Hallohallo und huiiiii!
Dann ging es ja jetzt doch ausnahmsweise mal schnell mit dem versprochenen nächsten Blog-Eintrag, aber der war wie gesagt auch schon länger in Arbeit, von überfällig mal ganz zu schweigen. Also, worum geht`s denn? Nun, ich möchte euch gerne berichten, was ich und ein paar eifrige Helfer in den letzten zwei Monaten auf die Beine gestellt haben, nämlich einen schönen Streetpark aus Beton, und zwar direkt vor der legendären iPunkt Halle in Hamburg, dem geilsten Metropölchen dieses Planeten. Lest und seht nun, wie es dazu gekommen ist und warum alle Beteiligten stolz auf das sein können, was sie geschaffen haben…
Ich war gerade mal ein paar Wochen in Asien unterwegs, als ich eine Email von meinem alten Freund Jonn Rübcke bekam, mit dem ich bekanntlich seinerzeit das Buch über die alte iPunkt Halle gemacht hatte. Und zwar ging es darum, daß Phillip Lange, nach gut drei Jahrzehnten Frank Martens der neue Leiter und Geschäftsführer der Halle, einen Teil von dem benachbarten Parkplatz hinter der Outdoor-Fläche aus Holz (bei der bis heute keiner weiß, was sich mein alter Freund Timmi Rampbock dabei gedacht hat) von der Stadt für das Skateland dazu mieten und möglichst schnell mit Beton zubauen wollte. Dazu muß mensch ganz am Anfang wohl erstmal erzählen, daß bereits im Mai 2021 hinter der Halle auf Richie Löfflers Initiative ein D.I.Y.-Bowl gebaut wurde bzw. noch mehr gebaut werden sollte, um den sich mein alter Kollege Baum bis heute (nicht) kümmert.
Und wie das bei Baum nun mal öfter so läuft, zog sich das Ganze dann ein bißchen hin und der Hauptteil des halbfertigen Bowls lag dann gut anderthalb Jahre brach und verdschungelte allmählich. Baum sollte dann paradoxerweise quasi zeitgleich mit mir wieder anfangen, sein Werk zu vollenden, als wir auf der anderen Seite der Halle mit dem Streetpark begannen. Doch bis zu dem Zeitpunkt zog sich auch bei uns alles etwas hin,, aber danke trotzdem hier nochmal, Jonn, daß du mal wieder so gut vermittelt hast! (Und noch mehr Danke für den Werkzeugtransport von Zuhause nach Hamburg, immer schön an einem Strang ziehen…)
Ich freute mich also in Laos, oder wo ich gerade war, wie ein Schnitzel, daß ich arbeitstechnisch eine perfekte Perspektive hatte, sobald ich wieder nach Hause kommen sollte, denn daß ich faktisch bankrott war (und immer noch bin), habe ich ja schon in älteren Einträgen erläutert. Jedenfalls war ich mir mit Phillip sehr schnell einig, daß ich liebend gerne den Job übernehmen würde und wir dort etwas sehr Street-Lastiges, um nicht zu sagen eine Art Plaza, hinbauen sollten, weil das genau das ist, was der iPunkt Halle, aber vor allem auch der Hamburger Innenstadt insgesamt, einfach schon immer gefehlt hat, einfach ein reiner Streetskatepark.
Da das Ganze (natürlich) wie der Gravedigger Bowl alles auf schmalen Budget und extrem D.I.Y.-Style laufen mußte, war mir von Anfang an klar, daß ich mit dem Projekt (mal wieder/wie immer) nicht reich werden würde, aber es war natürlich trotzdem extrem reizvoller, einen eigenen Streetpark vor der iPunkt Halle zu bauen, als wieder irgendwiewo in der Weltgeschichte auf Montage zu gehen, nur um Geld zu verdienen, mit denen Steuerschulden abbezahlt werden müssen. Für mich, der immerhin schon ein Buch über diese legendäre Halle geschrieben hat, war und ist das Ganze ohne Frage eine Ehrensache, irgendwie schließt sich da für mich ein Kreis, der vor über 30 Jahren angefangen hat und dementsprechend rund ist.
Und zwei Sachen reizten mich dabei ganz besonders, nämlich erstens mal wirklich einen reinen Streetpark zu designen, bei dem ich keine Scooter oder gar Biker zu berücksichtigen hatte, und zweitens etwas zu bauen, das auch regelmäßig von echten Pros geskatet wird. Denn die iPunkt Halle ist nun mal seit jeher Anlaufstelle und Austragungsort für Contests, Demos und Artverwandtes. Gerade Anfang August zum Beispiel war das Fallen Team für ein paar Tage in der Stadt und hat gerippt, was zu rippen geht, auch wenn das Wetter diesen Sommer ja eher durchwachsen bis schlecht war, zumindest bei uns im hohen Norden.
