DJ BOARDSTEIN GOES KAMBODSCHA

Hallo, Deutschland!

Ja, ich bin jetzt schon ziemlich genau eine Woche wieder da, wo ich mich ransetze, um meinen Südostasien-Reisebericht zumindest schon mal mit dem vorletzten Teil zu vervollständigen, d.h. also erstmal schreiben. Es ist somit gerade Montag der 3. April 17.10 Uhr und nach fünf sehr kuscheligen Tagen im Hamburger Kuschelland bei der ollen Olga bin ich seit Samstagnachmittag wieder in meiner Kuschelhütte, die allerdings wärmetechnisch noch nicht ganz so kuschelig ist. Weil es draußen leider noch ziemlich klirrend kalt ist, trotz aller Frühlingsvibrations und Sonnenstrahlen, aber gegen Ost- und Nordwind kannste nix machen. Ihr dürft nicht vergessen, vor einer Woche saß ich noch nachts in möglichst knappen Klamotten in Thailand und trotzdem lief mir die Suppe runter. Und auch sonst war es da ohne Frage um einiges entspannter, weil hier wartet nun mal dringend Alltagsstreß mit Priorität Geld verdienen und die ansonsten natürlich auch weiterhin eher schnöde Heimat auf mich. Mal gucken, wie sich das aufs Schreiben auswirkt, ich schreib` dann einfach mal da weiter, wo ich letztes Mal in Viet Nam aufgehört habe, okay!?…

Und zwar hatte ich nach einer entspannten Hotelnacht in Cháu Dóc am frühen Morgen die Mission, mich zum Bootsanleger zu machen, um mit dem Speedboot den halben Tag den Mekong rauf nach Phnom Penh, Hauptstadt von Kambodscha, zu fahren und vorher natürlich die dazugehörige Grenze zu überqueren. Ich bin dann um Sechs hoch, auch wenn ich erst um Sieben da sein sollte, aber auf dem viertelstündigen Fußweg dorthin gab es an der Promenade noch den einzigen Spot, den ich in dieser Stadt überhaupt entdeckt hatte, einen sprockeligen konvexen Wallride über ein kleines Gap. An der Promenade war aber so früh morgens schon so viel los mit Yoga und Aerobic machen (da haben uns die Asiaten und vor allem -innen ja so einiges voraus), daß ich direkt weiter bin.

Er bereitet sich auf einen harten Tag als Motorradhelm-Verkäufer vor…

Wunderbärchen, hatte ich am “Ticketschalterrestaurant“ noch Zeit für eine letzte vietnamesische Pho, das Nationalgericht, das sind diese leckeren Nudelsuppen, die es zu jeder Tageszeit gibt und die auch zu jeder Tageszeit schmecken und gut tun, ein perfektes Frühstück in der Hitze jedenfalls.

My last supper, ähh, pho…

Danach ging`s dann typisch Asien-Style mit der Lady, die mir gestern das Ticket und heute morgen die Pho verkauft und serviert hatte, mit`m Moped 300m zurück in die Stadt hinter ein Hotel zu einem Bootsanleger, warum einfach, wenn`s auch kompliziert geht? Aber immerhin war ich voll auf Pho… Und ja, dann wurde fachmännisch unser Gepäck verstaut und die gut 30 Passagiere suchten sich auf diesem Boot, wo gut doppelt so viele Menschen Platz hätten, ein Plätzchen, ich natürlich hinten draußen. Anschließend ging es ziemlich rasant den Mekong rauf und mensch bekommt tolle Einblicke, wie die Menschen an und mit diesem Fluß leben.

Nach gut einer Stunde wird es dann allerdings etwas langweiliger, weil der Mekong sehr breit wird und außer Sand-Raubbau nicht viel zu sehen ist. Zwischendurch wurde kurz mal angelegt und es konnte gefrühstückt, letzte Souvenirs gekauft oder Geld gewechselt werden, also vietnamesische Dong in kambodschanische Riel oder amerikanische Dollar. In Kambodscha kann mensch aus Gründen, die ich natürlich nicht richtig verstanden habe, mit beidem bezahlen, Dollar scheinen sogar bevorzugt…

Ja, und dann ging es nochmal kurz ein Stück weiter zur eigentlichen Grenze und die ganze Prozedur dauerte für unser 30-köpfiges internationales Trüppchen gut eine Stunde und kostete mich und wahrscheinlich alle anderen auch 30,- Dollar fürs Visum (in Viet Nam kann mensch mit deutschen Pass bis 14 Tage ohne Visum einreisen). Bei unserer Reisegruppe war auch mal wieder festzustellen, daß hier hauptsächlich Paare und Pärchen reisen, vor allem im Boot, und ich mußte mal wieder schmerzlich an die Kleene zu Hause denken, weil das mit der Bootsreise nach Kambodscha eigentlich ihre Idee gewesen war, sie hätte ja dabei sein sollen. Aber so war ich weiterhin und bis zum Ende alleine auf weiter Flur, Fluß…

Äußerst gechillter Grenzposten…
Tschüß Viet Nam, hallo Kambodscha!

Die Fahrt wurde dann dann leider von der Aussicht her auch nicht viel spannender, die schnellen Motoren blieben aber gleichbleibend laut. Irgendwann setzte ich mich dann auch rein und schlummerte zwei Stunden vor mich hin, Schlaf hatte ich auf dieser Reise außer auf Don Det eigentlich noch nie zu viel abbekommen. Und als wir dann die Ausläufer von Phnom Penh erreichten, gab`s am Ufer auch wieder was zu gucken.

Phnom Penh in Sicht…
Gute Sicht voraus…

Insgesamt also schon eine willkommene, wenn auch deutlich teurere, Abwechslung zu den ständigen Busfahrten, davon würde ich in Kambodscha auch noch genug bekommen, aber erstmal war ich da ja erst angekommen, und zwar mitten in der Hauptstadt. Und irgendwie merkt mensch gleich, Kambodscha ist ein bißchen anders, weniger Roller, dafür mehr Tuk Tuks, es wird deutlich mehr und besseres Englisch gesprochen, die Frauen flirten irgendwie mit einem und nach fünf Minuten Tuk Tuk-Fahrt fährt man erstmal am dicken fetten Königspalast vorbei, in Laos und Viet Nam ein No-go, weil gibbet nich`.

Das ist nur der Eingang zum Königspalast…
Endlos Flat an der Promenade…
So sieht ein gepflegtes Tuk Tuk aus…

Ich wollte es mal im Mad Monkey Hostel probieren, ist so`n fanciger Party-Backpacker, das kannte sogar der Tuk Tuk-Fahrer, das war wohl auch der Hauptgrund, warum ich da landete. Auf der Fahrt den ein oder anderen Spot entdeckt, also mal für eine Nacht mit Option auf eine zweite im Dorm eingecheckt. Denn eigentlich wollte ich schnell raus aus der großen Stadt und weiter nach Siem Reap zu den Tempeln, dem Touristenhighlight Kambodschas, wenn nicht Südostasiens. Mad Monkey ist dann auch in der Tat so ein (zu recht) gut laufendes großes Party-Hostel mit mehreren Filialen in der Region, aber leider waren oder sind die meisten Besucher wie zu erwarten doppelt so jung wie ich.

Ich also erstmal den obligatorischen Spazierskate durch die nähere Umgebung gemacht und dabei schnell festgestellt, die Menschen in Kambodscha sind mindestens genauso liebenswert wie die LaotenInnen und die VietnamesenInnen, eigentlich wäre es schade, hier nur drei Tage so durchzucruisen. Zwischendurch gute Nahrung zu mir genommen und zwei halbwegs freshe Tricks gefilmt (die Kulisse ist das, was zählt, ey!).

Manche Leute füttern diese Viecher ja…
Andere spielen dafür nachmittags mitten in der Stadt `ne Partie Badminton…
So sehen Seitenstraßen in asiatischen Hauptstädten aus…
Hier baut der Chinese…
Hier hat der Kambodschaner gebaut…

Und wieder zurück zum Hostel, was essen und am Rechner was trinken, vielleicht lernt mensch ja trotzdem mal Leute kennen. Naja, wenn mensch dann in der letzten Ecke am Pool voll vertieft in Rechner seine Drinks durch den obligatorischen Plastikstrohalm schlürft (zwei werden auch gerne serviert), während andere von einer Animateurin angeleitet Ping Pong Trinkspiele spielen, ist es auch besser, produktiv zu sein, als albern Party zu machen. Also für den nächsten morgen Bus nach Siem Reap klargemacht und nicht zu spät zu Bett, Phnom Penh gefällt, aber ich muß raus aus diesen großen Städten…

Morgens um Acht dann das übliche Pick up- und zum-Bus-bring-Prozedere und schon war ich auch wieder on the road, sieben, aus denen acht werden sollten, lange Stunden einmal quer durch Kambodscha aus dem Südosten in den Nordwesten nach Siem Reap, was nach Don Det und den Cu Chi Tunneln mit Kriegsmuseum der dritte wirkliche Pflichtstop meiner Reise war. Die Busfahrt war äußerst unspektakulär, weil Zentralkambodscha auch landschaftlich ziemlich langweilig ist, einfach nur Reisfelder und andere Landwirtschaft und die Straße halbwegs geradeaus da durch, naja, konnte man wenigstens ein bißchen Schlaf nachholen.

Mal wieder Bus fahren…

Richtig genervt haben zwei so ältere dicke Italienerinnen, einfach so unsympathisch dick und überschminkt, von denen die eine um halb Zehn(!), als der Bus den ersten Stop machte, voller Hoffnung nach vorne rief ‚Lunch?‘. Und dann beide immer nach`m Aussteigen sofort Kippe inne Fresse und beim Bestellen von was auch immer schön rauchen. Geil an dieser Busreise war, daß wir uns vor der Mittagspause im Bus das Essen aussuchen konnte, das wartete dann fertig beim halbstündigen Pitstop um High Noon in sehr exotischem Ambiente auf uns, sehr plietscher Service das. Beim Rausgehen sah ich dann, daß die dicken Italienerinnen sich jeweils drei Gerichte vorbestellt, von denen sie alle höchsten halb aufgegessen hatten, sowas hab` ich ja immer richtig gerne. Und als sie sich dann das erste Mal geküßt haben, mußte ich echt fast würgen, tatsächlich also Abschaum im Doppelpack, igitt, Menschen können so ekelig sein, da hatten sich wirklich zwei gefunden…

Dann fiel mir zwischendurch immer noch so ein jüngerer tätowierter Dude mit langem Bart auf, der mir zum Schluß auch gegenüber saß (der Bus war nur halb voll, da sitzt mensch auf den Zweierbänken ja irgendwann schräg und woanders, wenn der Arsch platt ist). Der guckte mich immer so an, als wolle er ein Gespräch anfangen, aber ich war viel zu vertieft in mein Buch über die Kriegsgefangenen. Naja, in Siem Reap angekommen quatschte er mich dann doch noch an, bevor wir uns in alle Winde verstreuten, ich käme ihm irgendwie bekannt vor und ob ich seinen Buddy Chris Cook, Pro-Skater aus Kanada, kennen würde. Mußte ich leider beides verneinen, so berühmt sei ich ja nicht und ich gab ihm dann noch einen BOARDSTEIN STICKER und hoffte, den netten Dude des Abends oder morgen nochmal wiederzusehen. Das galt natürlich nicht für die zwei fetten Damen aus Rom, die konnten mich jetzt von hinten seh`n!

