GLÜCKSBURG BETON-APOKALYPSE 2020

Ein Moin zusammen, liebe Leute!

Tja, ich hab` ja wohl jetzt endgültig sämtliche Glaubwürdigkeit in Hinsicht auf ein ernstzunehmendes Blogger-Dasein verloren, das tut mir leid für alle Fans, dir mir im letzten Jahr zu verstehen gegeben haben, daß sie meinen Scheiß hier tatsächlich gerne und regelmäßig lesen, aber nach drei Monaten Pause muß ich wohl wieder bei Null anfangen, was Fanbasis angeht. Naja, im Endeffekt halb so schlimm, bilde ich mir doch ein, das alles hier nie dafür gestartet zu haben. Vielmehr ging es ja von Anfang an darum, ein Medium für mich zu finden, wo ich meinen verwirrten Kopf ein wenig leeren und sortieren kann, Kopfarbeit kam aber auf seine intellektuelle Art und Weise in den letzten Monaten ein wenig bis reichlich zu kurz. Wo fangen wir an bzw. wo waren wir stehen geblieben?

Also als ich den letzten Blog-Eintrag gepostet habe, war ich ja noch im beschaulichen Caudry in Frankreich, kurz vor meiner Abreise kurz vor Fertigstellung des Parks. Ich glaube und weiß, glaube ich, auch ganz gut, daß ich seitdem die wahrscheinlich anstrengendsten Wochen meines Lebens hinter mir habe, also so am Stück als großen Batzen hintereinander. Denn seit Anfang September war ich dann wieder tatkräftig für den Endspurt in Glücksburg aktiv, und das gestaltete sich doch als sehr anspruchsvoll und eben anstrengend, zuweilen war es sogar regelrecht stressig. Und das sage ich, der neun Jahre lang als Chefredakteur ein BOARDSTEIN gemacht hat und der auch schon drei Builder Jams in Glücksurg veranstaltet hat, um eben den Park dahin zu bauen, wie er da bis zum Sommer noch stand… Ähm, seit wir vor zwei Wochen sowas wie fertig geworden sind, steht da nun fast doppelt so viel, soll heißen, wir haben mit gut 140 Kubikmetern Beton nochmal gut 1000 Quadratmeter dazu gebaut! Aber fragt nicht wie…

 

Das Käsestück muß weg…
Ein weiteres Dach muß ran…
Das erste gemeinsame Lagerfeuer vor`m ersten Betontag…
Den Bowl haben wir schön in einem Stück betoniert…

Ich kann ehrlich gesagt selbst noch nicht ganz glauben, was wir, aber in erster Linie doch wohl ganz klar ich, da in dem letzten halben Jahr geleistet habe(n), und ich denke, ich brauche hier heute nach so langer Pause dann auch gar nicht so viel dazu schreiben, denn ich hab` das selbst alles auch immer noch nicht so ganz verdaut. Stattdessen ist es wahrscheinlich einfacher (und definitiv weniger zeitaufwendig), euch reichlich Bilder zu präsentieren, denn Bilder sagen tatsächlich manchmal mehr als Worte, oder mindestens genauso viel. Die sind aber eben schon da, die Bilder, die Worte müßte ich erst noch schreiben, und da ich morgen wieder einmal für ein paar Tage vor Ort fahre, um an den reichlichen Restarbeiten, die noch anliegen, weiterzuwerkeln, ist es wohl schlauer, das Ganze hier jetzt mal möglichst bald zu bloggen, da ich in Glücksburg im Mädchentreff nach wie vor kein Internet habe und das dann wieder einmal liegen bleibt.

Und da es sowieso im nächsten halben Jahr (oder so) noch eine Art Extra-Heft zu unserer ‚Skatepark Glücksburg – Kein Drama in drei Akten‘ Broschüre über diesen vierten Bauabschnitt geben wird (welche vermutlich dann auch in digitaler Form auf diesem Blog veröffentlicht wird), brauch` ich ja nicht alles doppelt zu erzählen und aufzuschreiben, da liegt meine Priorität einfach weiterhin auf Papier und das kommt dann eben noch. Ich merke auf jeden Fall auch, daß ich noch gar nicht richtig wieder den Kopf frei habe, um großartig zu bloggen, und mir soll das ja nicht zur Last fallen, sondern nebenbei mal ein bißchen Spaß machen.