Jedenfalls, ja, das reizte mich, der sich nun mal selbst eher als Streetskater bezeichnen würde, wirklich, da etwas geiles Verspieltes hinzubauen, mit dem genau auch noch die Leute angelockt werden, denen die Halle sonst nicht wirklich was zu bieten hat, außer vielleicht im Winter ein Dach über`m Kopf. Das war dann auch ein Einwurf, der mir ganz am Anfang von einem Besucher gegeben wurde, daß die Banks doch viel zu steil für die Kids werden würden. Nun, dieser Park ist zumindest vom Design her auch eher für die Älteren gedacht, die die nach zehn und mehr Jahren Skateboarding bewiesen haben, daß sie wohl ein Leben lang dabei bleiben werden und dementsprechend Ansprüche haben. In Hamburg würde man sagen, die Stanley We Lobby und so…
Genau, und dann hatte ich anfangs den Eindruck, daß, da es sich ja um ein privates Projekt handelt, es dann auch wie geplant im Mai losgehen würde, nämlich sobald der Mietvertrag unterschrieben wäre. Nicht so wie bei öffentlichen Projekten, wo sich selbst simpelste Sachen wie Unterschriften wochen-, monate- und zuweilen jahrelang hinziehen können und nahezu immer auch tun. Verdammt, es konnte keine(r) ahnen, daß es hier leider genauso laufen würde…
Denn letztendlich kam der Vormieter des Parkplatzes einfach nicht mit dem Mietvertrag rüber und das zog sich dann über zwei Monate hin. Ich hatte es im vorletzten Blog-Eintrag angedeutet, ich saß wirklich wochenlang auf glühenden Kohlen zu Hause und hab` gewartet, daß wir loslegen können, immer wieder hieß es, der Mietvertrag käme bald und dann würden wir starten. Deswegen bin ich dann ja auch nochmal zwei Wochen nach Frankreich auf Montage, ich konnte mit meinem riesigen Schuldenberg im Nacken einfach nicht mehr zu Hause sitzen, warten und nichts tun. Und ich weiß, daß Phillip nichts dafür konnte, denn das ist ein Mann der Tat, der wollte jederzeit loslegen, an dem hat es nicht gelegen, noch nicht, ähem…
Als der Mietvertrag theoretisch dann endlich Mitte Juni am Start war, gab es nämlich leider bei Phillip ein paar reichlich schwere private Komplikationen auf einmal, so daß er erstmal anderweitig gefordert war und sich nicht richtig kümmern konnte um irgendwas, was mit der neuen Baustelle zu tun hatte. Ja, das war dann wirklich höhere Gewalt und Phillip, aber auch die HallenmitarbeiterInnen, die unter seiner Abwesenheit zu leiden hatten, haben echt was durchgemacht in dieser Zeit. Doch hurra, wir leben alle noch!
Und in der dritten Juli-Woche ging es dann auf einmal ganz plötzlich los, die Erdarbeiten wurden jetzt sogar anders als ursprünglich geplant von einer richtigen Baufirma übernommen und nicht mit von benachbarten Baustellen zuammengesammeltem Erdaushub und gemietetem Radlader. Denn ein wohlhabender Gönner der Halle, dem halt u.a. auch eine Baufirma gehört, hatte zugesagt, sobald zwei Mann mit Bagger zur Verfügung ständen, würden die sich mitsamt angelieferten Material darum kümmern. Es gibt halt auch reiche Menschen, die coole Sachen mit ihrem Geld unterstützen. Und die beiden Kollegen – Schande über mein Haupt, daß ich die Namen schon wieder vergessen habe, aber es sind einfach zu viele Begegnungen und Baustellen in so einem Leben wie meinem – waren dann zu unserem Glück von Maloche auf Malle abberufen worden, weil es dort mit 45° Grad plus einfach gerade zu heiß war zum Bauarbeiter sein.
Und weil dann auf einmal alles so ruck zuck ging, konnte ich auch erst einen Tag später dazustoßen, dabei stand das endgültige Design noch gar nicht so richtig fest, denn die Locals hatten natürlich auch noch ein paar Wünsche geäußert, die unbedingt mit eingebaut werden mußten. Doch die beiden Kollegen war schon gut am Baggern, Aufschütten und Verdichten, und zwar mit dem besten Recyclingschotter, den man sich für so ein Vorhaben wünschen kann, der von der Sorte, der einmal in Position gebracht schon bald fast so hart ist wie der Beton, der ihn noch bedecken soll. Somit hieß es für mich wieder einmal schnell improvisieren und überlegen, wie man denn nun das Beste aus diesen gut, aber eben auch “nur“, 440 Quadratmetern rausholen könnte, so daß möglichst viele Fronten zufrieden sind, vor allem aber auch ich, der da ja selbst gerne geilen Scheiß zu fahren haben will (und möglichst wenig Scooter-Kids auf der Fläche, hihi)…
Naja, und da mußte dann halt ein bißchen wissen, waste tust, denn den verdichteten Boden später wieder irgendwo wegzukratzen, ist eine wirklich undankbare Aufgabe. Zudem gab es eben noch ein paar Vorgaben von der Halle, die so bis dato noch nicht zu mir durchgedrungen waren. Denn so sollte die Rückwand von der bestehenden Street-Area aus Holz auf das Südende der neuen Fläche umgesetzt werden und dementsprechend dort Banks davor und diese somit nicht wie ursprünglich geplant auf die Ostseite. Solche Details sind insofern wichtig, weil ja auch das Wasser irgendwohin ablaufen muß, mal so für alle Laien unter euch. Jedenfalls hat das Ganze so von meinem ursprünglichen Design das Plaza-Mäßige eingebüßt und ist mehr zu einem Streetpark geworden.
Ich wollte halt etwas möglichst Curb- und Ledge-Lastiges bauen und schon mal gar keine Transitions, die gibt es mit dem neuen Gravedigger Bowl nämlich nun zu Hauf an und in der iPunkt Halle. Dann wiederum war die Vorgabe, daß wir die Höhe von der Plattform von der Holzfläche übernehmen mußten, denn das allerwichtigste Wunschobjekt seitens der Locals war eine 10er Treppe mit dicker Hubba-Ledge und Handrail. Nun, Skateparkbauer bauen nicht besonders gerne Treppen (dicke Ledges sind übrigens genauso ein Greul), denn erstens kann mensch die nur in eine Richtung skaten und zweitens sind die einfach scheiße zu bauen, reichlich komplizierte Verschalung eben und so. Aber ja, hier an dieser Stelle machte das tatsächlich Sinn, weil die Höhe eben vorgegeben war, und es sollte ja auch alles schön Street werden, also betrachtete ich das einfach mal als Herausforderung (mit der sich im Endeffekt Huasmeister Stefan rumzuplagen hatte, höhö…).