Zufällig auch wieder im gleichen Bus, das deutsche Pärchen, mit dem ich gestern noch Boot gefahren bin…

Und zack, saß ich auch schon wieder in einem Tuk Tuk Richtung Innenstadt irgendwo in das Viertel, wo ein paar preiswerte Backpacker auf einem Haufen angesiedelt sind. Während der Fahrt fragte mich der gut gelaunte Fahrer nach meinem Programm und ich erzählte ihm, daß ich mir natürlich morgen die Tempel angucken wollen würde. Wie denn, fragte er, und ich meinte, ich würde mir wohl ein Fahrrad mieten, denn ich wollte mir die größte Tempelanlage der Welt in der Tat am liebsten irgendwie nach meinem eigenen Rhythmus angucken. Warum ich nicht ihn mieten würde, fragte er dann, er brauche Arbeit. Da ging mir dann endlich mal der letzte Glühdraht des Lichtes an, daß es in der Tat die ganze Reise so ruhig gewesen war, was Tourismus und andere Reisende angeht, weil der ganze Tourismus hier nach fast drei Jahren kompletter Pause echt gerade erst wieder ins Rollen kommt. Und verdammt viele Menschen in Asien sind darauf angewiesen!

Also war klar, ich würde morgen die Tour mit ihm machen, auch viel schlauer, denn wenn mensch kilometerweit auf und ab durch Tempelanlagen schlendert, muß mensch sich nicht zwischendurch bei 35° Grad Hitze mit dem Radl abstrampeln, wenn auch durch sehr ebenes Gelände, wie sich zeigen sollte. Aber auch das war mir beim Grenzübertritt nach Kambodscha aufgefallen, hier war es in der Tat nochmal gefühlt fünf Grad heißer als in Viet Nam. Der Kollege würde mir dann für morgen auch Gras klarmachen und mich um fünf Uhr abholen, damit wir den Sonnenaufgang am Ankor Wat Tempel, dem größten von allen, mitbekämen. So gesehen war das Wichtigste für morgen schon mal geritzt, supi! Noch superer war, daß ich nach dem Go with the flow-Prinzip mal wieder durch Zufall im vollkommen richtigen Hostel landete, nämlich dem erstbesten, das wir ansteuerten, dem Siem Reap Chilled Backpacker. Schnell ein billiges Bett im Dorm für zwei Nächte klargemacht und raus auf die Straße, gucken, was Siem Reap so spotmäßig zu bieten hat.

Mir war übrigens bereits an meinem zweiten Tag im Land Kambodscha so ans Herz gewachsen, daß ich mich entschieden hatte, nicht von Siem Reap direkt weiter nach Thailand zu fahren. Land und Leute waren toll und bevor es ans Meer und Paradiesstrände ging, wollte ich noch ein bißchen Dschungel, der war bisher ein bißchen kurz gekommen auf meiner Reise, so`n bißchen echte Wildnis im Tropischen Regenwald. Im Reiseführer wurde ein kleines Dorf im Südwesten empfohlen, in dem seit zehn Jahren guter Ökotourismus betrieben wird, indem Dschungel-Trekking-Touren angeboten werden, an dem das ganze Dorf mitverdienen kann, und so nicht auf Wilderei und Brandrodung angewiesen ist. Kambodscha ist übrigens auch bettelarm, gerade fernab der Touristenzentren. In das Dorf wollte ich dann noch ein paar Tage und die Fahrt dorthin wollte ich mir als nächstes buchen, nachdem ich mich ein bißchen in der Stadt umgeguckt hatte.

Als erstes fiel mir natürlich auf, daß die Innenstadt super neu und großartig skatebar gebaut wurde, da ließen sich sofort einige Spots entdecken. Auch war natürlich viel los auf den Straßen an diesem Abend und es gab haufenweise Touristen, die alle wegen des gleichen Ziels gekommen waren, den Tempeln von Angkor. Ich traf auf einem großen glatten Platz ein paar junge Skater beim Flat skaten und die meinten, die meisten Skater wären weiter runter, wo es ein paar Rampen gäbe, oh Mann, da mußte ich doch mal vorbeigucken.

Ich passierte dann kurze Zeit später am Fluß auch einen kleinen ca. 200qm großen ummauerten Platz, auf den zwei D.I.Y.-Betonrampen betoniert worden waren. Diese Fläche teilten sich gut 30, 40 Leute, und die meisten davon mit Skateboard. Ich war mehr als baff über die schiere Anzahl, aber zum selbst Austesten der Rampen war mir das zu wuselig, dann lieber später nochmal wiederkommen.

In einem Reisebüro mußte ich dann lernen, daß es leider keine Busverbindung durch das Kadamon Gebirge in den Südwesten Kambodschas gibt, weil die Straßen da zu schlecht sind. Ich würde wieder um den Tonlé Sap, den großen See in der Mitte des Landes, rum müssen über Phnom Penh und von da weiter Richtung Chi Phat, so heißt das kleine Dorf am südlichen Rande des Kardamom Gebirges, wo ich gerne hinwollte, Luftlinie nur ein Drittel der Strecke entfernt. Das war alles irgendwie sympathisch natürlich, aber letztendlich nicht ganz so geil und würde mich ordentlich Zeit kosten, aber angeblich sei das alles an einem Tag zu schaffen. Ich buchte dann auch die schnellste Verbindung, hatte ja gerade erst die lange Hinreise hinter mir, höhö…

Schnell was gegessen und zurück zum Hostel und fertigmachen für die Nightsession. Ich konnte dann auch an diesen kleinen steilen Banks, die es vor vielen Häusern und Geschäften gibt, drei lustige Sachen filmen, allerdings auch mein Shirt bereits nach zehn Minuten Session komplett auswringen, daß ich einen halben Liter hätte voll machen können, so schwül war es, auch um Mitternacht. Ich bin dann nochmal zum D.I.Y.-Spot, mußte aber leider feststellen, daß dieser nicht beleuchtet ist, und ich hatte mich ein paar Stunden zuvor extra noch davon überzeugt, daß da Laternen standen. Aber die waren leider nicht am Laufen, schade, wenigstens einen Trick hätte ich da doch auch gerne gemacht, naja, vielleicht morgen. Also Bier austrinken, zurück zum Hostel, dringend duschen und Betti, ich sollte ausnahmsweise mal nicht einer der letzten sein, weil Siem Reap ist auch Partytown und es war Samstagnacht. Ich würde dann auf`n Sonntag nach der Kirche mal auf die Piste gehen…

Stromsparen sieht immer noch anders aus…

Mal wieder kurze Nacht, denn bereits um Fünf wartete mein Tuk Tuk-Män auf mich, weil wegen Sonnenaufgang und so. Das war aber gar nicht Tinh von gestern, sondern dessen Schwager Thy, der eigentlich Sothy heißt, Tinh war was dazwischengekommen, soso, sollte mir recht sein. Es stellte sich schnell heraus, daß das alles besser so war, denn Thy spricht super Englisch und macht solche Touren seit 20 Jahren professionell, da dämmerte mir auch alsbald, daß sein Schwager ihm natürlich quasi die Tour vermittelt haben mußte, so schiebt man sich halt innerhalb der Familie die Jobs zu.

Aber ja, Thy war super und es wurde schnell klar, als wir das Gelände für die Ticketschalter anfuhren, daß wir nicht die einzigen waren, die es zu so früher Stunde hier her verschlagen hatte, und daß ich in Begriff war, mir eine der größten und spektakulärsten Touristenattraktionen von der ganzen Welt anzugucken, die Tempel von Angkor, Alter, die größte Tempelanlage die die Menschheit im Irrsinn eines Glaubens bisher zustande gebracht hat.

Das sind insgesamt gut tausend Tempel und Anlagen, die sich über ein Gebiet von ?200 Quadratkilomtern verstreuen und nicht wenige davon sind riesig und jeder auf seine ganz eigene Weise einfach nur eindrucksvoll. Gerade weil viele auch noch sehr gut erhalten sind, obwohl sie da schon seit tausend Jahren mitten im Dschungel stehen (Archäologen kümmern sich natürlich um sie und bauen zum Teil auch wieder auf, noch so eine Raketenwissenschaft für sich). Und ich bin ja nun wahrlich kein Tempelfetischist und hatte auf der Reise die meisten auch links liegen gelassen und nicht mal eines Photos gewürdigt, aber wenn im Reisführer steht „Wenn es Orte gibt, die man auf der Welt gesehen haben muß, dann gehören die Tempelanlagen von Angkor mit Sicherheit dazu“, ja, dann muß ich dahin und mir das angucken, sowas beeindruckt mich halt auch. Ich mein`, mich beeindruckt ja vieles und vor allem gerne Kleinigkeiten, aber solche Orte sind eben einfach speziell, Pyramiden von Gizeh, Chinesische Mauer, wir hatten das ja letztes Mal schon…

Sothy bestand da drauf, ein Bild mit mir vor dem Tempel zu machen, nun ja, da bin ich! Ich bin ja nicht so der Davor-stell`-Typ…

Naja, und du knatterst dann da mit dem Tuk Tuk durch die kühle Morgenluft, parkst die Karre und gehst dann auf einer Brücke über den riesigen “Burggraben“ auf diesen gigantischen Tempel zu und denkst nur ‚Yo, hat sich jetzt schon gelohnt‘. So gesehen etwas ungünstig, daß die/meine Tour mit dem größten und eindrucksvollsten Tempel, Angkor Wat, anfing, aber der ist eben Siem Reap am nächsten und steht quasi im Weg auf der Route zu den anderen. Doch der stellt alle anderen halt auch ein bißchen in den Schatten, aber mensch muß das Ganze auch eher als Gesamtkomplex verstehen. Ich mein`, man kann da auch ein Siebentages- oder Monatsticket kaufen, für Freaks der Materie muß das ein einziger Orgasmus sein, sich in diesen Anlagen aufzuhalten, ein Tag mag dafür viel zu wenig sein und natürlich würde ich nicht alles und alle Tempel sehen und besuchen können. Es ist schon faszinierend, daß die Tempel alle anders sind und nach und nach Einflüsse aus anderen Reichen wie zum Beispiel Rom mit einflossen. Es ging ja vor allem darum, den Vorgängertempel zu überbieten…

Jedenfalls kann ich mir vorstellen, daß gerade der Sonnenaufgang an Angkor Wat mit den Spiegelungen im See davor etwas ganz Besonderes ist, leider war es sehr bewölkt, aber ich konnte mich auch so ganz leicht beeindrucken lassen. Naja, jedenfalls sitzen wir da so neben zwei echt heißen Russinnen und warten auf die Sonne, da kommt Josh, der Kanadier von gestern aus`m Bus, um die Ecke. Wir schnacken kurz und verabreden uns ab Acht abends auf ein Bier in der X-Bar am Ende der Pub Street, da gibt`s `ne Miniramp auf dem Dach, yeah! Während ich mit Josh laber`, sehe ich in einiger Entfernung aber niemand Geringeren als Marten und Jule, die beiden aus Hamburg, die ich drei(!) Wochen vorher auf Don Det auf dem Rave in den Dünen voll stoned so zugetextet hatte. Ja, was `ne Überraschung, na hoffentlich sehe ich die beiden nachher nochmal, dann muß ein Selfie her, drei Wochen und zwei Ländergrenzen weiter ist das schon ein ganz schöner Zufall, sich hier wiederzusehen.

