Guten Aaaaabend!
Huch, da isser ja schon wieder, was zur Hölle ist denn jetzt los, ein Blog-Eintrag genau einen Tag nach dem letzten, sowas gab`s hier ja noch nie! Hat hier jemand Langeweile?… Nun ja, ich hatte ja gestern vorgewarnt, daß das eventuell passieren könnte, und ich will auch gleich erklären warum weshalb wieso. So konnten wir nämlich heute nicht so im Holz rumwuseln, wie wir das eigentlich vorgehabt haben, weil unser kleiner Wald hier nämlich aussieht wie ein Schlachtfeld, nachdem sich unser örtlicher Oberförster Pudlich da ordentlich ausgetobt hat und dabei scheinbar kein Auge trocken geblieben ist. So liegen jetzt überall gefällte Bäume rum und wir kamen mit Trecker und Anhänger gar nicht an die Stelle ran, wo wir bereits angefangen hatten, die beiden uns überlassenen Baustämme in transportfähige Stücke zu sägen und zu hacken. Da müssen die zuständigen Forst- oder Landwirte wohl erstmal ein bißchen aufräumen, bevor wir da durchkommen, denn wir sind ja auch nicht so doof, deren Arbeit zu erledigen…
Somit habe ich mich dann heute mal an mein Schreibtischschlachtfeld gemacht und diesen mal komplett abgeräumt, sauber gemacht und angefangen, den ganzen Papierkram und die unzähligen Notizzettel zu sortieren, was nicht unbedingt durchgehend Spaß macht. Dabei bin ich ganz unten hinten rechts auch auf einen Stapel Bücher gestoßen, die ich im letzten Jahr (quasi so seit meiner letzten Schreibtischaufräumaktion) gelesen und noch nicht ins Regal gestellt hatte, weil ich genau hier auf meinem Blog vielleicht nochmal kurz was dazu schreiben wollte/will, quasi Empfehlungen zur Lektüre aussprechen. Das ‚Literaturcafé‘ im BOARDSTEIN war ja auch immer eine meiner Lieblingsrubriken, denn es gibt eigentlich nichts Geileres als ein gutes Buch, na gut, eine gute Schallplatte vielleicht. Und wenn ich jetzt so über zehn Jahre später drüber nachdenke, muß ich sagen, das war schon ganz schön geil, daß wir in unserem Heft immer neue Bücher vorgestellt und/oder ältere zeitlose empfohlen haben, so gar nicht Skater-like. Das spricht echt für uns und unseren BOARDSTEIN muß ich sagen, das gab diesem ganzen Trash und Wahnsinn zumindest halbwegs sowas wie eine akademisch intellektuelle Note.
Wie auch immer, eben weil ich hier also gerade am Aufräumen bin und die erwähnten Bücher dann auch gerne langsam mal ins Regal wandern könnten, um dort Platz wegzunehmen und auf meinem Schreibtisch Platz für neue zu machen, dachte ich mir, ich könnte ja jetzt während meiner Fastenwoche jeden Tag eins davon vorstellen, ist doch sowieso gerade die Jahreszeit zum Lesen und Schreiben. Es landen natürlich auch nicht alle Bücher, die ich gelesen habe, bei mir im Regal, sondern selbstverständlich nur die Guten, die ich gerne behalten möchte, um sie vielleicht mal verleihen zu können oder im hohen Alter (wie hoch denn noch, Alter?) eventuell sogar ein zweites Mal lesen zu können, wobei ich das bis dato nicht von allzu vielen Büchern behaupten kann. Aber gerade, wenn man mit einem Buch viel und intensive Zeit verbracht hat, wachsen sie einem ja manchmal so ans Herz, daß man sie einfach gerne behalten möchte, ganz simpel um sie eben für den Fall der was-weiß-ich-was-Fälle bei sich zu haben, mir geht es auf jeden Fall mit mindestens der Hälfte meiner gelesenen Bücher so. Man liest ja auch keinen Scheiß, genauso wenig wie ich scheiß Musik höre, und das ist jetzt tatsächlich mal nicht Geschmackssache, wage ich mal zu behaupten. Kommt gerne mal bei mir vorbei und überzeugt euch selbst davon!
