Guten Moin!
Ja, meine Lieben, wer nun noch die Auflösung meines Kurzabenteuers in Lille hören will, braucht jetzt nur weiterzulesen. Das Ganze ging nämlich damit weiter, daß ich einen Tag, nachdem ich mich hier bei euch ausgeheult hatte, wie merkwürdig die erste Woche, oder zumindest der Anfang dieser, doch abgelaufen war, mich entschlossen habe, den ganzen Trip noch drei Tage zu verlängern. Mensch könnte also sagen, die Vibes waren dann halt wie immer und ich hab` bis heute nicht verstanden, was das ganze Theater in den ersten drei Tagen wirklich sollte, denn wir haben auch nie wieder drüber gesprochen. Aber latte, weil ich ja eh dann noch das Wochenende bleiben wollte, um dieser sagenhafte Party in Melle, Belgien, beizuwohnen, dachte ich mir, dann kann ich auch noch drei Tage arbeiten dranhängen, das ist doch viel schlauer, als Sonntags völlig fertig die Zugreise nach Hause anzutreten….
Ich bin ja schließlich zum Arbeiten da runter gejuckelt und wenn mensch schon mal da ist und in drei Tagen einen vierstelligen Betrag verdienen kann, sollte mensch nicht pauschal nein sagen, nur weil mensch eigentlich kein Bock mehr hat (stimmt so ja auch nicht, ich war ja eigentlich schwerst motiviert). Außerdem war das Projekt halt echt cool, denn die kleine Cruise-Landschaft zwischen Pool und Bowl konnten wir mehr oder weniger frei gestalten, sowas gibt es nicht allzu oft mitten während eines Projektes. Es gab also genug gute Gründe, noch bis Mittwoch in Lille zu bleiben und sich dann nach der Betonage auf die Rückfahrt nach Hamburg zu machen. Eigentlich hätte ich sogar noch länger bleiben dürfen, weil Mikey auch mal wieder dringend Leute benötigt, aber irgendwann ist dann auch genug, mich für Concrete Flow aufopfern war früher, heute gehen meine eigenen Anliegen vor…
Die vorige Woche verlief somit halbwegs unspektakulär, insofern als daß wir nur zwei Tage betoniert haben, weil irgendwie lief da halt nicht alles so rund. Was das angeht, war es ja bei Concrete Flow immer schon etwas schwierig mit dem Rundlaufen, das weiß ich aus harten Erfahrungen selbst am allerbesten. Aber seit ich nicht mehr so richtig den Vorarbeiter-Affen mache, hat jeder so ein bißchen Kommando und Mikey hält sich größtenteils raus, das kann in dieser Form nicht produktiv sein, vor allem, wenn zwischendurch Leute mal wieder eine Woche Pause machen, weil sie woanders arbeiten können, oder zwischendurch nach Hause fahren und dann doch nicht wie geplant zurückkommen. So gesehen hab` ich bei dem ganzen Hin und Her in den zweieinhalb Wochen mehr verschiedene alte Kollegen wiedergetroffen, als für eine normale Baustelle normal wäre, aber bei Concrete Flow ist eben nichts normal.