Der Sonnenaufgang war dann leider wirklich nicht so dolle, also ging es rein in den eigentlichen Tempel und nun kam Thy richtig in Schwung und sein Fachwissen mitsamt Jahreszahlen sprudelten nur aus ihm heraus, ohne Frage absolut interessante Fakten, von denen ich aber wußte, daß ich den Großteil davon am Abend schon wieder vergessen haben würde, wenn ihr versteht, was ich meine.Trotzdem war es gut und wichtig beim vielen Umhergehen, ab und zu inne zu halten und vor allem auf die unzähligen akribisch detaillierten Bildhauereien, die diese Tempel allesamt ausmachen und natürlich alle Geschichten erzählen, aufmerksam gemacht zu werden.

Das ist in diesem Ausmaß nämlich einfach nur noch Wahnsinn, was die da zurechtgezimmert haben, also architektonisch sowas von hochwertig und eindrucksvoll, haste noch nich` geseh`n! Ich war dann nach zwei Stunden vor lauter Eindrücken und Informationen auch schon etwas erschöpft und dachte nur ‚Oh Mann, wenn das den ganzen Tag so weiter geht‘ und ich glaube, Thy merkte das auch und ließ es dann etwas ruhiger angehen.

Sothy war nicht mit nach ganz oben gekommen und chillt hier gerade unten rum…

Auf dem Weg nach draußen fragte ich ihn noch, wie er unter all den Asiaten und -innen seine Landsleute erkennen würde, denn er hatte als geprüfter Guide ein paar mal welche auf Kambodschanisch ermahnt, sie mögen sich bitte nicht auf die Geländer setzen, weil diese durchbrechen könnten. Ich mein`, ich bin ja nicht so blöd und behaupte, alle AsiatenInnen sehen gleich aus, ich weiß es nämlich viel viel besser, aber sie nach Nationen und Sprachen zu unterscheiden finde ich dann doch ziemlich schwer. Thy meint, er sieht das an ihren Gesichtern und an ihrem Atem, da hab` ich dann gar nicht weiter nachgefragt…

Und dann entdeckte ich ein gutes Stück weiter vorne doch tatsächlich noch Marten und Jule und mußte dann eben dahin joggen, weil nun mußte ein Selfie ran, aber sowas von! Die beiden waren natürlich auch freudig überrascht, mich hier wiederzusehen, und so tauschten wir uns kurz aus, in diesem Sinne hoffe ich, wir sehen uns dann mal wieder in good ol` Hamburch, nä!? (Solltet ihr das denn tatsächlich hier mal lesen…)

Ja, im Endeffekt sind wir dann von einem Tempel zum nächsten und zwischendurch vorbei an anderen, wobei sich die Tour nicht großartig von anderen Eintagestouren, die hier durchgezogen werden, unterschieden haben dürfte. Es gibt da über 5000 Führer, die für die Touristen zuständig sind und mein Ticket ist insgesamt mindestens auch zehnmal kontrolliert worden, ein großes Geschäft also, das größte des Landes.

Und das Ganze ist auch in der Tat einfach nur äußerst eindrucksvoll, weil die Tempel dann wie gesagt doch alle verschieden sind und auch verschieden gut erhalten. Denn irgendwann wird klar, spätestens als es an unfertige Bildhauereien geht, was dann bei Nachfrage bei Thy von ihm auch bestätigt wird: Der Grund, warum hier auf letztendlich so kleiner Fläche so viele eindrucksvolle Tempel stehen, ist halt, daß während des Angkor Reiches keiner dieser Tempel jemals richtig fertig wurde, denn immer wenn ein König verstarb, wurde abgebrochen und ein größerer noch schönerer Tempel angefangen, woran mensch mal wieder sieht, wie krank Glaube und sowas sein kann.

Sowas läßt man dann aus Zeitmangel links liegen…

Jedenfalls haben das manche Könige halt besser und/oder schneller hinbekommen als andere, das ist halt Fachbegiet der ArchäologenInnen, aber irgendwann waren dann auch die Bäume weg und das Wasser wurde knapp – mensch darf ja nicht vergessen, daß zu diesen Tempeln auch noch eine gigantische Stadt und Bevölkerung und dementsprechende Bewässerungssysteme gehörten – und das Reich ging zu Grunde und es mußte in Phnom Penh eine neue Hauptstadt gegründet werden.

So mal ganz grob die Geschichte zu den Tempeln von Angkor, eigentlich so wie überall sonst auch auf der Welt mit solchen Anlagen, von Größenwahn kann zumindest keine Rede sein. Wie gesagt, absolut beeindruckend das alles, vor allem wenn mensch sich wirklich mal die Zeit nimmt, ins Detail zu gucken, gerade was diese tausenden von Bildhauereien angeht. Aber derart alte Ruinen haben ja sowieso schon immer etwas Magisches an sich, gerade wenn sich die Natur eindrucksvoll zurückholt, was ihr gehört.

Ta Prohm Tempel, spätes 12. Jahrhundert…

Wir waren dann natürlich auch in dem Tempel, in dem vor knapp 20 Jahren das Videospiel ‚Tomb Raider‘ verfilmt wurde, was expilizit natürlich nochmal eine Extraportion Touris für Selfies anzieht. Aber was soll`s, ich hab` ja auch photographiert wie ein Bekloppter, was an den zahlreichen Bildern, die natürlich nur eine Auswahl darstellen, deutlich werden dürfte. Es geht aber auch nicht anders dort, mensch fühlt sich halt immer wieder wie auf einem anderen Planeten…

Was bei unseren Zwischenstops zur Nahrungsaufnahme und/oder Souvenirs kaufen nicht so schön war, war die Aufdringlichkeit der VerkäuferInnen, ganz egal, in welcher Branche sie denn machten. Diese Menschen mußten einfach am Tag so und so viel verkaufen, um für sich und ihre Familien was zu futtern zu haben, ganz einfach. Hier wurde wirklich sehr bitter deutlich, wie Corona den Menschen die Butter vom Brot genommen hat, denn normalerweise sind hier ganz andere Menschenmassen unterwegs, gerade in der Hauptreisezeit, in der ich mich die ganze Reise über aber bewegte. Ja, das war ein bißchen bitter und ich wollte ja sowieso gerne ein paar Souvenirs haben, ließ mir dann insgesamt aber doch mehr andrehen, als ich tragen konnte, aber geht ja in die richtigen Hände das Geld.

Willkommen im Ventitalorenland…

Nachdem wir am frühen Nachmittag dann zusammen das erste Bier gezischt hatten, lernte ich Sothy auch ein bißchen kennen. Er hat Rechtswissenschaften studiert, aber auch nur, weil er meinte, es sei gut, sich mit dem Gesetz auszukennen, schon mal nicht ganz doof sowas. Seit 20 Jahren wäre er dann hier als zertifizierter Guide tätig, ganz erfolgreich weil er halt gutes Englisch und auch Thai spricht. Vor Corona hatte er sogar zwei eigene Minibusse zum Touren machen, aber die mußte er dann leider verkaufen. Dann hat er sich während Corona an einer Kükenfarm versucht, das lief eigentlich auch ganz gut, aber die Stromkosten für die Brutkästen wurden zu hoch, so daß er das wieder einstellen mußte. Und seitdem schlägt er sich halt mit Tuk Tuk fahren und ab und zu mal so eine Tour wie heute machen durch, und man sah ihm beim Erzählen immer wieder an, daß er wie alle dort schon mal bessere Zeiten erlebt hat.

Preah Khan Tempel, spätes 12. Jahrhundert…

Ganz krank ist auch, wenn mensch sich mal die Bilder von den Renovierungsarbeiten anguckt, die seinerzeit geleistet wurden, so vorher/nachher-mäßig. ArchäologenInnen sind ja auch so ein sympathisch krankes Völkchen, ohne die wüßten wir das meiste über uns selbst nicht, also Hut ab für solche Arbeit!

Hier haben die Hindus die Buddhas entfernt, immer dieser Streit…

So ging es dann weiter mit die Tempels, wir zischten zwischendurch ein zweites und drittes Bier aus der Kühlbox und lernten uns weiter kennen und Sothy stellte sich wirklich als absoluter Glücksgriff in Sachen Tourguide raus, denn er zeigte mir von allem ein bißchen und hatte wirklich an alles gedacht, sogar an das Gras, das ich gestern bei seinem Schwager bestellt hatte. Dafür hatte er schon morgens bei einem unserer Spaziergänge ein paar ganz bestimmte Blätter gepflückt, die er den Tag über getrocknet hatte, da sollten wir dann zusammen an unserer letzten Station im Garten des Königspalastes neben dessen riesigen ehemaligen Schwimmbades, welches er ja für sich und seine Konkubinen brauchte, schön zusammen in Blätter gedrehte Joints mit feinstem Buschkraut rauchen. Und das war mal ganz wunderbar, und ich hinterher gut stoned…

Die Natur macht ja eigentlich die schönste Kunst…

Und stoned sein und echten Affen begegnen ist auch immer wieder ein Hit und von denen gibt`s da auch reichlich, weil die wissen ja, wo es was zu holen gibt. Und es gibt nichts Lässigeres, als wenn sich so`n Affe irgendwo `ne Wasserflasche klaut und die dann ganz routiniert aufdreht und sich einflößt, die sind so geil schlau die Biester, fast wie Menschen, höhö… Sothy ist aber auch nicht ganz doof, denn er hatte extra eine von den handgeschnitzten Steinschleudern, die ich gekauft hatte, in die Hosentasche gesteckt, und er brauchte nur ein bißchen das Gummi davon schwenken und die Affen bekamen riesengroße Augen und sprangen mit viel Gequake hinter den nächsten Unterschlupf. Man kennt sich eben da draußen im Dschungel…

 

Ta Som Tempel, spätes 12. Jahrhundert…

Unser letzter Stop war der königlichen Palast bzw. das, was davon noch übrig ist, mit einer riesigen freien Fläche davor, weil er sich dem Volk ja auch präsentieren mußte. Letztendlich war seine einzige Aufgabe lediglich, einmal am Tag öffentlich zu beten, und halt einen anständigen Tempel bauen zu lassen, dafür konnte er sich das backstage eben auch mit seinen Mädels gut gehen lassen.

Phieanakas Tempel, spätes 10. Jahrhundert…
Nix Fischzucht hier, Plantschbecken für den König und seine Mädels…

Apropos, als ich da nach irgendeiner Mauer um die Ecke kam, stolperte ich fast in die rassige Italienerin rein, die schon mit dem Boot aus Viet Nam nach Phnom Penh mitgefahren war und offensichtlich genauso erfreut war über das Wiedersehen wie ich. Leider hatten wir es irgendwie eilig und sie war Teil einer kleinen Gruppe mit Führer, aber sollten wir uns heute abend in Siem Reaps Nachtleben angeheitert nochmal über den Weg laufen, würden wir, glaube ich, automatisch übereinander herfallen…

East Mebon Tempel, mittleres 10. Jahrhundert…
Sieht aus wie ein Gemälde, ist aber der Blick nach oben mittendrin…
Um ihn geht es hier eigentlich immer…
Aus einem Felsblock gehauen der Gute…

Ja, herzallerliebst alles, beim letzten Tempel ließ Sothy mich dann kurz alleine, um das Tuk Tuk zu holen und wir trafen uns dann an einer verabredeten Stelle. Er fragte mich, was ich noch machen wolle, und ich meinte, vielleicht noch ein Bier trinken und dann in die Stadt, weil ich im Hellen noch gerne mal zum D.I.Y.-Spot wollte. Wir fuhren dann an eine schöne Stelle am Angkor Wat, um am “Burggraben“ den Sonnenuntergang zu genießen, und ich meinte, wir hätten vergessen, zwischendurch Bier zu holen, aber das hatte Sothy schon vorher erledigt. Zwischendurch hatte er auch bei einer Straßenhändlerin zwei Bambusrohre gekauft, offensichtlich mit Nahrung drinne. Ich hatte ja gedacht für sein heimisches Abendbrot, aber nein, eins davon war für mich und da drin befand sich mein geliebter Sticky Reis, aber irgendwie mit Mandeln drin und wie Kuchen gewürzt. War super lecker und danach war ich pappensatt und hatte statt Plastik lediglich ein hübsches Bambusrohr zum Wegwerfen.