Am zweiten Tag gab`s dann auch nicht zu wenig zu tun…
Gleich Flat mitmachen heißt bereits am dritten Tag Bowl fahren…
Nebenbei die alte Fläche erweitern und Simon aus Nottingham war auch diesmal wieder mit dabei…

Andererseits haben wir jetzt auch nicht zu viel Presse bekommen für unsere tollen Taten, also Presse jetzt im altherkömmlichen Stil. Und mir geht es ganz sicher nicht darum, irgendwie berühmt zu werden, aber wenn man derart viele Spendengelder in eine solche Betonlandschaft verwandelt, die in der Form deutschlandweit ihresgleichen sucht, wäre das ja zum Beispiel mal ein Bericht im Fernsehen wert, vielleicht im Schleswig-Holstein Magazin im NDR, die logischerweise regelmäßig äußerste Banalitäten im Programm haben. Sie waren aber wieder einmal nicht bei uns, vielleicht liegt Glücksburg einfach zu ab vom Schuß von allem. Aber wenn selbst das Flensburger Tageblatt es erst nach einem halben Jahr und nach wiederholter Nachfrage schafft, uns einen ihrer halbgaren Artikel zu widmen, dann weiß man echt, mit Presse is` irgendwie alles im Arsch.

Dabei geht es mir ja nur darum, hier im Norden mehr solcher Projekte zu verwirklichen, wie ich ja auch immer wieder betone, denn daß solche Skateparks hier wirklich gebraucht werden, sieht man halt in Glücksburg, wobei es da ja auch vor allem immer so voll ist, weil es eben nix anderes gibt in der Umgebung. Allerdings kann man ohne Frage auch zugeben, daß der Park in Glücksburg, gerade jetzt mit dieser gigantischen Erweiterung, einfach ohne Ende Fahrvergnügen bietet. Denn das war ja das Krasse, wir hatten ja die 50.000,- Euro zur Verfügung, die der liebe und ehrenwerte Klaus G. der Stadt anvertraut hatte, um eben den Skatepark noch zu erweitern. Er hatte allerdings 2019 auch schon diese Summe für die Jugend, Kinder und Kultur gespendet, und von dem Geld hatte Jugendpfleger Lucas, mit dem ich ja den Großteil der ganzen Vorbereitungen zur Betonage gemacht habe, alleine schon Corona-bedingt noch nicht wirklich viel ausgeben können. Als es dann von ihm hieß, wir sollten dieses Jahr alle Prioritäten auf den Skatepark legen, drehte ich natürlich ein bißchen durch, da kam nämlich erst die Idee mit dem Pumptrack um das ganze Gelände rum und quer durch die Botanik auf. Danke dafür, Lucas, und für alles…

Am dritten Tag Pumptrack-Alarm des Todes…
Pumptrack is` groß…
Pumptrack is` weitläufig…
Und nebenbei Flat machen…
Zwischendurch mal kurz Pause…
Und ran an die Nachmittagsschicht…
Dann die ersten Lines im Bowl und Gian zeigt direkt mal wieder, wo der Hammer nach der Arbeit hingehangen wird…
Crazy Roland hat dazu ein paar extra sketchy Fs Grinds parat…
Soviel zur ersten Session, Gian is badass…
Ach so, es muß ja noch weiter gearbeitet werden…
Roland aus der Puste…

Und dann sprudelten die Ideen natürlich nur so weiter, gerade wenn es mal ein paar Helfer auf die Baustelle schafften, und quasi im Wochenrhythmus kamen dann neue Obstacles und Spots dazu, das hörte wirklich gar nicht mehr auf, die (erste) Deadline zum Betonieren rückte aber auch immer näher. Ja, wie gesagt, um diese einzuhalten hatte ich wirklich sprichwörtlich diverse schlaflose Nächte gerade im September, tagsüber schuften, nachts organisieren und planen. Das Datum für die große Betonage hatte ich natürlich schon rechtzeitig für die letzte Septemberwoche angesetzt, schließlich mußten die Pumpe und die massiven Betonanlieferungen reserviert werden, und vor allem ausreichend motivierte Helfer organisiert. Da half es dann auch so rein gar nicht, daß in den zwei Wochen vorher noch ein sattes Dutzend Leute absagte, die ich eigentlich fest mit eingeplant hatte, und das waren natürlich in erster Linie die Profis, die sowas auch beruflich machen und deswegen natürlich dann doch andere Verpflichtungen hatten, es gab auch ein paar bessere Ausreden.

