor Bauarbeiterabschaum
Seb mit einem laaaangen crooked Grind in Seignosse
Französischer Schwachsinn zwischendurch

Ich weiß, ich werde mich jetzt wieder anhören wie in der Late Zine Philospophy in der BAUSTOP BOARDSTEIN SONDERAUSGABE, aber das ist ja auch schon ein paar Jahre her (trotzdem nach wie vor noch genauso aktuell) und das ham sowieso die wenigsten von euch hier gelesen: Aber der Job ist nun mal nicht für jedermann, und für die meisten Frauen schon gar nicht, körperlich nicht, gesellschaftlich nicht und mental nicht. Wenn du Frau und Kind(er) zu Hause hast, wirst du sehr schnell merken, daß das so keinen Sinn macht, dafür hat mensch sich ja keine Kinder angeschafft. Wenn du seit jeher körperlich nicht der Fitteste warst und auch nicht so motiviert bist, regelmäßig auf extremste Weise an deine Grenzen zu gehen, wirst du auch sehr schnell nach ein paar Projekten die Lust verlieren. Und wenn du mental nicht ganz auf der Reihe bist, wirst du dich zwar herrlich wohlfühlen in unserer Szene und auch ein paar Jahre das Leben genießen können, aber früher oder später mit einem ernsthaften Alkohol- und/oder Drogenproblem aufwarten können, wenn du es nicht schon vorher hattest. Es sei denn, du gehst es halt langlebiger an, und dafür mußt du wahrscheinlich noch bekloppter sein als alle anderen zuammen…

Ich hatte es vor zwei, drei Blog-Einträgen schon mal erwähnt (daß ich sowas mal schreiben würde…), die Skateparkbauer sind in ihrer kleinen Blase innerhalb der Skateszene nochmal eine ganz besondere Spezies von Freaks, absolute Blutsbrüder und, so indivdiuell sie allesamt sind, in den meisten wesentlichen Dingen sehr sehr ähnlich. Aber ja, diese Szene ist eben auch ohne Frage eine Art Auffangbecken für viele Skaterfreaks, die nicht so richtig wissen, was sie mit ihrem Leben machen sollen und hier die perfekte Familie finden, mit der sie viel erleben können und vor allem auf sinnvolle Art und Weise das bißchen Geld verdienen, was man für ein Leben in der Gosse nun mal braucht. Dies alles schließt mich selbst mehr als ein.

Vielleicht sollte ich das tatsächlich kurz nochmal am Anfang erwähnen, ohne näher drauf einzugehen, aber anständig bezahlt werden ist in dieser Branche ausgesprochen schwierig, was vor allem daran liegt, daß die Budgets für Skateparks nach wie vor zu niedrig angesetzt sind, wenn man es mal mit anderen öffentlichen oder Sportanlagen vergleicht. Aber weil diese Firmen eben größtenteils von Skatern geführt werden (die mit Business seit jeher ihre Schwierigkeiten hatten), die Skateparks bauen und im Idealfall eine Schar von Skateboardern mit Jobs versorgen wollen, werden die Aufträge halt trotzdem angenommen, zumeist auf Kosten der Arbeiter, wie in jeder anderen Branche auch. Aber wir machen es ja alle aus Leidenschaft…

Es gibt auch nicht wenige Firmen, die sollten am besten ihre Finger aus unserer Szene lassen, weil es offensichtlich ist, daß sie keine guten Skateparks bauen wollen, sondern mit schlechten schnelles Geld verdienen, das gibt es leider auch 2019 noch viel zu viel, aber dafür sind mir meine Worte zu schade, da jetzt näher drauf einzugehen. Ich bin halt auch einfach Purist – immer gewesen, immer seiend werdend – und sage ‚Skateboarding gehört den Skatern‘, in jeglicher Hinsicht. Ich weiß, daß Skateboarding damit am besten fährt.