So hab` ich dann vor Ort nebenbei viele verschiedene Sachen im Bereich Vorbereitungen machen dürfen, Donnerstag ganz alleine mit Conni, Luc und Woecher, weil alle Mittwochabend für zwei Nächte nach Hause gefahren sind, da wir ja erst wieder Freitag Beton machen sollten. Und sich dann wundern, wenn man nach hinten in Zeitschwierigkeiten kommt, weil weitere Baustellen anstehen und eigentlich noch richtig viel zu tun ist, bevor man das Projekt in Lille als beendet betrachten könnte. Nachdem es dann hieß, Montag, nach der großen Party würde sowieso auch frei gemacht werden, weil alle durch sein würde, war für mich, der ja extra zum Arbeiten verlängert hatte, klar, ich kämpf` mich Sonntag alleine aus der flämischen Provinz zurück nach Lille, um Montag zu schaffen, zur Not alleine. Und so kam es dann auch…
Thierry hatte sich bereits Sonntag krank gemeldet für die Woche (Montagabend erreichte uns die Nachricht, (s)ein Corona-Test sei positiv gewesen). Dienstagmorgen ging es dann Conni mit sämtlichen Symptomen so dreckig, daß er auch nicht antreten konnte, und Woecher, der eigentlich Montagabend mit Zug kommen wollte, schrieb Mikey Dienstagmorgen um halb Vier eine kaum lesbare SMS, daß er leider absagen müsse, spontaner Vollsuff wegen Ärger mit Freundin, wie sich herausstellte. So haben wir Dienstag dann mal eben die beiden etwas komplizierteren Pieces mit viereinhalb Mann (sogar Mikey hat mal wieder die Kelle schwingen müssen) betoniert, zum Glück war ich als Shooter da, weil Kwinten diese Woche auch nicht gekommen war, da er mit Concrete Dreams in Belgien unterwegs ist. Leider hatte Mikey vergessen, die bestellte Betonmenge zu reduzieren, weil eigentlich hatten wir vorgehabt, Dienstag auch die drei Flats von Bowl und Pool zu betonieren. So mußten wir dann knapp fünf Kubikmeter Beton wieder nach Haue schicken und ich kann euch sagen, für einen Hippie-D.I.Y.-Menschen wie mich gibt es nichts Schlimmeres als eine derartige Menge graues Gold einfach in die Tonne zu drücken. Alleine schon die Verschwendung und Umweltverschmutzung an sich, aber daß der ganze Spaß auch noch knapp 1000,- Euro zum Fenster hat rausfliegen lassen, ist zum Glück Mikey`s Problem und nicht meins.
Also so im Nachhinein betrachtet lief es eigentlich – außer die Betonagen selbst, die sehr gut liefen – alles noch chaotischer ab als in den sieben Jahren, wo ich als Mikey`s rechte Hand (so hat er selbst mich anderen immer gerne vorgestellt) bei fast jedem Projekt von Anfang bis Ende dabei war. Und so chaotisch es auch damals schon immer war, ich glaube wirklich, mir ist es lange Zeit ganz gut gelungen, wenigstens ein bißchen Ordnung in dem Laden zu halten, das heißt, ich glaube nicht, ich weiß es ganz bestimmt. Aber großartig Struktur konnte ich da jetzt nicht mehr wirklich erkennen, gerade auch weil bestimmte Sachen jetzt wieder so gemacht werden wie vor meiner Zeit, z.B. beim Verschalungsbau, quasi zurück zu den Anfängen, da verliert man wirklich den Über- bzw. Durchblick, und auch ein bißchen die Motivation.
Nun, ich hoffe wirklich sehr, daß sich meine Situation zu Hause tatsächlich so entwickelt, daß ich kohletechnisch in Zunkunft nicht mehr großartig auf diese Arbeitstrips nach Belgien/Frankreich angewiesen bin, diesbezüglich ist meine Zeit scheinbar wirklich gekommen und ich fühle mich nach all diesen entbehrungsreichen, aber auch sehr schönen Montagejahren zu Hause echt besser und sinnvoller aufgehoben. Und auch wenn ich mit Concrete Flow wirklich relativ easy gutes Geld verdienen kann – man soll aufhören, wenn es am schönsten war, und ich will lieber meine eigenen Projekte und vor allem Designs bauen, auf meine Art, in meinem Tempo und mit “meinen“ Leuten. Und im Endeffekt damit doch auch noch deutlich besser verdienen, wenn auch eigene Projekte immer einen Riesenhaufen Streß und Verantwortung bedeuten, aber ey, da bin ich ganz anderes gewohnt, siehe Lebenslauf! Das alles war mir ja auch schon vorher klar, doch in Lille habe ich nochmal die Bestätigung dafür bekommen. Und glaubt mir, auch wenn es letztes Mal nicht so geklungen haben mag, aber ich hatte letztendlich wie immer eine sehr gute Zeit mit den Jungs, frage mich aber dennoch, wie ich das früher monatelang – wenn auch immer natürlich mit kleinen Unterbrechungen – ausgehalten habe.
