APOKALYPSE-BLOG TEIL 2 – ARTENSTERBEN

Liebe Trauergemeinde!

Willkommen zum zweiten Teil meines ganz persönlichen Apokalypse-Blogs, ich bin mehr als verwundert, daß Sie (wieder) eingeschaltet haben, aber freue mich natürlich trotzdem sehr über Ihr Interesse! Verglichen mit den noch folgenden Kapiteln wird dieses, welches sich ein bißchen eingehender mit der Problematik des Artensterbens, bzw. eigentlich mehr mit dem Insektensterben, beschäftigen wird, vom Umfang her noch recht übersichtlich bleiben. Ich hätte dazu vielleicht noch ein paar mehr Bücher lesen und daraus zitieren sollen, aber dazu fehlt mir irgendwie die Zeit, wenn ich denn irgendwann mal fertig werden will. Das Ganze ist also quasi erstmal so zum Warmwerden und geht uns thematisch ja auch nicht wirklich was an, weil spielt sich ja alles in der Natur ab, und die brauchen wir tollen Menschen ja nicht…

Als ich 2016 u.a. durch den Kakadu National Park im Northern Territory Australiens getrampt bin, brachte mich einer der Fahrer zu diesem Lookout und erzählte mir, daß das Land bis zum Horizont mal einer reichen Australierin gehörte. Die hat es dann den Ureinwohner zurückgeschenkt, um Probebohrungen für Uran zu verhindern. Es gibt auch reiche Menschen mit Herz und Hirn…

Wer hier am Anfang wieder ein Lied zum Anspielen braucht, dem empfehle ich ‚Karl der Käfer‘ von der Gruppe Gänsehaut, wie so vieles aus den frühen `80er Jahren aktueller denn je, und ich warte tatsächlich immer noch darauf, daß eine deutsche Punkband das Lied mal covert und in mindestens dreifacher Geschwindigkeit spielt, mit Gitarren statt Keyboard. Ach, es waren doch schöne Zeiten damals mit diesem Öko- und Eso-Zeitgeist, der seinerzeit durch die deutsche Gesellschaft ging, ich hab` das als Kind als etwas sehr Gutes wahrgenommen. Da das Ganze aber nun schon 40 Jahre her ist, sehen wir, daß es uns anscheinend nicht viel gebracht hat, denn vier Jahrzehnte später fühlen sich die gleichen Probleme nur noch viel schlimmer an, und das sind sie wahrhaftig auch geworden.

Genau genommen ist die atomare Bedrohung 2024 schlimmer als zu Hochzeiten des Kalten Krieges… Castor-Mahnmal in Zadrau im Wendland 2010…

Somit möchte ich nun ohne Umschweife weiter und näher auf die letztes Mal vorgestellten (und empfohlenen!) Bücher eingehen, mich dabei ausführlich an Zitaten und Textpassagen bedienen und dabei die meiner Meinung nach vier Kernprobleme, mit denen unsere Menschheit sich konfrontiert sieht, herausstellen. Diese lauten für mich ohne großartige Gewichtung: Insekten-/Artensterben, Erderwärmung, Überbevölkerung und Atomkrieg/globaler Finanz-Crash und andere Katastrophen = Weltuntergang, und ich werde mich im Folgenden an diese Reihenfolge halten, weil irgendwie muß ich das Ganze ja für mich (und damit für euch, solltet ihr inzwischen nicht schon wieder ausgeschaltet haben) sortiert kriegen.

Somit angefangen beim Artensterben und dem Werk von Herrn Settele über die Triple-Krise, wie er sie nennt: Artensterben, Klimawandel, Pandemien. Aber vorher vielleicht zum Warmwarmwerden jetzt zu Beginn schon so eine Art Schlußwort von Mr. Noam Chomsky, welches nochmal unterstreichen sollte, warum ich mir überhaupt die Mühe mache, das alles hier für uns zu schreiben und abzutippen. Das sind nämlich verdammt gute und durchdachte Worte, nach deren Lektüre vielleicht ein bißchen Selbstreflexion gefordert ist:

„Die Menschheit ist heute mit den entscheidendsten Fragen ihrer gesamten Geschichte konfrontiert, Fragen, die weder umgangen noch aufgehoben werden können, wenn es eine Hoffnung auf den Erhalt – oder sogar eine Verbesserung – der organisierten Formen menschlichen Lebens auf der Erde geben soll. Es wäre illusorisch zu erwarten, daß staatliche oder private Systeme organisierter Macht angemessene Schritte zur Bekämpfung dieser Krisen unternehmen – zumindest, solange sie nicht durch eine permanente und engagierte Mobilisierung und Aktivität der Bevölkerung dazu gezwungen werden. Wie immer ist dabei Aufklärung eine wichtige Aufgabe… Es geht… um die Schärfung des Bewußtseins und der Aufmerksamkeit der Bevölkerung für das Wesen und das enorme Ausmaß der Probleme, vor denen wir stehen, und für die Wurzeln dieser Probleme, die auch in dem liegen, was wir selbst tun… Nicht umsonst hat der Philosoph David Hume das Studium der menschlichen Natur als die höchste Form der Wissenschaft bezeichnet: Die anderen Wissenschaften sollten dem untergeordnet sein. Und das ist eine lange Tradition, die bis zum vorsokratischen Orakel von Delphi zurückgeht. Die Botschaft der Priesterin war: Erkenne dich selbst. Das ist das Wichtigste. Erkenne und begreife, was für ein Wesen du bist, alles andere ist daraus nur abgeleitet. Ich denke, daß diese Botschaft von vor 2500 Jahren auch für uns wichtig sein sollte.“

Der Mensch ist eine Bestie und scheinbar nicht intelligent genug, das zu ändern… Photographiert im War Remnant Museum Ho Chi Minh City, Vientnam, 2023

Das ist sie ganz ohne Frage, lieber Noam, denn nur wenn wir wissen, warum wir hier was tun, könnten wir das eventuell irgendwie ändern. Zudem bringt Chomsky hier mal wieder eindrucksvoll “seine Verachtung“ für die herrschende Klasse und unser kapitalistisches System zum Ausdruck, denn seine Worte bedeuten letztendlich nichts anderes als ‚Kommt endlich aus dem Arsch, um die nötigen Veränderungen vom Volk aus zu erzwingen, denn ohne uns wird es nie passieren!‘. Rebellion oder Untergang eben, keiner kann das so nett und zugleich wissenschaftlich unanfechtbar formulieren wie Noam Chomsky. Aber um genau das zu verstehen, müssen wir uns eben selbst verstehen, als Individuum, als Art und als Gesellschaft, sonst brauchen wir gar nicht erst anfangen, über etwaige Lösungsansätze nachzudenken. Und ich hoffe, ich kann mit diesem Apokalypse-Blog in irgendeiner Form wenigstens einen ganz kleinen Beitrag dazu leisten.

Letztendlich fängt Josef Setteles Buch über die Triple-Krise mit einem ähnlichen politischen Statement an, denn bereits auf den ersten Seiten beschreibt er ziemlich genau, was eben auch für mich die Motivation für diesen ganzen Schrieb hier ausmacht. So leitet er nämlich mit dem Hier und Jetzt ein, welches vor drei Jahren eine Welt war, die sich zum ersten Mal mit dem Problem einer Pandemie, also einer globalen Epedimie, auseinandersetzen mußte, inklusive Lockdowns, Impfpflichten, Bürgerkrieg und was sonst noch so dazu gehört(e)…:

„Die phantastischen Bilder von smogfreien Himmeln, blauen Lagunen, Delphinen und Rehen vermittelten die Illusion, als ließe sich die Umweltzerstörung der vergangenen Jahrzehnte ganz schnell revidieren, als genügten wenige Wochen, um die Triple-Krise und ihre Gefahren zu bannen. Wer so simpel denkt, irrt gewaltig. Für mich ist die Corona-Pandemie ein unüberhörbares Signal an die Menschheit (und zwar sowas von – Anm.d.Verf.). Wer es immer noch nicht begriffen hat: Es ist langfristiges, globales Handeln nötig, um die Uhr anzuhalten oder entscheidend zurückzudrehen. So wie der Klimawandel und die fortschreitende Ausrottung vieler Tier- und Pflanzenarten ist die Corona-Krise direkte Folge unseres Handelns. Solange die globalen Finanz-, Wirtschafts- und Handelssysteme dem Paradigma des maximalen Gewinns “um fast jeden Preis“ folgen und die Zerstörung der Umwelt in Kauf nehmen, wird sich die Triple-Krise weiterverschärfen. Deshalb finde ich es richtig und wichtig, daß viele junge Leute – wie die von Fridays For Future – sagen: Wir wollen etwas grundlegend ändern.“

