APOKALYPSE-BLOG TEIL 5 – ÜBERBEVÖLKERUNG

Guten Abend, gute Nacht!

Willkommen zum nächsten Teil meines Apokalypse-Blogs, dem leider übergewichtigen und absolut abtörnenden Kapitel ‚Überbevölkerung‘, welches genau genommen vor gut fünf Jahren die Hauptmotivation für mich ausmachte, diesen ganzen Blog überhaupt zu erarbeiten. Das liegt wie gesagt vor allem daran, daß selbst viele meiner besten Freunde bis heute nicht gecheckt haben, daß ihre Kinder, wenn überhaupt, eine ganz beschissene Zukunft vor sich haben, weil es einfach zu viele Menschen gibt, die immer mehr werden und dabei ihre eigene Lebensgrundlage zerstören. Ich frage mich wirklich schon lange (vor der Geburt dieser Kinder), was daran so schwer zu kapieren ist oder warum die meisten Menschen das nicht zu sehen scheinen – von spüren ganz zu schweigen – und werde mich bei den nun hier zitierten Passagen vor allem auf Alan Weisman und sein Buch ‚Countdown‘ konzentrieren, in welchem sich ebenso Überbevölkerung als das Hauptproblem unser heutigen Menschheit herausstellt. Genau genommen ist das Buch einzig aus dem Grund geschrieben worden…

In ‚Countdown‘ von Alan Weisman gibt es wie schon mal erwähnt auch ein Kapitel über Uganda und ich konnte mich 2021 dort sehr gut selbst davon überzeugen, daß dieses Land eine der höchsten Geburtenrate der Welt hat und somit logischerweise eine unterdurchschnittlich junge Bevölkerung. Die werden da so schnell nicht älter werden… Dieses Photo auf dem sonntäglichen Kleidermarkt in der Innenstadt ist übrigens geschossen worden, während der Rest der Welt mit Maskenpflicht, Abstandsregeln und Versammlungsverboten zu kämpfen hatte, in Uganda war davon überhaupt gar nichts zu spüren…

Als musikalischen Anspieltip würde ich für dieses Kapitel einfach mal Till Lindemann mit seinem Solo-Hit ‚Ich hasse Kinder‘ empfehlen, in erster Linie, weil das und er heutzutage voll nicht mehr politisch korrekt ist, ich doch aber so gerne provoziere. Und außerdem finde ich das Lied saugeil (mensch muß halt ein bißchen Rammstein mögen) und die Zeilen am Ende des Refrains „Nein, ich liebe sie, die großen und die kleinen, doch es müssen meine sein“ sollte sich der ein oder andere Erdenbürger mal genauer verinnerlichen und dabei ein bißchen über sich, seine Lieben und den Rest der Welt nachdenken. Schmunzeln muß ich ebenso über ein Zitat, das ich eines besoffenen Abends während unseres Tunesien-Urlaubs zu meiner Olga gesagt und danach sogleich aufgeschrieben habe, weil ich mir dachte, es ließe sich eventuell irgendwie noch in meinen apokalyptischen Blog einbauen. So meinte ich zu ihr, als wir uns einmal mehr über genau diesen, von dem ich da ja zwei Wochen Urlaub machte, unterhielten: „Du wolltest doch mal Kindergärtnerin werden, als du noch jung und hübsch warst. Jetzt bist du älter, fünf Mal so sexy und hasst die blöden Biester…“ Das tut sie natürlich nicht, genauso wenig wie ich, und im Gegenteil zu mir ist Olga richtig gut im Umgang mit Kindern, sie hat halt auch alle Hände voll zu tun mit mir.

So, und nun Schluß mit den Faxen, denn bevor es hier dann los- und ans Eingemachte geht, muß ich vielleicht zum besseren Verständnis am Anfang nochmal kurz meine persönliche Geschichte zum Thema ‚Fortpflanzung‘ erläutern, und ich kann mich dabei tatsächlich ausnahmsweise mal relativ kurz fassen. Denn für mich war es nach abgeschlossener Pubertät als Teenager und dann junger Erwachsener tatsächlich sehr früh völlig klar, daß ich keine Kinder haben möchte. Glaubt mir, das war echt früh in meinem Leben, ich kann mich an keinen Zeitpunkt in diesem jenen erinnern, an dem ich mir jemals gewünscht hätte, Kinder zu bekommen. Und ein Hauptgrund dafür war mit Sicherheit, daß ich schon damals gedacht habe ‚In diese kaputte Welt kann man doch keine Kinder mehr setzen’… Ich weiß, das geht/ging anderen Menschen genauso und ich/wir können uns wirklich sehr glücklich damit schätzen, wie ich finde.

Ich mein`, die Zeiten haben sich eben geändert, mensch braucht im heutigen Anthropozän nicht mehr unbedingt eine Familie zum Überleben, wobei ich ohne mein Herrchen und sein gastfreundliches Grundstück echt alt aussehen würde. Das gilt so gesehen wohl auch nur für ein paar reiche Länder in Europa sowie Nordamerika und Australien, eben das, was immer die “westliche Welt“ genannt wird. Denn im großen Rest der Welt hat Familie noch einen ganz anderen Stellenwert und dient als Schutz und Altersvorsorge, bekanntermaßen auch einer der Hauptgründe, warum sich auf der südlichen Halbkugel noch so richtig eifrig fortgepflanzt wird. Da ist es auch normal, daß eine Familie mit drei, vier Generationen unter einem (Wellblech-)Dach wohnt und z.B. auf weniger als 30 Quadratmetern! In der ‚Globalisierungsfalle‘ gibt es dazu eine markante Stelle, als es vor 30 Jahren um die wirtschaftlich aufsteigenden Entwicklungsländer in Asien ging: „Zudem brauchen die jungen Aufsteiger des Kapitalismus bislang keine Sozialversicherung, weil ihre Familienstrukturen noch weitgehend intakt sind. „Unser Sozialsystem ist die Familie“, lautet die gängige Antwort asiatischer Politiker, wenn sie nach der Vorsorge für Krankheit und Alter gefragt werden.“ Aber bei uns in Mitteleuropa ist das Thema Familie und Nachwuchs nicht mehr das ultimative Ding wie früher, was sich ganz leicht daran erkennen läßt, daß ein Großteil der Menschen hier in Altersheimen von uns geht.

Auf unserer Baustelle in Qudsayya, einem Vorort von Damaskus in Syrien, sollte eigentlich der Schuppen im Bild in ein Toilettenhaus umgewandelt werden. Da wohnte dann aber eine Flüchtlingsfamilie aus dem Norden drin, mit sechs Personen, der älteste Sohn war im Krieg gefallen. Die haben wir da natürlich wohnen lassen und stattdessen ihr Heim ein bißchen auf Vordermann gebracht, die Eltern fungierten dann anschließend als Hausmeister vom Park und ihre Kids dürften inzwischen zu den besten SkaterInnen der Stadt und somit des Landes gehören. Eine Familie, die ich gerne mal wiedersehen würde, es gab jedenfalls reichlich Tränen beim Abschied…

Also, Familien- und Kinderwunsch bei mir zu keinem Zeitpunkt in meinem Leben vorhanden, ich war dann Anfang 30, als ich nach gut 15 Jahren Beziehung mit Teena Erzählt und dem geteilten Willen des gemeinsamen Altwerdens ohne Kinder endlich mal beim Hausarzt für eine Vasektomie vorsprach. Der wimmelte mich allerdings ziemlich schnell ab, von wegen ich sei noch zu jung und bräuchte da diverse Einverständnisse und frag` nicht was für (ist halt schon ein Weilchen her das Ganze). Nicht allzu viel später löste sich dann diese Beziehung, die ich eigentlich mit uns Grab nehmen wollte, leider auf, so daß das Thema erstmal vom Tisch war, aber nicht von meiner To-do-Liste.

Und auch das hab` ich mindestens auf diesem Blog schon mal ge- und beschrieben, ich erinnere mich, erinnerst du dich auch!? Jedenfalls ist es heutzutage erleichternd einfach, sich sterilisieren zu lassen, kostet etwas über 500,- Euro und Chicks diggit, Alter! Ey, ich war so froh, als ich vor elf Jahren mal das Geld übrig hatte und das endlich von einer meiner To-do-Listen streichen konnte. Also zum Urologen zum Termin klarmachen und ich weiß noch, wie dieser nach seinen einleitenden Worten, die er jedem Mann vorher erzählen muß, zu mir meinte ‚Sie sollten sich der Sache ganz sicher sein‘ und ich nur antwortete ‚Sehe ich aus wie jemand, der sich seiner Sache nicht sicher ist?‘. Er musterte mich kurz nochmal, nickte und ich bekam meinen Termin.

An diesem dann die Sache erledigen lassen, was insgesamt ca. zwanzig Minuten dauerte, es wird ja auch nur schnell der Samenleiter durchtrennt und dann wieder alles zugenäht. Dann mit dem Bus zurück aufs Land und von der Bushaltestelle mit dem Fahrrad nach Hause, was Mann natürlich so nicht machen soll, denn „Sie haben jemand, der Sie dann hinterher abholt?“. Alter, warum denn? Es war/ist halt nur ein sehr kleiner Eingriff, und ohne Scheiß, am nächsten Tag fiel mir dann irgendwann zwischendurch ein ‚Ach ja, du hast dich ja gestern sterilisieren lassen‘, ich hatte das schon wieder voll verdrängt, so nebensächlich und vor allem auch schmerzfrei war das alles für mich. Also, Brüder, solltet ihr mal mit dem Gedanken gespielt haben – unabhängig ob ihr schon (genug) Kinder habt oder nie welche haben wolltet – eine Vasektomie ist ein reiner Spaziergang und macht das Leben doch irgendwie ganz schön einfacher, und die Ausrede ‚Das Kind war nicht geplant‘ konnte ich noch nie besonders gut hören.

Das bisher erste und einzige Mal, daß ich mich wie Sperma gefühlt habe, war vor ein paar Jahren in dieser Cellophan-Installation im Skate-Dome in Haderslev, Dänemark…

Somit war ich letztendlich schon immer fein raus aus dieser Fortpflanzungsnummer und – um das abermals und auch in diesem Zusammenhang nochmal zu betonen – das macht mich natürlich nicht in irgendeiner Weise zu sowas wie einem besseren Menschen oder so. Ich kann mich dadurch nur seit jeher glücklich schätzen, daß mich diese so grundlegende und für viele scheinbar das menschliche Dasein dominierende Thematik noch nie wirklich beschäftigt hat. Und genau deswegen hab` ich ja auch so viel Zeit, Muße und Nerven für den ganzen unnötigen Scheiß in meinem Leben, wie z.B. mein eigenes Leben abfeiern und viel zu lange Texte unters Volk streuen, die inhaltlich mehr als von der Norm abweichen, welche aber trotzdem sowieso niemand liest. Sorry, kann ich nicht für, das sind meine Gene, und was mich und mein Leben angeht: Gören stören.