So wollen wir uns auch am liebsten an die guten Dinge erinnern, und das waren bei all meinen Reisen da runter eben immer die unzähligen Kollegen, die ich dort im Laufe der Jahre kennengelernt habe. Und wenn es dann heißt, der Großteil dieser wird eben auf dieser legendären Abrißparty in einem besetzten Haus mit Indoor-Pool (also ein alter Swimming Pool vor gut einem Jahr von 30 belgischen Bastarden in einem Tag zum Skatebowl verwandelt) anzutreffen sein, dann muß man da eben hin, und ich hab` mich auch die ganze letzte Woche darauf gefreut. Dazu kommt ja auch noch, daß ich wie wohl die meisten von uns in den letzten zwei Jahren jetzt nicht zuuu viel Party gemacht habe, und ich mach` doch so gerne Party…
Nachdem ich Freitagabend und -nacht dann tatsächlich komplett alleine in der Unterkunft war, was natürlich auch mal sehr angenehm war, hab` ich mich dann Samstagnachmittag mit dem Zug auf nach Brüssel gemacht, von wo ich dann weiter nach Gent sollte, um dort einen dritten Zug bis Melle zu nehmen und dann noch eine halbe Stunde zu Fuß zu laufen. Dachte ich mir in Brüssel angekommen, ruf` ich doch mal Mikey an, ob der schon los ist, was natürlich nicht der Fall war, also Glück für mich! So konnte ich dann mit Mike und Luc direkt zum Ort der Ausschreitungen fahren und mußte mich nicht Guerilla-Style alleine durch Flandern schlagen.
Und ein Ort der Ausschreitungen es war, als wir so gegen halb Sieben eintrafen, war auf den Parkplatz, am Eingang und vor allem im Gebäude drin schon die Hölle los. Einritt gegen Spende und gleich als erstes gab es einen Raum, in dem durchgehend Vollgas Tekkno geblastet wurde, dementsprechend viele Raver und durchgeknallte Drogies waren am Start, und im Hauptraum, wo eben der Bowl drin ist, wechselten sich DJs und diverse verschiedenste Live-Bands ab. Und überall war es proppevoll und Corona war nicht ein einziges Mal irgendwie Thema, nirgendwo. Sowas würde es in Deutschland zu diesen Zeiten ganz sicher nicht geben, und das war zwar die letzte, aber ganz sicher nicht die erste Party dort, seit das Thema die Welt beschäftigt. In Belgien wird man somit auch nicht von Autonomen zusammengestaucht, wenn man nicht geimpft ist, das interessiert die da ganz einfach nicht, sehr angenehm das alles. Es war wirklich so, wie mensch es früher von Partys auf der ganzen Welt kannte, einfach nur geil und sehr sehr verstrahlt insgesamt, die Belgier können halt feiern, vor allem die sehr eingeschweißte Skateszene. Das Land ist eben einfach übersichtlich klein und seit jeher für seine gute Szene bekannt, was man ja alleine schon daran sieht, daß die Jungs eben in einem großen Gemeinschaftsakt diesen Swimmingpool in einen Skatebowl verwandelt haben, und zwar mit dem original Poolcoping, das beim Grinden bellt wie ein angeschossener Hund.
Und, Alter, es war dann mehr oder weniger auch die Elite der belgischen Bowlskater am Start und gab sich ein sattes Stelldichein. Benne von Jean-Jaques Distribution haute Boards für Best Tricks raus und Jarne Verbrueggen packte wie immer eine gute Show aus, und sein Talent gepaart mit den einfallsreichsten Tricks sind einfach immer wieder eine Freude anzuschauen. Aber auch Jeroen Bruggeman und Peter de Wolf begeisterten wie immer, ebenso Toon Dierckx, Nick Bax aus Holland gab komplett Vollgas und auch unser Gian rippte mal wieder schwer hart und stylisch. Zu blöd, daß Little Luc die ganze Zeit verletzt war, arbeiten konnte er zwar, aber den hätte ich auch gerne mal live skaten gesehen, so wie der auf Video abgeht. Aber am coolsten war es, meinen alten Buddy Hans Claessens wiederzutreffen, der ja sogar ein Photo in der allerersten BOARDSTEIN AUSGABE hatte. Der ist genauso alt wie ich, geht noch richtig gut ab und steigert sich auch gerne mal in einen letzten Trick rein, aber alles immer mit diesem strahlenden Lächeln im Gesicht. Er kämpfte dann auch gut zwei Stunden für seinen Bluntslide durch die Corner im Shallow End und als er ihn dann letztendlich machte, explodierte die ganze Halle. Obwohl das eigentlich Dauerzustand war, die Stimmung war echt unglaublich, was soll mensch erwarten bei Bier für 1,- Euro!?…
Ständig flogen irgendwelche Feuerwerke oder Böller in den Bowl, nicht nur als Jeroen den Lien To Firecracker an die extra für Best Tricks in den Bowl gehängte Leiter stand. Die Luft stand von der ersten Minute an vor Schweiß, Qualm, Alkohol und Drogen und alle waren irre gut drauf, außer die liebe Leia aus Brüssel, deren Heimatland gerade von den Russen überfallen worden war, die ließ sich durch nichts aufheitern, wie auch bitte!? Aber ja, ich traf eine Menge alter Bekannter, wenn auch diverse eingefleischte Leute aus der Builderszene fehlten, ich kenne jedoch auch mindestens vier Dutzend von denen, da können ja nicht alle da sein, auch wenn es im Vorfeld natürlich hieß ‚Everybody will be there‘. Imerhin hatte es Bruno geschafft, Bruno war der erste Belgier, den ich damals mit Minus-Ramps auf meiner allerersten Betonbaustelle überhaupt, der Fruchtbowle in Hamburg, kennengelernt hab` und der dann kurze Zeit später mit Concrete Dreams seine eigene Firma ins Leben rief, um den flämischen Teil Belgiens zuzubetonieren. Mit denen hat Concrete Flow in den langen Jahren so einiges an Kooperation hinter sich gebracht, Bruno ist einer von den Allerbesten!