Lüneburg Februar 2024…

Dazu muß mensch ja leider sagen, daß heute die ‚Fridays for Future‘ Bewegung inzwischen ziemlich an Bedeutung verloren hat (existiert sie überhaupt noch?), weswegen heute auch eine verschärfte Version davon in den Fokus der Medien und der Gesellschaft gerückt ist, zumindest bei uns in Deutschland, nämlich ‚Die Letzte Generation‘. Und es ist verdammt gut zu wissen, daß es wenigstens ein paar (junge) Menschen gibt, die geblickt haben, daß es so nicht weitergehen kann, allerdings würde ich hier mal wieder von allerhöchstens 20% ausgehen, denen die 80% gegenüberstehen, die aus welchen Gründen auch immer noch so rein gar nichts geschnallt haben und dies auch in absehbarer Zeit nicht tun werden. Und wenn unser kleiner Haufen irgendwiewas erreichen will, müssen wir uns statt ‚Wir wollen etwas grundlegend ändern!‘ nämlich ‚Wir müssen etwas grundlegend ändern!‘ auf die Fahnen schreiben, und das geht vermutlich wohl tatsächlich nur mit Revolution, Ungehorsam, Verzicht und entsprechenden Alternativen. Denn so plakativ es auch klingt, aber der Kapitalismus, bzw. diese neoliberalistische Scheiße, die unsere Welt heutzutage durchmacht, ist tatsächlich der Nährboden für unser gesamtes Dilemma. Eine Welt, die aber nicht global von Geld regiert wird, hieße jedoch für jeden einzelnen von uns eben Verzicht auf viele tolle Dinge und Annehmlichkeiten, und ich frage mich und euch, seid ihr denn dazu bereit? Wahrscheinlich lieber nicht, wa`!?

Hab` ich mir gedacht, und wer sich heute über die verschiedenen Aktionen der Letzten Generation empört, hat einfach nicht verstanden, daß diese zumeist jungen Menschen den verdammt richtigen Namen für ihre Bewegung gewählt haben. Allerdings mußte ich tatsächlich sowas wie schmunzeln, als ich seinerzeit dann etwas später erfahren sollte, wofür das eigentlich überhaupt steht. Schließlich definiert sich das ja scheinbar so, daß es die letzte Generation sein soll, die vor den sogenannten ‚Kipppunkten‘ noch irgendetwas bewegen kann, um die in vollen Ausmaß auf uns rollende Klimakatastrophe aufzuhalten. Also das fand und finde ich ziemlich anmaßend und auch unangebracht und ich bin etwas empört, daß selbst bei diesen Menschen noch nicht angekommen ist, daß wir fast alle wichtigen Kipppunkte eigentlich schon lange überschritten haben. Ich hatte den Namen ‚Letzte Generation‘ (der übrigens auch einen spitzenmäßigen Bandnamen abgeben würde) von Anfang an so verstanden, daß es sich um die letzte Generation handeln würde, die noch etwas von dem Luxus erleben darf, über den sie sich so empört. Fakt ist, danach werden nicht mehr allzu viele Generationen kommen, wir sind ja auch schon bei Z angekommen, und wer meint, alles wird schon irgendwie gut werden, hat wirklich den Schuß nicht gehört.

Die Sonne wird auch morgen wieder aufgehen, fragt sich nur unter was für einem Himmel. Keine Ahnung, wo ich diesen hier photographiert habe, irgendwo am Meer würde ich sagen. Davon gibbet viel und reichlich auf dem Blauen Planeten und bald noch viel viel mehr… Ich sag` ja immer: Mehr Meer für alle!

Zurück zu Herrn Settele, denn der beschreibt in seinem Buch immer wieder mit verschiedenen Ansätzen, was ich auch in der Einleitung schon mal kurz angesprochen habe und was ich ohne Frage als eines der größten – weil mehr als deutlich sichtbaren – Probleme der heutigen Zeit sehe, das Insekten- und damit verbundene Artensterben. So schreibt der solide und zumeist sehr sachliche Bayer ausnahmsweise auch mal etwas salopp: „Nicht das Fehlen einer einzelnen Insektenart ist dramatisch, sondern neben der Vielfalt die gesamte als Futter fehlende Biomasse der flatternden, krabbelnden und schleichenden kleinen Tiere… Ohne Insekten kollabieren ganze Ökosysteme. Neben den Vögeln sind auch Fische, Amphibien und kleine Säugetiere auf sie als Nahrung angewiesen. Erst gehen die Insekten. Dann folgen Amsel, Drossel, Fink und Star. Dann Karpfen, Plötze und Blei. Dann Frosch, Kröte, Salamander. Dann Maus, Hamster, Dachs. Und schließlich sitzen wir alle in einem riesigen Glaskasten voller Rotklee. In dem sich auch ein paar Viren befinden, gegen die Corona wie ein linder Frühlingshauch erscheinen wird.“

Stimmt, das ist ja auch noch ein riesiges Problem, welches gerne nicht wahrgenommen oder eben verdrängt wird, so fährt Herr Settele fort: „Die große Mehrheit der Bakterien, Pilze und Viren, die dem Wirt – Menschen, Tiere und Pflanzen – schaden können, harrt noch der Entdeckung. Dabei muß fest ausgegangen werden. daß das Corona-Virus von 2019 harmlos dagegen ist, was im Dschungel noch auf uns wartet. Das bis dato ungekannte Ausmaß an Abholzungen und Brandrodungen am Amazonas steht dem nicht entgegen. Das Risiko von Zoonosen, die zu regionalen oder globalen Pandemien ausufern, wird weiter wachsen…“

Da haben wir alle kein Bock drauf, ich weiß, ich bin auch froh, daß Corona so als Pandemie vorbei ist, hat wirklich kein Spaß gemacht, auch wenn ich Hippie mich logischerweise als ausgesprochener Lockdown-Fan outen muß. Aber ja, daß Corona nur der Anfang war, ist so klar wie das ‚Amen‘ in der Kirche und diese Viren-Kacke ist wirklich ein echt gruseliges Kapitel. Damit aber noch nicht genug, denn von derartigen Problemen gibt es noch reichlich mehr in unserer heutigen Zeit, denn außer Viren, die sich verändern, gibt es auch Keime, die resistent werden, vor allem in einer Gesellschaft, die mit Antibiotika nur so um sich wirft, gerade in der lebensmittelerzeugenden Landwirtschaft. Dazu gibt es im Buch von Karen Duve einen sehr bemerkenswerten Absatz, der einem beim Lesen das Blut in den Adern gefrieren läßt:

„Mittelalterliche Zustände hätten wir auch wieder, falls wir tatsächlich in das ‚post-antibiotische Zeitalter‘ eintreten sollten, das die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem Global Report vom April 2014 für die Menschheit vorausgesagt hat, falls wir nicht schleunigst und grundlegend etwas an unserem Umgang mit Antibiotika ändern. Eine neue Phase der Menschheitsgeschichte, in der wir es mit Krankheitserregern zu tun haben werden, denen mit Antibiotika nicht mehr beizukommen ist. Daß Bakterien Resistenzen entwickeln, hat es früher schon gegeben. Wenn eine Infektion behandelt wird, kommt es immer wieder mal vor, daß einige Keime überleben – entweder weil eine zufällige Mutation sie davor schützt oder weil sie Resistenzgene von anderen Erregern übernommen haben. Diese resistenten Keime vermehren sich, die Infektion flammt wieder auf und es muß zu einem anderen Antibiotikum gewechselt werden. Damit ist die Sache dann meist erledigt. Inzwischen treten jedoch immer mehr Staphylokokken auf, die gegen mehrere Antibiotikagruppen gleichzeitig immun sind. Die Krankenhäuser probieren ein Medikament nach dem anderen durch und müssen zu den eisernen Reserven greifen, die nur in äußersten Notfällen und dann auch nur von den Chefärzten persönlich verabreicht werden dürfen, damit sich in der Bevölkerung nicht auch noch dagegen Resistenzen ausbilden können. Und manchmal wirken nicht einmal die mehr.“