Naja, und für den Rest übernahm ich einfach eine Idee, die ich damals schon für den Park an der Holstenstraße angedacht hatte. Ach ja, und weil genau diese Thematik deswegen gerade in den letzten Wochen wieder oftmals akut war und ich die Story, die ich leider schon so oft erzählt habe, noch öfter runterrasseln mußte, um zu erklären, werde ich ganz unten unter diesem Text nochmal für alle, die es interessieren möge (Herrgott, wer liest diesen Blog denn überhaupt noch?), kurz das Dilemma mit dem Holstenpark auf St.Pauli erläutern. Weil das aber wirklich nur was für Hamburger Eingefleischte ist, will ich damit jetzt diese Baustelle an der iPunkt Halle nicht unterrechen, das ist nur insofern von Bedeutung, weil ich eben die Grundidee mit den drei Ebenen von damals übernommen habe.
Denn da lassen sich eben geschickt geplant reichlich Street-Spielereien einbauen, die mensch schon immer mal skaten wollte, aber in dieser Form eben nur ganz selten irgendwo in echtem Straßenambiente findet, wie Low-to-high-Curbs, ein Um-die-Ecke-Curb, ein Curb über einen Curb oder ein gebogener Curb, und den dann über einen echten Channel mit eingelassenen Stahlkanten (sowie natürlich – so hot right now – die ein oder andere Roll-on Ledge und ein Slappy am Manny Pad, yeah!). Und selbstverständlich nicht nur alles aus Stahl, sondern an den richtigen Stellen mit lecker Granitplatten! Also da kannste wirklich endlos spielen, probieren und kombinieren, zu grinden und sliden gibt es wirklich genug in diesem Park. Und das Ganze hat trotzdem Flow und läßt sich auch von oben nach unten skaten, ich wollte ja tatsächlich auch die meisten Banks mit Kink unten machen statt smoothen Radiusübergang, für noch mehr Street-Feeling und um damit auch noch die letzten Scooter von der Fläche abzuschrecken. Aber so krass wollten die von der Halle das dann doch nicht haben, verständlich, denn die Scooter-Kids machen nun mal (wie in nahezu jedem öffentlichen Skatepark der westlichen Welt) einen Großteil der NutzerInnen aus.
Ah jo, und die zwei anderen Spots, die den Locals außer der 10er plus Gedöns noch wichtig waren, waren ein London-Gap und ein Kicker to Flatrail, also zwei eher typische Skatepark-Elemente, die dem ganzen nochmal ein bißchen Plaza-Flair nehmen, aber soll mir recht sein, ich skate beides auch sehr gerne. Uns ist dann auch erst in der Endphase des Baus aufgefallen, daß verteilt auf die vier Ebenen theoretisch immer vier Leute gleichzeitig hin- und herskaten können, ohne sich in die Quere zu kommen, das finde ich ja mal richtig praktisch und funktionell. Was soll ich also noch groß sagen? Ich denke, insgesamt haben wir da echt etwas Tolles und Einzigartiges gebaut, eben sehr funktionell und doch individuell, und dabei ist das Ganze noch gar nicht fertig und geskatet worden, es sollte ja auch noch die Geschichte erzählt werden, wie wir denn soweit gekommen sind.
So gesehen waren wir bei den Erdarbeiten stehen geblieben und diese waren dann auch ausgesprochen professionell zu 90% nach vier Tagen abgeschlossen, somit hatten wir definitiv nach den ganzen Verzögerungen ein bißchen Zeit wett gemacht, als wenn wir uns darum auch noch selbst hätten kümmern müssen. Tja, und dann ging es los für Stefan und mich, Stefan ist einer von drei Festangestellten in der iPunkt Halle und sowas wie der Hausmeister da, der mir vor allem bei den klein bis großen Holz- und Verschalungsgeschichten zur Hand gehen sollte, was er vom ersten Tag an auch großartig gemeistert hat. Der entwickelte sich in rasender Gechwindigkeit zu einem der besten Nachwuchsbetonskateparkbauer, die ich in 15 Jahren kennenlernen durfte, und würde jederzeit bei der nächsten Baustelle von mir angeheuert werden. Das weiß er auch und er ist tatsächlich am Überlegen, ob er nicht ein Kleingewerbe anmelden soll, Blut geleckt hat er auf jeden Fall und die Branche sucht händeringend fähige Leute. Go for it und let`s fetz, Stefan!
Beim Verschalungsbau waren wir gerade in der Anfangsphase auf alles an schrabbeligen Resten an Holzvorräten angewiesen, was die Halle noch so vorzuweisen und angesammelt hatte. Dummerweise staubten wir zweimal noch besseres Holz ab (Thx an Richie und Mantis!), mit denen wir die ersten Verschalungen für die drei Ebenen deutlich besser hätten bauen können als mit den aufgeweichten und verzogenen Spanplatten, die wir zur Verfügung hatten. Doch beide Spenden kamen jeweils ein paar Tage zu spät, einfach dumm gelaufen halt, aber damit hätten wir die Kanten bestimmt besser richtig gerade gekriegt.
Aber latte, das Ganze war halt von Anfang an ein echtes D.I.Y.-Projekt, wenn auch eben mit den guten Connections, die die Halle nach 33 Jahren des Bestehens nun mal hat und ohne die es sie in der dieser Form mit Sicherheit auch nicht mehr geben würde. Denn die Halle muß jedes Jahr wieder um die Zuschüsse von der Stadt kämpfen, das ist ein sehr sehr leidiges Thema, das mensch ja überall aus unserem tollen Deutschland kennt.
Stimmt, an dieser Stelle vielleicht nochmal ein paar Worte zur iPunkt Halle, denn mir war schon vor Baubeginn bewußt, daß diese Einrichtung bei vielen der sogenannten “Szene“ Hamburgs nicht unbedingt den allerbesten Ruf genießt, was mit Sicherheit auch an einer gewissen Führungspersönlichkeit der Vergangenheit liegen mag. Aber gehen wir mal kurz ganz weit zurück, denn meines Wissens – und ich bin ziemlich Nerd, was Skateboardwissen angeht, wie ihr wissen solltet – ist die iPunkt Halle die älteste existierende öffentliche Skatehalle auf der ganzen lieben Welt! Wer es besser weiß, möge mir gerne das Gegenteil beweisen! Und diese Halle war und ist dabei für alle NutzerInnen kostenlos! Eintritt kostet sie lediglich am Wochenende, in den Ferien und bei den wöchentlichen Night- und Skateboards Only-Sessions, doch da ist das Preis-/Leistugsverhältnis enorm gut und stabil und die iPunkt Halle insgesamt einfach seit über drei Jahrzehnten ein guter und wichtiger Ort, der erhalten bleiben werden muß. Aber eben auch immer wieder ums Überleben kämpft und auf Spenden angewiesen ist, um zu bestehen und sich zu entwickeln.