Wir alle kennen dieses Geräusch, Kindergeburtstag im Hof… Selbst Vogelgezwitscher kann nerven, wenn`s zu viel wird. Olga`s Hinterhof im Hamburger Schanzenviertel letzten Sommer und diesen bestimmt wieder, bald dann mit Mopeds…

Und auch wenn wie oben angekündigt in diesem Kapitel vor allem Alan Weisman mit seinem Buch zu Wort kommen wird, soll den Anfang hier allerdings gerne Ralf Schätzing machen, der sich der ganzen Problematik unserer Überbevölkerung selbstverständlich genauso bewußt ist und nochmal zusammenfaßt, was wir teilweise schon in vorigen Kapiteln gelesen haben. „Stand 2020 leben 7,77 Milliarden Menschen auf dem Planeten. UN-Prognosen zufolge werden es Mitte des Jahrhunderts über 9,7, gegen Ende 10,9 Milliarden sein. Überbevölkerung trägt maßgeblich zur Klimakrise bei. Wie aber wollen wir diese Krise bewältigen, wenn wir zwar die Pro-Kopf-Emissionen senken, zugleich aber immer mehr werden? Auch grünes, nachhaltiges Wachstum wird dann nicht mehr funktionieren. Fragt sich jetzt, warum werden wir immer mehr? Arme Menschen setzen oft auf viele Kinder. Je mehr Kinder, desto höher die Chance, daß wenigstens eines davon genug verdienen wird, um alle anderen zu ernähren. Was kaum funktioniert. Die meisten dieser Kinder bleiben arm und setzen ihrerseits viele Kinder in die Welt. So produziert Armut Überbevölkerung und Überbevölkerung Armut. Lebten mehr Menschen in gesicherten Verhältnissen, nähme der wirtschaftlich motivierte Kindersegen ab. Zwar blieben religiöse und kulturelle Gründe, viele Kinder zu haben, vorerst bestehen, doch Kultur ist das Produkt von Rahmenbedingungen. Ändern sich diese, ändert sich über kurz oder lang auch die Kultur.“

So weit, so richtig und ein ganz wichtiger Punkt bei der Debatte, wobei wir wie immer bitte nicht vergessen dürfen, daß der Großteil der Armut daher rührt, daß es sich die westliche Welt – auch Alte Welt genannt – ein paar Jahrhunderte ein bißchen zu doll hat gut gehen lassen. So kann die “Dritte Welt“ nicht das bekommen, was ihr zusteht, und auch dort ein Kulturwandel in die “richtige“ Richtung stattfinden. Und ein Wandel hat ja auch dort stattgefunden, in der Regel zum Nachteil der ursprünglichen Bevölkerung, denn wenn wir uns nicht in deren Heimat eingemischt und breit gemacht hätten, würden gerade sämtliche Naturvölker dieser Welt verdammt gut ohne uns klarkommen. Deswegen ist das Problem bei dem oben von Schätzing angesprochenen Zustand, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden sich erst dann ändern, wenn alles von alleine zusammenbricht. Wir Menschen werden diese Veränderung von selbst – so wie es aussieht – mit Sicherheit nicht in die Wege leiten, weil das für alle von uns auf Kosten unseres hohen Lebensstandards gehen würde, an den wir uns doch so schön gewöhnt haben und den wir ganz offensichtlich eben nicht mit dem Rest der Welt teilen wollen.

Wer unter solchen Bedingungen nicht mehr leben will oder kann, dem bleibt nur Landflucht in die Stadt. Die ganz Verzweifelten versuchen, sich irgendwie nach Europa durchzuschlagen, den Rest kennen wir… Niemandsland in Namibia 2018…

Dazu Alan Weisman etwas akademischer: „… die Anzahl der Menschen allein erklärt laut (Jeremy – Anm.d.Verf.) Bernstein nicht den Hunger und Durst, unter dem ein so großer Teil der Menschheit leidet und der sich Voraussagungen zufolge in diesem Jahrhundert noch stark verschlimmern wird. Während die Menschheit sich in den vergangenen 100 Jahren vervierfacht (!!!!! – Anm.d.Verf.) hat, hat sich unser Ressourcenverbrauch, gemessen am weltweiten Bruttosozialprodukt, nach Bernsteins Berechnungen um den Faktor 17 erhöht. Diese Völlerei am Buffet des Planeten haben verhältnismäßig wenige Menschen auf Kosten vieler genossen. Selbst in biblischen Zeiten verursachte eine ungleiche Verteilung Leid und Kriege, aber noch nie ging die Schere so weit auseinander wie heute.“

Unsere Unterkunft in Vögelsen, Vorort von Lüneburg, Speckgürtel von Hamburg. Mittelstands-Wohlstand erkennst du vor allem am Sperrmüll… Heute morgen vor unser Haustür photographiert…

Es sind genau solche Aussagen, die mich immer wieder erschaudern lassen und weswegen ich sie über diesen Weg mit anderen Menschen zu teilen versuche. Es spielt dabei ja nicht mal eine Rolle, daß sich viele von uns in der heutigen Zeit dieser erschreckenden Fakten, Zahlen und Tatsachen bewußt sind oder es wenigstens sein müßten. Doch da wird eben wieder typisch menschliche Ignoranz deutlich von wegen, warum sollte ich mich denn ändern oder im krassesten Fall z.B. auf eigenen Nachwuchs verzichten, wenn alle anderen es doch auch nicht tun?

An anderer Stelle zitiert Weisman seinen Kollegen Jon Foley von der Saint-Paul Universität von Minnesota, der genauso erschreckende Prognosen für uns bereit hält: „Für uns ist dieser Planet ein Geschenk… mit riesigen Ressourcen und unglaublichen Mengen an Energien, Biologie und Wasser. Jetzt läuft alles in die falsche Richtung. Wir haben zu viele Menschen, die zu viel Zeugs auf einem Himmelskörper haben wollen, dessen Ressourcenbasis kleiner wird. Das wird noch eine Weile so weitergehen, doch das Endspiel wird radikal anders aussehen. Irgendwann in der Zukunft wird das Endspiel für uns darin bestehen, als eine Zivilisation auf einem Planeten mit weniger Menschen zu überleben. Ich weiß nicht, mit wie vielen. Eine Milliarde oder zwei? Wer weiß das schon?“

Schon seit Jahren ein großes Dauerthema in unserer schönen Bundesrepublik ist der Wohnungsbau, denn es gibt gerade in den Großstädten, wo alle heutzutage wohnen wollen, einfach zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Und wo sollen die anderen noch alle hin? Wir können doch nicht die ganze Erde zubauen, machen wir aber trotzdem… Nebenstraße in Leipzig 2013…

Weisman dann wieder selbst an anderer Stelle: „… die Natur wird andere, einfachere Möglichkeiten nutzen, um unseren ungehinderten Wachstum ein Ende zu setzen, wenn wir die Zügel nicht selbst in die Hand nehmen. Die einfachste Möglichkeit ist die älteste der Welt: Uns unsere Nahrungsgrundlage zu entziehen. Unterm Strich werden wir im 21. Jahrhundert weniger Nahrungsmittel haben – und nicht mehr, wie es kurzfristig während der Grünen Revolution der Fall war. Auf Folgendes würde ein Buchmacher setzen: Wir werden nicht in der Lage sein, für die über sieben Milliarden, die unsere Bevölkerung bereits zählt, genügend anzubauen, zu jagen oder zu ernten, geschweige denn für die 10,9 Milliarden, auf die wir in raschem Tempo zusteuern. Da sich das Wetter kaum noch vorhersagen läßt, kommt es heute alljährlich auf mindestens einem Kontinent zu Erntekatastrophen. Die Hoffnung, eine wärmere Welt würde die Ernteerträge verbessern, wird durch die Realität der Schwellenwerte zunichte gemacht – 28,8°C für Mais, 30°C für Sojabohnen – bei deren Überschreiten die Erträge sinken. Das haben bereits Farmer von den Vereinigten Staaten bis hin nach Indien erfahren müssen.“

Und jetzt ahnt diesen Absatz, wo mal wieder etwas ganz Entscheidendes angesprochen wird, das bis dato noch nicht einmal in diesem Apokalypse-Blog Erwähnung fand, aber alles hat eben seine Zeit: „Da die meisten Mahlzeiten der Welt von wenigen entscheidenden Reis-, Weizen- und Maismonokulturen abhängen – einst drei seltene Pflanzen, bis wir sie zu den am reichlichsten vorhandenen auf Erden machten – reicht bei diesen Nutzpflanzen vielleicht schon eine einzige Krankheit, um die Grundfesten der Zivilisation zu erschüttern. Im vergangenen Jahrhundert waren in Nordamerika die Ulmen und Kastanien von einer solchen Krankheit betroffen. Die Wahrscheinlichkeit, daß eine Epidemie wie Ebola uns ausrottet, ist viel geringer als die, daß Pathogene sich auf den Äckern und Feldern in aller Welt ausbreiten und unsere Nahrungsmittelversorgung zusammenbricht.“

So, haben wir auch das zur Kenntnis genommen und verstanden oder wollen wir den letzten Absatz vielleicht nochmal alle zusammen laut lesen!? Hier geht es um eine weitere ganz gravierende Tatsache, die uns einfach alle bedroht, nämlich die gesamte Weltbevölkerung, und nicht nur irgendwelche Völker auf einsamen Inseln irgendwo im Pazifik. Und genau darum geht es mir bei diesem insgesamt ohne Frage etwas bunt zusammengeworfenem Pamphlet, mit dem ich euch hier schon seit Stunden, wenn nicht Tagen penetriere (Hallo, ist überhaupt noch jemand da?). Es geht darum, euch aufzuzeigen, daß wir als Menschheit nicht mit ein paar ernstwiegenden Problemen und Gefahren konfrontiert sind, sondern mit mehreren Dutzend auf einmal und zwar aus allen Himmelsrichtungen sämtlicher biologischer Zusammenhänge. Weil wir genau das nach jahrzehntelanger Völlerei und dem Streben dahin immer noch nicht kapiert zu haben scheinen, geschweige denn irgendwie angemessen handeln würden (siehe nicht nur letzte Klimakonferenz in Dubai Anfang Dezember!). Irgendwas wird demnächst krachen, daran besteht überhaupt kein Zweifel, und ich bin froh, daß ich dann nur ein hungriges Maul zu stopfen habe, nämlich mein eigenes (okay, Herrchen und Olga müssen auch futtern, mit denen würde ich immer alles teilen).

Vor allem meine Mutter hat mir gezeigt und vorgelebt, daß das Leben mit Freunden erst richtig Spaß macht und mensch stets ein guter Gastgeber sein sollte – mi casa es su casa. So kommt es sogar, daß ab und zu Kinder bei uns im Garten aufkreuzen, was auch mal ganz nett sein kann. Denn zum Glück verschwinden sie auch immer irgendwann wieder… Dollerupholz 2021

Und wie immer auch sich die nahende Apokalypse äußern bzw. was der Auslöser dafür sein wird, mir ist völlig klar, daß wir nicht so ausgelöscht werden wie damals die Dinosaurier alle auf einem Streich (Ein Streich kann erdgeschichtlich mehrere Jahrhunderte sein, gell!?). Aber um das nochmal zu betonen, alles – also wirklich alles – spricht dafür, daß in baldiger Bälde etwas passiert, daß unsere Weltbevölkerung erheblich dezimieren und unser Leben danach Jahrzehnte und gefühlt vermutlich eher Jahrhunderte zurückwerfen wird, genau das meine ich, wenn ich die ganze Zeit von Apokalypse spreche. Was immer auch passiert oder wie, es werden Menschen überleben und sich dann aufraffen und/oder neu zusammenraufen müssen, malt euch selbst ein Bild dafür aus! Endzeitfilme, -romane und -comics gibt es mehr als genug und ich feier` sie alle auf ihre Weise, mein Liebling ist immer noch einer der Ur-Manga-Filme, nämlich ‚Fist Of The Northstar‘, das ist mal richtig geiler Splatter-Scheiß mit viel Tiefe, wie er nur aus Japan kommen kann. Fakt ist, so geht es nicht weiter und genau das merken wir ja gerade auch recht deutlich, die einen mehr, die anderen weniger bis gar nicht.