Bei Pilzen auf Pilzen wird es unheimlich, so gesehen in unserem eigenen Garten in Dollerupholz im letzten Jahr. Wer gerne Naturdokus sieht, weiß es schon längst: In der Natur gibt es nichts, das es nicht gibt…

Jaja, das sind ganz üble Beifänge unserer andauernden Umweltzerstörung und ausufernden Landwirtschaft, die sich eben nicht nur beim Insekten- und Artensterben bemerkbar macht, welches aber vor allem bedingt wird durch die fortwährende Zerstörung von deren Lebensräumen. Und für ein funktionierendes Ökosystem sind eben alle darin beteiligten Lebewesen wichtig, und nicht nur ein paar, allerdings sind Insekten halt wie eingangs schon mal erklärt insofern von besonderer Bedeutung, als daß sie halt ganz unten in der Nahrungskette stehen. Und bei ihnen kommt dann allerdings noch dazu, daß sie eben nicht nur als Nahrung für Vögel und Fische, Amphibien und Reptilien und auch Säugetiere dienen, sondern zudem allerhand andere Funktionen innerhalb fast aller Ökosysteme – zumindest an Land – übernehmen, wie z.B. das nicht ganz unwichtige Blüten bestäuben. Und wenn dafür nicht mehr genug Insekten vorhanden sind, bekommen wir alle ganz ganz große Probleme, und das geht alles gerade nicht erst richtig los, sondern ist schon in vollem Gange.

Ich mein`, inzwischen hat jede(r) schon mal das Beispiel von Windschutzscheiben an Autos gehört, die früher – sagen wir mal gaaaanz positiv so vor zwanzig Jahren – noch regelmäßig saubergemacht werden mußten, weil sie nach gar nicht mal allzu vielen gefahrenen Kilometern völlig “verdreckt“ mit festgeklebten Insektenleichen waren, die bei voller Fahrt an den Scheiben zerplatzt sind. Gibt es sowas heutzutage überhaupt noch? Zumindest hierzulande würde ich sagen nein, und das, obwohl es die erste Hälfte meines Lebens völlig normal war. Manch mensch möge sich auch noch erinnern, das Mülleimer und -container im Sommer früher immer von Wespenschwärmen umgeben waren. Wir haben die als Kinder bei uns vor`m Kiosk irgendwann mit Händeklatschen totgehauen, wenn es zu viele und sie zu lästig wurden. Der Philosoph Arthur Schopenhauer brachte es mal philosophisch sehr treffend auf den Punkt: „Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.“

Ein anderes Beispiel: Ich wohne ja wie ganz stolz schon tausendmal geschrieben in einem schicken Holzhaus im Garten meines Vaters, und zwar ganz hinten in der Nordwest-Ecke unseres kleinen, aber feinen Grundstücks, direkt am Wald, von dem mich nur unser ca. zwei Meter starkes Brennholzlager (Stichwort Insektenhotel) trennt. In unserem Garten selbst gibt es auch mannigfaltige verschiedene Bäume, Büsche, Sträucher und Blumen, alles sehr naturbelassen und wirklich eine Paradies für Tiere und vor allem auch Insekten, und damit die auch was zu plantschen haben, gibt es auch noch einen gut zwölf Quadratmeter großen Gartenteich. So ein richtig schöner kleiner Tümpel, in dem im Sommer immer reichlich Frösche, Molche und anderes Geviech zu Hause sind, und dieser befindet sich maximal fünf Meter von der Eingangstür zu meiner Hütte entfernt.

Fördestraße 20 in Dollerupholz, hier wohnen zwei von drei Fiehls, meine Häuschen ist hinten links in der Ecke nicht zu sehen. Fünf Minuten durch`n Wald an Strand, 11km(?) nach Dänemark rüber…
Der Teich ist unten links, ebenfalls nicht im Bild mit drauf, aber ich hatte grad keine anderen zur Hand. Is` aber kuschelig zu Hause, oder!? Jaaaaa… Das ist übrigens keine Reichskriegsflagge, sondern die Rebellen Allianz.

Nun war ich ja wie die meisten von uns gerade während der Pandemie eher überdurchschnittlich viel zu Hause als unterwegs und habe völlig frohlockend fast beide Sommer in meiner Heimat verbracht. Da saß ich natürlich auch abends und nachts oft am Schreibtisch – Gedankenstrich – ich bin ja so`n Schreiber, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, und die schreiben eben auch gerne nachts im Dunkeln sozusagen. Ja, und so saß ich oft genug da mit sämtlichen Fenstern auf Kipp und meiner im Sommer sowieso durchgehend geöffneten Eingangstür bis früh in den Morgen. Das alles natürlich mit mindestens einer eingeschalteten Lampe, weil ganz im Dunkeln kann selbst der beste Schreiber nicht so tolle tippen, es sei denn, er/sie ist blind. Und ja, wo man früher die Fenster und die Tür hätte zumachen müssen, weil wegen dieser einen Lichtquelle die ganze Bude voller Mücken, Fliegen, Motten und Schnaken gewesen wäre, heute rein gar nichts mehr, vielleicht einmal pro Stunde ein kleines Möttchen oder so. Und das des Nachts bei Zimmerbeleuchtung, ey, ich wohn` im Garten, direkt am Wald, mit einem Teich vor der Tür und das alles in einer Region, die ich im Vergleich zu vielen anderen Orten – ob nun in Deutschland oder auf der Welt – von der Natur her noch als halbwegs gesund oder intakt betrachten würde. Aber so gesund kann sie ja nicht sein, wenn es so gut wie keine Insekten mehr darin gibt, wo früher in meiner Kindheit noch Milliarden waren.

Ich glaube, das Photo hat Olga mir mal geschickt…

Früher war nicht alles besser, aber vieles! Das ist mir auch schon vor vielen Jahren das erste Mal aufgefallen, daß wenn ich überhaupt nochmal irgendwiewo einen Mückenstich abkriege, das fast immer in der Stadt passiert, da scheint es tatsächlich noch mehr Mücken zu geben als bei uns auf dem Land. Im Müll vermehrt es sich eben ganz hervorragend, dans le dunkel c`est bon munkel. Diese Theorie hat sich übrigens gerade erst wieder letztes Frühjahr im feuchtwarmen Südostasien bestätigt, und da denkt mensch doch erstmal nur an Dschungel und kleine Schmetteringe, flatter flatter flatter. Aber selbst am feuchtwarmen anderen Ende der Welt scheint das mit den Sechsbeinern alles ähnlich schlecht auszusehen wie bei uns. Ich habe in den ganzen neun Wochen insgesamt vielleicht fünfmal Insektenschutzzeug auftragen müssen, um nicht zu sehr genervt zu werden, und das war immer abends in der Zivilisation und nicht im Busch. Das finde ich alles richtig gruselig, und deswegen dachte ich mir damals ja auch, kann die Lektüre des oben erwähnten Buches ganz sicher nicht schaden, ich umgebe mich nämlich gerne mit Fakten, gerade wenn ich von einer Thematik selbst irgendwie betroffen bin.

In Mülltonnen vermehrt es sich ganz hervorragend so als Insekt, es sei denn, die Katzen fressen alles weg… Qudsayya, Syrien, 2020

Deswegen weiß ich z.B. ebenso – um mal kurz vor lauter Insekten nicht das Artensterben zu vergessen – wie es in meiner Nachbarschaft um unsere schöne Ostsee bestellt ist. Da wollten Die Grünen im Landtag ja gerade erst einen Nationalpark draus machen, was aber wohl an der Bevölkerung gescheitert ist, weil für den Tourismus bei uns wäre das nicht unbedingt gut gewesen, und viel mehr haben wir hier ja nicht zu bieten außer landwirtschaftliche Großbetriebe. Für die Ostsee wäre das dringendst nötig gewesen, denn gerade die Landwirtschaft hat u.a. durch Überdüngung maßgeblich dazu beigetragen, daß das Meer verglichen mit früher, als ich Kind war, quasi tot ist. Früher an unserem Steg in Habernis am Strand konnten wir Stichlinge und Seenadeln mit der Hand fangen, heute gehst du hier 5km weiter in Dollerupholz mal schnorcheln und bist froh, wenn du einen Krebs zu Gesicht bekommst oder sich unter Wasser überhaupt irgendwas bewegt außer Seegras. Das sind ganz einfach Fakten, die ich nicht in Büchern nachlesen muß, sondern direkt vor der Haustür erlebe.