Wo war ich eigentlich stehengeblieben? Ah jo, Arbeit und so, Freakshow, damn, ich glaube, ich schreibe mich hier heute Abend fest, aber es gibt im Grunde genommen ja auch so viel zu erzählen. Und ich kann halt überhaupt nicht einschätzen, wer hier alles über meinen Werdegang seit dem Aus vom BOARDSTEIN MAGAZIN richtig Bescheid weiß, deswegen zum besseren Verständnis der nächsten Zeilen (auch in der Zukunft!) hier nochmal kurz eine kurze Kurzfassung davon: Circa zwei Monate nach unserer legendären letzten BOARDSTEIN AUSGABE 47 hab` ich als selbstständige Kraft (schöner Ausdruck eigentlich!) bei Minus-Ramps angeheuert und mit den Brüdern sechs Jahre lang mein Handwerk gelernt und ein paar der abgefahrensten und besten Sachen Europas gebaut, word. Zwischendurch hatte ich beim Schwitzen in Brasilien Dirty Mike von Concrete Flow kennengelernt, und nachdem ich bei Minus aus persönlichen Differenzen so`n bißchen gegangen worden war, war ich die nächsten Jahre hauptsächlich mit Mike und einer Menge geil durchgeknallter Belgier, Franzosen und Leuten von sämtlichen Kontinenten unterwegs, hauptsächlich in Südbelgien und Nordfrankreich, aber es gab auch ein paar exotischere Projekte.

Dirty Mikey mal wieder zum Feierabend

Außerdem hab` ich so`n bißchen Skate Aid und Make Life Skate Life in noch exotischeren Ländern gemacht, ein bißchen was eigenes, D.I.Y. hier, Arschlochfirma da, und somit wahrscheinlich früher oder später unter allen Bedingungen gearbeitet, die man sich in diesem Business vorstellen kann, sämtliche Naturgewalten inbegriffen. Und ich kann wohl stolz behaupten, daß ich jetzt gerade in etwa bei meinem 84 Projekt sein müßte, wenn ich mich nicht täusche, könnte ich die Tage nochmal genau recherieren (hallo Heimaturlaub!). Aber in persönlichen Dingen bin ich dank jahrzehntelangem Tagebuchschreiben überraschenderweise ausgesprochen gut, was Buchhaltung angeht. Das Krasseste daran ist, es macht mir immer noch eine Menge Spaß! Sprich anders ausgedrückt: Ich habe bisher noch keine bessere Möglichkeit gefunden, meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Sprich: Ich habe bis jetzt auch noch keine Lust gehabt, meinen Lebensstandard runterzuschrauben. Heißt das jetzt, ich verdiene genug Geld oder zu viel? Ey, alles was wir in Europa tun, ist meist eh nur Jammern auf viel zu hohem Niveau…

Also ich liebe diesen Job immer noch, aber man geht viele Sachen halt inzwischen anders an, was dann wohl wiederum den Erfahrungen zu verdanken ist, oder zu verschulden, Ansichtssache, wie letztendlich alles im Leben. Und man lernt ja auf jeder Baustelle immer ein bißchen was dazu, zumindest sollte man das, aber irgendwann sind dann auch alle Techniken durch und man weiß, was für einen selbst am besten funktioniert, oder!? Meine Priorität ist dabei schon seit langem, möglichst schnell, effektiv und vor allem mit minimalem Materialaufwand zum Endziel zu kommen, letzteres ist mir dabei sogar besonders wichtig. Denn ich bin Hippie und verschwende eben nicht gerne mehr Material als nötig, wenn ich schon naturbelassene Flächen zubetonieren muß. Das heißt für mich vor allem möglichst wenig Verschalung, auch wenn Holz der einzige Rohstoff in unserer Branche ist, der nachwächst, und dafür möglichst viel Freestyle bauen. Ey, wir sind Künstler und bauen Skateboardskulpturen, das hab` ich im Endeffekt mit Mikey gelernt.