Mensch, Sothy verwöhnte mich wirklich, wir unterhielten uns dann auch noch länger und ich mußte mich schmunzelnd an unser gemeinsames Frühstück erinnern, wo ich noch gedacht hatte, hier müsse ich ja auf jeden Fall etwas traditionell Kambodschanisches essen und er sich ein English Breakfast mit Toast, Speck und Rührei bestellt hatte. Oder als wir an einem Souvenirstand mit sehr schönen handbemalten T-Shirts mit Tempelmotiven vorbeigingen und ich meinte, er müsse als Tourguide doch eigentlich so etwas tragen. Da meinte er, wenn sie ihm das auf sein Nike Shirt malen würden, gerne. Dabei war das mit Sicherheit kein echtes, aber mir wurde mal wieder glasklar, daß die Menschen hier eben auch gerne ein Stück vom Westen, dem Wohlstand und den dazugehörigen Statutssymbolen haben wollen.

Mir wurde ebenso klar, daß es zu spät für den D.I.Y.-Spot werden würde, aber das war auch egal, ich hatte hier einen echten einheimischen Freund gefunden, von dem ich viel über sein Land lernen konnte. Und als ich dann das Thema Geld ansprach, meinte Sothy, ich solle ihm für den Tag geben, was ich für richtig hielt. Nun, zum Glück hatte ich irgendwo vorher im Reiseführer aufgeschnappt, daß so eine Tagestour zwischen 70,- und 80,- Dollar kosten sollte. Also mit dem Bier und Gras gab ich ihm dann 100,-, und als er dann seinen Kopf auf meine Schulter legte und mir dankte mit den Worten, jetzt könne er endlich mal wieder was Schönes für seine Frau kaufen, da hatte ich nicht zum ersten Mal auf dieser Reise Tränen in den Augen. Und die konnte ich dann auch nicht so gut verstecken… Wir tuckerten anschließend zurück in die Stadt und vor`m Hostel mußte ich natürlich noch ein Photo von meinem neuen Kumpel machen und versprach, auf meinem Blog ordentlich Werbung für ihn zu machen…

Dann eine herzliche Umarmung und ein auf Wiedersehen, es gab gleich am Ende der Straße noch einen kleinen beleuchteten Spot, den ich gestern wegen eines im Weg stehenden Autos nicht skaten konnte. Gerade eben war da frei gewesen, ich hatte Sothy extra noch im Vorbeifahren gezeigt, an was für Ecken ich denn so meine Feierabende zu verbringen pflege. Also hin da und halbwegs problemlos einen schicken Bs 180° über ein Curbcut eingetütet, was ein bißchen tricky war, da die Anfahrt um eine Häuserecke ging. Deswegen konnte ich die zwei Ladies auch nicht sehen, die gerade in ihr Auto einstiegen, als ich neben ihnen auftauchte und den Trick machte. Ist `ne ganz witzige Aufnahme geworden, purstes Streetskaten eben, yeah!

Ich wollte dann endlich mal ein bißchen Nightlife und Party, war lange her seit Hong Kong und Siem Reap hat nicht umsonst eine eigene Straße, die Pub Road heißt und nachts für Verkehr gesperrt wird, so`n richtiger Ballermann halt wieder. Und am Ende dieser Straße gibt es eben die X-Bar, von der Lucas mir in Hong Kong schon erzählt hatte, denn er hatte während der Zeit mit Alex in Shanghai natürlich auch reichlich Urlaub in Asien gemacht, und hier waren sie auch schon gewesen. Da gibt es eben eine Miniramp auf dem Dach einer eher Rock`n`Roll-lastigen Bar und sowas ist ja immer schon mal geil und gibt es nicht zu viel auf der Welt. Auf die Rampe wird mensch auch ganz schnell aufmerksam, wenn mensch nur ‚Skateparks Kambodscha‘ googelt, denn es gibt nicht besonders viele Skateparks in Kambodscha, somit jedenfalls Pflichtstop für den Abend. Gar nicht mal wegen der Rampe, die recht hoch sein sollte, und ich hab`s ja eh nicht so mit Miniramps, obwohl ich inzwischen sogar eine eigene habe, die ich eigentlich nie benutze. Aber das war doch ein guter Startpunkt zum (Weiter)Saufen…

Auf dem Weg kam ich dann nochmal beim im Dunkeln menschenleeren D.I.Y.-Spot vorbei, rauchte da noch einen Joint und in mir reifte bereits der Gedanke, ob sich nicht ein Weg finden ließ, dort einen richtigen kleinen Skatepark zu errichten, wenn Kambodscha denn so wenig hat und es hier offensichtlich massenweise Skater gibt. Auf dem Weg zur Bar mußte ich dann feststellen, daß es nicht alle Tuk Tuk-Fahrer lustig finden, wenn man sich im Verkehr auf dem Skateboard mal für ein Stück hinten an sie ran hängt, die meisten feiern das nämlich voll ab. Das ältere englische Pärchen hinten drin war scheinbar auch eher schockiert als amüsiert, na gut, dann eben den Rest der Strecke skaten, auf den aalglatten Straßen und Bürgersteigen in der Innenstadt durch die ganzen Touristen durch ein reines Vergnügen…

In der X-Bar im ersten Stock hat mensch dann einen tollen Blick auf die gesamte Pub Road, aber irgendwie war insgesamt nicht so viel los und das lag nicht daran, daß Sonntag war, sondern weil die Touristenmassen eben einfach noch fehlen. Nach drei Cola-Rum bin ich dann mal an der Theke hängen geblieben und hab` mich nach dem Besitzer des Ladens informiert, um mit dem vielleicht mal über ein mögliches Skatepark-Projekt am Fluß zu reden. Fast wie abgesprochen saß der natürlich genau neben mir, wie zu erwarten ein Australier, der den Laden vor ein paar Jahren aufgemacht hat mit einer eben nicht ganz kleinen Metall-Miniramp auf dem Dach, er ist halt BMXer und nicht Skater. Wir sind also sofort im Gespräch, und Carlo hat natürlich auch schon bessere Zeiten gesehen, aber irgendwie kann er den Laden halten und hofft, daß es wieder mehr wird. Die Rampe hat er seinerzeit ganz alleine zusammengeschweißt und sogar Tony Hawk ist die schon geskatet, kein Witz!

Nun, in Kambodscha gibt es nun mal nicht viel Transition zu skaten und Tony war eben auch schon mal mit irgendeiner Delegation Sponsoren in Siem Reap und ist die Rampe geskatet. Carlo zeigt mir auf Drängen meinerseits dann einen Tweet von Tony von damals, in dem mehr oder weniger stand: „Dieser Moment zeigt auf wundervolle Weise, wohin es mich als Pro-Skateboarder alles gebracht hat, ich skate eine Miniramp in Kambodscha.“ Geil, Tony ist so ein Guter, eigentlich einer der Besten, und ich mußte Carlo wirklich überreden, er solle doch mal ein Bild von der Session groß ausdrucken und eingerahmt irgendwo sichtbar hinhängen, das ist nun wirklich etwas, das man sich irgendwie ruhig auf die Fahne schreiben kann, wenn Tony Hawk schon die eigene Hütte geskatet ist. Axel Cruysberghs und Lizzie Armanto waren wohl vor kurzem auch erst da und hätten die Rampe, als Ehepaar auf Urlaub, das sie nun mal sind, gerockt, erzählte er dann weiter…

Und, ja, Mann, ich machte ihm klar, daß ich unbedingt aus dem kleinen – aber sehr feinen, weil absolut zentral gelegen – D.I.Y.-Spot gerne einen richtigen Skatepark machen würde, ich kam schließlich gerade erst von so einem Projekt aus Laos. Das wäre für die vielen Skater da natürlich nur ein kleiner Anfang, aber immerhin ein solcher, und mit der perfekten Lage und weil die da laut Carlo`s Aussage seit zwei Jahren mit den Rampen sowieso geduldet werden, könnte das ein ganz einfaches und auch billiges Projekt werden. Die Stadt, die sowieso vom Tourismus, gerade auch junger Leute, lebt, müßte doch schnell begreifen, daß es sich dabei nur um eine weitere Attraktion handeln würde, vor allem wenn mensch die von einer NGO und Sponsoren finanziert und zusammen mit den lokalen Skatern vor die Tür gesetzt kriegt. Eigentlich ein idiotensicheres Projekt, da sind wir uns beide ganz schnell einig, er würde sich auf jeden Fall riesig freuen, wenn diesbezüglich endlich mal was in der Stadt passieren würde. Und in der Kombination mit der Bar wäre das Ganze echt perfekt, sowas zieht auch Pros an, denn einmalige ungeskatete Streetpots gibt es vor Ort ja auch…

Carlo meinte, Hayato wäre der Diamant der lokalen Szene, und schrieb diesem direkt eine Nachricht, er solle seinen Arsch in die Bar bewegen. Eine halbe Stunde später saß ich oben neben der eindrucksvollen Miniramp und erzählte Hayato, einem Japaner aus Tokyo, der seit ein paar Jahren hier lebt, weil ihm Japan zu teuer ist, die ganze Geschichte noch einmal. Er war natürlich ganz hin und weg und meinte, er hätte mich auch gestern gesehen, als ich kurz den Spot begutachtet hatte. Ja, wir sind uns schnell einig, daß wir da zusammen was auf die Beine stellen wollen, Carlo kennt den Chef von der Tourismusbehörde, Hayato alle Skater und ich die Leute von MakeLifeSkateLife und Skate-Aid, mit denen wir sowas machen könnten, perfekte Voraussetzungen eigentlich. Doch Carlo meint noch, daß die kambodschanischen Behörden leider nicht immer ganz einfach sind, aber welche Behörden sind das bitte schon und wir wollen denen ja etwas schenken! Doch ich kenn` das von zu Hause und bin vorgewarnt…

Ich mache Hayato klar, daß das Projekt was werden muß…

Ich kann es vor Freude kaum glauben, wie geil wäre es bitte, nächstes Jahr mit Werkzeug dorthin zurückzukehren und Kambodscha endlich einen ersten anständigen Betonpark zu verpassen? Ich hörte an dem Abend zwar zwischendurch irgendwiewo, daß in Phnom Penh wohl gerade einer gebaut werden würde, aber das Land brauchte mehr als anderthalb und Siem Reap ganz sicher einen, und sei es nur ein Anfang, damit die Stadt realisiert, daß ganz schnell noch ein deutlich größerer ran muß. Aber diese Lage direkt an der Promenade am Fluß, perfekt, genau an solche Orte gehört Skateboarding!