The gift of nature, we have to protect it! – Propagandaplakat aus Vietnam

Das Insekten- und Artensterben hat, mal ganz grob auf den Punkt gebracht, vor allem eine Ursache: Nämlich unsere Überbevölkerung und der damit entsprechende Raubbau an der Natur, der sich vor allem in einer weltweit absurden Landwirtschaft äußert. Da wir alle irgendwie essen und möglichst bequem leben wollen, herrscht wegen ihr – und ebenso wegen der unbändigen Profitgier der Oberen Zehntausend und ihrer Lakaien – auf der ganzen Welt eben ein Raubbau an der Natur, dem keine Grenzen gesetzt zu sein scheinen. Und die Gleichung dazu ist dann ganz einfach: Weniger Natur, weniger Tiere, weniger Arten… (Ur-)Wälder, Weiden und Wiesen und alles dazwischen, was die Natur an Landschaften so bietet, muß entweder dem Abbau von Rohstoffen, dem Aufbau von Straßen und Städten oder eben landwirtschaftlichen Flächen weichen, von denen ein nicht geringer Teil dafür genutzt wird, Futter für die Tiere zu erzeugen, die wir dann essen. Das ist alles schlichtweg pervers, und nichts anderes.

Der Mensch wuchert also über Mutter Erde und schnürt ihr die Luft ab, alles absolut nix Neues, aber das hat in den letzten Jahrzehnten Formen angenommen, daß kein Stein mehr auf dem anderen geblieben ist, eben alleine schon weil wir ganz einfach Nahrungsmittel brauchen, um uns alle zu ernähren. Mindestens zwei Milliarden Menschen kriegen davon trotzdem nichts ab und da haben wir noch nicht über fließend Wasser, Strom und andere “Luxusgüter“, die irgendwo mal als “Grundrechte“ festgehalten worden sind, gesprochen. Aber vor allem die ganzen Nahrungsmittel müssen eben erstmal irgendwo landwirtschaftlich “hergestellt“ werden, und daß dabei das Hauptproblem der unstillbare Fleischkonsum von uns Menschen ist, werde ich später an anderer Stelle nochmal genauer erläutern. Fakt ist natürlich ebenso, daß Monokulturen und Stallhaltung nicht gerade dazu beitragen, Artenvielfalt zu garantieren oder gar zu fördern, denn sie bewirken logischerweise genau das Gegenteil.

Im Dreiländereck Uganda/Ruanda/Kongo sieht mensch sehr deutlich, wie der Mensch die Berghänge hoch wuchert und Flora und Fauna den Platz zum Atmen nimmt… 2021

Das ist auch ein Punkt in Herrn Setteles Buch, den ich hier noch kurz einwerfen will, und zwar weil ich dabei mal wieder hautnah selbst betroffen bin bzw. ich auch diese Entwicklung bei mir direkt vor der Haustür in den letzten zwei(?) Jahrzehnten beobachten konnte. Ihr erinnert euch, daß ich weiter oben schon beschrieb, daß es genau bei mir in der Hood quasi kaum noch Insekten gibt, und das obwohl ich mitten auf dem Land wohne. Hört dazu kurz nochmal her und auf Herrn Settele!: „An dieser Stelle – Vegetarier mögen mir verzeihen – muß ich es loswerden: Aus ethischen Gründen vielleicht, aber ökologisch betrachtet gibt es keinen Grund, komplett auf Fleisch zu verzichten. Die große Insektenvielfalt im Grünland geht auf jahrhundertelange Tierhaltung zurück. Eine völlige Umstellung auf vegetarische und vegane Nahrung würde nicht nur Traditionen und Kulturlandschaften wie die Almen in den Bergen Süddeutschlands, der Schweiz und Österreichs oder die Lüneburger Heide im Norden inklusive ihrer Artenvielfalt vernichten. Ein Rind kann mit seinem Dung unter günstigen Umständen jährlich mehr als 100 Kilogramm Insektenbiomasse erzeugen.“

Gut, da spricht eben ein eingefleischter Bayer, wenn nicht Bauer, der, wie er an anderer Stelle in seinem Buch zugibt, auch nicht auf seine tägliche Dusche verzichten möchte (wofür ich ihn definitiv tadeln muß, doch auch dazu später noch). Aber recht er hat, und das wurde mir auch schon oft von Bauern und Jägern in meiner Nachbarschaft, mit denen ich mich hier und da tatsächlich mal unterhalten habe, bestätigt: Vor gut zwanzig Jahren gab es bei uns noch überall Kühe, auf allen Weiden und Koppeln trotteten fröhliche und halbwegs artgerecht gehaltene Rinder umher, und die sind tatsächlich fast ausnahmslos in irgendwelchen Großställen verschwunden. Und jede(r), der/die schon mal in einen waschechten Kuhfladen getreten ist, weiß, daß das eben eine Brutstätte für alles ist, was wir Insekten nennen. Ratet mal, warum die meisten unser gezüchteten Nutztiere, die wir fressen, einen passenden Schwanz oder Schweif haben, nämlich um eben diese sie immer umgebenden Viecher wegzuwedeln! Und damit will ich nicht sagen, wir brauchen wieder mehr Kühe in unserer Landwirtschaft, denn deren Methan-Austöße sind ein ganz massives Problem, was unsere CO2-Emissionen angeht. Ich möchte mit diesem Beispiel lediglich einmal mehr zeigen, daß alles irgendwie zusammenhängt und das Ökosystem Erde äußerst komplex und kompliziert ist, und runtergerechnet genauso empfindlich wie fragil.

Den wenigsten Rindern geht es so gut wie diesen Exemplaren in den peruanischen Anden. Eines natürlichen Todes werden sie allerdings auch nicht sterben, aber sie schmecken dann wenigstens… 2015

Letztendlich ist durch Profitgier der einen und den ungebremsten Konsum der vielen anderen die komplette Landwirtschaft so pervers im Arsch, daß es einem das Herz bricht, wenn man wie ich in seiner eigenen Kindheit und Jugend noch regelmäßig bei befreundeten Bauern zum Spielen oder auch Helfen auf`m Hof zu Besuch war. Denn der deutliche Großteil von diesen hat inzwischen aufgegeben, weil man der modernen Wirtschaft entweder mit dem eigenen Betrieb nicht mehr gerecht werden konnte, oder eben seinen ethischen Überzeugungen. Auf dem Rücken der Bauern wurde in der Geschichte schon vieles ausgetragen und das hat sich in der modernen Zeit ganz sicher nicht geändert, wie die aktuellen Proteste grandios unterstreichen dürften. Ich würde sie aber definitiv auch nicht als Unschuldslämmer bezeichnen, unsere Bauer und Bäuerinnen, nur letztendlich müssen sie sich, um zu überleben, einfach anpassen, und das obwohl sie in der Regel mehr von Natur und Tieren verstehen als die Menschen, nach deren Gesetzen sie sich richten müssen. Vor allem beim Thema Landwirtschaft ist wie nirgendwo sonst gesunde Politik gefragt (um nicht zu sagen logisches Denken), da dürfen wirtschaftliche Interessen eigentlich überhaupt nicht mitmischen. Denn Landwirtschaft betrifft jeden einzelnen von uns, weil: Wer kacken will, muß fressen!