Jedenfalls war unser 25- bis 30-köpfiges Team in den fünf Betontagen dann geprägt von einem Haufen Leute, die das Ganze erst ein paar Mal bis noch gar nicht gemacht hatten, oder andersrum gesagt, außer mir waren noch fünf andere “Pros“ am Start. Dementsprechend hart waren diese fünf Betontage dann auch, vor allem für mich, der diesen sympathischen D.I.Y.-Haufen zu koordinieren und anzulernen hatte, Alterchen… Wir haben dann auch leider nicht alles fertig geschafft, aber mit dem Team trotzdem eine unglaubliche Leistung hingelegt, auf die wir sehr stolz sein können. Trotzdem war klar, ein paar Wochen später würden wir mit einem kleineren Haufen nochmal mindestens zwei Tage betonieren müssen, einen davon mit Auslegerpumpe!? Jedenfalls hatte ich Deadline Nummer 2 und keine Zeit zum Durchatmen, denn Herbst und so stand auch vor der Haustür.

Am vierten Tag dann Plattformen und so…
Am fünften Tag nur Kleinigkeiten unter erschwerten Bedingungen…
Mein Freund Jacob olliet aus der Quarter to Axle Stall, einmal mit Profis…
Gian killt derweil den nagelneuen Wallride mit Fs Pivots…
Bartosz grindet sich durch den Bowl…
Roland grindet des neue Rail von A bis Z…
Und Conni rockt to fakie…
Der klägliche Rest der Crew nach fünf tagen Betonparty am Samstag vor meiner Hütte…

Naja, am 8.Oktober hatten wir dann nochmal einen kleinen Betontag, dafür schön durchgehend mit strömenden Regen (die Wettervoraussagen sind seit Corona einfach nicht mehr so präzise!), und am 19. und 20. Oktober dann nochmal zwei Amoktage mit einem zusammengewürfelten Hau-drauf-Team, mit dem wir dann den Pumptrack komplett fertig machen konnten. Ich gehe jetzt mal nicht ins Detail, aber wenn sich Betonlaster im Matsch festfahren und selbst mit Trecker nicht mehr rausgezogen werden können, wird`s stressig, und zwar so richtig, vor allem wenn der nächste schon an der Einfahrt wartet. Das war wirklich komplett Amok und hat ein bißchen Geld gekostet, und trotzdem haben wir es irgendwie hingekriegt, aber das Ergebnis hätte auch anders aussehen können, in beide Richtungen…

Poolcoping kleben im Dunkeln…
Betonieren im Regen…
Finishen im Dunkeln…
Und Vorbereitungen im Dunkeln…
Hau-ruck-Freestyle…
Am nächsten Tag dann Hau-ruck Deluxe…
Und noch mehr davon…

Jedenfalls endete dieses Projekt, zumindest was den Beton angeht, komplett Guerrilla-D.I.Y., nachdem es 2015 so schön Professional-D.I.Y. angefangen hatte, warum kann ich euch auch nicht wirklich sagen. Aber jetzt steht es alles da, dieser fette Bowl, der sich als extrem schnell zu fahren rausgestellt hat, diese neue Streetfläche mit den vielen Details und dieser nicht enden wollende Achterbahn-Pumptrack mit seinen verschiedenen Spuren, deren Lines man erstmal ahnen muß. An der ein oder anderen Stelle werde ich wohl nächstes Jahr ein paar Modifizierungen vornehmen müssen, aber das gehört bei einem D.I.Y.-Projekt diesen Ausmaßes wohl auch dazu, und so pervers es jetzt gerade klingen mag, aber ich freu` mich irgendwie schon drauf, den Park immer noch besser zu machen. Lucas hat auch noch viele Ideen und Pläne mit dem Rest des Geländes, es ist ja nicht so, daß wir jetzt alles Geld vebraten hätten. Jedenfalls soll das Ganze noch familienfreundlicher werden, denn es ist inzwischen wirklich ein Ort, an dem man den ganzen Tag gut verweilen kann. Als Skater wird einem dort auf jeden Fall so schnell nicht langweilig, gerade auch wenn mensch einfach nur flowen will, das war auch immer irgendwie mein Anspruch.