Vielleicht an dieser Stelle Ralf Schätzing nochmal zu Klimawandel und Meeresanstieg, der jegliche Problematik nicht nur immer mit Fakten, sondern oft auch noch mit einer Prise Humor würzen kann, denn lachend geht die Welt zugrunde: „Das Worst-Case-Szenario von einem Anstieg um weniger als 70 Zentimeter im Jahr 2100, von dem der Intergovernmental Panel on Climate Change (Zwischenstaatlicher Ausschuß für Klimaänderungen) 2007 sprach, wird jetzt neu überdacht, da die Pole schneller schmelzen als erwartet, ihr dunkles Wasser mehr Hitze absorbiert und Methan aus dem Meeresgrund (und aus diesen verdammten Permafrostböden – Anm.d.Verf.) entweicht… Ich will keinen der heute Lebenden aussortieren. Vielmehr wünsche ich jedem Menschen auf diesem Planeten ein langes gesundes Leben. Doch entweder übernehmen wir die Kontrolle über uns selbst und verringern auf humane Weise unsere Zahl, indem wir weniger neue Mitglieder unserer eigenen Spezies anheuern, die mit und nach uns unseren Platz einnehmen sollen, oder die Natur wird einen ordentlichen Stapel von Kündigungsschreiben verteilen.“

Das Ding ist, mit Kindern ist es irgendwie wie mit unseren CO2-Emissionen, selbst wenn wir sie heute komplett auf Null drehen würden, hätten wir noch jahrzehntelang mit den Nachwirkungen zu tun, und das ist alles immer noch Konjunktiv, verstehste!? Denn in der Realität haben wir weder diese Jahrzehnte als Puffer noch drosseln wir gerade auf Null. Ich habe es in den vorausgegangenen Kapiteln schön öfter gefragt, aber muß es halt immer wieder tun: Ist eigentlich bei allen angekommen, daß wir bereits das Jahr 2024 schreiben und es schon vor Jahrzehnten geheißen hat, wenn wir so weitermachen werden wir Mitte des Jahrhunderts richtig ernsthafte Probleme kriegen!? Haben wir so weitergemacht? Neeeein, wir haben noch beschleunigt und aufgedreht und ich finde außerdem, wir haben schon ziemlich lange ganz viele ernsthafte Probleme, aber abgesehen davon ist schon bald Mitte des Jahrhunderts. Also erzähl` mir bitte nochmal im Klartext, warum solltest du heute unbedingt noch ein Kind in die Welt setzen!? Weil er oder sie John Connor sein wird und dann gegen die Terminatoren kämpft? Und die anderen machen dabei alle mit, oder was!? Also ich würde das meinen Kindern lieber ersparen…

Hier ist nochmal die süße Sünje Bong aus Heiligenhafen zwei Jahre später. Hoffentlich kriegt sie noch die Chance, mal ein ganz heißer Feger zu werden… 2022

An dieser Stelle möchte ich kurz mit Alan Weisman zurück nach Uganda, denn es war wirklich sehr bezeichnend, daß diesem Land – wie gesagt eines mit der höchsten Geburtenrate und dem niedrigsten Durchschnittsalter der Welt – ein Kapitel in seinem Buch gewidmet worden war. Und ich sollte kurz nach der Lektüre genau dorthin in die Hauptstadt reisen, um da einen Skatepark zu bauen und konnte mir so live und vor Ort einmal mehr einen sehr deutlichen Eindruck machen, wie die Welt denn südlich des Äquators gerne mal aussieht (oder genau drauf, der geht nämlich direkt durch Uganda). Und zwar ganz ganz anders als bei uns und “objektiv betrachtet“ leider oftmals und in fast allen Belangen Jahrzehnte rückständiger, was ganz sicher nicht an den Einheimischen liegt und im Endeffekt auch gar nicht negativ behaftet sein muß. Aber wegen unser aller geopolitischer Geschichte, die vor allem wir Europäer geschrieben haben, geht es denen da in vielerlei Hinsicht schlechter als uns, deswegen finde ich es ja auch so wichtig, daß wir uns damit auseinandersetzen, aber wer tut das schon, und dann noch live und vor Ort?

Und Uganda – The pearl of Africa, wie ich selbst feststellen durfte – steht ja auch nur beispielhaft für eins von ca. hundert Ländern auf den afrikanischen, asiatischen oder südamerikanischen Kontinenten, was wiederum natürlich nicht heißen soll, daß die Welt nicht auch nördlich des Äquators ziemlich kaputt sein kann und ist. Aber die echte sogenannte Dritte Welt befindet sich eben eher südlich, und da vor allem in Afrika. Willkommen also in Uganda, wo Alan Weisman am Bwindi Nationalpark für sein Buch die nötige Feldforschung betrieben hat: „In einem Land mit einer der höchsten Geburtenraten weltweit, in dem viele Männer in Polygamie leben – die heutige Bevölkerung Ugandas, 33 Millionen, wird sich bis 2050 mehr als verdreifachen – liegt Bwindi über dem nationalen Mittelwert. Familien mit acht oder mehr Kindern sind keine Seltenheit.“

Meistens reicht auch schon eins… Pierre und Qori auf dem Weg zum Karneval in Ayacucho, Peru, 2014… Sieht nach Lampenfieber nennt man sowas…

Also ich habe das alles selbst gesehen und erlebt, egal, wo mensch sich in Uganda rumtreibt, überall sind Kinder (natürlich nahezu alle zuckersüß), und das wird eben in gar keine Fall weniger werden, denn in Afrika warten die Menschen mit dem Kinderkriegen nicht bis Anfang 40 wie bei uns, weil in Afrika ist nun mal die Welt ein bißchen anders. Weisman dazu: „Ugandas Präsident Yoweri Museveni, seit nun mehr über 25 Jahren im Amt (inzwischen 35 und natürlich nicht wirklich demokratisch gewählt – Anm.d.Verf.), vertrat die Ansicht, der wirtschaftliche Aufschwung Chinas und Indiens stehe in einem direkten Zusammenhang mit der riesigen Bevölkerungszahl beider Länder. Je mehr Ugander es gab, lautete seine Schlußfolgerung, desto besser werde es dem Land gehen. Er sah die Tatsache, daß sich die Bevölkerung des Landes innerhalb von nur 17 Jahren verdoppelt hatte, als Chance, die es zu ergreifen galt. Bevölkerungswachstum bedeutet mehr Erwerbstätige, mehr einheimische Waren und auch mehr Steuern, mit dem sich ein besseres Bildungssystem finanzieren läßt, so daß noch mehr Menschen unterrichtet werden können – und so weiter. Musevenis Regierung verbot die Empfängnisverhütung nicht, das Gesundheitsministerium bot sogar Verhütungsmittel an. Aber dessen mageres Budget war auf ausländische Spenden angewiesen, deshalb erreichte das Ministerium nicht einmal die Hälfte der Frauen im gebärfähigen Alter. Und überdies wurden etwa im Jahr 2008 nur 6,4 Prozent dieses Budgets ausgegeben, ein Teil davon für einfache Rechenschieber, die Janet Kataaha Museveni, die Frau des Präsidenten, für die Berechnung der fruchtbaren Tage empfahl.“

Diese Kids in Kisoro im Südwesten Ugandas hatten ausnahmsweise mal keine Angst vor Blitzlicht. Der dritte von links gab sich die ganze Zeit ziemlich cool und erzählte uns dann, daß er mal Soldat werden will, also man soll ja auch schon in jungen Jahren Prioritäten setzen. Naja, bei der Armee gibbet wenigstens was zu essen… 2021

Jaja, T.I.A. – This is africa – da ist die Welt eben anders, aber genau dessen müssen wir uns hier eben bewußt sein, wenn nicht erstmal werden, und das voll und ganz und nicht nur ein bißchen nebenbei im Fernsehen. Und ich kann mich nur nochmal wiederholen, Uganda ist nur ein Land von vielen und die Regel, daß 80% der Menschheit Vollidioten sind, gilt natürlich auch in Afrika. Im Buch von Alan Weisman gibt es ebenso ein Kapitel aus dem Niger, welches nicht weniger erschreckende Tatsachen für uns bereithält, lest selbst: „Bis 2007, erzählt Martine (Camacho – Anm.d.Verf.), benutzten nur fünf Prozent der nigrischen Frauen Verhütungsmittel. Und noch immer gibt es immensen Widerstand dagegen. Die Frauen – oder ihre Männer – glauben oft, daß Geburtenkontrolle und das Impfen von Kindern ein geheimer Komplott des Auslands sei, sie zu sterilisieren und ihnen Grund und Boden wegzunehmen, wenn sie nicht mehr zahlreich genug sind, um ihn zu verteidigen. Einige Frauen, denen daran lag, nicht gleich wieder schwanger zu werden, trugen als einzige Verhütungsmaßnahme Ledertalismane mit Kräutern um die Taille oder tranken aus Holzschalen, die mit Versen aus dem Koran beschriftet waren, einen Sud aus Baumwurzeln. Hier in der Hauptstadt hat Martine gebildete Männer fragen hören, warum es ein Problem sei, die höchste Bevölkerungswachstumsrate (der Welt – Anm.d.Verf.) zu haben. Bei nur 15 Millionen Menschen auf 1.276.000 Quadratkilometern bleibt nominell viel Land, um noch mehr Bewohner aufzunehmen. Laut einer Studie wollten die meisten Leute tatsächlich mehr Kinder, nicht weniger: Die Frauen acht bis neun, die Männer zwölf bis dreizehn.“

Auf die Gefahr hin, daß es jetzt so wirkt, wir würden von einem Thema zum anderen springen und ich versuche mal wieder, nur die abgetippten Textpassagen irgendwie aneinanderzukleben, mache ich mal weiter, denn nichts anderes tue ich ja die ganze Zeit, als Textpassagen mit Fakten und Aussagen aneinanderzukleben. Doch genau das verdeutlicht meiner Meinung nach eben ganz gut, daß halt alles, aber auch alles, zusammenhängt und wir uns dieser Zusammenhänge bewußt werden müssen, um zu verstehen, daß ich hier mit meiner Endzeit-Paranoia definitiv nicht übertreibe. Bei dieser ganzen Dramatik dürfen wir nämlich zwischendurch z.B. immer noch nicht vergessen, daß in einem Großteil der Welt auch im Jahre 2024 Religion eine übergeordnet große Rolle spielt, was natürlich ein riesiges Problem ist. Weil Religion einfach weltfremd ist und immer etwas mit Macht zu tun haben wird, und dann ganz schnell auch mit Krieg und Gewalt, wie die Geschichte gezeigt hat und zeigt, dabei sollst du doch nicht töten und begehren, was die anderen haben. Alan Weisman war seinerzeit am Ende seiner Reisen für sein Buch auch im Vatikan, dem kleinsten Staat der Welt, und interviewte dort Kardinal Turkson, der als potentieller Papstnachfolger in Frage kommt, hier ein Teil von Weisman`s Fazit dazu:

Die französische Nation hatte auf jeden Fall schon immer einen regelrechten Kirchenfetisch, so Teile wie hier stehen da überall rum. Schön anzusehen sind sie ja, aber was für `ne Geldverschwendung… Laon nördlich von Paris 2020

„Wir erleben hier das peinliche Schauspiel, daß ein freundlicher, intelligenter Mann, der eines Tages vielleicht zum Führer der Christenheit der Welt – zumindest nach der Lesart der römisch-katholischen Kirche – erkoren wird, so tut, als wisse er nicht, daß Spermien vor dem Eisprung bis zu sechs Tage im Körper einer Frau überleben können, was Verhütungsmethoden, die auf Cervixschleim, Temperaturmessung und Kalenderberechnungen beruhen, regelmäßig scheitern läßt. Hinter solchen Verrenkungen gelehrter Männer, die angesichts schmelzender Polkappen und sich verschlimmernder Dürreperioden zutiefst besorgt sind, aber nach wie vor darauf beharren, daß die Millionen Menschen, die etwa alle vier Tage hinzukommen, ein Segen sei, steht eine simple Buchhaltungsziffer. Auch ein unfehlbarer Papst hat nur wenig Macht, wenn seine Herde zu stark schrumpft. Die katholische Kirche hat, wie Jassir Arrafat mit seiner Vorstellung vom Mutterleib als Waffe und wie die israelischen Charedim mit ihrer überreichen Kinderschar, ebenfalls ein grundlegendes, ausgeprägtes Interesse an Nachwuchs. Je mehr Katholiken es auf der Welt gibt, desto wichtiger sind die Entscheidungen der 1000 männlichen Bewohner der Vatikanstadt.“

Genau das Problem in seiner geballten Form ist auch der schon eben bei Weisman im Niger zitierten familienplanungstechnischen Entwicklungshelferin Martine Camacho mehr als deutlich, denn: „… in Bezug auf Familienplanung ist Martine nicht sehr optimistisch. „Egal, wo ich gearbeitet habe – hier, an der Elfenbeinküste, in Ruanda, Burundi, auf den Komoren -, ich habe es noch nie erlebt, daß ein Land darum gebeten hat… Im Niger hat man ein Familienplanungsprogramm entworfen, doch tief in ihrem Herzen glauben die Nigrer, daß die Familienplanung nicht ihr Problem ist. Sie haben das Programm eingeführt, ohne wirklich dahinter zu stehen.“ Als sie im Niger eintraf, wurde das Programm von einem Mann geleitet, der drei Frauen und 20 Kinder hatte. „Ich habe dann mit ihm darüber gesprochen. Welche Botschaft sandte er aus? ‚Tut was ich euch sage, aber tut nicht, was ich selber tue‘, erwiderte er. Das machte mich wütend, aber dann dachte ich daran, was wir, die westlichen Länder, in Afrika angerichtet haben. Wir haben dazu beigetragen, die Umwelt zu ruinieren, haben das Land ausgeplündert und den Menschen beigebracht zu konsumieren. Wir sind wohl kaum ein leuchtendes Vorbild.““

Eben, genau diese letzte Zeilen finde ich ausgesprochen wichtig zu verstehen und sich immer wieder zu verinnerlichen. Das meiste an dem Dilemma Weltuntergang ist tatsächlich unsere Schuld, trotzdem denken die Menschen hier in Deutschland und Europa ‚Was geht mich die ganze Scheiße in Afrika an?‘. Das sehen wir einerseits an der schrecklichen Erkenntnis, daß täglich Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken und ebenso erschreckend daran, daß sich in Europa, sowie eigentlich überall in der westlichen Welt, ein flächendeckender Faschismus breit macht, von Nationalismus mal ganz zu schweigen. Dabei sind aber nicht die Flüchtlinge das Problem, sondern die Gründe, warum es diese Flüchtlinge gibt, und für die sind in der Regel wir mit unserer imperialistischen Geschichte und diesem kapitalistischen Scheißsystem verantwortlich. Ja, liebe Leute, wir waren schon immer schlecht und das haben wir jetzt davon, Millionen von Menschen, die nur noch in der Flucht eine Chance für die Zukunft sehen.

Irgendwo in Flensburg 2022…

Ich schrieb` seinerzeit in dem Blog über meinen Uganda-Trip davon, daß wir auch zweimal am – und eben ganz sicher nicht ‚im‘ – Viktoria See, dem zweitgrößten Süßwassersee der Welt, gewesen sind, von dessen Frischwasser Abermillionen von Menschen abhängig sind, allerdings nicht nur vom See als solches. Denn nicht unweit von Ugandas Hauptstadt entspringt aus diesem der Nil, der längste Fluß der Erde, der bekanntlich im Norden Ägyptens ins Mittelmeer mündet. Ja, genau, ganze Nationen sind abhängig von diesem Strom und seiner Quelle, das Wasser im Viktoria See hat allerdings vielerorts nicht mehr besonders viel mit Süßwasser zu tun, da er täglich die ungefilterten Abwässer von Millionen von Menschen aufnehmen muß und es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis auch dieser See, dieses gewaltige Ökosystem, umkippt. Und wir können uns nicht annähernd ausmalen, was das für Zentral- und Ostafrika bedeuten wird, ebensowenig wie wir uns vorstellen können, wie es ist und was in Sachen Völkerwanderungen passieren wird, wenn es in den Wüsten Afrikas noch heißer wird und noch weniger Wasser gibt. So glaubt doch bitte niemand, daß die Flüchtlingsströme von dort irgendwiewann weniger werden, denn nein, ganz im Gegenteil, das, was sich täglich im Mittelmeer und an den Grenzen zu Europa abspielt, ist erst der traurige Anfang. Und was passiert seit jeher, wenn zu viele Menschen ein fremdes Territorium entern wollen? Es gibt Krieg, was auch sonst!? Die normale menschliche Lösung auf fast alle schwerwiegenden Probleme, nichts können wir so gut wie Krieg. Und da werden wir uns noch blöd umgucken, denn wenn die Afrikaner eins können, ist es kämpfen…

Nochmal das Wasser im Viktoria See in Nahaufnahme, eine einzige Kloake. Da bin ich selbst bei 35° Grad Sonne nicht baden gegangen… 2021

Dazu gibt es auch eine sehr passende Passage in der ‚Globalisierungsfalle‘ der Herren Martin/Schumann, denn mir soll ja keiner vorwerfen, ich könnte meine Theorien nicht irgendwie wissenschaftlich untermalen, um nicht bestätigen zu sagen. Dazu muß ich wohl sagen, hier klingt das Ganze noch etwas harmloser als bei mir gerade eben, aber gemeint ist dasselbe und wie gesagt, das Buch ist 30 Jahre alt: „Die globale Gleichschaltung zeigt Wirkung. Wo immer Fernsehbilder und Touristen den Lebensstandard der bisherigen Industriestaaten dokumentieren und das eigene Land außer Armut nichts zu bieten hat, bereitet sich die junge, lebenshungrige Generation auf die Wanderung in die gelobten Länder vor… Die EU schließt sich längst ein, verweigert Visa und Arbeitsgenehmigungen. Und doch läßt sich die Festung Europa nicht verriegeln, der Wassergraben ist zu schmal… Die Regierungschefs der Europäischen Union rüsten längst ihre Grenzschützer auf. „Millionen werden kommen“, erwartet Bertrand Schneider vom Club of Rome. „Wer wird den Schießbefehl geben, um sie davor abzuhalten?“

Ja, verdammt, das ist eine wirklich gute Frage, und es ist unausweichlich, daß es dazu kommen wird, das sollte uns allen klar sein und das ist ein weiterer von vielen Gründen, wo ich mich frage, ob mensch unbedingt noch Kinder in diese Welt setzen muß. Wie wäre es denn stattdessen, vielleicht ein oder zwei von den Millionen (zuckersüßen!) Waisenkindern, die es überall auf der Welt, aber gerade eben in Afrika – der Wiege der Menschheit – gibt, zu adoptieren und denen hier ein faires Leben zu ermöglichen und damit nebenbei für wichtige kulturelle Vielfalt zu sorgen?

Diese kleinen Racker aus Namibia will mensch doch am liebsten mit nach Hause nehmen. Checkt die Shirts! 2018…

Adoptieren, Herrgott nein, bist du denn irre? Also es geht bei dieser ganzen Fortpflanzungsscheiße schon auch hauptsächlich darum, den eigenen Samen zu streuen, um es mal bildlich auszudrücken, ist doch so, oder!? Das scheint wirklich ein ganz schwerwiegendes Problem zu sein, und so oft habe ich von Leuten, die schon Kinder hatten oder haben wollen und denen ich schonend versuchte beizubringen, daß es doch bereits zu viele Menschen auf diesem Planeten gibt, in etwa diesen Wortlaut zu hören bekommen, nämlich „daß die Zukunft ja auch ein paar gute Menschen braucht“ und so… Alter, und mir werfen die Leute vor, ich wäre arrogant. Also, Sarah Connor, deine Gene und Sprößlinge sind nun genau die, die die Welt retten und/oder den globalen Neuanfang bestreiten werden, oder was!?

Man ist auch nicht unbedingt ein “besserer“ Mensch mit guteren Genen, weil man eine bessere Bildung oder ein höheres Einkommen hat, das alles hat nämlich ganz ganz viel mit Chancen zu tun, die den Glücklichen unter uns in die Wiege gelegt wurden, die meisten anderen aber niemals haben werden. Und in einem anderen Punkt seid ihr lieben Eltern euch auch alle gleich, wenn`s ums Thema Nachwuchs geht, denn, was ich am allerhäufigsten zu hören kriege, wenn ich mal Bedenken an unserem Fortbestand äußere, ist ‚Man darf die Hoffnung ja nicht aufgeben’… Also damit kannst du dir wirklich alles schön reden, das ist echt dasselbe wie ‚Man muß die Feste feiern, wie sie fallen‘ oder ‚So jung kommen wir nicht mehr zusammen‘. Einer geht noch, einer geht noch rein…

Was zur Hölle ist denn so schlimm daran, in so einem Fall wie unserem, in dem uns der Zusammenbruch unserer Zivilisation bevorsteht, einfach mal die Hoffnung aufzugeben? Das heißt ja nicht, daß ich für mich resignieren und mein Leben von heute auf morgen komplett verändern muß oder gar aufgeben, mitnichten, ich persönlich wollte das alles eigentlich auch ganz gerne so bequem und angenehm wie möglich durchstehen. Aber was gar nicht geht, ist Hoffnung haben und dann aber so weitermachen wie bisher, wer so doof ist, setzt eben auch heute noch Kinder in die Welt. Dabei glaubt mir doch endlich, Leute, weniger wäre mehr und besser für alle! Der Mediziner, Psycho- und Lehrtherapeut Arnold Retzer hat mal gesagt: „Hoffnung erzeugt eine Binnenrationalität der Hoffenden, die man auch Blödheit nennen könnte.“

Ich glaube in Hamburg photographiert, sehr gut möglich, da sind immer überall Baustellen…