Josh, mit dem ich mich ja eigentlich auf ein Bier verabredet hatte, tauchte leider nicht mehr auf (die Italienerin leider auch nicht zufällig, hihi), aber latte, wer nicht will, der hat schon. Ich hatte dann noch eine Mission und Hayato und seine Jungs kamen mir da gerade recht, denn ich hatte schon gestern einen Drop entdeckt, der mit Stativ schwer zu filmen sein würde. Hayato wußte, welchen ich meine, seines Wissens war da noch keiner runtergefahren, geilo, sind wir dann also schön noch Street skaten, voll mit dabei auch ein Inline skatender Afro-Ami, der nach anderthalb Jahren in der Stadt morgen zurück nach Thailand sollte. Ich sollte ja nach nur zwei Tagen nur weiter nach Chi Phat.

Wir dann mit einer Skate-Crew von gut zehn Leuten zu diesem Drop gleich um die Ecke, ich hatte inzwischen zwar schon ganz gut einen sitzen, aber so gewaltig gefährlich war das Ding nicht, etwas sketchy war lediglich, daß man beim Abgang einen schnellen Lupfer in eine kleine Bank machen muß. Und nachdem ich das Ding dann ganz souverän first try eingetütet hatte mit Hayato an der Kamera, schien ich damit sowas wie einen Funken bei den Locals ausgelöst zu haben und wir skateten diesen kleinen feinen Spot zusammen, den die Jungs anscheinend vorher noch nie so in dieser Form geskatet waren. Der Security mit seinem kleinen Sohn ließ uns auch gewähren, bis die Locals dann von alleine sagten, sie wollen diese Höflichkeit nicht überstrapazieren, was ich ausgesprochen stylisch fand, das ist halt wieder der buddhistische Ansatz.

Ich hab` mich hinterher ein bißchen geärgert, daß ich nicht mehr außer den Drop bei der Session gefilmt habe, aber es war tatsächlich (leider) das erste und einzige Mal, daß ich auf der gesamten Reise mit Locals nachts Street skaten war, und das hat sich verdammt geil angefühlt, also muß man selbst auf Mission mal aufs Filmen scheißen. Wir sind dann auch noch zu ein, zwei anderen Spots, konnten uns aber irgendwie nicht so wirklich einigen, was wir denn nun wollten, und ich war dann auch irgendwann ganz gut durch, hatte ich doch schon etliche Ruinen-Kilometer in den Knochen.

Wir verblieben dann so, daß wir uns im besten Fall im nächsten Jahr zum Bauen wiedersehen würde und es gab ein paar herzliche Umarmungen, das war wirklich sehr schön und ich hoffe aufs Beste. Ich bin dann auf`m Rückweg zum Hostel nochmal am Spot vorbei und mußte feststellen, daß das Ganze noch einfacher und billiger als erwartet realisiert werden könnte, weil das Flat an sich eigentlich schon super smooth ist und man somit nur da rauf betonieren und Kanten für die Übergänge rausflexen muß. Ja, ich rauchte da noch drei Joints und sinnierte über mein nächstes Projekt, das eigentlich ein so einfaches sein könnte, bevor ich mich erschöpft im Hostel in die Falle legte.

Heute muß ich sagen – und es ist inzwischen übrigens 23.35 Uhr am 3. April – mindestens drei Wochen nachdem ich Carlo und Hayato ein paar Tage später eine Mail mit weiteren Vorgehensweisen schrieb, wir leider noch nicht weiter sind. Ich habe immer noch keine genauen Maße von der Fläche (irgendwas mit 21x10m, wobei man oben noch ein bißchen anbauen könnte), keine Detailbilder bei Tageslicht und keine Infos zu Preisen von Baumaterialien, muß ich den Jungs wohl diese Woche nochmal Email-mäßig in Arsch treten. Ein mögliches Design hatte ich ihnen ein paar Tage später aus Chi Phat geschickt… Ja, so tranig könnte und kann es auch in Deutschland laufen und tut es leider auch viel zu oft, aber auf der südlichen Halbkugel laufen die Uhren nun mal alleine aufgrund der Hitze schon mal langsamer. Und ich bin ja so`n Hauruck-Typ, der alles lieber sofort als gleich haben und machen will.

Jedenfalls habe ich mir da was angelacht und in den Kopf gesetzt und das meiste von diesen Dingen wird in der Tat in der Regel auch irgendwann Realität, also schnallt euch schon mal an! Das ist halt meine Art von Entwicklungshilfe, für die ich mich gerne einsetze, und ansonsten wäre das ein großer Grund mehr, da nochmal zeitnah mit der Kleenen hinzufahren, auja! Naja, als ich am nächsten Morgen mal wieder extra früh um Fünf aus dem sehr empfehlenswerten Chilled Backpacker in Siem Reap auszog, mußte ich noch an meinen Stoner-Bettnachbarn von links unten denken, mit dem mich gestern länger unterhalten hatte, irgendwie Mitte Zwanzig aus Ecke Karlsruhe. Der war schon länger unterwegs und wollte so schnell auch nicht zurück nach Deutschland und nun noch seine letzten hundert Dollar hier verleben und dann in einer Woche bei einem Kumpel in Thailand`s Süden im Headshop aushelfen. Coole Adresse, ich wußte ja noch nicht genau, wo ich in Thailand hinwollte, nun hatte ich schon mal eine Visitenkarte mit Hanfblatt drauf, es gibt auch Schwaben mit Durchblick…

Der Pick-up ließ diesmal leider auf sich warten, so daß ich nach einer Stunde eben dieses auch etwas nervös wurde, ob ich denn meinem Bus schaffen würde. Ein sehr freundlicher Tuk Tuk-Fahrer fragte dann, wo ich hin solle, und als ich ihm erklärte, ich warte auf meinen Pick up zum Bus, zückte er sofort sein Phone und checkte für mich die Lage. Ja, so sind sie da, die Menschen in Asien, freundlich und hilfsbereit, und siehe da, kurz danach kam auch ein Großraum-Tuk Tuk angebraust und ich wurde als einziger Fahrgast schnell zum Bus getuckert, wo ich dann auch der Letzte im gebuchten Minibus war, irgendwie klappt das in Asien halt immer alles und meistens auch reibungslos.

Die Fahrt war unspektakulär wie die Hinfahrt, ging aber zwei sehr deutliche Stunden schneller, aber ansonsten hab` ich wieder nur geschlafen oder -lesen, wie gesagt, da gibbet nicht viel zu seh`n in Zentralkambodscha. Irgendwie um Eins war ich dann wieder in Phnom Penh vor einer kleinen Buszentrale des Unternehmens VAT, bei denen ich auch die Weiterfahrt gebucht hatte, und mußte da eine Stunde Zeit tot schlagen. Die vertrieb ich mir mit Geld abheben – schließlich sollte ich in Dschungel, wo es keine Automaten gibt – und dem Zugucken des bunten Treibens auf den Straßen und an der Buszentrale. Leider wurden aus dem Warten dann zwei Stunden, weil es ausgerechnet mit meinem Bus Probleme gab – damn – ich hatte es heute doch ausnahmsweise mal eilig, weil ich ja noch bis in tiefsten Dschungel wollte und dort eigentlich rechtzeitig ankommen, um für morgen noch eine zweitägige Trekking-Tour zu buchen, ob das was werden würde?

Landstraße im Südwesten…

Die anschließende Busfahrt war dann auch mal wieder nach der Hälfte nicht mehr so richtig bequem und spaßig, weil die Straßen immer schlimmer wurden, wir kamen halt in einen eher “unzivilisierten“ Teil von Kambodscha und ich fühlte mich wieder an die Horrorfahrten in Südlaos erinnert, wo es ebenfalls alle 100m 20m lange Schlaglöcher gibt, über die trotzdem mit 60 km/h plus gefahren wird. Ey, wenne dann noch dringend pissen mußt, biste fertig mit den Nerven. Hier war auch das einzige Mal auf der gesamten Reise, daß ich bei einem Kurz-Stop im Nirgendwo, wo meistens nur jemand ein- oder aussteigt, zum Fahrer meinte, ich müsse eben mal kurz, nützt alles nix, Klos ham die da halt nicht an Bord. Also immer brav Pipi auf den Zwischenstops, vor allem wenn mensch auf dem letzten eine ganze Kokosnuß ausgetrunken hat! Aber, Alter, wenn die brühwarm, ähh, eiskalt mit Strohhalm für`n Appel und `n Ei serviert werden, kannst du da nein sagen!? Das ist der Saft, aus dem Palmen sind, lecker das und soooooo gesund…

Vorletzter Stop irgendwo im Nirgendwo…

Auf dem vorletzten Stop vor meinem war ich schon etwas genervt, weil klar war, daß ich es nicht rechtzeitig nach Chi Phat schaffen und damit einen ganzen Tag verlieren würde. Ein mitreisender junger Kanadier, der gerade bei Sonnenuntergang einen Joint am Fluß geraucht hatte, machte mir Mut und meinte, es wäre doch gut, wenn ich es heute abend überhaupt noch in dieses Dorf schaffen würde, und da hatte er verdammt recht mit.

So war es auch schon dunkel, als ich vor der Brücke in Au Duong Turek an der Straße rausgelassen wurde, der Kanadier wünschte mir viel Glück und ich mir auch. Ich befand mich in einer Art Tankstelle mit einem Faß mit Handpumpe als Zapfsäule und einem Tisch und ein paar Stühlen als Truck Stop. Ein junger Mann fragte mich, wo ich hin wolle, ich sagte ihm ‚Chi Phat‘ und er sagte, er mache sich bereit. Drei Minuten später stand er mit Moped vor mir und fragte, ob ich ihm die 50.000,- Riel direkt geben könne. Die kassierte dann direkt die Mama, jaja, in Asien hält eben die Mama das Geld zusammen.

So ging es dann im Dunkeln mit Scheinwerfer über Stock und Stein auf einer Dirt Road eine Dreiviertelstunde lang halbwegs ins Niemansland, wo mein geübter Fahrer nicht nur Schlaglöchern, sondern auch der ein oder andere Kuhherde ausweichen bzw. diese weghupen mußte, die Kollegen treiben sich gerade nachts gerne auf den Straßen rum. Wie im Reiseführer versprochen kamen wir dann an einer kleiner Fähre an, quasi ein Floß mit Außenborder, die mich ans andere Ufer nach Chi Phat bringen sollte. Ich drückte dem tapferen Fahrer, der die ganze Strecke ja nun noch zurück eiern mußte, nochmal 10.000,- Riel in die Hand, von denen er Mama nichts erzählen solle, und er knatterte sich fröhlich von dannen.

Wir knatterten für 2000,- Riel eben rüber ans andere Ufer und dort nahm mich ein Local mit meinem inzwischen doch recht schweren Gepäck 500m hinten auf`m Scooter mit und ließ mich am Chi Phat Office raus, wo mensch hier alles bucht, wenn mensch an dem Ökotourismus-Programm teilnehmen will. Es gibt in der Umgebung auch noch ein paar unabhängige Resorts, aber sowas wollen wir ja nicht, wir wollen es echt und nachhaltig. Ich kam dann auch gerade rechtzeitig fürs letzte sehr üppige Abendessen (die Dorfbewohner kochen hier abwechselnd), aber eben leider zu spät, um mich für eine morgige Tour anzumelden. Von meiner Online-Anmeldung insgesamt hatte man komischerweise auch nichts erfahren, aber es klappte trotzdem alles ganz reibungslos und ich landete nach dem Essen und Buchen der Tour für Übermorgen wie geplant im Haus Liza hundert Meter wieder runter auf der anderen Straßenseite, und da gibt es nur diese eine Straße.