Ich glaube oder weiß zu wissen, dessen sind sich viele Hamburger SkaterInnen so überhaupt nicht bewußt, für viele scheint das alles ein Selbstläufer zu sein, den man seit jeher hat, als selbstverständlich betrachtet und nur im Winter wirklich zu brauchen scheint. An dieser Stelle somit auch nochmal ein dicker Dank an die Crew der Halle und ganz besonders Nils für seine immer fröhliche Hilfsbereitschaft, Doppeldaumen hoch, Digger!
Und wenn wir schon ans Eingemachte gehen, laut unseren Informationen will die Stadt Hamburg wohl mittelfristig (es ist hier von den nächsten zehn Jahren die Rede, was immer das städtebauplanisch auch heißen mag), die gesamte vierspurige Spaldingstraße, an der die iPunkt Halle bei Hausnummer 131 liegt, dicht machen, den Verkehr umleiten und dort Wohn- und Bürogebäude bauen. Was immer und vor allem wann daraus wird und wie genau sie das überhaupt mit dem Verkehr regeln wollen, bleibt die große Frage, in der Hamburger Politik werden diesbezüglich ziemlich oft größenwahnsinnige Entscheidungen getroffen. Aber es ist somit absolut der richtige Schachzug, die iPunkt Halle genau jetzt mit ein bißchen bis reichlich D.I.Y.-Beton noch ein Stück mehr auf die Landkarte zu setzen, damit sie auch genau dort bleibt. Oder so ähnlich zumindest, ist nicht so, daß es keine alternativen Ideen und Pläne gäbe…
Ich hab` jedenfalls während der Sommerferien jeden Tag gesehen, wie wichtig dieser Ort ist, da stehen Punkt Eins (außerhalb der Ferien werden um 15.00 Uhr die Pforten geöffnet) mindestens ein Dutzend Kids vor der Tür, meistens natürlich leider mit Scootern und nicht mit Skateboards, und wollen sich bewegen. Und ja, über den Nachmittag herrscht auf dem Gelände eigentlich jeden Tag reges Treiben, dieser Ort ist einfach gut und wichtig, hat aber in Hamburg vor allem bei vielen Älteren nun mal leider irgendwie ein schlechtes Image. Das haben Stefan und ich auch hautnah zu spüren gekriegt, wenn es darum ging, Helfer für das Projekt ranzukriegen. Ich mein`, Hamburg ist eine verdammt große Stadt mit einer üppigen Skateszene, man sollte meinen, es lassen sich in Zeiten von Social Media ab und zu ein paar Leute finden, die mal ehrenamtlich mit anpacken, wenn es darum geht, “legal“ einen D.I.Y.-Spot bauen zu dürfen.
Ähh, mitnichten, ehrenamtlich macht heutzutage schon mal gar kein(r) mehr irgendwas (liebe Helfers, bitte nicht als Diss verstehen jetzt!), aber ja, ein bißchen mehr Einsatz seitens der Szene hatte ich mir und wir uns irgendwie schon versprochen, und das wurde mir/uns auch irgendwie versprochen. Jedoch fast alle Vorbereitungen haben dann in der Tat Stefan und ich ganz alleine gemacht, danke an Dario an dieser Stelle fürs Schweißen der Rails und an Felipe natürlich auch, knick knack, alter Knabe!
Daß Stefan und ich die Betonage nicht alleine machen können würden, war klar, aber selbst für ein bißchen Bezahlung waren diesbezüglich außer Linus nicht wirklich Locals zu gewinnen, und ein bißchen von der Fläche aka ein paar Obstacles wollten wir natürlich ohne Pumpe direkt von der Rutsche aus dem Laster betonieren, um Geld zu sparen. Das geht allerdings nur mit entsprechender Manpower und Minderjährige, die oftmals motivierter sind als die Alten, sind in der Regel für sowas nicht zu gebrauchen. Aber viele Kollegen waren einfach auch anderweitig in Lohn und Brot und z.B. Daniel, der gerne dabei gewesen wäre, hatte sich pünktlich zu Beginn das Kahnbein zerschossen. Und generell mußte ich halt irgendwie Helfer aus Hamburg und Umgebung rankriegen, weil eben nicht großartig Budget für Fahrtkosten und/oder Übernachtungsmöglichkeiten vorhanden war.
Baum hatte übrigens zwischendurch tatsächlich eine kleine Crew organisiert gekriegt, um in fünf Tagen den Gravedigger Bowl zu betonieren, wobei ich meine alten Homies und Arbeitskollegen Steff und Jenne (ja, genau, die von der ein oder anderen BOARDSTEIN TOUR) endlich mal wiedersah (Küßchen auch an die Stuttgarter Jungs!). Unterstützt wurden sie dabei tatkräftig von Flo Freese und seiner neuen Betonpumpe, mit dem ich mich sofort anfreundete, guter Mann auch, der Flo! So beschlossen wir dann aufgrund von eben nicht zu vielen vorhandenen Helfern – und weil Flo der Halle nochmals einen guten Preis machen würde – auch fünf Tage mit Spritzbeton zu betonieren und nicht mit Auslegerpumpe, was jetzt nicht so super duper D.I.Y. ist, aber uns die Arbeit immens erleichtern und den Fertigstellungsprozeß erheblich beschleunigen würde.