Was das Schnell und Effektiv angeht, so hab` ich mir genau das angewöhnt, weil ich eben weiß, daß die Budgetmaschen oft viel zu eng gestrickt sind und es einfach gilt, eine Baustelle wenigstens im Zeit- und Kostenplan auch zu Ende zu bringen (u.a. damit die Arbeiter nicht wieder unbezahlte Überstunden machen müssen und/oder ein Freund, der diese bezahlt, drauf zahlen muß). Und das alles darf natürlich nicht auf Kosten der Qualität gehen, aber auch da kann man eben auf verschiedenen Wegen zum gleichen Ergebnis kommen und da liegt meine oberste Priorität nach wie vor auf dem Design. Design ist im Endeffekt das Wichtigste, denn es bringt einfach nichts, langweilige und beschissene pseudoperfekte Skateparks zu bauen, deshalb sollte man bei jedem Projekt versuchen, das Design zu verbessern und das Bestmögliche aus dem Projekt rauszuholen, gerade wenn man sich mit einem Haufen Skater vor Ort während des Baus dazu beraten kann. Wenn diese Passion nicht mehr da ist, wäre das für mich ein weiterer Grund, das Handtuch zu werfen, und ich wünschte manchmal, mehr Leute in der Designbranche würden das tun. Wie gesagt, und das meine ich voll ernst, lieber keinen Skatepark als einen beschissenen Skatepark. Es ist nichts Verkehrtes da dran, wenn die Kids die Straßen skaten, weil sie keinen Skatepark haben. Um es mit Yama`s Worten zu sagen : Keep skateboarding illegal. For life and for real…

Wie immer muß ich zurück zum Thema kommen, welches war es doch gleich? Skateparkbau und der alltägliche Wahnsinn!? Jaaa, also dieser Job ist nicht nur anstrengend, weil man sich mit beschissenen Architikten, Baufirmen (in Frankreich ist die Korruption auf diesem Sektor nicht anders als in Deutschland, aber hier verstecken sie die nicht mal), und sonst irgendwelchen Arschlöchern, die meinen, es besser zu wissen, auseinandersetzen muß. Dieser Job ist vor allem auch anstrengend, weil man 24/7 mit seinen Arbeitskollegen/Freunden lebt. Für jemanden, der in der Pampa auf`m Dorf aufgewachsen ist und sich durchaus auch sehr gut alleine zu beschäftigen weiß und das auch seit jeher für die eigene Gesundheit regelmäßig tun muß, nicht immer einfach zu händeln. Und ich rede hier nicht von Privatsphäre zum Wichsen, die ist in den meisten Unterkünften, wo man so unterkommt, nicht im Ansatz vorhanden. Einzelzimmer gibt es nicht und das muß vielleicht auch nicht sein, 24/7 ist eben Einstellungssache.

Für mich ist es nicht nur anstrengend, ständig unter Leuten zu sein, für mich ist vor allem anstrengender, wenn sich dabei die meiste Zeit auf Französisch unterhalten wird, denn ich hasse diese Sprache einfach und habe nicht im Ansatz vor, das Ganze mal ernsthaft zu erlernen. Ist auch nicht schlimm, aber dieses Gebrabbel die ganze Zeit um einen herum, kann einen schon manchmal ans Ende der Fahnstange bringen, dann beißt man ganz unbescholten ins Baguette, das können sie jedenfalls, die Franzosen. Und ja, Käse, Käse können sie auch, vom Vegetarierdasein oder Vegansimus haben sie hier aber noch so rein gar nichts gehört, sieht man dann ganz deutlich in den überteuerten Supermärkten, also Frankreich ist nicht immer nur c`est la vie, Jeanette ganz nett, da kann die Sonne noch so scheinen manchmal. Richtig ernstgenommen wirst du hier eh nur als Franzose.

Die Spanier railen ja am liebsten vertikal ab…

Soll heißen, wenn man nicht das Glück hat, daß die Baustelle in der Nähe ist und man am Wochenende locker flockig nach Haue fahren kann, dann ist man für ein paar Wochen am Stück an der Front, oder in einem so genannten Bootcamp, also 24/7 nochmal für alle. Das heißt, man ist wirklich von morgens bis abends zusammen, weil nach Feierabend chillt man zusamen, unternimmt irgendwie was oder skatet irgendwelche benachbarten Skateparks. Also ich mach` da schon lange nicht mehr immer mit, ich brauch` zuweilen meine Ruhe zum alleine sein, Yoga machen, Bücher lesen oder selber was schreiben. Ich kann nicht mehr 24/7 mit die Boys zusammen sein, und vor allem kann ich nach Feierabend keinen Beton mehr sehen und geh` dann lieber, zur Not und meistens alleine, irgendwelche schäbigen Streetspots skaten. Das ist ja auch noch so`n Ding, die meisten Kollegen in dieser Szene sind ja eher der Transitionfront zuzurechnen, deswegen haben sie ja einst auch angefangen, sich ihre Scheiße selbst zu bauen.