Naja, als ich dann nach einer extrem durchgefeierten Nacht Sonntagmittag so mit diversen verstrahlten Freunden und Restmenschen draußen am Lagerfeuer stand, während der Rave vorne im Haus erst in die heiße Phase ging, so daß ständig durchgeballertes Partyvolk dazu stieß, um sich abzukühlen und dann wieder aufzuwärmen, wurde mir klar, daß ich vielleicht doch langsam mal den Heimweg antreten solle. Mikey und Luc waren vorne auf den Sitzen in Mikey`s Van komplett zusammengeklappt und ich hab` sie beide tatsächlich nicht aufgeweckt gekriegt. Dann hab` ich mich einfach auf den mittleren Sitz gezwängt und bin erst zwei Stunden später vor Mikey`s Haustür in Brüssel wieder aufgewacht, guten Morgen, liebe Sorgen. Schön Bus und Straßenbahn zum Bahnhof Midi, nur um dort zu erfahren, daß der nur eine halbe Stunde benötigende TGV nach Lille ausgebucht ist, der nächste käme da zeitgleich an wie der Bummelzug, für den man in Tournai noch umsteigen muß, mit halber Stunde Aufenthalt natürlich. Naja, Tournai Bahnhof kennt man halt auch schon, besser als anderthalb Stunden in Brüssel die Zeit totschlagen. Nach zwei Stunden Bimmelbahn dann in Lille die Metro nach Hause und irgendwann um Sieben war ich wieder bei uns in der Unterkunft, noch halbwegs bei Sinnen und in einem Stück. Schnell einen runtergeholt und ab in Betti, aber hallo!
Ja, Montags bin ich dann nicht zuuu früh zur Baustelle gefahren, dort hab` ich dann ein paar Stunden die Flat-Vorbereitungen für den Dienstag gemacht, bevor nachmittags Mikey, Conni und Luc eintrafen, um noch ein bißchen mit mir rumzudaddeln. Tja, und daß der Dienstag dann etwas anders ablief als geplant, hatte ich ja oben schon geschildert. Mittwochmorgen kam Koekie dann noch dazu, was sehr schön, war, weil das auch einfach ein Top-Typ ist und einer der allersten, den ich bei meinem ersten Concrete Flow Projekt in Nouville la Nouve bei Genf vor acht Jahren kennenlernen durfte. Ebenso wie Greg, der die Woche davor für zwei Tage zum Baggern eingeflogen war. Aber es sollte wieder nur ein kurzes freudiges Wiedersehen sein, denn nachdem wir (endlich muß man ja sagen) die Plörre in die drei Flats geballert hatten und ich mich danach noch ein bißchen nützlich gemacht hatte, konnte ich guten Gewissens gegen Mittag die Jungs mit dem Scheiß alleine lassen, daß sie Beton können, haben sie ja mehr oder weniger bewiesen. Dann kam sogar noch Quentin für einen Kurzbesuch vorbei, ein Franzose aus Tours, der vor fünf Jahre bei Mikey angefangen hatte, lange Zeit in Brüssel wohnte, jetzt in Lille lebt und seit drei Jahren als Vorarbeiter für Pierre Jambé`s Firma Antidote Skateparks schafft. Noch ein kurzes freudiges Wiedersehen, er hat mich dann auch zum Bahnhof gefahren, wo ich noch zweieinhalb Stunden rumgammeln durfte, weil die TGVs nicht wie am Samstag noch im Halbe-Stunden-Takt nach Brüssel gefahren sind. Naja, hatte ich genug Zeit, irgendwo einen verfickten Covid-Test zu machen, und als ich dann vor der Apotheke auf meinem Rucksack saß, um auf das Testergebnis zu warten, wollte mir ein netter älterer Herr ein bißchen Geld zustecken, welches ich dankend ablehnte. So dreckig war ich doch nun auch nicht und andere haben es mit Sicherheit nötiger…