WIR SCHALTEN KURZ LIVE ZU EINER FEIERABENDPAUSE
AUF DEN HAMBURGER DOM
Und wie immer habe ich dann auch irgendwie eine kleine Crew zuammengetrommelt gekriegt, die sich auch hervorragend zusammenraufte, ganze Arbeit geleistet und hier nochmal satte Props verdient hat. Also dickes Danke und ein mehr als ordentlicher Bauarbeiterhändedruck nochmal an die Best Mäns Stefan und Flo sowie Linus den Lonnemann, Betonmaschine Jacob und Betongangster Felix, Nils aus der Versenkung, Hofnarr Harris und Schatzbatz Olga für tatkräftige und ein bißchen unterbezahlte Hilfe, aber Skateboarding International feiert euch, dafür kann man sich auch nichts kaufen!
Insgesamt gab es bei den acht Tagen Betonage wie auf jeder Baustelle solche und solche Tage, manche waren extrem hart und stressig, andere dagegen ziemlich entspannt. Fakt ist, das Wetter war mit uns, denn hatten wir noch im Juli und der ersten Augusthälfte wirklich durchgehend bilderbuchmäßiges Hamburger Schietwetter (ich habe in der Zeit in der Tat viel Zeit mit Warten auf der Bank unter den Bäumen verbracht, daß die ständigen Regenschauer wieder aufhörten), war es in der strammen Betonwoche herrlich trocken, sommerlich und fast schon zu heiß zum entspannten Betonieren.
Den einen Tag sind wir, und vor allem ich, wegen einer schwerwiegenden Fehlentscheidung meinerseits, den verbliebenen Restbeton noch zu verarbeiten und nicht zurück zum Werk zu schicken, beinahe abgeraucht, und dann machte auch noch im entscheidenden Moment der Flügelglätter Zicken. An der Stelle gibt es einen ganz leichten Bump in einem der Flats, ihr könnt ja selbst mal gucken, ob ihr den beim Skaten merkt, solltet ihr mal da sein.
Es gibt jedenfalls einfach gute und schlechte Baustellen, doch irgendwie gleicht sich meistens alles immer aus, Yin und Yang, wie im gesamten Leben eben. Doch insgesamt habe ich diese Baustelle ziemlich genossen, die Umstände waren allesamt aber auch einfach zu gut, es kann z.B. auch nicht schaden, wenn die Kleene jeden Feierabend mit leckerstem Essen auf der heimischen Kuschelcouch wartet, Kuß Kuß Kuß!
Und wenn ihr euch jetzt fragt, warum der liebe Arne nicht einfach mal vor ein paar Wochen einen ersten Zwischenstand von dem ganzen Projekt hier auf seinem tollen Bolg dazu gebloggt hat (wie er es doch mit seinen anderen Baustellen in den letzten Jahren auch immer gemacht hat), statt wieder mal zwei Monate nichts von sich lesen zu lassen, dann hab` ich ehrlich gesagt keine gescheite Ausrede parat. Es war halt Hochsommer, mit zwischendurch Festivals, anderen Exzessen und allem, was zwischendurch noch so dazu gehört (Katertage zum Beispiel).
Und dann war diese Baustelle halt in meiner geliebten alten Heimat Hamburg, wo eben auch die olle Olga wohnt, deswegen waren die Feierabende irgendwie immer mit Wichtigerem belegt als Bloggen, sowas wie Leben eben, bei dem scheiß Sommer halt auch gerne auf der Kuschelcouch. Aber ja, hauptsächlich war ich einfach mal wieder arbeitstechnisch fleißig und werde das nächste Woche vor Ort auch nochmal zweieinhalb Tage sein müssen, mit Stefan und hoffentlich Linus. Da müssen wir nämlich noch Dienstag die beiden Plattformen auf den Banks betonieren, Stefan ist quasi gerade dabei, die Pfeiler für die Holzwand zu setzen, die dann auf der Rückseite wieder aufgebaut werden soll.
Zum Schluß muß dann noch ein Zaun auf der Seite zum Parkplatz gebaut werden, denn das Gelände liegt Luftlinie nicht allzu weit entfernt von einem der Drogen-Hotspots Hamburgs überhaupt und muß definitiv eingezäunt werden, weil nicht nur nachts treibt sich in der Gegend ganz schön viel sogenanntes Gesindel rum, um nicht zu sagen Opfer unterster Schublade. Das unterstreicht ganz alleine schon die Tatsache, daß der Zaun, der hinter der ursprünglichen Holzwand installiert war und den Stefan als allerersten Akt zu Baubeginn abgebaut hatte, weil er eigentlich wiederverwendet werden sollte, bereits am nächsten Tag komplett geklaut worden war. Ebenso wurde uns, nachdem die Erdarbeiten abgeschlossen waren, dreimal des Nachts mitten in den Park gekackt, schön mit `ner alten Socken zum Abwischen daneben. Und zwar so richtig schöne Junkiescheiße, eine hellbraune, weiche, wabernde, aber extrem wohlriechende Masse, und davon nicht zu wenig…
Aber egal, es ist ja alles überstanden und ich denke, die Fläche wird dann übernächstes Wochenende auch zum Shredden freigegeben und bald im Oktober wird dann mit Sicherheit auch noch eine kleine Einweihungsession stattfinden. von der ich natürlich dann hoffentlich vor allem mit reichlich Bildern berichten werde, gell, Jonn!? Noch geiler wäre es natürlich, wenn Baum bis dahin dann auch nochmal den Gravedigger Bowl fertig kriegen würde, da muß jedoch noch das ganze Poolcoping geklebt und die Plattformen betoniert werden und momentan herrscht da scheinbar mal wieder Baustop. Aber vielleicht wird es ja dieses Jahr noch was (kicher)…
Überholt haben wir den Baum jedenfalls relativ deutlich und ich bin somit sehr froh, diese Nachricht jetzt verbreiten zu dürfen: Die iPunkt Halle ist um noch eine echte Betonattraktion reicher und mehr als je zuvor einen Besuch wert, solltet ihr mal im schönen Hamburg sein. Und vielleicht gibt es bald ja sogar einen triftigen Grund dafür, mal die Reise in den für die meisten von euch hohen Norden anzutreten. Denn 2025 wird die Halle 35, BOARDSTEIN satte 25 und ich unfaßbare 50 Jahre alt!!! Ich könnte mir sehr gut vorstellen, daß wir das alles Collabo-mäßig zusammen gebührend mit einem richtig fetten Happy Weekend vor Ort feiern werden. Ein echtes BOARDSTEIN FAMILIENTREFFEN eben, mit reichlich Skateboarding, Musik und Tanz, und zwar am besten am Go Skateboarding Day, der fällt nämlich 2025 auf einen Samstag. Ich fordere also heute hiermit alle DIE-HARD-BOARDSTEINE auf, sich diesen Termin schon mal ohne Kompromisse freizuhalten! Denn in mir brodelt es schon wieder an Ideen, mal mit Phillip über das Ganze schnacken…
Für mich geht es dann Mitte nächster Woche von Hamburg tatsächlich direkt weiter ins Kliemannsland knapp eine Stunde südwestlich zu einem weiteren wohl einzigartigen Betonprojekt. Da bin ich auf jeden Fall auch mal sehr gespannt und werde definitiv nicht erst wieder in zwei Monaten davon berichten. Wie gesagt, die dunkle Jahreszeit klopft jeden Tag lauter an die Tür, da habe ich dann auch wieder mehr Zeit und Muße für Rechner und Blog und so.