Unsere Bauern haben bei ihren Protesten zwei große Vorteile: Ihre Trecker und die Tatsache, daß sie unser Essen ranschaffen… Wendland 2010

Wirklich abhängig sind Bauern mit ihren landwirtschaftlichen Betrieben allerdings von wesentlich anderen Faktoren außer der Politik, zumindest auf dem Papier. Der erste und wichtigste dabei sei mal eine funktionierende Umwelt, von einem halbwegs normalen, um nicht zu sagen vorhersehbaren Klima mal ganz abgesehen. Das Insektensterben, an dem die Landwirtschaft als Hauptübeltäter leider maßgeblich beteiligt ist, trifft dabei auch sie in einem wesentlichen Ausmaß, wie Josef Settele zu erklären weiß: „Nimmt die Zahl der Insekten allgemein ab, profitieren davon die Pflanzenschädlinge. Es stellen ihnen einfach nicht mehr genügend natürliche Feinde nach, die sich von ihnen ernähren. Um es mit einem alten Sprichwort zu sagen. Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Insekten sind Pflanzenfresser, Jäger oder Verwerter, die mitunter auch noch ganz nebenbei bestäuben. Die Räuber unter ihnen scheinen stark vom Insektensterben betroffen zu sein. Die Folgen sind verheerend, vor allem weil wir sie mit unseren (angeblichen) Pflanzenschutzmitteln gemeinsam mit den Schädlingen dezimieren. Die überlebenden Pflanzenfresser unter den Insekten nehmen sich dann der “geschützten“ Pflanzen an, und zwar mit großem Appetit und wenig Feinden.“

Ich zitiere mal direkt weiter: „Halten wir also fest: Eine Hauptursache für das Insektensterben ist unsere moderne, hochindustriell strukturierte Landwirtschaft. Sie ernährt uns nicht nur, sondern hat obendrein das Geschäft mit Bioenergie entdeckt. Konventionell wirtschaftende Bauern sind kaum bereit, auf Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Die Agrarpolitik der EU basiert auf Fördermitteln, die sich zum Großteil nach der Hektarzahl eines landwirtschaftlichen Betriebes richten. In der Folge verdrängen Großbetriebe zunehmend Kleinbetriebe. So bekommt die Industrialisierung der Landwirtschaft immer wieder neue Schübe. Hier liegt das größte Problem – und es wird bestehen bleiben, solange enormer Kostendruck auf den Bäuerinnen und Bauern lastet. Alles, was Insekten helfen würde – Blühstreifen, Ackerbrachen, Hecken, Verzicht auf Pestizide, standortgerechte und vielfältige Frucht- und Sortenauswahl – kostet Ertrag. Deshalb müßte Naturschutz stärker belohnt werden, damit einhergehende Verluste kompensiert werden.“

Wahrscheinlich einer der wenigen Orte auf der Welt, der sich ganz gut selbst schützen kann, das australische Outback. Unheimlich unwirtlich und ganz ganz viel Nichts… 2016

Vor allem müßte die Politik, an der letztendlich auch die Wirtschaft hängt (ach nee, im heutigen Neoliberalismus funktioniert das ja anders rum), mal auf die Wissenschaft hören und dementsprechend Gesetze erlassen und Subventionen verteilen, und zwar nur so! Denn die Damen und Herren aus der Wissenschaft sind tatsächlich dazu da, Wissen zu schaffen, und Wissen schafft es nicht selten, Probleme zu lösen und zu beseitigen oder wenigstens zu verhindern oder zu lindern. Ich mein`, wir haben es ja während der Pandemie erlebt, wie auf einmal auf Wissenschaftler gehört wurde, wenn das doch nur auch so bleiben würde, jetzt so ohne Pandemie, aber immer noch mit Corona. Aber klar, es ist reines Wunschdenken, daß die Politik diesbezüglich mal was richtig machen würde, wie auch wenn die eigentlichen Entscheidungen ja letztendlich in der Wirtschaft getroffen werden, verzwickt, gell!? Und da zählt eben nur Gewinn und Profit, und das hat uns, was die Artenvielfalt unseres Planeten angeht, genau an folgenden Punkt gebracht, wie dann Alan Weisman in seinem Buch ‚Countdown‘ versinnbildlicht: „Vor der industriellen Revolution starben, wie Fossilfunde nahelegen, jährlich 0,1 bis 1 Spezies pro Million aus. Die Quote, die die Forscher noch akzeptabel fanden, liegt bei zehn. Der tatsächliche Verlust beläuft sich zurzeit aber auf mindestens 100 Spezies pro Million – und es ist zu befürchten, daß diese horrende Zahl noch in diesem Jahrhundert um das Zehnfache steigen wird. Nichts auch nur im Entferntesten Ähnliches hat sich ereignet, seit der Asteroid die Dinosaurier auslöschte…“

The real reason dinosaurs became extinct…

Der letzte Satz läßt einen wirklich nur zusammenzucken, oder seid ihr immer noch eiskalt!? Aber ja, so ist es nun mal, der Mensch ist halt nicht nur ein Tier, sondern eine Bestie, und zwar die schlimmste, die es jemals gegeben hat. Aber die Natur kann auch auf ihre Weise zurückschlagen und uns das Leben noch schwerer machen, als es mit allen unseren hausgemachten Problemen sowieso schon ist. So beschreibt u.a. Herr Settele in seinem Buch auch noch ein weiteres Problem, welches quasi als Folge, aber genauso auch als weiterführende Ursache des Artensterbens angesehen werden kann. Und zwar handelt es sich dabei um das Problem invasiver Arten, also Arten, die sich z.B. aufgrund von Klimaerwärmung nun in Gefilden wohlfühlen, wo es früher für sie zu kalt war, und die dann massiv die einheimischen Arten verdrängen oder sogar aussterben lassen. Herr Settele bedient sich dabei u.a. an dem Beispiel des Victoria Sees, dem zweitgrößten Süßwassersees der Welt, dessen Ufer von meinem Schreibtisch im Motel in Kampala, Hauptstadt von Uganda, wo ich mit meinem Apokalypse-Blog angefangen habe, etwa eine Stunde Fußmarsch entfernt war. Hören wir, was Herr Settele zu invasiven Arten zu berichten hat, in meiner unmittelbaren Nachbarschaft als wie überall:

„Der Viktoriabarsch und die Wasserhyazinthe stehen für eine Entwicklung, die erst in jüngerer Vergangenheit in den Fokus der Öffentlichkeit geraten ist. In diesem Buch beklage ich oft, daß wir viele Tier- und Pflanzenarten demnächst noch schmerzlich vermissen werden. Es gibt allerdings eben auch jene, die wie der Viktoriabarsch und die Wasserhyazinthe mehr oder weniger plötzlich an Orten auftauchen, in denen sie eigentlich nichts zu suchen haben und meistens auch nicht erwünscht sind, weil ihre Anwesenheit häufig zulasten heimischer Spezies geht. Die Rede ist von invasiven Arten, die zunehmend zu einem globalen Problem werden, da sie Anstrengungen für mehr Biodiversität zunichte machen. Seit 1980 hat die Anzahl von Arten, die irgendwo als gebietsfremd auftauchen, um 40 Prozent zugenommen. In 21 Ländern mit detaillierten Aufzeichnungen ist ihre Zahl seit 1970 um etwa 70 Prozent gestiegen. Rund um den Globus sind aktuell bereits mehr als 18.000 solcher Spezies erfaßt. Fast ein Fünftel der Erdoberfläche ist von ihnen bedroht, weshalb sie vom Weltbiodiversitätsrat auch bereits auf Platz fünf der wichtigsten Treiber für den Verlust von Arten und Ökosystemen aufgeführt werden und der Rat dem Thema derzeit ein eigenes Assessment widmet. Sie verbreiten sich schneller als je zuvor. Und es gibt kein Anzeichen dafür, daß der Trend abnimmt. Verdrängt werden vor allem Tiere und Pflanzen, die langsam wachsen und sehr stark auf einen Lebensraum spezialisiert sind… Weniger anspruchsvolle Allrounder verbreiten sich hingegen rasant rund um den Globus.“

Anfang des Jahres aus dem Flensburger Tageblatt rausgerissen und eingescannt statt abgetippt, aus Faulheit und weil ich die Kröte eigentlich ganz niedlich finde…

Tja, dieses Problem ist dem ein oder der anderen vielleicht selbst auch schon mal in unserer Natur gleich vor der Haustür aufgefallen. Ich habe ganz am Anfang schon mal meinen ersten Australien-Trip im Jahr 1997 erwähnt, auf dieser Reise machte ich an den Stränden von Queensland auch zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Übelsten, was die Insektenwelt jemals auf uns Menschen losgelassen hat. Ich hatte erst ein paar Wochen vorher das erste Mal in meinem Leben selbst mit einem Zeckenbiss zu tun, aber Zecken sind allerhöchstens das Zweitübelste, die schlimmsten Viecher mit sechs Beinen sind ohne Frage sogenannte ‚Sandflies‘, und wer schon mal mit der blutsaugenden Sorte dieser zu tun hatte, weiß, was ich meine.