Dreiviertelstunde Aufenhalt in Brüssel Midi (Zuid Station), zwei Stunden nach Kölle, dort wieder knapp `ne Stunde warten und dann nochmal vier Stunden weiter nach Hamburg, kurz vor Mitternacht bin ich dann halbwegs fertig mit Körper und Geist bei Olga ins Kuschelland gefallen. Ach, was bin ich froh, daß ich diesen Trip so schnell nicht wieder machen muß, so schön und ereignisreich es auch war, nochmal dabei gewesen sein zu können, aber so richtig vermissen werde ich das alles wohl nicht (vor allem nicht, wenn eine Baustelle mal wieder direkt neben der Autobahn liegt, so`n Lärm ham wa bei uns hier oben nich`). Und wenn dann gibt es bei Concrete Flow immer offene Arme und Türen für mich, dessen kann ich mir sicher sein, zumindest solange Mikey den Laden schmeißt. Und gerade weil er auf manchmal schon nicht mehr ganz sympathische Weise so verballert ist, habe ich den allergrößten Respekt vor ihm und dafür, vor allem wie und wie lange er das Ganze schon durchzieht, tatsächlich in erster Linie – und das hat er eines abends in Lille auch unserem Neuzugang Little Luc deutlich erklärt – um möglichst viele Leute mit gut bezahlter Arbeit zu versorgen. Und dabei hat er unzählige neue Jungs in das Business gebracht, eigentlich haben nahezu fast alle belgischen Betonbauer bei oder mit Mikey angefangen. Und er gibt sich diesen immensen Streß immer noch aus purer Leidenschaft und reiner Liebe zum Skateboarding…
Dirty Mikey, der eigentlich Michel van der Ouderaa heißt, ist ohne Frage einer der geilsten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe, und ich habe echt viel von ihm gelernt und weiß ebenso, er wird beides auch über mich sagen. Wir sind wirklich verdammt gute Freunde, waren wir eigentlich von erster Minute an, damals in Rio, wo ich ihn kennengelernt habe, und ich bin sehr sehr dankbar für diese Freundschaft, auch wenn er Alkoholiker auf Lebenszeit ist und mensch es oft wirklich nicht einfach mit ihm hat. Aber diese größtenteils sehr intensiven letzten acht Jahre mit unzähligen Projekten haben uns wirklich zusammengeschweißt, dessen kann ich mir sicher sein, und ich würde mir so sehr wünschen, daß Mike endlich mal eine Frau findet, die es mit ihm aushält, denn nichts anderes wünscht er sich sehnlicher, und nichts anderes hätte er mehr verdient (obwohl sein rechtes Knie, Alter, das müßte auch endlich mal heil gemacht werden, wenn das überhaupt noch geht). Aber ja, er ist schon wirklich ein sehr spezieller Mensch, der einem viel abverlangen kann, wenn man sich auf ihn einläßt, aber das ist es in der Regel wert, ich weiß auf jeden Fall, so eine verrückte Freundschaft wie mit ihm werde ich in meinem Leben mit keinem anderen Menschen mehr haben. Danke, Mikey, für alles, was ich mit dir und durch dich erleben durfte, es war wirklich eine schrecklich schöne Zeit, aber sowas von!
Damit sollen keine Abschiedstränen rollen, wenn auch ganz sicher jetzt gerade für den Moment, aber daß wir alle, also auch der ganze Rest von dieser sehr großen Bande, uns irgendwiewowann wiedersehen werden, ist klar, dafür ist die Szene dann doch zu klein und meine belgischen Wurzeln inzwischen viel zu tief. Und ey, ich lieg` Mikey echt in den Ohren und würde, nach all den Jahren, in denen ich bei ihm gutes Geld verdient habe, auch locker 200,- Euro dazu tun, damit er einen Van mieten und Ende Mai eine Ladung belgisch/französischer Skate-Maniacs zum 1. Happy Weekend nach Glücksburg schiffen kann. Das wäre wirklich das Schönste der Gefühle, nicht nur für mich, sondern vor allem auch für Mikey und die Boyz. Ein paar von denen haben ja schließlich auch schon beim Bau mitgeholfen, allen voran Mike, der mit Thierry und Düri bereits 2015 beim ersten Bauabschnitt mit dabei war.