Dazu dann bitte Mr. Weisman mit ein paar ganz wichtigen und grandiosen Zahlen, die mensch sich wirklich mal verinnerlichen sollte. Also das folgende Zitat hier vielleicht einfach zweimal lesen, auch wenn sich das langsam alles ein bißchen wiederholen mag, aber das ist jetzt echt wichtig hier… „Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird es 2100 mehr als zehn Milliarden Menschen auf diesem Planeten geben. Sollten wir unser Tempo unwillentlich etwas beschleunigen, könnten es auch noch eine Milliarden mehr sein. Nehmen wir jedoch an – theoretisch, ohne Berücksichtigung politischer, sozialer und moralischer Einwände – daß die ganze Welt morgen eine Ein-Kind-Politik einführt. Am Ende dieses Jahrhunderts wären wir dann wieder bei 1,6 Milliarden angelangt, der Bevölkerungszahl von 1900. Das klingt unwahrscheinlich, ist aber wahr. Überlegen Sie einmal: Würden wir uns überhaupt nicht mehr fortpflanzen, würde unsere Bevölkerung in wenig mehr als 100 Jahren bei null landen. Und ein paar Generationen lang nur ein Nachkommen pro Familie zu zeugen, würde unsere Größe exponentiell verkleinern. Wir wären dann nur noch ein Viertel so viele, wie wir heute sind und wir würden damit Milliarden Hektar für andere Arten frei machen, von deren Existenz ein funktionierendes Ökosystem – einschließlich unseres Platzes darin – abhängt. Doch der Gedanke einer Ein-Kind-Verordnung ist erschreckend, selbst für die meisten Chinesen, die mit dieser Politik bereits Erfahrungen gemacht haben. Niemand möchte, daß man ihm in einer so privaten und natürlichen Angelegenheit Vorschriften macht.“

Genau, weil jede(r) in dieser Angelegenheit auch als erstes nur an sich denkt, egal ob mensch es mit unanfechtbar sinnvollen Zahlen und Fakten zu tun hat wie die gerade genannten. Leider ist es wesentlich einfacher (und macht vermutlich deutlich mehr Spaß, zumindest für uns Männer), Kinder zu machen, als Kinder zu kriegen, zu erziehen und am Leben zu erhalten. Ebenso weiß ich als jemand, der – wie in meiner Generation die meisten – einen Bruder und/oder eine Schwester hat, selbst sehr gut, daß Einzelkinder immer irgendwie ein bißchen komisch waren/sind, oder!? Es ist schon gut, wenn ein Kind nicht alleine groß wird, gerade weil es bei unserer Art von allen Tieren am Allerlängsten dauert, bis wir überhaupt ausgewachsen sind. Aber es muß ja auch nicht jedes Kind ein eigenes Trampolin im Garten haben, es könnte ja z.B. auch bei den Nachbarn mitgehüpft werden und wir bieten dann bei uns zu Hause ein anderes Sportprogramm. Aber dann bloß nicht mit den Schmuddelkindern spielen!

Mein Freund Gabu von Skate-Aid kann super mit Kids umgehen und ist ein toller Lehrer, ich beschränke mich da ja immer lieber aufs Bauen. Es ist auf jeden Fall jedes Mal herzzereißend geil, wenn dann wie hier in Windhoek, Hauptstadt von Namibia, der erste Betonskatepark eines Landes fertig ist – auf dem Gelände der Schule für seh- und gehörgeschädigte Kinder – und die Kids mit dem dicksten Grinsen auf den Backen ihre ersten Rollversuche machen. Da kriegste auch nach 35 Jahren Skateboarding noch Pipi inne Augen… 2018

Okay, aber wir haben gerade eben also schon mal die Zahlen zu einer globalen Ein-Kind-Politik gehört, die selbst mich beinahe optimistisch stimmen würden, um nicht zu sagen hoffnungsvoll. Um beim Thema zu bleiben, lest, was Mr.Weisman von seinem Besuch an der Universität im chinesischen Guangzhou zu berichten hat! „Plötzlich schoß mir ein Gedanke durch den Kopf. „Sind alle diese Studenten Einzelkinder?“, fragte ich meine Dolmetscherin. „Natürlich“, erwiderte sie, „das sind wir alle.“ „Sie sind eine der lebhaftesten und intelligentesten Studentengruppen, denen ich je begegnet bin“, rief ich ihnen zu. „Sie scheinen psychisch nicht beeinträchtigt zu sein. Bedauern Sie es nicht, keine Brüder und Schwestern zu haben?“ Sie gaben zu, daß es so war, verstanden aber die Notwendigkeit der Ein-Kind-Politik und hatten sich an die Situation gewöhnt. „Unsere Cousins, unsere Cousinen und unsere engsten Freunde sind nun unsere Geschwister“, erklärte mir eine Studentin. „Wir haben die Familie sozusagen neu erfunden“, ergänzte eine andere junge Frau. Wieder einmal wurde ich daran erinnert, wie anpassungsfähig Homo sapiens ist und in welchem Maß unsere Flexibilität erklärt, daß wir bis jetzt überlebt haben – und vielleicht vorausahnen läßt, wie es uns gelingen wird, weiter zu überleben.“

Auch bei diesen Worten gebe ich zu, daß in mir drinnen kurz ein ganz kleines Fünkchen der Hoffnung für uns aufflammen könnte, aber genauso schnell sacke ich wieder resignierend in mir zusammen. Die Chinesen sind nun mal durch ihr nicht immer rationales Vorgehen eins der emsigsten und diszipliniertesten Völker der Erde, der Rest der Welt ist dies aber nicht, und das ist wiederum ja auch das Wunderbare an uns Menschen, unsere Vielfalt und Andersartigkeit. Am besten wäre jedoch das Wunschdenken, wir würden wieder wie früher im Einklang mit der Natur leben. Das tun wir aber nun leider wahrhaftig schon lange nicht mehr, ganz im Gegenteil, denn wir beuten sie aus, arbeiten gegen sie und überholen uns dabei in unserer eigenen Evolution immer wieder selbst, wie Alan Weisman im Folgendem nochmal mit einem wichtigen Punkt darstellt:

„Während der vergangenen zwei Jahrhunderte ist es uns auf zuvor unvorstellbare Weise gelungen, Krankheiten zu besiegen oder uns präventiv vor ihnen zu schützen. Wir flicken kaputte Körper wieder zusammen. In den meisten Teilen der Welt haben wir es geschafft, die menschliche Lebenserwartung zu verdoppeln: Von unter 40 auf fast 80 Jahre. Hätten wir dies nicht getan und der Natur ihren Lauf gelassen, würde sie unsere Bevölkerung in regelmäßigen Abständen durch Pandemien dezimieren, so wie sie auch die Wälder durch Brände ausdünnt, und eine viel kleinere Zahl von uns würde noch leben… Unsere medizinische Technologie ist ein Vorteil, den wir durch die Entwicklung unserer Intelligenz erzielt haben – und sie bedeutet auch, daß es auf unserem Planeten mehr Menschen gibt, weil wir länger hier verweilen, mehr Nahrung konsumieren und so weiter. Da alle außer ein paar Soziopathen dagegen sind, die Sterberate zu erhöhen, gibt es nur eine Chance, unsere Bevölkerungszahl zu reduzieren: Die Senkung der Geburtenrate.“

Auch die Bevölkerung in Asien wächst und gedeiht und ein Ende ist nicht in Sicht. Höchstens wenn die Gletscher im Himalaya abgeschmolzen sind, dann sind nämlich knapp zwei Milliarden Menschen ohne Trinkwasser, während der Meeresspiegel dazu unaufhörlich steigt. Schlechte Aussichten für die Kurzen, denn leider schmilzt alles schneller als erwartet und diese Entwicklungen lassen sich nicht mehr aufhalten, sondern beschleunigen sich nur selbst, genauso wie wir… Don Koot, Laos, 2023

Dazu gleich im Anschluß ein paar Worte von Pastor Richard Cizik aus Washington D.C., einem ehemaligen Washingtoner Lobbyisten für die National Association of Evangelicals, den Weisman seinerzeit auch für sein Buch interviewt hat. Ich möchte dabei deutlich betonen, es handelt sich hier um einen amerikanischen Geistlichen, da scheint es also doch tatsächlich auch den ein oder anderen Intelligenten drunter zu geben, somit höret, meine Kinder! „“Familienplanung ist nicht nur moralisch: Sie ist einfach zwingend. ‚Seid fruchtbar und mehret euch‘ wurde nach der Sintflut durch das Gebot ersetzt, in Frieden mit allen Kreaturen Gottes zu leben. Im Himmel stirbt nichts aus. Nachhaltigkeit bedeutet, daß man Dinge nicht aussterben läßt. Doch genau das tun wir ganzen Arten an. Das ist uns jedoch nicht bewußt, es sei denn, wir hören den Wissenschaftlern zu, die uns erklären, was die Schöpfung uns nicht direkt sagt, uns aber vermitteln will. Das ist der Weg der Wissenschaft – daß sie uns verstehen hilft, was die Schöpfung über sich selbst sagt.“ Beim Abschied verwies er mich auf die Offenbarung 11,18. „In seiner Vision von der Endzeit sieht der Apostel Johannes voraus, daß Gott alle zerstört, die die Erde zerstören“, sagt er. „Also haben wir die moralische Pflicht, für die Erde zu sorgen und so zu leben, als würden unser Leben und unsere Zukunft von ihr abhängen.““

Harter und ziemlich ehrlicher Tobak für einen Geistlichen, aber ja, genau diese moralische Pflicht haben wir, nicht weil Gott oder die Bibel uns das vorschreibt, sondern weil uns ein sogenannter ‚gesunder Menschenverstand‘ so handeln lassen sollte, den scheinen die meisten allerdings entweder verloren oder aber noch nie besessen zu haben. Und Schuld sind nicht immer die anderen – um nochmal kurz auf die unzähligen Verstrickungen einer globalisierten Welt hinzuweisen – denn ja, WIR sind dafür verantwortlich, wer an der Macht steht, wir haben die Wahl und können uns wehren. Theoretisch, praktisch sieht`s natürlich alles ganz anders aus, aber daran sind wir alle Schuld und nicht nur die anderen oder die da oben.