Es gibt logischerweise verschiedene Arten davon, und manche sind aggressiver als andere und bei genau denen jucken die Bisse dann auch noch ganz besonders doll und lange. Also die Bisse tun an sich schon ein bißchen weh, aber das Jucken danach ist einfach nur Hölle und mensch sieht dabei wirklich aus, als hätte mensch die Masern. Und das Schlimmste dabei ist, daß diese verdammten Mistviecher mikroskopisch klein sind, noch kleiner als unsere heimischen Gewitterfliegen, mit denen mensch in unserer Heimat wiederum heutzutage so gut wie gar nicht mehr das Vergnügen hat. Das sind diese mini-kleinen schwarzen Fliegen, die früher immer gerne hinter alles gekrochen sind, was irgendwie mit Klarsichtfolie oder Tesafilm angeklebt war. Die gibt es heute scheinbar nur noch in alten eingerahmten Bildern auf`m Flohmarkt.

Warum ich das jetzt alles erzähle? Glaubt es oder leckt mich am Arsch, aber ich hatte schon vor über zehn Jahren das erste Mal in Europa mit Sandflies zu tun (zum Glück nicht die ganz brutalen) und danach noch einige Male mehr, auch in meiner Heimat Schleswig-Holstein. Die Viecher gab es früher nicht in diesen Gefilden, die sind eingewandert und werden hier bleiben, weil es zuweilen ja hier fast schon so heiß und trocken ist wie z.B. in Australien. Und das ist nur eine meiner ganz persönlichen Erfahrungen in diesem Bereich, ich warte ja auch immer noch auf den ersten Waschbär bei uns im Garten… Aber ja, das sind tatsächlich ernsthafte Probleme und bloß ein weiteres Beispiel dafür, daß unsere Welt, in der eben alles zusammen hängt, aus dem Ruder läuft. Dazu dann gleich noch einmal eine Passage aus ‚Die Triple-Krise‘, an der Josef Settele selbst jemanden zitiert, wie es in solchen wissenschaftlichen Büchern ja nun mal ständig gemacht wird, siehe mich und mein scheiß Apokalypse-Blog!

Affen werden es bei uns schwer haben als invasive Art, denn davon haben wir hierzulande schon mehr als genug. Meiner kann sogar Bong rauchen… Siem Reap, Kambodscha, 2023

„Ich zitiere nochmal aus der internationalen Studie, an der mein Kollege Ingolf Kühn mitgewirkt hat. „Interaktionen mit anderen Treibern des globalen Wandels verschärfen die gegenwärtigen biologischen Invasionen und erleichtern neue, wodurch das Ausmaß und die Auswirkungen von Invasoren erheblich eskalieren.“ Das gilt insbesondere für den Klimawandel, der solche Einwanderungen begünstigt. Südliche Arten dringen in Weltgegenden vor, in denen es früher zu kühl für sie war. An der Stelle muß ich nochmals an das Problem der Zoonosen erinnern. Seit etwa zehn Jahren werden in Europa zunehmend Mückenarten heimisch die – anders als die bei uns bekannte Hausmücke (Culex pipiens) – gefährliche Tropenkrankheiten übertragen können. Auch Zecken und andere Gliederfüßer kommen als Träger von Viren infrage, die als invasive Arten zu uns gelangen. Deutschland und anderen europäischen Staaten drohen in nicht allzu ferner Zukunft Krankheiten wie Dengue- und Zikafieber, aber auch Malaria…“

Ja, Mann, und wir husten uns Corona, ey! Das muß mensch sich wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen, das ist nämlich nicht so einfach dahin behauptet, denn so etwas machen Wissenschaftler in der Regel nicht, aber stellt euch mal vor, Malaria in Europa! Wir werden es bald erleben, versprochen! Fast schon witzig ist dann folgender Zusatz zu dem zuletzt genannten Zitat: „Das komplexe Problem ist manchmal sogar wohlmeinendem Umweltschutz geschuldet. So verbot die EU 2003 Bootsanstriche mit dem Gift Tributylzinn, das Bewuchs auf Schiffsrümpfen verhinderte. Seitdem haben blinde Passagiere bessere Chancen auf Weltreisen. Die Zebramuschel (Dreissena polymorpha) aus dem Schwarzmeer-Raum verstopft allerorten Rohre und Ventile in Wasserwerken, Schleusen und Turbinen. Bioinvasoren, so schätzte eine der EU in Auftrag gegebene Studie, richten jedes Jahr Schäden von mindestens 12 Milliarden Euro an.“

Heissa, dafür liebe ich die Natur einfach, sie läßt sich nämlich nicht beherrschen und wird uns das Leben schwer machen, vor allem wenn wir es ihr weiterhin so schwer machen. Ein Trugschluß, den Menschen als Krone der Schöpfung zu betrachten, denn das ist nichts anderes als die Schöpfung selbst, Mutter Natur. Vielleicht noch ein anderer Stichpunkt zu der Problematik, daß wir uns mit allem, was wir ihr antun, vor allem selbst schaden. So spricht Herr Settele als Insektenfreund in seinem Buch natürlich auch noch Folgendes an: „Die erstaunlichen Leistungen der Sechsfüßler machen wir uns schon seit Jahrtausenden zunutze, man denke nur an das lange von den Chinesen gehütete Geheimnis der Seidengewinnung. Heute spürt die Forschung dem unverwüstlichen Immunsystem von Rattenschwanzlarven nach, die sich in Jauche und Gülle wohlfühlen. Oder sie entschlüsselt die Enzymne von Termiten und Schaben, die sich so schwer verdauliche Stoffe wie Holz mit Genuß einverleiben. Es liegt auf der Hand, daß der Mensch großen Nutzen davon hätte, all diese Rätsel aufzudecken und daraus Schlußfolgerungen für sein eigenes Dasein abzuleiten… Doch viele Potenziale anderer Insekten sind noch nicht erforscht und könnten der Menschheit für immer verborgen bleiben, wenn eine Art verschwindet. Die Chemie von Insekten etwa hält eine Hülle von Substanzen bereit, die wir für unsere Gesundheit nutzen können. Schaben und Heuschrecken produzieren äußerst wirkungsvolle Antibiotika, um sich gegen Krankheitserreger zur Wehr zu setzen. Moleküle im Gehirn der Insekten, die für viele Mikroben tödlich sind, könnten künftig als Grundlage für neue Therapien gegen eine Vielzahl von krankheitserregenden Keimen dienen und eine nebenwirkungsfreie Alternative zu Antibiotika liefern.“

An dieser Stelle muß ich immer an den Film ‚Medicine Man‘ mit Sean Connery denken, wo genau diese Problematik den dramatischen Showdown bildet, denn da wird ja der Urwald gerodet, in dem der Forscher eine Ameisenart entdeckt hat, mit deren Hilfe er ein Mittel gegen Krebs entwickeln könnte. Aber überlegt bloß mal, wir hätten ein Mittel gegen Krebs, dann wären wir ja noch mehr Menschen hier, oh Gottogottogott! Bloß nicht das, und das sagt einer, der seine Mutter im Alter von 55 Jahren an den Krebs verloren hat. Aber hier mal Hand aufs Herz und auf ehrliche Mediziner hörend, der menschliche Körper ist letztendlich einfach nicht dafür gemacht, viel älter als 60 Jahre alt zu werden, vor allem nicht mit all diesen giftigen Fremdeinwirkungen, die uns heutzutage in vielfacher Form auf unserem Lebensweg konfrontieren, und unserem generell sehr ungesunden und unnatürlichen Lebensstil. Wir haben uns so gesehen auch hier ganz deutlich in unserer eigenen Evolution selbst überholt, indem die meisten von uns mindestens noch ein, zwei Jahrzehnte weiter leben, obwohl es der Körper ohne Fremdeinflüsse und -eingriffe nicht mitmachen würde. Aber die Natur ist unangefochtene Meisterin darin, sich selbst zu regulieren, deswegen wird sie auch weiterhin dafür sorgen, daß unsere Art, die selbst wie ein Geschwür daherkommt, sich u.a. durch Krebs wenigstens ein bißchen dezimiert. Und wie wir bereits gehört haben, ist es eher wahrscheinlich als abwegig, daß die nächste Pandemie uns mal zeigt, wo`s langgeht und was die Natur am besten kann, nämlich sich selbst regulieren. Also, liebe Leute, die nächste Pest kommt bestimmt, verlaßt euch auch da drauf!