Das hat sich ein bißchen geändert in der Bauszene, weil eben eine neue Generation nachgerückt ist, in der es, jetzt wo ich drüber nachdenke, sogar überwiegend Streetskater gibt, naja vielleicht nicht ganz, Hälfte/Hälfte. Das ist ganz geil, die kommen dann auch gerne mal mit oder motivieren einen im Idealfall selbst und filmen sogar mal, wenn`s sein muß. Trotzdem hat diese junge Generation für mich einen entscheidenen Nachteil, und dazu werde ich mich wohl demnächst nochmal ausführlich auf diesem Kanal auskotzen, aber ich hab` halt mit dieser Smartphone-Generation so meine Probleme, vielleicht bin ich einfach schon zu alt dafür, belassen wir es mal dabei. Und zum Glück sind die meisten Betonskateparkbauer auch nicht so super Smartphone-süchtig wie der Rest dieser verdammten häßlichen Welt.

Anyhowwww (Szene-Insider), es gab ja auch mal eine BOARDSTEIN SONDERAUSGABE darüber, der alltägliche Baustellenwahnsinn ist bei mir nach wie vor alltäglich, echt jetzt. Es sind tatsächlich ein paar extrem psychische Wracks dabei, von dem ein oder anderen Alkoholiker ganz zu schweigen, da muß man dann nicht selten auch mal Papa oder großer Bruder spielen oder einfach nur immer und immer wieder zuhören, obwohl man das nie wollte. Oder man lernt eben, sich im richtigen Augenblick zurückzuziehen, und das muß man eben erstmal lernen, wenn es sich um echte Freunde handelt. Alles nicht immer so einfach, bin ich ja wahrhaftig auch nicht, im Gegenteil, bin ich als doch eher introvertierter Mensch trotzdem groß darin, mit ein paar Promille mehr im Blut, den Leuten auch mal gehörig meine Meinung zu geigen, wobei das wirklich nicht mehr oft vorkommt bis vorkommen muß. Denn ich verstehe mich tatsächlich in der Regel mit allen meinen Arbeitskollegen hervorragend, wer kann das schon von sich behaupten? Ich mein, das sind halt Blutsbrüder, bestes Beispiel gerade hier in Seignosse, ich häng` hier seit Wochen mit Typen ab, die ich erst zum Anfang dieser Wochen kennengelernt hab`, und wir haben eine verdammt gute Zeit zusammen, tauschen uns aus und lachen viel. Boah, ich liebe meinen Job und ich liebe die Boys, jeden einzelnen auf seine Weise, wirklich…

Mich und the boys: Nanaqui, Miron, Wee-Man, Kjell, Mikey, Seb und Lao

Aber ja, ich merke dann auch bei jedem Projekt, wie man nach drei, vier Wochen ein bißchen ‚Campsick‘ wird, Montagekoller wäre dann der deutsche Begriff dafür und Freundin vermissen hat auch eine Menge damit zu tun. Ist ja auch klar, und wenn man so weit weg von zu Hause ist wie ich meistens (ich wohn` ja auch am schönsten Arsch der Welt), lohnt es halt auch nicht, mal fürs Wochenende nach Hause zu fahren (jetten kommt sowieso nicht in Frage, na gut, manchmal). So gesehen waren meine letzten elf Jahre eigentlich eine einzige Tour, und ich glaube, mir wird das jetzt gerade erst bewußt, wo ich es mal für die Nachwelt niederschreibe. Denn zu Hause bin ich wirklich nicht so oft und viel. Und ich hab` mir Anfang des Jahres gesagt, ich werde das auch höchstes noch fünf Jahre hauptberuflich machen wollen, in zwei Monaten hätte ich dann nur noch vier vor mir. Bis dahin muß ich mir zumindest eine Art zweites Standbein aufgebaut haben, und Ideen und Pläne gibt es genug.