Und wenn das Wörtchen wenn bloß nicht wäre, so zitiert Weisman in ‚Countdown‘ auch einen gewissen John Guillebaud, emeritierter Professor für Familienplanung und reproduktive Gesundheit am University College London, der u.a. folgendes zu sagen hat: „Wenn die Welt nicht von Ökonomen, sondern von Biologen beherrscht werden würde… dann würde alle Welt wissen, daß keine Spezies, die Menschheit eingeschlossen, sich endlos vermehren kann, ohne letztlich die eigenen Lebensgrundlagen, zum Beispiel Nahrungsmittel, aufzubrauchen, was schließlich zum Zusammenbruch des Bestands durch eine hohe Sterberate führt. Unablässiges Wachstum, Leute, ist die Doktrin der Krebszelle.“

Es verunglimpft das Elend der BewohnerInnen, aber ja, auch so kann ein Krebsgeschwür aussehen, denn auch in Südamerika leben die meisten Menschen in Großfamilien mit vielen Kindern, aus der Armut geboren und in sie hinein. In Peru kommt noch die traurige Tatsache dazu, daß vielen Geburten eine Vergewaltigung vorausgegangen ist… Stadtrand von Ayacucho 2014

Den Vergleich mit einem Krebsgeschwür, den ich so ja auch schon in vorigen Kapitel angebracht habe, benutzen eben auch echte Experten, yeah! Alan Weisman fragt uns dann an anderer Stelle noch: „Ist der Homo sapiens so hoch entwickelt oder so sehr göttlich inspiriert, daß wir Regeln überwinden, die für die übrige Natur gelten? Oder sind wir einfach nur ein Teil – ein zweifellos beherrschender Teil – des großartigen lebendigen Bildes der Erde, dessen Existenz den selben Grenzen unterliegt wie die aller anderen Lebensformen hier?“… Und an anderer Stelle geht es weiter: „Die Frage, wie man die menschliche Habgier drosseln könnte, ist noch verzwickter als die, wie sich eine einheitliche physikalische Theorie finden läßt. In den letzten 50 Jahren hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt, das Weltwirtschaftswachstum jedoch um das Siebenfache zugenommen. Wenn wir Glück haben und in größerem Umfang verhüten, stabilisiert sich die Weltbevölkerung vielleicht. Doch der Konsum wächst weiter, fast exponentiell. Denn je mehr die Menschen haben, desto mehr wollen sie.“

Und wieder ganz genau, denn das ist einfach die wesentliche der vielen schlechten menschlichen Eigenschaften, exponentielles Wachstum, Stichwort Krebsgeschwür. David Brown vom United States Fish and Wildlife Service, der in ‚Countdown‘ auch zu Wort kommt, faßt es hervorragend zusammen: „Tiere lassen sich managen, weil die Spezies, von der sie gemanagt werden, ihnen weit überlegen ist. Das gilt jedoch nicht, wenn es darum geht, uns selbst zu managen. Wir haben bewiesen, daß wir völlig unfähig dazu sind.“ Genau, was nämlich ganz klar und deutlich wird, wenn mensch einfach mal die Nachrichten anmacht und guckt oder hört. Nichts, aber auch gar nichts läuft mehr rund, außer Sport vielleicht, aber bei dem sollte mensch lieber auch nicht hinter die Kulissen gucken oder mal ins Eingemachte gehen. Daß zum Beispiel die FIFA zu einer durchweg verbrecherischen Institution geworden ist, haben ja inzwischen selbst die stumpfesten Fußballfans verstanden, natürlich wollen jetzt auch noch Investoren in die heilige Bundesliga eindringen…

Apropos stumpf, Gehirn ist ja Trumpf, eine gute Bekannte hat mal in einem Gespräch über Gott und die Welt zu mir gesagt (das weiß ich so gut, weil ich es mir direkt notiert habe): „Ich hab`, als ich schwanger war, aufgehört Nachrichten zu gucken, weil ich dachte ‚Was hab` ich getan?‘. Genauso sagte sie kurz danach allerdings, sie wäre nicht glücklich, hätte sie kein Kind gekriegt, und wenn es jemand anders für sie kriegen würde, dann würde sie auch gerne noch drei Kinder haben, sie möchte aber nicht nochmal schwanger sein… Tolle Bekannte habe ich, denke ich manchmal, denn so oder ähnlich denken mit Sicherheit viele von denen, was ich einfach gruselig finde. Nicht glücklich sein ohne eigene Kinder… Meine Fresse, ist es tatsächlich so schlimm, heutzutage ohne eigene Kinder alt zu werden? Habt ihr gar keine anderen Hobbys oder Ideen für euer Leben?

Ihr könntet z.B. so wie ich Skateboard-Memorabilia sammeln und bewahren, diese Alien Workshop Notebook-Series von Neil Blender als Sticker hat mich nur 70,- Euro gekostet. Ich weiß, dekadent, aber alles für die Kunst! Und mit Blagen am Hals könnte ich mir sowas erst recht nicht leisten… (Auf dem Bild scheint übrigens der Sonnenuntergang durch mein Schlafzimmerfenster, artsy, `nä!?)

Also, ich kann hier insofern aus Erfahrung sprechen, weil sich nämlich eben ein nicht geringer Prozentsatz meines lieben Bekanntenkreises diesbezüglich irgendwie primitiv verhält oder schon verhalten hat, eigentlich leider sogar ein ziemlich hoher Prozentsatz. Ich mein`, mal im Ernst, warum muß ich mit Ende 30 oder gar Anfang 40 mit einem Partner/einer Partnerin, den/die ich erst seit drei, vier Jahren haben mag, im 21. Jahrhundert unbedingt noch ein Kind (im schlimmsten Fall noch mehrere) in die Welt schießen, äh, scheißen? Doch bitte nicht, um sich damit besser zu fühlen!? Das geht nämlich spätestens dann nicht auf, wenn ich mir ein paar Jahre später anhören muß ‚Ja, eigentlich ganz geil so Kinder, aber ist auch echt ganz schön anstrengend…‘, etwas, das ich beileibe schon weitaus öfter hören mußte, als mir als Unbeteiligter lieb ist. Gerade halt nach irgendwelchen Trennungen, die in meinem Umkreis genausowenig wie irgendwo anders nicht abzubrechen scheinen und eher an der Tagesordnung sind, sobald das Kind von niedlich zu nervig umschwenkt. Ich mein`, ganz klar, in dieser unglaublich stressigen Welt heutzutage ist das Leben an sich ja schon eins der härtesten, jetzt willst/mußt du nebenbei noch ein Kind oder mehr großziehen, das gibt ganz schnell einen Streß-Overload und – zack – hält die Beziehung dem Ganzen nicht mehr stand und wir haben für die Statistik wieder ein paar mehr Alleinerziehende. Leute, das ist heutzutage das neue Normal, und nicht die Ausnahme!

Und da wären wir wieder dabei, daß jede(r) bei Reproduktion in erster Linie nur an sich denkt bzw. an die Bedürfnisse dieses einen übernatürlichen animalischen Triebes. Jetzt erst Mitte Januar gab mir dann eine liebe Bekannte auf einer Geburtstagsparty dazu noch einen wichtigen Denkanstoß, wie er nur von einer Frau kommen kann, auch wenn die sowas ja nicht so gerne hören wollen. So setzte sie sich neben mich und fragte, wie es mir denn so gehen würde, und da mußte ich ihr wohl erklären, daß ich gerade mitten in meinem Apokalypse-Blog drin stecke und dementsprechend psychisch schon bessere Phasen durchgemacht habe und etwas doll am Minus-Pol aufgeladen bin. Als ich ihr dann erklärte, daß ich es nicht verstehen kann, wie die Menschen und gerade auch meine Freunde sich munter weiter fortpflanzen und warum sie das bloß tun würden, da meinte Lux wie aus der Pistole geschossen ‚Wahrscheinlich wegen der Liebe‘. Die wollen einfach (von ihren Kindern) geliebt werden, wie nur Kinder Eltern lieben können, nämlich vollkommen, zumindest bis sie anfangen, klar denken zu können. Ja, so ein Gedanke kann eigentlich nur von einer Frau kommen, ihr seid nun mal weicher als wir… aber wie recht sie damit hat!? Da hat es ein bißchen Klick bei mir gemacht, es kann halt echt nicht schaden, sich zwischendurch mal mit anderen Menschen im Gespräch auszutauschen, wenn mensch ansonsten den halben Winter lang am Schreibtisch sitzt und Apokalypse-Blogs schreibt…

Kommendes Wochenende zu Ostern kriege ich wieder Besuch von diesen Blockflötengesichtern hier, die können bei sich in Flensburg wohl kein Lagerfeuer machen. Na dann frohe Weihnachten, jedes Jahr die gleiche Scheiße…

So ist genau das natürlich etwas, in dessen Genuß ich in diesem Leben nicht kommen werde, diese bedingungslose Liebe zwischen Eltern und Kind zu erfahren, also von oben nach unten eben. Denn wie mensch seine Eltern lieben kann, habe ich in meinem Leben glücklicherweise erfahren dürfen und tue das auch heute noch, zumindest was mein Herrchen angeht, Frauchen ist ja leider schon lange nicht mehr bei uns. Deren Meinung zu meinem Apokalypse-Blog hätte ich übrigens gerne gewußt, sie hätte wirklich inhaltlich Korrektur lesen müssen, sowieso wäre mein Leben ein anderes und noch besseres, wenn mein Frauchen noch da wäre. Irgendwie war sie der einzige Mensch, auf den ich jemals sowas wie gehört habe (schneuz)…

Also ja, dieses Gefühl, voll und ganz geliebt zu werden, erfährt mensch vermutlich nur durch seine eigenen Kinder (und von der ein oder anderen Lebensabschnittspartnerin vielleicht), und das muß in der Tat auch ein ganz wichtiger Grund sein, warum sich Menschen fortpflanzen, ob sie sich dessen bewußt sind oder nicht. Und so schön und romantisch das alles auch klingt, aber anders ist diese Liebe wirklich gar nicht zu kriegen? Müssen es unbedingt eigene Kinder sein oder gibt es diese Liebe nicht auch bei anderen Familienmitgliedern, gegenüber Freunden oder bei einer Adoption? Auch hier weiß ich aus dem Feundeskreis, daß das sehr wohl geht, und harte Zeiten verlangen nun mal harte Maßnahmen. Letztendlich unterstreicht der Mangel an Adoptionen im Vergleich zu eigenen Kindern auch nur den egoistischen Ansatz, der zu nahezu jeder Geburt (ungewünschte Kinder nicht mit einberechnet) dazu gehört. Diese Befriedigung eines Bedürfnisses, da wird, glaube ich, im ersten Moment nicht unbedingt an das Kinderwohl gedacht, vor allem weil dieses bei der ganzen Gelegenheit natürlich gar nicht erst gefragt wird, geschweige denn eine Wahl hätte. Stimmen wir mal alle zusammen kurz ‚Filmriß‘ von Knochenfabrik an! „Wir hatten uns nicht vorgenommen, jemals auf die Welt zu kommen, und trotzdem ist es irgendwie passiert. Als wir uns schließlich selbst erkannten und alles ziemlich scheiße fanden, hatten wir das Wichtigste kapiert“…

Und natürlich habe ich – wie schon mal erwähnt – ohne Frage auch reichlich gute Freunde, die Eltern glücklicher Kinder sind und die Bestimmung haben, gute Eltern zu sein, und ebenfalls damit glücklich sind. Da ist auch gar nichts gegen zu sagen, denn dafür hat uns die Natur gemacht und nur deswegen sind wir hier. Allerdings handeln wir in nahezu allen anderen Belangen auch ständig gegen die Natur, ganz davon zu schweigen, daß wir uns ständig in unserer eigenen Evolution überholen. Wer heute noch meint, er oder sie bräuchte die Familie und deren Liebe im Alter, sollte sich mal klar machen, daß zumindest in der westlichen Welt die meisten Menschen – ja, wahrscheinlich auch du, solltest du so alt werden (dürfen) – im Altersheim alt werden und sterben, nicht zu Hause im Kreise der Familie. Ich fragte es schon öfter: Hat genau dieses gesellschaftliche Modell Familie zumindest in unserer Gesellschaft nicht vielleicht ein bißchen ausgedient? Natürlich nicht für alle, aber generell eventuell!? Und ey, ich weiß selbst, wie toll eine Familie ist, andererseits sucht mensch sich seine Verwandten auch nicht aus, eher seine Freunde…

Auch eine Lieblingsfamilie von mir, um die ich mir keine Sorgen mache, sind die Löhnerts aus derzeit Hong Kong, wobei Lucas ursprünglich aus Neufinster kommt, ist so`n Kaff hier in Schleswig-Holstein. Bisous einmal um die Welt, ich hoffe, ihr schaut diesen Sommer wieder rein!