Herr Settele geht auch noch sehr deutlich darauf ein, daß Insekten durchaus auch eine Nahrungsquelle darstellen, etwas, was auf der südlichen Halbkugel völlig normal ist und woran wir uns in der westlichen Welt wohl in den kommenden Jahrzehnten noch gewöhnen werden müssen. Sowieso werden bei einem so komplexen Thema wie Artensterben natürlich immer gewisse Punkte nur kurz angesprochen, obwohl sie durchaus bedeutsam sind, so überlegt einfach nur mal kurz, wie viele Insekten wohl weltweit jede Nacht sterben, weil sie von irgendeiner künstlichen Lichtquelle angezogen werden. Das mag banal klingen, ist es aber mitnichten, denn die Erde wird mit wachsender Bevölkerung und damit wachsendem Konsum jede Nacht ein bißchen heller, zumindest solange, bis uns irgendwann der Strom ausgeht. Aber bevor das passiert, werden wohl alle Wissenschaftler dieser Welt zwangsrekrutiert und dazu angehalten, sich um dieses Problem zu allererst zu kümmern, Menschen ohne Strom, das geht ja mal gar nicht…

Zum Schluß noch einmal Herr Settele selbst: „Wo Einsicht noch fehlt, muß man vielleicht nachhelfen, wo es am meisten schmerzt: Beim Geldbeutel. Insektizide z.B. sind zu billig. Wären sie teurer, würden sie wahrscheinlich auch sparsamer eingesetzt. Eine höhere Besteuerung würde hier helfen. Die Auszahlung der Milliarden, mit denen die EU Landwirte subventioniert, könnten zielgerichtet an insekten- und klimafreundliches Verhalten geknüpft werden. Nur mittels Kombinationen aus Anreizen, Subventionen, Steuern, Ge- und Verboten können wir Arten konsequent schützen.“…

Da ist wohl ganz sicher was dran, aber da sind vor allem auch mal wir, die Konsumenten, gefragt, die zum Großteil scheinbar nicht dazu bereit sind, für landwirtschaftliche Produkte auch mal Preise auf den Tisch zu blättern, die diesen Produkten tatsächlich würdig wären. 50 Cent für ein Bund Radieschen!? 1,50 für einen Liter Milch!? Wer soll da denn noch was dran verdienen? Die Bauern ganz sicher nicht, und wie sollen bei so einem Preisniveau die Lebensmittel noch artgerecht, naturverbunden und “gesund“ hergestellt werden und sein? Wie schon erwähnt, werde ich auf die leidigen Themen Fleisch und Konsum dazu noch an späterer Stelle ausführlicher eingehen, aber wichtig ist, immer wieder einzusehen, daß unser Konsum an allem Schuld ist, so wie er auch alles steuert.

Das ist die Fördestraße direkt bei mir vor der Haustür im Sommer vor ein paar Jahren. Deutschland braucht funktionierende Straßen für seine Autos, die wir nicht nur konsumieren, sondern ohne die wir anscheinend auch nicht leben könnten. Gut, neuer Asphalt ist geil zum Skaten, aber Karl der Käfer wurde nicht gefragt…

Letztendlich ist es alles mehr als schlimm, so wie es ist, und das Nachsehen hat dabei nun mal die Umwelt und ihre Bewohner, zu denen aber eben auch wir gehören, und wenn wir so weitermachen, wird ganz sicher auch unsere Art irgendwann aussterben. Unsere Zivilisation ist nämlich genau genommen auch nur ein Ökosystem und Teil eines großen Ganzen und wir Menschen sind eigentlich nur insofern etwas Besonderes, als daß wir dir einzigen Lebewesen sind, die rein objektiv betrachtet nix Produktives zum Wohle aller beitragen, nicht mal unsere Kunst, denn da haben die anderen Viecher überhaupt nichts von. Wir sind einfach eine ganz unglückliche Mutation in der Evolution gewesen, quasi nicht ganz bis zu Ende gedacht, als echt jetzt, das kann doch so nicht geplant gewesen sein, lieber Gott!?

Zurück in unserem Ökosystem müßte aufgrund der hauseigenen Nutzlosigkeit der menschlichen Spezies somit ganz klar für uns der Erhalt der Artenvielfalt mit ganz oben auf der Liste von Dingen stehen, die wir überdringend erfolgreich angehen müssen, trotzdem frage ich mich oft genug Folgendes, gerade wenn ich zu Hause mit meinem älteren Bruder zu tun habe. Denn der kommt mindestens einmal im Monat zu uns aufs Festland (er wohnt auf Föhr), um in seiner alten Heimat Vögel zu zählen. Er ist nämlich ungefähr so lange und mindestens genauso leidenschaftlich Hobby-Ornithologe wie ich Skateboarder (ich weiß, hab` ich alles mindestens schon dreimal in früheren Blog-Einträgen geschrieben). Dementsprechend haben wir auch gut 30 verschiedene Nistkästen bei uns im Garten und im benachbarten Wald hängen und außerdem werden die Vögel von meinem Vater fürsorglich das ganze Jahr lang durchgefüttert, was ohne Frage ganz schön Geld verschlingt. Und ich finde das natürlich großartig von den beiden, Kaddi hat Herrchen auch ein stückweit mit seiner Leidenschaft angesteckt und Herrchen hat jetzt auch einen kleinen Vogel. Aber ich denke trotzdem, klar, alles sollte gerettet und bewahrt werden, aber muß ich eben nicht erstmal ganz unten anfangen in der Nahrungskette, nämlich bei den Insekten? Sollte es nicht gelten, ganz besonders diese Tierart zu bewahren, damit andere Arten überhaupt die Möglichkeit haben, artgerecht zu überleben, ohne daß mensch dazufüttern muß?

Das sind Fragen, die Tierschützer vielleicht objektiv nicht beantworten können, Fakt ist, seit ich denken kann, gab es im Fernsehen (ganz damals ja noch schick in Schwarz/Weiß) Tiersendungen, in denen es um aussterbende Tierarten geht. Frage im Jahre 2024: Gibt es heutzutage noch Tiersendungen, wo es nicht genau darum geht? Oder anderes formuliert: Wie wenige von allen Tierarten weltweit sind denn eigentlich nicht vom Aussterben bedroht? Auf jeden Fall werden das immer weniger, und das in einem atemberaubenden Tempo, zum Vorteil eben von invasiven Arten, die dafür zu Plagen werden, wie wir eben weiter oben gelernt haben. Dazu vielleicht zum Schluß ein – eventuell etwas aus dem Kontext gegriffenes – Zitat von Herrn Settele, welches wiederum ein weiteres Mal ganz gut verdeutlicht, daß letztendlich alle heutigen Probleme zusammenhängen und daß es so aussieht, als wenn wir in nicht allzu ferner Zukunft echt gefickt sind:

„Die Zahl der chinesischen Bienenvölker geht in die Millionen, aber mit intakter Natur hat das nicht viel zu tun. Wie in den USA legen mobile Imker dort oft viele tausend Kilometer zurück, um die Bestäubungsleistung ihrer Bienen landwirtschaftlichen Großbetrieben zur Verfügung zu stellen. Wie schnell dieses Business zum Erliegen kommen kann, zeigte die Corona-Pandemie. Wegen Beschränkungen der Bewegungs- und Reisefreiheit war es nicht oder nur schwer möglich, die Bienen zu ihrem Einsatzort zu bringen. Erst China und dann die USA hatten schwer darunter zu leiden. Imker mußten sich zeitraubender Selbstquarantäne unterwerfen, wenn sie ihren Standort wechselten.“ Jaja, und andere chinesische Imker haben große Angst und warnen davor, daß ihre Bienenvölker wegen der vielen Pestizide in der chinesischen Landwirtschaft sterben. In China ist es – wie so vieles andere auch – schon normal, daß Menschen im industriellen Stil Blüten mit Hand bestäuben müssen, im Vergleich zu Bienen oder anderen Insekten natürlich höchst ineffizient. Nicht…

Und weil andere alles schon mal geschrieben haben und das eventuell sogar besser können, zumindest was Kredibilität angeht, gleich nochmal dazu zwei Zitate von Sea Shepherd Paul Watson, die unterstreichen, was ich hier und weiter oben auch schon deutlich gemacht habe: „Es war dieses traumatische Erweckunsgerlebnis, das mir für den barbarischen ökologischen Wahnsinn die Augen öffnete und eine dramatische Neuausrichtung in meinem Leben bewirkte. Von diesem Tag an habe ich mich voll und ganz ihnen verschrieben, um ihnen zu dienen – den Walen und den anderen Meeresbewohnern.