Von den Photos, die hier zu bestaunen sind, sind übrigens die wenigstens von mir, ich war in der Tat während der Bauphase hauptsächlich mit Machen beschäftigt, so daß ich selbst vielleicht gerade mal 30 Bilder in zwei Monaten geknipst habe (verdammt wenig für einen Freizeitjournalisten wie mich). Zum Glück konnten mir Stefan, Phillip und Jonn ein bißchen aushelfen, sonst wäre das hier ein ganz schön sinnloser Blog-Eintrag geworden…
In diesem Sinne wie immer danke fürs Lesen und euer Interesse, ick meld mir bald wieder, wa!? Nee, echt jetzt!
Küßchen an alle,
das Arne
P.S.: Tja, und wie oben im Text tatsächlich angekündigt, will ich mir dann aus gegebenen Anlaß nochmal das Dilemma Holstenstraße für alle und die Akten von der Seele schreiben, weil das halt nicht nur in den letzten Wochen immer mal wieder zur Sprache kam und kommt. Ich weiß, das alles ist jetzt bloß wieder überflüssiges, typisch Fiehl`sches Abgehate und Besserwissen und mensch kann die Welt nun mal nicht besser meckern, aber wer darauf kein Bock hat, muß ja nicht weiterlesen. Ich weiß auch, daß ich das alles wahrscheinlich nicht zum letzten Mal erläutern werde, weil das hier ja kaum ein Mensch liest und es nun mal eine absolute Herzensangelegenheit von mir war, die sich nicht wieder richten läßt, schließlich geht es um Beton… Also hier ein versucht ganz kurzer Ausflug von der iPunkt Halle zum Holstenpark an der Holstentraße zwischen St.Pauli und Altona, um nochmal zu erläutern, warum dieser Ort heute so viel besser da stehen könnte, im Sinne von Design und Nutzbarkeit.
Der Holstenpark oder die Holstenrampe war lange Zeit, also seit den ganz späten `90ern, als er, meine ich, gebaut wurde, der einzige Skatepark in der Hamburger Innenstadt, ziemlich geil und zentral im Holstenpark gelegen, aber letztendlich nur eine kleine Asphaltfläche mit ein paar Holzrampen drauf und daneben eine recht große Boomerang-Style-Miniramp mit Metallbelag. An diesem Ort ist viel Skateboarding gelebt worden und ich war nicht selten mitten drin, schließlich hab` ich ja auch mal zehn Jahre in Hamburg im Viertel gewohnt. Naja, und als ich dann für Minus-Ramps gearbeitet hab` und nebenbei aktives Mitglied im Hamburger Skateboard e.V. war, ging es halt irgendwann darum, sich dafür einzusetzen, daß an diesem schönen, aber inzwischen eher baufälligen Ort endlich was Ordentliches aus Beton entsteht. Minus-Matt, der meines Wissens damals noch mit Fun Company diese Rampe gebaut hatte und da in seiner Hamburger Zeit selbst viel geskatet ist, war daran auch sehr gelegen.
Nach zwei, drei Jahren Initiative war die Stadt dann tatsächlich soweit, daß da was passieren sollte und ich bat Matt eindringlich, ob ich das Ganze nicht bitte designen dürfe, schließlich war das lange Zeit mein Local Park gewesen, wenn er auch inzwischen ein bißchen vom Flora Bowl abgelöst worden war. Das muß 2016 gewesen sein und da ließ Matt sich dann auch drauf ein und der heutige Park, also die flowige Streetfläche, ist auch mein allererstes Design, welches so, wie ich es wollte, in Beton umgesetzt wurde. Naja, nicht ganz, denn ursprünglich hatte es geheißen, die Miniramp solle noch zwei, drei Jahren stehen bleiben, so wie sie ist, aber die kleine Fläche davor direkt am Weg sollte zuerst auch betoniert werden. Und da hatte ich eine kleine Street-Area angedacht mit einem Replikat eines verdammt geilen Curb-Obstacles, welches wir mal im Frappant aus Schrott zusammengebaut hatten (wenn das jetzt hier irgendeiner liest, der damals dabei war, ganz herzlichen Glückwunsch!).