Naja, schauen wir mal, wie sich das alles noch so entwickelt in den nächsten Wochen mit unserem Skate-Event, wir haben Dienstag jetzt endlich mal unser erstes Orgatreffen und eines ist diesbezüglich in den letzten Wochen schon mal ganz klar geworden. Ich bewege mich, was das angeht, eindeutig mal wieder auf der ganz linken Überholspur, während die, die das alles eigentlich mit mir auf die Beine stellen sollen, scheinbar noch nicht so recht wissen, ob sie auf dem Standstreifen verbleiben oder doch direkt einparken wollen. Naja, nix Neues hier in Nordangeln, hoffen wir einfach mal, daß sich bald rausstellt, ob wir die ganze Showse wirklich durchziehen können, dann muß ich nur noch die seit jeher etwas schlaffe Skateszene hier angeheizt kriegen, wird schon schiefgehen…
Ja, ich bin also inzwischen seit gestern wieder zu Hause, die olle Olga ist auch mit, denn für morgen haben wir uns einen Schredder bestellt und werden mit Hilfe von ein paar Nachbarn die Reste von unserem abgeholzten Knick in Rindenmulch verwandeln, von dem wir noch nicht so ganz genau wissen wohin damit. Dann muß das ganze Holz noch auf unsere Garageneinfahrt gekarrt werden, wo wir es dann in ofengerechte Stücke zerlegen müssen, also ein bißchen Zeit werden Herrchen und ich in den nächsten Wochen mit unserem zukünftigen Brennholz noch verbringen müssen. Vermutlich werden wir dann in etwa fertig sein, wenn die Ofensaison vorbei ist und unsere alten Vorräte verbraucht, und, Alter, da freue ich mich schon drauf. Das war jetzt echt seit Jahrzehnten der erste Winter, den ich komplett zu Hause und in Mitteleuropa verbracht habe, also das brauch` ich echt nicht jedes Jahr, so`n bißchen Sonne und Wärme zwischendurch macht das Leben wirklich erträglicher, nicht daß ich mich über meins beschweren wollen würde. Arne-Fiehl-vom-BOARDSTEIN-sein I like, langweilig wird es auf jeden Fall nie…
Aloha und ahoi soweit,
The Ich
P.S.: Ich hatte auf der Party eigentlich einen Photographen, der die ganze Zeit am Skatephotos schießen war, nach seiner Email-Adresse angehauen, ob er mir nicht hinterher ein paar Bilder für meinen Blog zur Verfügung stellen würde, den hab` ich dann vor ein paar Tagen auch deswegen angemailt. Leider habe ich bis heute nichts von ihm gehört, ich hätte natürlich gerne diesen Eintrag mit ein paar guten Skateshots von der ganzen Action bereichert, aber soll wohl nicht sein, meine Point-and-Shoot-Kamera gibt das bei solchen Lichtverhältnissen auf jeden Fall nicht her. Sollte der Kollege sich noch melden, reich` ich das Ganze nach, versprochen! Ansonsten ist es immer besser, mensch ist bei solchen Events selbst dabei, woll!? In diesem Sinne schwingt eure Knackärsche Ende Mai hier zu uns nach Glücksburg, da wollen wir das nämlich auch ordentlich machen! Prost und so schon mal…
P.P.S.: Und Stichwort Selfies, also da fehlt jetzt wie gesagt noch gut die Hälfte von belgisch/französischen Schmuddelkindern, mit denen ich in den letzten acht Jahren dort im Dreck gewühlt habe. Also dicke Küßchen auch noch an Benoit, Pierre, Shekke, Düri, Thierry, Ratman, Slouri, Sam, Boop, Tomme, Camille, Clement, Jo, Pelle, Souri, Selim und wie sie alle heißen, ich hab` mit Sicherheit jemanden vergessen und die Jungs aus Deutschland, Holland oder Spanien gar nicht erst erwähnt. Eine große Familie wir sind…