Ich konnte wählen zwischen Coco Chanel oder Mickey Mouse…

Ich würde also in einem von drei geräumigen, aber sehr spartanischen Zimmern mit noch spartanischeren “Bädern“ über einer Großfamilie wohnen, neben dem dänischen Pärchen, das bereits zum Essen neben mir saß, wie sich herausstellen sollte. Keine Ahnung, die blieben dort aber nur eine Nacht, obwohl sie wie ich länger bleiben sollten, aber vielleicht war ihnen das alles auch zuuu spartanisch. Für mich wäre das an jedem (ebenso heißen) Ort der Welt perfekt gewesen, was braucht mensch mehr als ein Bett, ein Klo und Tisch mit Stuhl zum Schreiben/Arbeiten, und Internet?… Funktionierte hier im Dschungel wie eigentlich überall auf der Reise reibungslos, hallo Deutschland nochmal!

Ja, da ließ es sich vier Tage aushalten und ich war nach all dem Reisestreß der letzten Woche verdammt froh, dort gelandet zu sein und ein bißchen Ruhe tanken zu können. Es gab viel zu schreiben, leider auch zwei seeeeehr lange und unschöne Emails in die liebe Heimat, die zu meinem Bedauern immer näher rückte, wenn auch noch in weiter Ferne. Den nächsten Tag verbrachte ich dann auch hauptsächlich am Rechner auf meiner Veranda im ersten Stock und gönnte mir am Nachmittag lediglich einen Spaziergang zum 2km entfernten Wasserfall, der wie fast alle Wasserfälle davor nicht besonders spektakulär war, weil es eben Ende der Trockenzeit war.

Aber toll baden und schwimmen konnte man da, ein wahrer Traum, das Wasser war fast zu warm zum Abkühlen in der Hitze. Jaaaa, genau wegen solcher Naturerlebnisse wollte ich noch mehr Kambodscha und war hierher gekommen, im Busch lauerte dann auch ein Wasserbüffel, der gerne trinken wollte, sich aber anscheinend von mir gestört fühlte, weil ich da schon reingepißt hatte. Und ich war echt lange Zeit der einzige da, bis ein spanisches Pärchen auftauchte, das ich abends beim Dinner im Office auch wiedertreffen sollte.

Ja, ein toller ruhiger Tag, bei dem ich ohne Frage das echte ländliche Kambodscha kennen- und schätzengelernt habe. Das Dinner war auch wieder sehr lecker und viel üppiger, als ich aufessen konnte, und danach hatte ich zwei Stunden lang ein sehr schönes und anregendes Gespräch mit Robert aus Freiburg, ursprünglich Wismar, und ich und die Ossis, wir haben halt den gleichen Spirit und können seit jeher gut miteinander. Robert arbeitet an der Uni und ist auch nicht ganz doof, so daß ich endlich mal wieder einen schönen Austausch mit einem Landsmann hatte.

Gestern das Gespräch mit dem Pärchen aus Leipzig war diesbezüglich auch ganz nett (er hatte die gleiche Malta Mütze, die ich auch habe), aber bestätigte auch wieder alle typisch deutschen Klischees, selbst an so einem speziellen Ort. Aber Robert war super, sollte allerdings wie ich morgen auf einen Trek, allerdings mit vier Übernachtungen und nicht nur einer wie ich, er wollte dann auch lieber nicht noch einen mit mir rauchen. Ich also noch ein paar Stunden an Rechner, mir war klar, daß wir morgen im Dschnungel ziemlich früh ins Bett, ähh, in die Hängematte gehen würden, und Schlafen kannste, wenn du tot bist, Schreiben nicht.

Gekkos am Sternenhimmel…

Ah jo, ich hatte also für morgen einen Guide plus Koch für anderthalb Tage Dschungelwandern inklusive Hängematten-Übernachtung gebucht, und meine extra für diese Reise gekaufte und bereits durch halb Südostasien geschleppte eigene würde wieder nicht zum Einsatz kommen. Die hab` ich im Endeffekt tatsächlich nicht ein einziges Mal benutzt auf der gesamten Reise, weil die hängen da halt überall rum, Hängematten. Für unseren Trek gab es extra Army-getestete mit eingebauten Moskitonetz, sehr geiles Patent muß man sagen. Und ja, nach dem wieder sehr leckeren aber viel zu üppigen Frühstück – ich sollte an diesem Tag gemästet werden – stellte sich dann mein Guide für die nächsten 36 Stunden bei mir vor, Kim, und wie Sothy in Siem Reap stellte sich sehr schnell raus, daß ich mit ihm keinen besseren Treffer hätte landen können.

Mit uns als Koch aka Packesel mitwandern würde der 25-jährige Chan, der nicht so gut Englisch sprach wie Kim, aber lernen wollte, er hatte sogar ein abgewetztes Vokabelheft dabei, wie ich es schon in anderen Teilen dieser Welt gesehen habe. Und so wanderten wir drei dann in die Morgenhitze, ich hatte mit Hängematte, Schlafsack, drei Liter Wasser und ein bißchen privatem Kram vielleicht sieben, acht Kilo Gepäck, das würde easy werden. Die ersten zwei Kilometer kannte ich schon von gestern, aber dann ging es links statt rechts, nicht in die Büsche, aber doch durch Kautschukplantagen und aufgeforsteten Wälder auf immer schmaler werdenden Wanderwegen in den Dschungel…

Dabei hatten wir viel Zeit zu reden und uns kennenzulernen und so wie ich mir sofort sicher gewesen war, mit Kim den richtigen Guide abbekommen zu haben, so nahm er mich auch bereits nach einer halben Stunden in den Arm und meinte ‚Arne, I love you!’… Nun, dann erzähle ich euch mal Kims Geschichte, so wie sie sich in unseren gemeinsamenen 36 Stunden nach und nach für mich zusammensetzte, wobei er diverse Sachen gerne fünfmal und mehr erzählt hat. Kim ist nämlich schon Mitte 60, das genaue Alter weiß er nicht, und er hat schon so einiges erlebt in seinem Leben. Als Kind natürlich den Vietnamkrieg und später war er dann kurz in der Armee und für die Roten Khmer unter Pol Pot unterwegs, eins der tödlichsten Terror-Regimes, die es je gegeben hat, während deren Herrschaft, die erst in den `90ern endete, über zwei Millionen Landsleute aus der Bildungsschicht gefoltert und massakriert wurden. Weil die Roten Khmer aus Kambodscha einen reinen Agrarstaat machen wollten, scheiß Politik immer, genauso schlimm wie Religion…

Als die Roten Khmer dann aber einem Freund von Kim vor seinen Augen den Kopf abschnitten, floh er nach Viet Nam und lief über, um die Roten Khmer zu jagen, im Dschungel, wo er groß geworden war. Als ich irgendwann fragte, ob er welche getötet habe, meinte er nur ‚Much, much‘ und lachte sein markantes zahnloses Lachen, das er vor allem immer lachte, nachdem er was erklärt hatte und sich mit ‚You understand, you understand?‘ davon überzeugt hatte, daß du ihn auch verstanden hattest. Und ich hörte ihm halt genau zu und stellte auch fragen, denn was dieser kleine drahtige Mann mit Muskeln wie Stahlseilen zu erzählen hatte, würde ich so witzig von niemanden sonst irgendwo auf der Welt zu hören bekommen. Das war die echte Scheiße…

Er hat dann halt im Dschungel auf Seite von Viet Nam, die den Feind dann schließlich auch aus Kambodscha vertrieben, Jagd auf die Roten Khmer gemacht und sein rechtes Ohr ist inzwischen fast taub vom vielen Schießen. Er erzählte, wie sie sich von Käfern und Skorpionen ernährt haben, und er einmal beim Kochen am Bein angeschossen wurde – zur Bestätigung zeigte er mir die dazugehörige Narbe – weil die Khmer vom Berg aus den Rauch des Feuers gesehen und einfach mal drauf losgefeuert haben. Also mehr als einmal knapp dem Tod entronnen, der gute Kim, und was für ein herzensguter und fröhlicher Mensch er ist, wahrscheinlich vor allem, weil er wahrlich schon schlimmere Zeiten erlebt hat…

Nach der Armee war er lange Zeit Jäger in genau diesen Wäldern und er hat natürlich auch gewildert während dieser Zeit, um sich über Wasser zu halten, obwohl er Buddhist ist, der bei jeder Mahlzeit ein Blatt mit ein bißchen Reis und Gemüse zur Seite legt, wovon ich mich selber überzeugen konnte. Als das mit dem Ökotourismus in Chi Phat dann losging, hat er dort als Müllsammler gearbeitet und eben an der einen wirklichen Straße Müll gesammelt.

Und jetzt kommt das unglaubliche Happy End an seiner Geschichte, denn bei dieser Arbeit hat er einfach die Touristen angequatscht und sich auf diese Weise, also in der Tat als Müllmann, ein recht passables Englisch angeeignet, was wie vielerorts in Asien aus drei Vierteln Sprechen und einem Viertel Verstehen besteht. Aber wie geil bitte, er hat sich das so selbst beigebracht und kann seitdem als Guide ehrliches anständiges Geld verdienen mit dem, was er sowieso gerne macht, durch den Wald wandern, und diesen eben dabei bewahren. Chan hörte auch die ganze Zeit gebannt zu, weil er wußte, daß Englisch ein Schlüssel zum Glück, um nicht Geld zu sagen, sein kann, gerade in diesem Dorf, wo einem Bildung und Nachhaltigkeit nahe gelegt werden.

Ja, das war spannend, wir drei Generationen da zusammen im Wald, ich hab` Kim dann unterwegs auch mindestens zehn neue total random Vokabeln beigebracht wie Schaum oder Socken und er lief dann auch immer minutenlang vor mir her und wiederholte ‚Foam, foam, foam‘, weil er genau wußte, daß mensch sich so am besten Vokabeln einbläut, gerade mit einem so alten und angeschossenen Gehirn. Herzallerliebst das Ganze, und wie er sich dafür bedankte! Es war auch durchweg die gleiche Reihenfolge, Kim schritt munter voran, ich hinter ihm und Chan zuletzt, der auch sehr darauf achtetet, immer hinter mir zu gehen. Kim rief dann wenigstens alle Viertelstunde ein ‚Arne, you okay?‘ nach hinten, ich ein ‚Yep, couldn`t be better‘ (or something like that, manchmal auch ‚No‘ als Scherz) nach vorne und es folgte ein ‚Chan, you okay?‘ und ein stilles ‚Yes‘ or ‚Yeah‘ oder auch gar nichts, Chan ist ein sehr Stiller, zumindest unter Fremden.