Wahrscheinlich hilft es nichts, sich ein, zweimal pro Woche sein Leid von der Seele zu klagen (ey, soweit sind wir doch noch nicht, oder!?). Ich merke nur gerade in mir, daß ich mehr schreiben muß und sollte, für mich, für euch, für wen auch immer. Es fällt mir nach wie vor nicht schwer, aber es fehlt halt manchmal die Zeit und auch Power nach einem anstrengenden Arbeitstag, und daß wir hier nicht faul sind, sollten die Bilder hoffentlich bestätigen. Wie gesagt, ein geiles Projekt, an dem ich hier teilnehmen darf, leider kann ich nicht bis zum Schluß bleiben, denn es stehen noch sozusagen zweieinhalb andere Skateparks dieses Jahr an, alles etwas nördlicher, aber immer noch sehr französisch. Oh ja, und das brauch` ich auch dringend mal wieder, deswegen wird zwischenzeitlich auch ein kurzer Fronturlaub eingelegt…

Stand der Dinge Freitagfeierabend

Ey, ich könnte über dieses ganze Bauding zwangsläufig Bücher schreiben, und vor allem über meine ganzen krassgeilen Kollegen, und hoffentlich tue ich das auch irgendwann nochmal, wir haben schon so viel geile Scheiße erlebt, Herr der Ringe im Dreieck, ich sag`s dir. Ich hab` mich dann irgenwann letztes Jahr auch tatsächlich das erste Mal dabei erwischt, wie ich mir ernsthaft Notizen für eine zweite BAUSTOP AUSGABE gemacht habe und ich erwische mich in letzter Zeit leider viel zu oft, wie ich extra Photos dafür schieße und so. Damnit, ich würde gerne mal ein paar Sachen abschließen, vornehmlich auf Papier, bevor ich mich in neue kreative Kultur-Abenteuer stürze, vornehmlich auf Papier. Dieser Blog hilft dabei nicht wirklich, dieses Skateparkbauen ehrlich gesagt auch nicht. Oder doch? Irgendwo muß der Stoff ja herkommen, bei mir kommt er aus dem/meinem Leben…

Ich mach` mal lieber Schluß jetzt hier, zu viel auf einmal ist immer ungesund, nicht nur für mich. Das Dumme ist, Mikey reist morgen ab, damit verliere ich meinen todsicheren Hotspot. Es könnte also schwierig werden, diese Scheiße hier am Wochenende hochzuladen, dabei fällt mir ein, es ist 2.00 Uhr morgens, morgen um Acht ist Beton und um 16.00 Uhr hab` ich einen Tattoo-Termin im lokalen Tattoo-Salon, dazu dann vermutlich die Tage mehr. Wie gesagt, Internet wird das Hauptproblem die nächsten Tage für diesen Blog, anonsten gehen mir langsam die Kräuter aus, vielleicht nochmal Elmar anfunken…

Ächz ächz, uff,
Arne (Donnerstagnacht)

P.S.: Alter, ich hatte hier noch so`n Stichwort notiert, das paßt nochmal perfekt zum PSchluß. Was nämlich auch noch so dermaßen am Montageleben abnervt ist, daß die lieben Kollegen oftmals nichts anderes zu tun haben, als sich nach Feierabend über die Arbeit und zum Beispiel die Vorgehensweise am nächsten Tag zu unterhalten. Ohne Scheiß, da muß Papaschlumpf dann wirklich um 23.00 Uhr manchmal laut in den Raum rufen ‚No talk about work, after work‘, und dann ist meistens auch für fünf Minuten Ruhe, weil es sind sich darüber ja eigentlich alle einig. Und dann geht es wieder los, meistens auf Französisch…

P.P.S.: Und was tue ich hier eigentlich? Laber mir die Scheiße über die Arbeit ausm Hirn, und müßte längst im Betti sein, weil morgen geht`s ja wieder dreckig zu Werke… Alles für die Kunst, Leute, alles für die Kunst, an sich…

2 Gedanken zu „KURZ MAL ZUM GROBEN UND ALLGEMEINEN…

  1. Da fährt also jemand nach Frankreich um zu arbeiten und diese Franzosen brabbeln doch tatsächlich alle… schluck!… Französisch! So eine Unverschämtheit!! Wieso lernen die nicht diese ungleich schönere und elegantere germanische Sprache?? Und dann diese Surfer… hören doch alle schlechte Mucke. ALLESAMT! Geht doch gar nicht. Tsss…

    1. Das habe ich auch nie verstanden… die sind sowas von ignorant!!! Das schlimmste sind aber französische Surfer, die in Frankreich französische Surf-Musik hören. Surf-Nazis sind n Scheiß dagegen.

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