Hand aufs Herz, wie viele von unseren lieben Bekannten und Freunden werden zum Beispiel noch Silberne Hochzeit feiern, also 25 Jahre zusammen sein, ganz egal ob verheiratet oder nicht!? Sicher nicht die meisten, denn die meisten schaffen ja nicht mal die kristallene Hochzeit (15 Jahre), das hab` ich immerhin schon mal ganz ohne Kinder geschafft (ein halbes Jahr später war das dann leider aber vorbei). Die meisten Menschen sind einfach nicht (mehr) für Monogamie geschaffen, meiner Meinung nach waren wir das noch nie, und das geht inzwischen auch weniger als je zuvor bei all dem Porno und der Zügellosigkeit, die uns täglich umgibt. Zudem wird heute wie in der Wirtschaft meistens eher ausgetauscht als repariert! Ein Kind braucht aber nun mal Eltern, und am besten nicht nur eins davon, sondern zwei, aber Nachwuchs kann kein Kitt dafür sein, eine Beziehung zu verfestigen oder gar zu flicken. Beim dem Thema sollte mensch sich – finde ich als Außenstehender zumindest – doch bitte 111% sicher sein, bevor aus Spaß Ernst wird und aus Sex ein Kind. Und jaja, sicher sind sie sich ja alle ihrer Sache immer total, meistens sogar schon nach drei, vier Jahren Beziehung… Ich lach` mich tot, ey, geht doch erstmal zusammen durch Dick und Dünn und lernt euch und das Leben kennen!

An dieser Stelle will ich kurz noch einwerfen, daß mir durchaus bewußt bin und es selbst auch schon im Bekanntenkreis erlebt habe, daß ein Kind auch Menschen retten kann, indem es ihnen und ihrem Leben Struktur und Sinn verleiht. Es gibt durchaus Menschen (und z.B. auch nicht wenige Pro-Skater), die in ihrem bisher verkorksten Leben eine 180° Grad-Drehung vollziehen und sich auf die rechte Bahn bringen, wenn sie auf einmal ein Kind großziehen müssen und das dann auch besser hinkriegen, als ihnen irgendwer zugetraut hätte, aber das sind wohl leider absolute Ausnahmen.

Und glaubt mir bitte nochmal, obwohl ich es mir vielleicht nicht annähernd vorstellen kann, kann ich verstehen, daß es das höchste der Gefühle für einen Menschen (um nicht Lebewesen zu sagen) sein muß, den eigenen Nachwuchs in den Händen (oder Pfoten) zu halten und ein Wesen groß zu ziehen, das bedingungslos von einem geliebt wird, weil`s das eigene Kind ist und deshalb bedingungslos zurückliebt. Das muß bestimmt ganz toll sein, trotzdem vermisse ich es zum Glück nicht und ich frage mich, ob es wirklich all die Mühe wert ist oder mensch nicht vielleicht auch drauf verzichten kann und sich seine Kicks irgendwie anders holen. Jedenfalls habe ich den Eindruck, daß ein Kind großzuziehen in erster Linie aus ganz viel Streß und “Arbeit“ besteht, gerade heute in unser surreal technologisierten und überstressigen Welt, in der es keine Wertgefühle mehr zu geben scheint (allerhöchstens wenn es die eigene Familie betrifft vielleicht, aber oft ja nicht einmal dann). Vor allem natürlich wenn wie schon angesprochen mensch sich bereits ein paar Jahre nach der Geburt trennt, wie es ja schon lange en vogue und scheinbar die Norm ist.

Diese beiden Fellbatzen werden auf jeden Fall bis in alle Ewigkeit miteinander kuscheln, geht gar nicht anders. Das Bild ham Olga und ich beide am Bett hängen…

Es hilft mit Sicherheit auch nicht, wenn mensch zu spät mit dem Kinderkriegen anfängt und Ende 30/Anfang 40 ist nicht nur biologisch schon reichlich spät, aber klar, mensch will sich ja erstmal vorher die Hörner abstoßen und Karriere machen. Dumm ist nur, daß die wenigsten das eine, andere oder beides dann als Eltern ablegen, und darunter leiden natürlich vor allem die Kinder. Denn wir dürfen halt nicht vergessen, daß wir in einem Zeitalter leben, in dem viele Kinder gar nicht mehr wirklich mit den Eltern groß und von diesen erzogen werden, weil Arbeit und Streß  in jeder Generation zum Alltag gehört, und zwar von morgens bis abends. Oder möchte hier irgendjemand bestreiten, daß die Welt extrem stressig und schnelllebig geworden ist? Das gilt dann in gewisser Weise z.B. mit Sicherheit leider auch für Liebe, sowas wird heute weggewischt.

Ich will auch gar nicht zu puristisch oder gar konservativ daher kommen, wenn ich sage, ein Kind braucht eine Familie zum Großwerden, denn Heiraten finde ich genauso überholt wie in die Kirche gehen und nicht clever, sondern heuchlerisch und spießig, wenn mensch es nur aus Steuergründen macht. Kinder großziehen geht ja mit Sicherheit auch ohne Familie bzw. alleinerziehend, allerdings zeigen Statistiken dann ja wohl doch, daß Erziehung ohne Mutter, Vater oder Familie auch gerne mal schief gehen tut. Und Alleinerziehende könnten einem auch wirklich leid tun, wären sie nicht zu mindestens 50% selbst Schuld an ihrer Misere, in dem sie überhaupt erst Kinder in die Welt gesetzt haben, ohne sich z.B. bewußt zu machen, daß in einem der reichsten Industrieländer der Welt derzeit ca. 500.000 Kita-Plätze fehlen, obwohl das Recht darauf im Grundgesetz verankert ist. Wie fragten sie da letztens noch im Fernsehen bei Extra-3, warum gibt es eigentlich kein Sondervermögen für Kinder? Na, weil die Politik die falschen Prioritäten setzt und echte Probleme schon seit Jahrzehnten geschickt ignoriert, so wie viele Bürger das Weltgeschehen, wozu mensch weder geschickt noch doof sein muß, sondern sich nur wie die Made im Speck fühlen. Politiker hingegen müssen geschickt sein, sonst kämen wir ihren Verbrechen ja noch auf die Schliche…

Glaubt bloß nicht denen da oben und erst recht nicht denen im Fernsehen, äh, Internet… The Ich in der ‚Florabowl Locals‘ Doku im Schanzenpark, Hamburg, 2022

Aber wir dürfen eben nicht immer nur über die da oben schimpfen und insgesamt würde ich mich hier mit Sicherheit nur halb so viel aufregen, wenn ich nicht tagtäglich miterleben müßte, was für tolle Kinder denn gerade auch meine Generation – die dafür nun oftmals schon viel zu alt ist und dementsprechend “weit weg“ vom eigenen Nachwuchs – für Kinder heranzieht. Da wird mir nämlich wirklich regelmäßig nur noch schlecht und ich würde viele davon am liebsten einfach gerne mal ordentlich durchschütteln (die Eltern zuerst, dann vielleicht die Kinder) und darauf hinweisen, daß wir doch auch nicht so erzogen und groß geworden sind. Fakt ist, weil beide Eltern ja Karriere machen wollen und oftmals auch müssen, um die Raten für all die kostspieligen Besitzgüter abzubezahlen, die auf Pump gekauft wurden, wachsen die meisten Kinder wie gesagt heutzutage ja gar nicht mehr richtig bei oder mit ihren Eltern auf. Da ist doch schon mal grundlegend was faul in unserer Gesellschaft.

Noch schlimmer ist allerdings, daß die wenigsten Kinder heute noch Kinder sein dürfen, und das liegt nicht nur an der verrückten Welt da draußen, sondern vor allem an den aus welchen Gründen auch immer unfähigen und übervorsichtigen Eltern, denn Kinder sind immer nur so schlimm wie ihre Eltern, gell!? Und ja, was sogenannte Helikopter-Eltern diesen Moment gerade für eine Generation Opfer ranziehen, wird ihnen wohl erst bewußt werden, wenn diese mal sowas wie erwachsen sein sollen. Und ich will auch auf diesem Thema, mit dem ich ein eigenes ganzes Kapitel füllen könnte, nicht ewig lange rumreiten, aber nur einmal ein Beispiel aus meiner eigenen Feldforschung, die ich in dieser Form nicht gesucht oder gestartet habe, sondern mit der ich einfach konfrontiert wurde und werde, weil ich eben mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehe und mir zur Not auch mal Gedanken über Geschehnisse mache.

Langjährige LeserInnen dieses Blogs sollten sich erinnern, daß ich vorletztes Jahr eine ziemlich große Baustelle in Handewitt bei Flensburg hatte, die gut ein halbes Jahr gedauert hat, und zwar bei der großen örtlichen Gesamtschule mit insgesamt über anderthalbtausend Kindern und Jugendlichen, wo auch eine betreute Grundschule integriert ist.

Für diese Aufnahme hab` ich kurz einer Mutter ihren Helikopter geklaut… Nein, das hat Davids Drohne geschossen, David ist ein Guter, danke David!… Handewitt Juni 2022

Ich hatte dort das Glück, jeden Tag zu Mittag echt leckeres Essen in der hauseigenen Mensa zu bekommen, welche eine große Fensterfront nach draußen hat, wo ich mich zum Essen immer hingesetzt habe. Denn ich hab beim Essen gerne meine Ruhe (zum Kauen und Runterfahren) und gucke dabei lieber aus dem Fenster als irgendwelchen Kindern und Jugendlichen bei der Nahrungsaufnahme zu, ich bin inzwischen schließlich schon 48 Jahre alt und nicht mehr im Kindergarten. Zudem sitze und bin ich seit jeher sowieso immer lieber eher am Rand als mitten im Geschehen, vor allem was unsere Gesellschaft angeht.

BOARDSTEIN wie immer weltweit ganz vorne mit dabei, und zwar am linken Rand der Gesellschaft… Tunesien 2023

Da die Mensa direkt neben dem Parkplatz gelegen ist und während meiner Mittagspause die sechste Stunde zu Ende ging, mußte ich dann allerdings ein halbes Jahr lang jeden Wochentag Zeuge eines ganz ganz traurigen und erschreckenden Schauspiels werden – um nicht Ritual zu sagen – welches sich banal anhört, aber doch ganz gut verdeutlicht, wie fertig unsere schöne moderne Gesellschaft hierzulande so ist. Und mir ist völlig klar, daß ich das vielleicht jetzt alles ein bißchen überspitzt sehe, denn das ist genau eins meiner eigenen ganz persönlichen Probleme, sonst würde ich wahrscheinlich auch keinen Apokalypse-Blog schreiben. Aber daß es fast überall in der westlichen Welt, ganz egal in welchem Land, vor allem morgens vor Schulen zu Staus und Verkehrsproblemen kommt, weil die meisten Eltern ihre Schnuffis von der Haustür bis zur Schule fahren müssen, anstatt dies den Schulbus oder das Fahrrad machen zu lassen, habt ihr vielleicht auch schon mal selbst erfahren, gehört oder in der Zeitung gelesen. Ich mein`, ‚Kiss and Ride‘-Zonen sind nicht in Deutschland erfunden worden, sonst würden sie anders heißen, und die gibt es auch nicht erst seit gestern.