Dummerweise erfuhr ich dann erst am Tag des Baubeginns von Matt, daß diese Fläche doch nicht mitbetoniert werden sollte, und wollte dann das Curb-Obstacle statt des Pyramiden-Centerpieces bauen, was den Flow des Parks insgesamt nicht wirklich gestört, aber eben noch was für die Street-Kids geboten hätte, also die Curb- und Ledge-Skater, die auch damals schon nichts wirklich für sie Gebautes in der Innenstadt zum Shredden hatten. Das wollte Matt aber so kurzfristig partout nicht mehr und das war dann unser persönlicher Anfang vom Ende, denn die Stimmung in den nächsten drei Wochen – in denen wir mitten im besten Hochsommer das Ding in 12-,13-Stunden-Schichten durchgepeitscht haben, anstatt mal früher Feierabend zu machen und zusammen einen der bereits von uns gebauten Parks zu skaten – war gelinde gesagt nicht besonders gut. Und da war fürs erste eine jahrelange Freundschaft und Zusammenarbeit futsch, aber getrennte Wege gehen war spätestens zu diesem Zeitpunkt angebracht, das Problem mit den Alphamännchen und so, die wir alle sind und sein wollen (ich bin dir trotzdem und genau deswegen für vieles auf ewig dankbar, Matt!).
Fun Fact an dieser traurigen Stelle: Der kleine Curb, der da auf der Fläche unter dem Baum ziemlich versteckt und nutzlos zwischen den Banks steht (oben im Bild unten rechts), war eine trotzige Notlösung von mir, damit der Park wenigstens einen Curb zu bieten hat. Beim IGS-Park in Wilhelmsburg gibt es übrigens auch ein paar Spots, die ich quasi in letzter Minute und Eigeninitiative noch integrieren konnte, z.B. das London-Gap, der Curb in der langen Bank und das Flatrail, ohne die der Park mit Sicherheit noch beschissener wäre. Da gab es tatsächlich auch mal ein komplett anderes Design von mir, welches leider damals nicht umgesetzt wurde, aber dieses riesige Faß mache ich dann vielleicht irgendwann anders nochmal auf, wenn mir richtig schlecht ist.
Ach was soll`s, wenn wir schon dabei sind, dann das auch noch für die Akten, aber nur weil ich beim Suchen nach der Holstenpark Skizze die von der IGS gefunden habe, also so, wie es hätte werden können, um nicht sollen zu sagen. Die Tatsache, daß es von meinem Design schon eine professionelle Skizze gab, sollte nämlich unterstreichen, wie nah ich dran war und damit wir, aber das wurde mir scheinbar nicht gegönnt, das für die Skater Beste auf einer Internationalen Gartenschau rauszuholen, warum und von wem weiß ich bis heute nicht. Versteht mich nicht falsch, der Snakerun, den wir da gebaut haben, der ist killer, an dem würde ich rein gar nichts ändern. Aber der große Rest, das was eigentlich eine Streetfläche hätte werden sollen, ist nun mal leider letztendlich auch nichts anderes als ein Snakerun und Street gibt es da drin so gut wie gar nicht. Ich weiß jedenfalls noch genau, wie wir, das Team, damals nach fünf harten Monaten Bau das erste Mal da durchgeheizt sind, uns nach einer Viertelstunde anguckten und meinten ‚Ist irgendwie langweilig, nä!?’… Ahnt ihr selbst, wenn ihr da mal hinfahrt.
Zurück zur Holstenstraße, denn der Park kam hinterher damals auch ohne das Curb-Obstacle gut bei den Leuten an und wurde und wird viel geskatet und genutzt, was nach wie vor aber auch vor allem seiner Lage zu verdanken ist (dazu ganz wichtig gleich noch!). Da ich wußte, daß irgendwann auch die Miniramp dran glauben mußte, aber wie von den Locals gewünscht genauso in Beton nachgebaut werden sollte, lag ich dann dem Skateboard e.V. und in erster Linie dessen Vorsitzenden regelmäßig in den Ohren, man möge sich doch bitte melden, wenn es mit dem Weiterbau losgehen soll, denn es gab meinerseits bereits das perfekte Design für den zweiten Teil.
Das ging dann gut drei Jahre so, bis es auf einmal seitens des Skateboard e.V. hieß, es würde jetzt losgehen und für die weitere Planung sei bereits DSGN Concepts aus Münster beauftragt, da ist mir erstmal die offene Kinnlade bis zum Boden runtergefallen. Ich hab` sofort Filip Labovich von DSGN Concepts angemailt, alter Carhartt Teamfahrer und Homie aus BOARDSTEIN Tagen, daß ich bei dem Design doch bitte ein entscheidendes Wort mitreden möchte, weil ich da eben Local bin und letztendlich gäbe es das ja auch schon. Aber leider kam von ihm die verständnisvolle Antwort, das wäre sofort klargegangen, nur leider sei es dafür schon zu spät, denn das Design stünde schon und Baubeginn wäre innerhalb der nächsten zwei Monate.
Ich muß heute zugeben, daß es ganz klar mein Fehler war, mein bestehendes Design damals nicht vorher bzw. rechtzeitig mit den entsprechenden Leuten geteilt zu haben. Ich kann mir auch nicht erklären, warum ich das seinerzeit nicht getan habe, lag vielleicht daran, daß ich inzwischen wieder von Hamburg in die ländliche Heimat gezogen war. Aber trotzdem, Alter, was ein Schlag in die Fresse war das gewesen, also auch Jahre später nochmal danke dafür im Namen der Hamburger Skateboardszene! Ich würde mich hier jetzt auch nicht so auskotzen, wenn ich nicht jedes Mal die Augen verdrehen müßte, wenn ich dort vorbei- oder sogar mal skaten gehe, denn was letztendlich entstanden ist, ist irgendwie eine einzige Katastrophe verglichen zu dem, was hätte sein können.
So wurde die ursprüngliche Miniramp wie geplant und gewünscht mehr oder weniger an der gleichen Stelle eins zu eins nachgebaut und an einem Ende mit Cornern zugemacht, verbunden mit der “Streetfläche“ durch eine völlig uneinsichtige Spine und einer Art mehr oder weniger unfahrbaren London-Gap, aber dafür mit einer Plattform versehen, auf der ohne Probleme mit einem Dutzend Leuten gezeltet werden kann. Dazu gibt es auf der gegenüberliegenden Seite dann eine hohe Wand mit Geländer oben drauf und hinten in der Ecke ein kleines Treppchen, über das mensch auf den Campingplatz, äh, die Plattform gelingt.