So, und nun kann ich mich erinnern, irgendwann Anfang letzten Jahres (oder war es sogar schon vorletzten?) hier im Blog erwähnt zu haben, daß ich gerne mal was über ‚Kleinhirn an alle – Die große Otto Biographie‘ schreiben wolle, denn das Ganze ist von niemand anderem als Otto Waalkes geschrieben, und zwar nach einer wahren Geschichte, nämlich seinem Leben. Nun muß ich dazu sagen, daß ich seit meiner jüngsten Kindheit absoluter Otto-Fan bin, weil der mich und meinen Bruder einfach von Anfang an begleitet hat, vor allem natürlich seine Schallplatten (respektive Audio-Kassetten). Jedenfalls kommt es mir nicht nur so vor, als könnte ich sämtliche seiner Platten auswendig mitsprechen, und ich rede dabei natürlich ausschließlich von seinen ersten zehn Platten von 1972 bis `83, die wir wirklich rauf und runter gehört haben in unserer Kindheit und jungen Jugend. Und so haben sich schon vor drei oder vier Jahrzehnten viele kleine sprachliche Details und Redewendungen aus Ottos damaligen Shows in meinen Alltagsslang und Sprachgebrauch eingeschlichen und verfestigt, so daß ich die bis heute nicht losgeworden bin, warum auch?
Otto ist halt einfach in allen Aspekten seines Seins und Tuns witzig und ich bin mir ziemlich sicher, daß sich durch ihn auch ziemlich früh in mir der Wunsch verankert hat, Leute zu unterhalten und zum Lachen zu bringen. Das erfreut mich einfach seit jeher und war sicher einer der Hauptgründe, warum ich damals BOARDSTEIN mit gestartet habe und das Heft dann auch so aussah, wie es eben aussah, da hat Otto (auch mit seinem ersten Buch Otto) ohne Fragen seine Spuren bei mir hinterlassen. Weil Humor ist, wenn man trotzdem lacht, und was gibt es Besseres als zu lachen? Mal im Ernst, ich finde, da kann nicht mal Sex gegenanstinken, also wenn ich könnte, hätte ich echt kein Problem damit, mich den Rest meines Lebens nur noch kaputtzulachen, totzulachen quasi, also I like!
Irgendwann (wie gesagt, kann ein oder zwei Jahre her sein, ich weiß es nicht mehr) war ich dann mal im Hamburger Hauptbahnhof und hab` mich dort im entsprechenden Fachgeschäft mit Lektüre für eine lange Zugfahrt und einen anschließenden längeren Montage-Einsatz eingedeckt. Ja, ich glaub`, jetzt dämmert`s mir wieder, im gleichen Atemzug hab` ich nämlich damals auch das Buch ‚Mein Huren-Manifest‘ gekauft, über das ich hier auf meinem Blog seinerzeit ausführlich berichtet habe, das Ganze muß also tatsächlich schon zwei Jahre her sein (das Otto Buch lag auch lange Zeit bei der ollen Olga rum, so ausleihmäßig). Jedenfalls nahm` ich seinerzeit als inhaltlich passendes Gegenstück zum Huren-Manifest auch ohne Zögern Ottos Biographie mit, die gerade als Taschenbuch erschienen war. Ja, und genau dieses Buch wollte ich euch heute einfach nochmal ans Herz legen, denn es handelt sich dabei logischerweise um sehr sehr unterhaltsame Lektüre.
Denn Otto, der ja scheinbar nie wirklich ernst sein kann und immer albern ist, schafft es natürlich mit Links, auf jeder einzelnen Seite diverse Lacher einzubauen. Genau wie die Live-Shows auf seinen Platten ist dieses Buch quasi ein Lachfeuerwerk, nun vielleicht nicht ganz so, aber zumindest muß mensch bei der Lektüre der 400 Seiten eigentlich durchweg schmunzeln. Naja, und daß er ein aufregendes und abwechslungsreiches Leben gehabt hat, steht ja außer Frage, schließlich ist er mit seinem Geblödel ja nicht nur berühmt, sondern auch reich geworden. Nur um hier mal ein ganz kleines Lesebeispiel zu bringen: „In meinem ersten Schulzeugnis stand wörtlich: „Otto ist schwatzhaft und undiszipliniert.“ Was mit dem letzten Wort gemeint war, wußte in unserer Familie keiner. Wir wußten nicht einmal, wie es ausgesprochen wird – aber der Zungenbrecher bedeutete nichts Gutes, das war klar…“ Genau dieses Schmunzelniveau zieht sich also als roter Faden durch das gesamte Buch.