Und Kim ist wie gesagt ein perfekter Guide, der ständig mit seiner kleinen Axt, mit das wichtigstes Überlebensinstrument im Dschungel, rumfuchtelte und immer wieder hielten wir an und er zeigte mir abgefahrene Pflanzen oder Insekten, dann auf einmal Gibbon-Geschrei in der Ferne oder ein Lizard oder großer Vogel irgendwo, Dschungel halt. Und immer wenn er mir was erklärt hatte, hieß es ‚Beautiful, beautiful‘ und er lachte sein herzliches Lachen und zog munter weiter, es war einfach herrlich.

Besonders geil fand ich, als er mir so Löcher in einem Baum zeigte, immer in so in Viererpaaren. Das waren Bärentatzen von Schwarzbären, denn da oben gab es lecker Honig… Boah, so`n Bär zu Hause, das wär` auch nochmal was…

Und apropos, das erste, was ich mir bereits nach zwei Stunden eingefangen hatte, war ein saftiger Bienenstich am rechten Oberschenkel hinten, das arme Tier war halt in meine Shorts reingeflogen, weil das da so gut riecht, ähem… Ich hatte bestimmt zwei Jahrzehnte keinen Bienenstich gehabt und war fast schon ein bißchen stolz, hatte aber ganz vergessen, daß die scheiß Dinger tatsächlich auch noch drei Wochen danach jucken können, muß eine gemeine Schwarzbär-Dschungelbiene gewesen sein…

Dann hieß es irgendwann gegen Mittag Mittag essen, dabei war ich nach der satten Packung zum Frühstück absolut nicht hungrig, aber der Kambodschaner macht das halt so und das ist Teil des Programms. Kim checkte dann auch kurz alleine an einem ausgetrockneten Flußbett, ob es da irgendwo noch Wasser zum Kochen gab und führte uns dann über abgewaschene Felsen durch dieses ein paar hundert Meter weiter ins Dickicht, wo es noch eine kleine Pfütze mit Fischchen drin gab. Wir wollten ja nicht unser spärlich Trinkwasser zum Reis kochen benutzen!

Nein, von nun an war es ‚Resturant Kam Budia‘ und genau so muß Kim während unseres anderthalbstündigen Aufenthalts (ich hab` zwichendurch ein ganz kleines Nickerchen gemacht) gesagt haben. Bei jedem Arbeistschritt hieß es ‚Resturant Kam Budia‘, es hat sich für ewig in mein Gehirn gebrannt, wie hoffentlich bei ihm die Vokabeln! Und es war der verdammt beste Reis mit Scheiß auf Stöckchenfeuer zubereitet, den ich je gegessen hab`, es gab sogar Ei und wie immer und überall Soja- und Chilissoße dazu, zauberte Chan alles aus seinem Rucksack. Es schmeckte nicht nur aufgrund der Umstände wirklich exzeptionell gut, aber danach war ich dann auch echt zu und froh, daß ich mich weiter bewegen mußte, sonst hätte ich nämlich ohne Weiteres eine ausgedehnte Siesta da auf dem Felsen im Wald genießen können.

Ja, und aus dem Flußbett raus und über das Feld, wo vor kurzem noch ein großer Brand gewütet haben muß – ob gewollt oder ungewollt, Brandrodung ist da auf jeden Fall noch an der Tagesordnung, hab` ich selbst mehrmals gesehen…

Und dann waren auf einmal außer dem Trampelpfad vor, unter und hinter uns tatsächlich keine Anzeichen mehr von jeglicher Zivilisation und wir wanderten echt durch tiefsten Dschungel, wo ich in meinen sportlichen Sandalen wieder an die dazugehörigen Kriege denken mußte…

Hier stellte Kim mir unter Beweis, daß die ganzen Tempel im land von Termitenhügeln inspiriert sind, oder waren es Ameisen? Ach, krabbelt ja alles gleich…

Das hätte gerne noch länger so gehen können, aber nach zwei Stunden landeten wir dann leider schon wieder in Kautschuk und Zuckerohr-Plantagen – letzteres läßt sich allerdings ganz super beim Wandern kauen und gibt viel Energie – und dann sogar an sowas wie einer Straße, an der wir aber an einem Unterstand bei einer freundlichen Lady auch kalte Drinks kaufen konnten. Ich hab` dann den Jungs auch erstmal was schönes Kaltes mit Zucker ausgegeben, Cola fand die gute Frau leider nicht in ihrer Truhe, aber die Jungs freuten sich auch über einen Energy Drink und ich mich über zwei Flasche von so einem Lietschi/Erdbeer-Fruchtsaftgemisch, die Temperatur war hier entscheidend.

Naja, für richtig Wildnis mußte dann halt die Vier- bis Sieben-Tages-Tour buchen, da mußte dann aber auch richtig wandern und nicht bloß spazieren gehen. Schnell wieder rechts abgebogen und zum zweiten “großen“ Wasserfall der Gegend, natürlich auch nur mehr ein Rinnsaal, aber ansonsten von der Höhe her durchaus sehr beeindruckend und in der Regenzeit mit Sicherheit spektakulär

Kim hatte mir schon von den Felsen erzählt, von denen man da springen könne, also diesbezüglich ging einiges, was mich nur gewundert hat, ist, warum nur ein paar Kilometer flußaufwärts von dem gestrigen Wasserfall, wo die Felsen schön rundgeschliffen und alles perfekt kuschelig zum Plantschen war, hier alles echt schief verkantet und fies scharf daher kam, da war es selbst mit Sandalen eine Herausforderung drauf rumzuklettern. Das erklären konnte Kim mir allerdings dann wiederum nicht, er hatte definitiv die Frage schon nicht richtig verstanden. Nachdem wir weiter oben unser Nachtlager eingerichtet hatten, also die Hängematten aufgehängt, ging es dann ans Duschen sozusagen.

Alter vor Schönheit…

Während Chan das Abendessen (schon wieder essen) vorbereitete, gingen Kim und ich also schon mal in der Lagune plantschen, angefangen mit einem Sprung von einem gut 6m hohen Felsen, und auf so was steh` ich ja mehr, als jetzt im Schwimmbad vom 10m-Turm zu springen. Auch besser mal mit Kopfsprung und so zurückhalten, Kim warnte mich, daß es hier in und nach der Regenzeit natürlich deutlich tiefer ist und mensch dann auch von ganz oben springen kann. Aber ja, geiler Kick, geile Erfrischung, machen wir gleich ein paar Mal! Wenn nur dieses lästige Hochklettern nicht wäre.

Ich wollte aufgrund der atemberaubenden Begebenheiten dannn auch gerne, daß Kim einen Sprung von mir filmt, und die Aufnahmen dazu sind selbstredend grandios geworden. Er hatte so einen Camcorder natürlich noch nie in der Hand gehalten und erschreckte sich jedes Mal, wenn ich sprang, so daß er von rot ‚Aufn‘ auf grün ‚Stby‘ drückte. Nach drei Versuchen gab ich auf und nahm mir vor, das morgen früh nochmal mit Chan zu probieren, denn in dieses Gewässer mußten wir nach dem Aufstehen nochmal, das war klar.

Es gab dann zum dritten Mal an diesem Tag üppig Reis mit im Wok gebratenen Gemüse, frisch zubereitet, auch wenn unsere Reste vom Mittagessen gereicht hätten, wobei den Reis hatte Kim im Flußbett für die Ameisen zurückgelassen. Und ich hatte sie mir vorstellen müssen, wie sie alle stolz mit einem Reiskorn auf dem viel zu kleinen Rücken hin und her und zurück Richtung Bau marschierten, wie das die immer eifrigen Ameisen halt so machen. Egal, ich konnte eigentlich nicht schon wieder essen, aber Kim mästete mich und setzte Tee aus Teakholz an, da hatte er tagsüber ein bißchen was gesammelt, und zum Glück war ich vorher noch im Wald kacken gewesen, sonst wäre gar nichts an Nahrung reingegangen.

Resturant Kam Budia, man beachte die kleine Spendengabe…

‚Resturant Kam Budia‘ wurde dann auch wieder mehr als einmal in den Raum geworfen und ich genoß es einfach, da zu sein, es war wie gesagt eine sehr gute Entscheidung gewesen, hier her zu kommen und ein paar Tage länger als geplant in Kambodscha zu bleiben, wie eigentlich alle von den vielen, die ich auf dieser Reise hatte machen müssen. Als ich Chan dann beim Abwasch half und er danach dann an anderer Stelle auch nochmal in den Fluß sprang, dachte ich wie so oft zuvor schon eben ‚Go with the flow‘, und das geht in Südostasien einfach sehr gut, und daß ich nicht das letzte Mal dort gewesen sein würde, stand inzwischen sowieso schon fest. Ich war schon lange absoluter Fan, frühestens seit meinen zwei Wochen auf Bali als Start meiner Weltreise im Winter 2012, Küßchen an Danny D an dieser Stelle, und an Steff auch!

Und dann war es auf einmal dunkel und still im Dschungel und genau auf diesen Moment hatte ich mich sehr gefreut, rauchte einen letzten Joint und wir krochen ins unseren mückensicheren Hängematten. Ich warnte die Jungs noch davor, daß ich als Bauchschläfer in Hängematten meistens sehr brutal schnarchen würde, und so war es dann wohl auch gewesen…

Am nächsten frühen Morgen lag ich dann da und dachte, wie sehr ich es liebe, unter freiem Himmel zu schlafen und daß ich das auch zu Hause wieder öfter machen muß, weil ich da einfach immer so gut schlafe. Ich wühlte dann noch gut eine halbe Stunde rum, hing also so ab, und überlegte, ob ich durch mein Aufstehen die anderen wecken sollte, nur um dann festzustellen, daß die natürlich schon lange wach waren, Chan am Kochen und Kim am Teakholz Tee machen, guten Morgen! Also erst essen und dann nochmal ins kühle Nass springen… Teakholz schmeckt übrigens wie guter Kräutertee, hält dann aber dazu sehr gut die Kälte im Wasser, kleiner Tipp aus`m Dschungel!

Aber ja, der Naturaspekt war halt auf dieser grandiosen Reise bis hierher ein bißchen sehr kurz gekommen, und ich bin ja nun keiner, der auf irgendwelche Safaris geht, laßt die armen Viecher bloß in Ruhe! Aber trotzdem war meine Reise bis dato alleine schon durch das viele Strecke machen bis auf Don Det doch sehr urban gewesen, hier konnte ich mal wieder sprichwörtlich durchatmen und ich nahm mir vor, das für den Rest des Trips, der im Südosten Thailands stattfinden würde, weil ich in anderthalb Wochen von Bangkok zurückfliegen mußte, auch zu tun, also mehr Inseln, weniger Bangkok.