Naja, irgendwie hat es sich ja alles gelohnt…
Achterbahn I like…
Trocken ist das alles noch besser…
Bowl-Contest und Fackel Death Race coming soon…
Ein letztes Mal Resteholz verbrennen…

Tja, wäre super toll, wenn wir dann nächsten Frühling auch eine entsprechende Einweihung abhalten können, da werden wir uns auf jeden Fall nicht lumpen lassen, aber da müssen wir wohl erstmal diese Corona-Kacke hinter uns lassen. Wir hatten Samstag vor einer Woche eine kleine lokale Einweihungsession mit Scooter-Verbot und den Satz, den ich an dem Nachmittag am öftesten gehört habe, war ‚Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll’… Ja, es ist viel dazu gekommen in Glücksburg, ich hoffe, die Photos geben euch einen halbwegs guten Eindruck davon, und wir werden wohl auch zeitnah ein, zwei Scooter-freie Nachmittage einführen müssen. Es würde mich auf jeden Fall freuen, wenn sich in Zukunft mehr Leute mal für eine ausgeprägte Wochenendsession ins beschauliche Glücksburg bewegen, ich würde sagen, es lohnt sich! Und ich hoffe, ihr könnt jetzt ein bißchen verstehen, warum ich mich so lange nicht auf diesem Kanal hier gemeldet habe, aber diesen meinen Blog mußte ich einfach mal zweieinhalb Monate ausblenden, um zu schaffen, was geschafft werden mußte, ohne nebenbei komplett abzurauchen. Ich denke, das war es wert…

Und ich denke, ich werde mich ab jetzt auch wieder regelmäßiger hier melden, es ist ja schon wieder die dunkle Jahreszeit, wo mensch ganz einfach mehr Zeit für sowas hat, und zu erzählen hab` ich ja eigentlich immer genug. Nur wenn ich zu Wort komme, dann bitte wenigstens halbwegs ausführlich, alles andere ist mir zu belanglos. Und ja, mir ist bewußt, wie schnell sich das Leben und die Gesellschaft dabei immer mehr von mir entfernt, aber ich komm` zurecht, keine Sorge! Jetzt über den November werde ich mich auf jeden Fall noch weiter um die Restarbeiten in Glücksburg kümmern, bietet sich an, wo der Park doch Lockdown-technisch wieder für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Da kann ich zwischendurch schön alleine meine Runden drehen und mich mit den neuen Rundungen anfreunden. Wer schaffen will, muß fröhlich sein, oder was!? Aber hallo…

Würde sagen bis demnächst, schön, daß Sie nach so langer Zeit wieder eingeschaltet haben!
Küßchen,
Arne

P.S.: Ey, ewiges Danke an alle, die irgendwie beim Bauen mitgeholfen haben, von bis, ihr wißt, wer ihr seid! Glaubt nicht, ich hätte euch vor lauter Eigenlob vergessen, ihr habt die Baustelle doch erst richtig gemütlich gemacht…

Local Jonathan und der erste 50/50 an unserem Recycling-Rail. Locals, die helfen, rocken, 2. Platz gleich nach Bela… Photo von Matze
Der Fußgängertunnel zum Skatepark ist jetzt übrigens legale Graffiti-Wand, denn in Glücksburg, da geht einiges… Rip in peace, Keith!

3 Gedanken zu „GLÜCKSBURG BETON-APOKALYPSE 2020

  1. Ganz starke Aktion! Hatte schon vor einiger Zeit (2-3 Jahren, länger beschäftige ich mich noch nicht mit dem Thema Skateboard) von Glücksburg gehört und auch 2-3 interessante Bilder gesehen und wollte da mit Sack und Pack immer mal hin, aber da das wahrlich etwas JWD, wie man in Berlin zu sagen pflegt, von Hamburg ist, bin ich da nie hingekommen. Und dann trudeln die Tage Videostories und Beiträge in meinen Instafeed und ich denke so… Hä?! Wusste gar nicht, dass es da so fett krass geil ist! Nur um dann festzustellen, dass offensichtlich ordentlich erweitert wurde, seit ich das letzte Mal Glücksburg ausgelotet hatte. Somit ist der Wunsch da Mal hochzurutschen gewachsen und wird sicherlich an einem WE mal umgesetzt. Hoffe nur, dass die Scooterplage dann nicht zu groß ist, weil wir haben da inzwischen eine Art Allergie entwickelt, die einem leider echt den Spaß rauben kann, wenn da einfach zwei Dutzend Scooterkids in Dauerschleife durch den Park rollen. Eine Frage noch… Findet man den Park leicht?

    1. Hallo hallo, Karsten!
      Also den Park findet man ganz leicht, ist neben dem Sportplatz an der Rude Halle, wo ihr auch parken müßt. Dann durch den Fußgängertunnel et voilá! Wenne GPS bist, nimm` die Flensburger Straße! Ich hoffe, man sieht sich mal da!
      Aloha und ahoi,
      Arne

  2. Heyho; ja, „eine Art Extra-Heft zu unserer ‚Skatepark Glücksburg – Kein Drama in drei Akten‘ Broschüre über diesen vierten Bauabschnitt“ wäre toll!…

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