Immer wieder eine schöner Anblick, da lacht das Herz! Eine Schule Delphine vor der Sunshine Coast an der australischen Westküste in Queensland 2016…

Ich hatte mit der Menschheit abgeschlossen und lehnte die Arroganz des anthropozentrischen Weltbildes ab, die uns seit jenem Tag begleitet, an dem wir damit begonnen haben, die Früchte unserer eigenen Erfindung zu ernten, der Agrikultur. Stattdessen begann ich, mich mit dem Prinzip des Biozentrismus anzufreunden, also dem Verständnis, daß wir lediglich ein Teil des Ganzen sind und nicht Herrscher über andere Spezies – und ganz sicher nicht über die gesamte Schöpfung, wie wir es als ganz selbstverständlich erachten. Jede Biene, jeder Baum, jeder Wurm, jedes Kleinlebewesen oder Phytoplankton arbeitet hart daran, das ökologische Gleichgewicht auf diesem Planeten aufrecht zu erhalten, während wir Menschen kaum etwas dazu beitragen, außer uns auf Kosten aller anderen Lebewesen zu amüsieren. Die Diktatur unserer Spezies besitzt eine geradezu bösartige Zerstörungskraft und führt die Menschheit immer näher an einen Punkt heran, der keinen Sinn ergibt: Unsere eigene Auslöschung.“

„Die Wildnis erlaubt es uns, die große Gemeinschaft des Lebens zu sehen, zu fühlen, zu riechen und zu hören und zu verstehen, daß der Mensch Teil dieser Gemeinschaft sein muß. Wenn wir nicht einmal die Natur um uns herum wahrnehmen, dann passiert es sehr leicht, daß wir sie mißbrauchen. Um die Natur verteidigen und schützen zu können, müssen wir den Sand unter unseren nackten Füßen spüren, müssen die Kälte eines Bergbachs erfahren, die salzige Gischt im Gesicht, den Geruch des Waldes, den Anblick eines Adlers oder Bären, eines Wales oder Tigers. Wir müssen Bescheidenheit lernen angesichts einer Welt, die viel größer ist als wir selbst. Wir müssen darüber hinaus Ungewissheit, Unsicherheit und Angst durchleben und dadurch den Wert solcher Gefühle verstehen lernen. Wir müssen herausfinden, wer wir sind, und wenn wir das tun, wenn wir das Joch des anthropozentrischen Dogmas abschütteln, dann können wir die wahre Bedeutung des Wortes “Freiheit“ entdecken. Herrschaft hingegen ist nicht gleichbedeutend mit Freiheit. Freiheit ist Zugehörigkeit, Teil von etwas zu sein, das größer, real und vollkommen ist.“

Ja, wie weit haben wir uns von dem entfernt, was wir eigentlich sind, nämlich Tiere?Willkommen in der Neuzeit, hier macht das Leben noch Spaß, also laßt uns alle munter fortpflanzen, damit wir uns den Untergang mit möglichst vielen Artgenossen reinziehen können! Aber nur die von unserer eigenen Art, is` klar, und auf Großleinwand mit Dolby Surround bitte! Free Download inklusive…

Gas is` rechts,
Arne

P.S.: Hören wir dann hier am Schluß dieses Kapitels mal rüber ins schöne Schweden in die frühen `90er, in denen es dort musikalisch eine Bewegung von Bands gab, die schwer vom kalifornischen Melodicore beeinflußt waren, aber gleichzeitig ein Bewußtsein für Umweltproblematiken an den Tag legten, wie es vielleicht nur (Nord)Europäer können. Eine dieser Bands hieß Randy, die zu einer Art schwedischem Pendant von Propaghandi aus Kanada werden sollten, und eins ihrer besten Lieder – nicht ohne Grund der letzte Song auf ihrem zweiten Album ‚The Rest Is Silence‘ – soll hier einen würdigen Abschluß bilden. Hört, lest und singt zugleich, und zwar alle zusammen als Kanon und Acapella!

SONGTEXT DES KAPITELS
RANDY
‚Whom to blame‘
The Rest Is Silence
Dolores Records

Can you explain our way of treating Mother Earth
The way we`re eating from her skin
Makes things more complex everyday we carry on
All our scientists progressions may look spectacular on screen
But right now it`s really obvious that our world dies in between

(Chorus)
But what if all this rape of nature finds an ending?
Then is it possible repairing every single leaf we`ve killed?
Or has all this exploitation been too demanding?
And there we stand just wondering
And pretending that we don`t know why
But every single man knows exactly whom to blame.
`Cause the killer in this case is no one
No, it`s no one but yourself

Can you explain our way of treating Mother Earth
The way we`re eating from her skin
Makes things more complex everyday we carry on
Now it`s time to realize one time for all
This just won`t work out anymore
Let`s change this ignorance to awareness and respect

(Chorus)

P.P.S.: Ey, an dieser Stelle muß ich die Satanic Surfers einfach auch unbedingt noch anspielen, denn ich habe während der Endproduktion von diesem Apokalypse-Blog natürlich auch reichlich Musik gehört und dabei oft in Erinnerungen geschwelgt. Und ja, die ‚Hero Of Our Time‘, das Debut-Album von 1995 (das bis heute schönste Jahr meines Lebens), war ebenfalls ein ganz wesentliches Kapitel dieser damaligen Schweden-Punk-Welle und dann vermutlich noch knapp zwei Jahrzehnte mein absolutes Lieblingsalbum. So von wegen wenn mich jemand gefragt hat, was meine Lieblingsplatte ist, konnte ich direkt antworten ‚Hero Of Our Time‘ von Satanic Surfers (genau wie ich seit Ende der `90er auf die Frage nach meinem Alltime-Lieblingsskater sagen kann: Chris Senn). Die Scheibe ist so genial und melodisch und die großartigen Texte lassen sich vom ersten bis zum letzten Lied herzzerreißend mitsingen (und Singen ist ja tatsächlich eins meiner echt wenigen Talente, hier singt übrigens Drummer Rodrigo, was mal eine beachtliche Leistung an Multi Tasking ist). Gerade auch das Lied ‚Before it`s too late‘, das meine inzwischen drei berühmten Jahrzehnte später die Botschaft dieses Blogs so gut zusammenfaßt wie kaum ein anderes. Es ist rückwirkend betrachtet heutzutage fast gruselig, wie einem diese Musik schon damals aus der Seele gesprochen hat und das zum Glück auch immer noch tut…

SATANIC SURFERS
‚Before it`s too late‘
Hero Of Our Time
Burning Heart Records

Let`s try to wake them up from their passive state of mind
It seems to be a great talent of the human kind

To block out the shit that is going on somewhere else
`cause it`s not their problem according to themselves

They close their eyes whenever there is
Something that they don`t wanna see
So I guess it`s up to you and me

To clean up the mess that surrounds us
And leave a better place behind us
`Cause there`re too many people who don`t give a fuck
About this world, the little we got

Make a change, take a stand before it`s too late

It`s seems to me the money`s put their minds in a state of confusion
And to me their silence means they justify the pollution
They close their eyes whenever there is
Something that they don`t wanna see

So it`s up to you and me
To make a change in a world that stinks

P.P.P.S.: Heute also finalendkorrekturmäßig satte 12 Stunden durchgezogen und tatsächlich zwei Kapitel rausgehauen, hui… Das Tempo werde ich nicht halten können, denn die folgenden Kapitel sind deutlich länger und ausführlicher und ich muß ja wenigstens auch ein bißchen auf der Baustelle machen und tun, auch wenn ich morgen, ups, heute, wieder spätestens ab Mittag frei machen werde für diese Scheiße hier. Aber am Wochenende wollte ich mal meiner Kleenen Vögelsen und Lüneburg zeigen, ein paar Spots gibbet auch und sie filmt doch so gerne, zumindest wenn`s warm ist… Ist ja nicht so, daß ich nicht nebenbei an neuen Videoparts arbeiten würde, Skateboarding = No.1! Und die Kleene natürlich…

Flapping Duck Hostel Bangkok, Thailand, 2023…

 

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