Aber da sollte ich ja erst noch hin, nun ging es erstmal nach dem wie immer üppigen Frühstück, von dem wir auch beim Mittag noch gut gehabt hätten, nochmal an die Klippen sozusagen und ich gab Chan nochmal genauste Instruktionen. Aber der machte auch genau den gleichen Fehler wie Kim und filmte nicht den Sprung, sondern mich minutenlang beim Schwimmen danach, ganz großartiges Kino, es soll ja immer alles so sein, wie es ist…

Ja, dann mußten wir nochmal ein bißchen dahin zurück wandern, wo wir gestern die kalten Drinks gekauft hatten, denn von da sollte es mit Motobike zum Wasserfall von vorgestern zum – tata – Mittagessen und Abbaden gehen. Das ging dann auch recht schnell, weil so viel Strecke hatten wir gestern ja nicht gemacht, etwa 22km, und dann war ich in der Mittagshitze wieder da, wo ich vor zwei Tagen schon alleine gewesen war. Das dänische Pärchen trudelte auch kurz danach mit ihrem Guide ein und wir unterhielten uns beim Baden ein bißchen, schließlich komme ich ja aus Flensborg und hab so`n bißchen was Skandinavisches in mir. Die waren wohl eine ziemlich ähnliche Route wie ich nur anders gegangen und hatten sogar in der Nähe wo wir gestern das erste ‚Resturant Kam Budia‘ abgehalten hatten, halbwegs frische Elefantenspuren gesehen, voll Dschungel, ey! Die Dänen können sich anscheinend auch beim Schwimmen besser unterhalten als ich, ich mußte dann irgendwann raus, war auch schon länger bis lange drin, ist halt auch so kuschelig in diesen Naturwarmwasserbecken…

Ja, und Chan machte natürlich noch einmal essen und konnte danach einen ziemlich geleerten Rucksack die 3km nach Hause tragen. Hat er nicht mal gemacht, den hat er an einem Haus geparkt, und später mit Mofa abgeholt, er hatte wohl die Schnauze voll vom Schleppen, dabei aber auch reichlich mehr als Kim und ich auf den Schultern. Jedenfalls waren wir dann ratz fatz gegen Eins wieder beim Office, ich verabschiedete mich herzlich von den beiden und gab ihnen ordentlich Trinkgeld, welches von Kim defintiv in ein paar Packungen von diesen Billigzigaretten, deren Namen ich vergessen habe, investiert werden würden.

Ja, und dann waren sie weg meine beiden neuen Freunde, mit denen ich sehr intensive 36 Stunden verbracht hatte, wir alle hatten eine gute Zeit gehabt und ein bißchen was gelernt, also ich auf jeden Fall, vor allem Respekt vor Menschen wie Kim, auf den zu Hause zwei Kühe warteten (in Phnom Penh hat er noch zwei Töchter), bevor er wohl am nächsten Tag die gleiche Tour nochmal machen mußte. Durfte muß man in seinem Fall eben sagen, denn er ist sichtlich froh, daß er diesen Job und dieses Einkommen hat. Ich hab` den beiden jedenfalls wie so vielen anderen vorher nur das Beste gewünscht und mir überlegt, was ich mit dem Rest dieses schon jetzt kochend heißen Nachmittages machen sollte. Also ab an Rechner, Gedanken aufschreiben und so, aber nee, erstmal geil wichsen…

Mit Hundis am “Fähranleger“ chillen…

Autofähre kommt…
Personenfähre kommt…

Abends hatte ich dann noch die Mission, mir beim örtlichen Friseur und Barbier 50 barfuß Meter gegenüber erneut den Bart schneiden zu lassen, der fing schon wieder an zu nerven und hier war der perfekte Ort dafür. Der Kollege war/ist auf jeden Fall auch schwul, ganzen Tag Seidenanzug, Körpersprache und so, und er hat das dann auch sehr gut, offensichtlich gerne und unglaublich billig gemacht, eine Schere durfte ich mir dann auch schnell noch für fünf Minuten ausleihen (Sackhaare waren auch mal dran, hihi…).

Komischerweise hatte ich schon wieder Hunger und entschied mich, heute Abend nicht ins Office zu gehen, weil ich mich da auch nicht fürs Essen angemeldet hatte, sondern wenigstens einem Etablissments der anderen lokalen Gastronomie ein kleines Einkommen zu geben, schließlich war überall nix los. Und ich wurde dann mal wieder davon überzeugt, wie schnell die asiatische Küche liefern kann, wenn sie denn gefordert wird. Ich verbrachte den Rest des Abends mit Fertigstellen und Abschicken einer langen Email an einen alten (Ex-)Freund und wurde abermals Zeuge davon, daß des Nachts eben gerne die lokalen Kuhherden durch die Straßen ziehen und in den Mülltonnen gucken, ob es da was zu futtern gibt. Ich mein`, daß die auch gerne einfach mal auf frischem Papier rumkauen, hatte ich schon damals in Nepal oft genug gesehen…

Nach`m zweiten Mal Wichsen fiel mir dann beim seligen Einschlafen auf, daß ich in meinen vier Tagen in Chi Phat genau ein Dutzend weiße Westler gesehen hatte, fünf Pärchen, Robert und den Iren, nicht Irren, der an der Dorfgrenze was zum Massiert-werden gesucht hatte, als wir zurückgewandert waren. Irgendwie war das voll Kambodscha da, aber ich hätte diesem äußerst netten Dörfchen und vor allem seinen BewohnerInnen ruhig ein paar mehr Touristen gegönnt, ich hatte Einzelzimmer mit zwei Betten, schräg unter mir schlief und lebte eine große Familie auf nicht viel mehr Platz…

Für die Rückfahrt nach Au Duoang Turek zum Tankstellchen, wo mich gegen Elf ein Bus nach Trat, Grenzstadt im Südosten Thailands, aufgabeln sollte, hatte ich ein Boot gebucht, wie ich es schon gerne auf der Hinfahrt gemacht hätte. Das dauerte zwar zwei Stunden statt einer Drieviertel und war mit 30,- Dollar auch sehr deutlich teurer, vor allem weil sich wohl keine MitfahrerInnen angemeldet hatten, aber mir die Sache auf jeden Fall wert. Nochmal mit dem Boot auf einem Fluß durch den kambodschanischen Dschungel fahren, bevor ich auch diesem tollen Land auf Wiedersehen sagen müßte.

Mach`s gut, Chi Phat, und bleib` sauber!

Und das hat sich dann auch gelohnt, gerade so früh am Morgen, wo die Tiere vielleicht schon wach sind, aber die spärlichen Menschen sich auch ans Tageswerk machen, welches so nah am Fluß vornehmlich aus Fischen besteht. Ja, das war nochmal sehr schön und das Geld ohne Frage wert, auch wenn ich mich fragen muß, warum die Menschen sich in Südostasien, wenn sie auf Booten mit diesen lauten Außenbordmotoren unterwegs sind, nicht mal in einen Gehörschutz investieren, Plastik ist da doch auch noch billiger als bei uns!

Die sitzen nämlich noch genau neben den Dingern, wir ja nur vorne irgendwo, am besten mittig, die Boote sind halt schmal und lang und dadurch recht schnell, aber mit dieser Ausstattung eben auch laut. Da der Käptn, ein junger Mann in Chan`s Alter, kein Englisch sprach, gab`s auch nicht viel zu reden und so war ich nach reichlich Geknatter ruck zuck wieder an der gleichen Stelle, wo ich vorvorvorgestern aufs Moped gesprungen war, das mich nach Chi Phat kutschiert hatte. Ein wirklich schöner kleiner Ausflug mit tollen Ein- und Ausblicken war das Ganze gewesen, aber sowas von…

Es hielt dann auch irgendwann wieder ein hauptsächlich mit Touristen halbvoll beladener Minibus an und nahm mich mit über noch schlechter werdende Straßen und so einige Serpentinen Richtung thailändische Grenze und Grenzstadt Trat, von wo ich am nächsten Tag weiter auf die Paradiesinsel Ko Kood (wird gerne auch mal anders geschrieben) übersetzen wollte.

Aber da fängt dann die Geschichte nächstes Mal an bzw. geht weiter, wenn es im letzten Teil meines Reiseberichtes ‚DJ BORADSTEIN goes Thailand‘ heißt. Es ist jetzt Dienstag 4. April 3.50 Uhr morgens und ich habe soeben in gut acht Stunden meinen einwöchigen Kambodscha-Trip runtergetippt, das geht zu Hause am heimischen Schreibtisch scheinbar etwas schneller oder disziplinierter als direkt im Urlaub an der Front.

(P.S.: Nach einem erstmaligen Korrekturlesen – hier wird es auch nur ein zweites Geben – ist es inzwischen 6.33 Uhr. Upsi, ich hatte doch morgen, ähh, heute noch so viel anderes vor… Kann mir dieses Bloggen mal bitte jemand bezahlen oder muß ich mich selbst nur besser vermarkten?)

Wenn alles gut läuft und ich weiterhin die wirklich wichtigen Arbeiten, die eigentlich irgendwann mal Geld bringen sollen, vernachlässige, könnte das alles hier Mittwochabend, also morgen, online bei euch auf dem Bildschirm zu sehen sein, schaun mer mal. Urlaub war ja jetzt, nun muß auch mal wieder gearbeitet werden und fragt nicht, was da alles auf mich wartet, nämlich reichlich Action, ich bin ja leider Künstler und fahre immer mehrgleisig, obwohl oder gerade weil ich mich und meinen Lifestyle ja auch noch irgendwie ernähren muß. Ich hoffe jedenfalls und sehe und werde mir im eigenen Interesse extrem Mühe geben, daß ich den letzten Teil über mein bißchen Thailand dann auch noch so schnell abgehakt kriege, bevor das alles in Vergessenheit gerät. Die Erinnerungen an meinem Trip fangen an zu verschwimmen, vor allem weil es hier so schrecklich kalt ist…

Im Ernst, 30° Grad Temperaturunterschied fallen einem erst richtig auf, wenn die anfängliche Heimateuphorie verflogen und mensch wieder voll in der Realität angekommen ist, die natürlich so ist wie immer, was auf den zweiten Blick meistens eher nicht so schön scheint. Deswegen ist es toll, zu Hause einen Superschatzbatz, eine kleene Große, zu haben, die Mann von ganzem Herzen liebt und die einem die Gegenwart und Zukunft schöner und leichter machen wird, weil zu zweit geht alles besser, vor allem sexy. Ich liebe dich, Süße, richtig dolle und so!

Und euch liebe ich auch, meine tapferen Lesers und Lesersinnen, gerade in den heutigen kurzlebigen Zeiten weiß ich es mehr als zu schätzen, wenn Menschen sich meinen oftmals sehr persönlichen Wahnsinn am Rechner oder sogar Phone von vorne bis hinten reinlesen, es gibt ja zum Glück in der Regel auch immer reichlich hübsche Bilder dazu, aber was willste machen bei so spektakulären Aussichten!? Wie auch immer, Lesen bildet, Gucken auch, Bloggen macht irgendwie Spaß, wenn mensch was zu erzählen hat, und wir lesen und hören uns hoffentlich nächstes Mal, es ist jetzt 4.04 Uhr und ich mach` erstmal Schluß. Morgen dann hoffentlich irgendwann mal Bilder raussuchen und später hochladen, nerv…

Ende.

Aber noch nicht am…
Arne

P.S.: Es ist jetzt Mittwoch der 5. April, 0.31 Uhr und ich habe tatsächlich alle Bilder hochgeladen und werde jetzt gleich diesen Blog online stellen. Hab` also zwei lange Abende (gestern ging es ja bis halb Sieben morgens!) sehr diszipliniert hier dran gesessen und damit absolut die falschen Prioritäten gesetzt. Denn eigentlich muß ich mich um ein KV und ein LV kümmern, aber das ist lästig und macht nicht so viel Spaß wie Reiseberichte verfassen und bebildern. Naja, irgendwie mußte ich das wohl jetzt erstmal schnell abhaken, gut für euch, morgen muß es dann echt mal an den Ernst des Lebens gehen. Ich hoffe also, ihr hattet wenigstens ein bißchen Spaß mit mir in Kambodscha, vielleicht dann bis bald in Thailand!

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