Was mich als uralter Fan dann allerdings im ersten Moment etwas enttäuscht – um nicht zu sagen nahezu schockiert – hat, war die Tatsache, daß mensch bereits (zum Glück) ziemlich weit am Anfang des Buches erfährt, daß Ottos Gags alle gar nicht von ihm alleine geschrieben worden sind. Und genau das war halt etwas, weswegen ich Otto immer so vergöttert habe, so von wegen ‚Wie kann ein Mensch nur so witzig sein?‘. Aber ja, er hatte eben auch drei (Co-)Autoren, die grob gesagt quasi bei allem mitgewirkt haben, was Otto jemals fabriziert hat. Und zwar waren das die Herren Robert Gernhardt und Peter Knorr vom einstigen Satiremagazin Pardon, zu denen sich kurze Zeit später noch ein gewisser Bernd Eilert gesellte, und diese drei sind eben für einen Großteil von Ottos Gags verantwortlich.
Zuerst war das eine harte Nuß für mich, aber im Laufe des Buches habe ich das dann akzeptiert bis verdrängt, denn Otto bleibt für mich einfach ein genialer Komiker, dafür braucht mensch sich ja nur einfach mal eine seiner (alten) Shows anzugucken. Ich mein`, diese völlig durchgeknallte Art der Präsentation in Verbindung mit seinem musikalischen Können (es scheint ja, der Mann beherrscht wirklich jedes Instrument) und zeitgenössischen Coverversionen ist und bleibt in Sachen Komik für mich einfach ungeschlagen. Wir Norddeutschen lieben ja bekanntlich diesen platten Humor, und, sorry, aber wer das nicht witzig findet, hat meiner Meinung nach das Prinzip Humor nicht so ganz verstanden. Bernd Eilert selbst hat in einem Interview zu Ottos Bühnenpräsenz mal gesagt: „So eine Art seismographischer Aufnahme von Publikumsschwingungen, die er dann sofort in Tempoverschärfungen oder Tempoverschleppungen, in Pausen, in Blicke oder Gesten umsetzen kann. Und das ist etwas, was keiner von uns konnte, sonst hätten wir ja auch selbst mit diesen Gags Karriere machen können.“
Ja, Otto ist ohne Frage ein Multitalent, vor seiner Karriere hat er ja auch ein Weilchen in Hamburg Kunst studiert und in dem Buch sind neben reichlich Photos aus seinem Leben auch einige seiner Werke zu sehen, wo man nur sagen kann ‚Hut ab‘, das kann er also auch. Was soll ich also noch groß sagen? Ich bin einfach Fan und kann natürlich vor allem anderen Fans, aber letztendlich auch jedem anderen deutschen Staatsbürger die Lektüre von ‚Kleinhirn an alle‘ ans Herz legen, weil Otto für mich persönlich einer von den ganz großen Deutschen ist, gerade weil uns immer vorgeworfen wird, wir Deutschen hätten kein Humor. Das weiß man halt vor allem dann besser, wenn man Deutsch kann, gell, liebe Amis und Tommys!?
In diesem Sinne, solltet ihr mal mit ein paar Leuten rumsitzen, dabei eventuell ein bißchen Alkohol und/oder Marihuana konsumieren und nicht wissen, was ihr mit dem Abend noch so anfangen sollt, tut euch selbst einen Gefallen und haut euch im Internet einfach mal ein paar von Ottos alten Shows rein. Olgas, Schmidtchens und mein Rekord liegt bei knapp fünf Stunden nonstop Kaputtlachen, danach kriegt mensch sich nicht nur schwer wieder ein, sondern vielleicht auch Lust, sich mal mit Ottos Biographie auseinanderzusetzen, ich kann das wie gesagt nur empfehlen, sonst hätte ich das jetzt hier ja auch nicht getan.
So, und nun muß ich es nur noch hinkriegen, euch hier die nächsten Tage jeweils eines der Werke von diesem Bücherstapel ans Herz zu legen, der so langsam vom Schreibtisch Richtung Bücherregal verlegt wird. Macht auch viel mehr Sinn, als die Zeit zu nutzen und an seinem eigenen Buch weiterzuarbeiten!… Alles zu seiner Zeit, sage ich nur, wer fastet, klotzet nicht, zumindest nicht in meiner Hütte.
Guten Abend, gute Nacht, guten Morgen,
Arne