Jetzt ahnt, was daraus gemacht hätte werden können, wenn man denn im entscheidenden Moment auf mich gehört hätte (ich finde leider partout meine alte Zeichnung dazu nicht mehr). Statt des Campingplatzes wollte ich die ganze Miniramp mindestens zwei Meter nach hinten setzen und ca. 45° nach links knicken, was sich mehr als anbot, weil zuvor dahinter so ein enger verdunkelter Gehweg war, wo immer alle hingepisst haben. Dann hätte man heute nicht diese überflüssig große Plattform und vorne vor der Rampe etwas Platz gewonnen, um noch ein bißchen Street dahin zu bauen. Und genau da hätte ich eben so drei Terrassen-mäßige Ebenen hingesetzt, wie ich jetzt an der iPunkt Halle gebaut habe, aus Platzgründen natürlich nicht so üppig, aber ja, ein paar Ledges und Curbs für die Streetkids und vor allem drei Terrassen zur Miniramp hoch. Denn dann würden sich auch mal NormalbürgerInnen trauen, sich mal näher oder mittendrin so ein Skatepark-Spektakel anzugucken. Und vor allem könnte dort jedermann und -frau chillend die letzten Sonnenstrahlen genießen, denn als alter Local weiß ich eben, daß dort zu jeder Jahreszeit die letzten Sonnenstrahlen hinkommen.
Genauso müssen Skateparks, gerade wenn sie derart zentral mitten in einer Stadt wie Hamburg gebaut werden, im 21. Jahrhundert aussehen, offen und zugänglich und nicht mit Wänden und Geländern von allem abgeschirmt. Ja, und so hätte der zweite Teil des Holstenparks auch werden können, offen und zugänglich für alle, mit einer geilen Miniramp und ein paar Curbs und Ledges zum Skaten und Chillen. Jetzt haben wir dort für mindestens die nächsten zwei Jahrzehnte in Stein und Beton gemeißelt immer noch keine Curbs und Ledges und wenig zum Sitzen, aber dafür eine hohe Wand, ein hübsches (und teures) Metallgeländer, eine Plattform zum Zelten und eine Verbindung zur alten Fläche, die nutzloser nicht sein könnte, weil die Spine nun mal total uneinsichtig ist. Und apropos teuer, während DSGN Concepts aus Münster gut bezahlt worden sein dürfte, hätte ich das ganze Design natürlich umsonst gemacht, ganz egal wer es denn hinterher gebaut hätte. Dann wäre auf jeden Fall das eventuell fehlende Geld für die zusätzliche Fläche vorne da gewesen…
Wie auch immer, aber wie ihr merkt, fühle ich mich bis heute bei dieser Thematik zutiefst hintergangen und möchte wie gesagt hiermit einfach nochmal im Namen aller Locals und Hamburger Bürger abschließend Danke sagen an die, die`s verzockt haben und wissen, daß sie hier gemeint sein könnten. Aber nach dem Park an der Kellinghusenstraße noch einen derartig halbgar abzuliefern, zeugt von dem alten Kampf der Theoretiker mit der Praxis und mußte nochmal zur Sprache gebracht werden. Und auch wenn es zu recht wahrscheinlich den Anschein hat, geht es mir jetzt bitte nicht darum, hiermit irgendwelche Leute zu dissen, sondern lediglich mich nochmal für mich selbst und für die Akten in dieser Sache “offiziell reinzuwaschen“. Und vielleicht nochmal zu betonen, daß mir gewisse Sachen mehr als das meiste am Herzen liegen, nämlich vor allem zu bauende Spots und Parks an Orten, an denen ich mich gerne als Local bezeichne.
Es gibt nämlich leider gerade heutzutage, wo Skateboarding so toll Mainstream ist, viel zu viele Klugscheißer und Wichtigtuer unter uns, die meinen, mitreden zu müssen, weil sie angeblich was von Skateparks und der dazugehörigen Skateboardkultur verstehen, dabei allerdings keinerlei praktische Kreativität oder gar Visionen an den Tag legen (können). Und genau davon lebt Skateboarding seit jeher und das ist genau, was uns so weit gebracht hat, so muß ich solchen Leuten dann heutzutage leider manchmal sagen: „Alter, ich hab` schon mehr Skateparks gebaut, als du geskatet bist.“… Krasser Typ ich bin, ich weiß, aber Theorie funktioniert nun mal am besten in Verbindung mit Praxis und umgekehrt und deswegen habe ich hier jetzt wohl doch ein bißchen gedisst, tut mir leid. Aber naja, Scheiße ist halt genau meine Abteilung…
(Fun Fact zum Schlußl: Als ich letzten Samstag nochmal schnell zum Holstenpark geradelt bin, um genau für diesen Anflug von Hass ein paar Photos zur optischen Erläuterung zu schießen, lief ich geradewegs in niemand Geringeren als Altmeister Jan Waage hinein, der sich soeben für eine Samstagmittagsession warm fuhr. Dem sind solche Politiken hinter den Kulissen zu recht sowas von egal, der freut sich einfach, daß es in Hamburg inzwischen reichlich skatebaren Beton gibt. Nun, das wurde ja auch langsam Zeit, und genug ist es noch lange nicht…)
Ik als oller Boardsteinleser find’s töfte, dat du hier immernoch ‚regelmäßig‘ wat schreiben tust. Und dat du dich hin und wieder mal auskotzt über so Sachens wie in diesem Beitrag, is Erstens verständlich und nachvollziehbar und Zweitens ist dat hier DEIN blog. Da kannse schreiben und rumkotzen so viel du willst. Wem’s nich passen tut, der liest halt nich. Ik jedenfalls bleib dir hier als Leser erhalten.
Grüße aus’m Sauerland!