Diese Tatsache, daß vielen Kindern heutzutage nicht mehr zugemutet wird, ihren Schulweg zu Fuß, mit Rad, per Bus oder alles zusammen zu bestreiten, ist schlimm genug, und das sagt jemand der damals ab der fünften Klasse jeden Tag sechs Kilometer mit dem Rad zur Bushaltestelle und dann 35 Minuten Bus fahren mußte, um zur Schule zu gelangen. Klar gibt es heute mehr Verkehr als damals und so gesehen mag es ein bißchen gefährlicher auf Deutschlands Straßen geworden sein als in den `80ern und `90ern noch. Aber ja, genau, warum wohl? Weil viel zu viel Auto gefahren wird, und außerdem wachsen die Kids ja auch mit dieser Gefahr auf, wenn mensch sie denn mal lassen würde, traut den Kurzen doch mal was zu und laßt sie Verantwortung übernehmen verdammt! Und damit zurück zu dem traurigen Schauspiel, von dem ich in Handewitt jeden Mittag Zeuge werden mußte, denn direkt vor meinem Fenster standen dann die Eltern und warteten nach Schulschluß auf ihre Kids.

Da baust du einen 1600qm-Skatepark in Handewitt, wo es nur Scooter- und Fahrrad-Kids gibt und keine Skater und stolperst dann in der Mensa der örtlichen Schule in diese Scheiße rein. Hilfeeeee! Wie weit ist es nur mit uns gekommen, und mit Thrasher, gib` mir Abi `95 zurück!…

Nicht alle waren mit dem Auto da, manche Airwolf-Mütter/Väter kamen auch zu Fuß oder mit Rad aus den benachbarten Wohngebieten (Handewitt ist letztendlich ein einziges wachsendes und wucherndes Mittelstands-Wohngebiet). Aber sie alle machten durch die Bank weg das gleiche, nachdem sie ihre Kinder begrüßt und oftmals umarmt hatten: Sie nahmen ihnen den Schulranzen oder Rucksack ab und trugen ihn entweder die vierzig Meter zum Auto oder eben bis nach Hause. Das schaffen die kleinen Racker nämlich nach sechs Stunden Schule nicht mehr selbst… Jaja, so sind Eltern im 21. Jahrhundert nun mal zu ihren Kindern, möget ihr jetzt denken, ist doch voll nett und so. Ist voll Moppelkotze, sage ich, denn ich frage mich dabei, was für verwöhnte und unselbständige Rotzblagen zur Hölle mal aus diesen kleinen Scheißerchen werden sollen? Sollen das die Männer und Frauen werden, die sich in Zukunft mit den immer gewaltiger werdenden globalen Problemen des 21. Jahrhunderts auseinandersetzen sollen, John Connor und Co.? Na dann gute Nacht, ergebt euch schon mal freiwillig, und zwar am besten gleich jetzt! (Das gilt übrigens auch für unsere Milchbubis bei der Bundeswehr mit ihrer kaputten Hardware ohne Munition) Aber ey, dafür können diese tollen Gören bestimmt schon mit spätestens Drei ein Smartpone bedienen… Jaja, Zeiten im Wandel, Arne, der Mensch paßt sich bloß an und du wirst dabei abgehängt. Deswegen sind unsere Kinder ja auch gerade fleißig dabei, so elementare Dinge wie Schrift, Sprache und aufrechten Gang zu verlernen, oder warte mal, gilt das nicht eigentlich vor allem schon für viele ihrer erwachsenen Eltern!?…

Auf dem Hin- und Rückweg zur Mensa mußte ich dann immer quasi über den Schulhof der betreuten Grundschule gehen, der dann an einer Asphaltfläche endet, wo ein blauer Schuppen steht mit Sportgeräten drin (auf dem Bild von der Baustelle oben gut zu sehen Anm.d.Verf.). Dieser war maximal dreißig Meter vom Bauzaun zu meiner Skateparkbaustelle entfernt. Die Baustelle lief dann schon eine gefühlte Ewigkeit – wir hatten auf jeden Fall schon die ersten Sachen betoniert – als mich auf dem Rückweg vom Essen mal eins von den Kurzen fragte, was wir da denn eigentlich bauen würden. Ich war total erstaunt und fragte, ob man denn nicht sehen könne, daß das mal ein Skatepark werden würde. Da meinte das Kind nur, die Aufpasserinnen sagen immer, sie dürften nicht weiter als die blaue Hütte gehen… Ach so, und das tut mensch dann als kleines neugieriges Kind auch tatsächlich nicht!?

Ich war wieder total baff und frage mich bis heute, was genau für Nutztiere die da in Handewitt eigentlich ranzüchten wollen, aber ja, je langweiliger das Kind, desto mehr Komplimente bekommen die Eltern. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum ich nicht mehr so gerne in Skateparks skate, selbst wenn ich sie selbst gebaut habe. Das liegt weniger an den Scooter-Kids, die mit Scheuklappen überall kreuz und quer fahren und uns Skatern dadurch das Leben schwer machen. Viel schlimmer sind deren Eltern, dabei ist egal, mit was für einem Spielgerät die Kids da sind. Früher waren im Skatepark nur die Aktiven plus gleichaltriger Anhang, aber niemals Erwachsene, und wir waren froh, wenn wir von denen weg waren und unsere eigene Welt mit unseren Regeln nur für uns hatten. Andersrum waren die auch froh, wenn die mal ihre Ruhe vor uns hatten, völlig normal, aber was genau läuft bei den Eltern heutzutage denn da schief?

Freitags in Deutschland, oh Mann… Hab` ich letztens mit unserem Gastgeber Heiko mal den neuen Skatepark in Lüneburg abgecheckt, Freitagnachmittags bei gutem Wetter, Scooter-Hölle des Todes und dann noch die schlimmen Eltern dazu! Immerhin haben die da Flutlicht, abends geht`s dann, aber der Park ist auch ohne Kids keine tolle Betonlandschaft, extrem langweiliges Hin- und Her-Design, Ralf, laß` langsam mal die anderen ran!

Heute hast du in Skateparks überall junge Eltern, die hinter ihren Kids auf deren Laufrädern quer durch den ganzen Park hinterher rennen, damit das Kleine bloß nicht umfällt. Dabei fallen die doch sowieso ab und zu um, weil das einfach dazu gehört, zum Kind sein sowie zum Rollen lernen jeder Art, und die Eltern können, weil sie eh nur hinterher rennen, insofern immer nur aufheben und Wunden pusten, so wie Überwachungskameras, die niemals Verbrechen verhindern, sondern allerhöchstens aufklären. Und wie gesagt, Alter, das Blag muß auch mal hinfallen, ohne Trostpflaster und dergleichen, sonst kann es nicht lernen und wird zum Mamasöhnchen, ein Unwort aus meiner Kindheit und Jugend, denn Mamasöhnchen wollte keine(r) sein, heute sind es alle. Ich hab es ohne Scheiß schon mehr als einmal erlebt, daß ein Scooter-Kid von einem älteren Skater (wie z.B. mir) geduldig über die Benimm- und Vorfahrtsregeln im Skatepark aufgeklärt wurde und dann angefangen hat zu heulen, kein Witz! So arm und verweichlicht sind die Kids heutzutage, und weswegen? Wegen ihren unfähigen Eltern, die ja nur das Beste für ihre Kinder wollen…

Glückliche Kinder, denn auf Don Det in Laos machst du sogar noch vor der Schule dein Kapitänspatent, und zwar ohne Schwimmweste. Bei uns undenkbar… 2023

Oder letztens bei Aldi in Bardowick, wo wir zum Einkaufen waren, da ich ja endlich zwischendurch meine nächste Baustelle in Vögelsen anfangen konnte. Ey, abends nach Feierabend im leeren Laden und das einzige, was zu hören ist, ist ein kleines Gör mit quakender Piepsstimme und ‚Papa dies? Papa das!‘ Immer wieder ‚Papa. Papa’… Als Kollege Jacob dann ums Regal kam und auch völlig entnervt meinte, sowas könne doch nicht angehen, war ich echt kurz davor, zu Papa zu gehen und ihm klarzumachen, er muß dem Kind allerbaldigst beibringen, zwischendurch auch mal die Schnauze zu halten, das ist nämlich eine von den echt wichtigen ersten Lektionen im Leben, mensch ist eben nicht alleine hier auf Planet Erde. Aber die Kleinen müssen sich ja frei entfalten können – unbedingt! – aber nicht so, ohne Respekt vor anderen!

Warum einfach, wenn`s auch kompliziert geht? Und warum brauche ich eigentlich Kinder, wenn es doch Hunde gibt? Die sind mindestens genauso schlau und bleiben ewig niedlich… Irgendwo in Nordfrankreich auf Baustelle, fragt mich nicht noch nach `ner Jahreszahl, ist zeitlos geil…

Und ich weiß, den meisten von euch mögen diese Anekdoten total banal vorkommen und ich möchte wie gesagt trotz des unendlichen Potenzials nicht weiter auf dem Problem Helikopter-Eltern herumreiten, weiß aber wirklich nicht, wohin das alles noch führen soll!? Und vielleicht bis wahrscheinlich haben sich unsere Groß- und Urgroßeltern ähnliche Sorgen gemacht anläßlich der jüngeren Generationen, aber war die Welt damals nicht wenigstens noch ein bißchen in Ordnung und nicht komplett aus den Fugen geraten? So wie ein Großteil der Menschen heutzutage? Sind wir (zum Glück, oh, holde Dankbarkeit) nicht noch halbwegs “normal“ groß geworden in einer noch etwas heileren Welt? Ja, das sind nämlich alle Generationen auch vor uns…

Mir fällt jedenfalls, wenn ich an meine Erfahrungen in Handewitt denke, mal wieder direkt eine Passage aus ‚Der Steppenwolf‘ ein, ganz am Anfang in den Aufzeichnungen des Protagonisten Harry Haller, wo er schrieb: „… dies haßte, verabscheute und verfluchte ich von allem doch am innigsten: Diese Zufriedenheit, diese Gesundheit, Behaglichkeit, diesen gepflegten Optimismus des Bürgers, diese fette gedeihliche Zucht des Mittelmäßigen, Normalen, Durchschnittlichen.“

Wohnwagen-Schrott in Langballigau nach der Jahrtausendflut im Oktober letzten Jahres… Hoffentlich ging nicht das ganze Ersparte dabei drauf, die tollen Versicherungen, die nur das Wohl ihrer Kunden am Herzen haben, zahlen nämlich nicht bei Hochwasserschäden, nur bei Sturm…

Check! Genau, so fühle ich mich, wie der Steppenwolf, und ich tue das nicht, weil ich es mir so ausgesucht habe, dafür habe ich seit jeher dann nämlich doch zu viel Optimismus in mir, sonst hätte ich in meinem Leben ja nicht so viel gesehen, erlebt und geschafft. Aber wenn du dann z.B. Ende Januar in unserem geliebten Flensburger Tageblatt lesen mußt, daß eine Kita in Flensburg-Adelby (ist gleich um die Ecke von Handewitt) aufgrund einer Elterninitiative wieder Fleisch in den Speiseplan aufnehmen muß, nachdem die Leitung das vor einem Jahr erfolgreich daraus verbannt hatte, kannst du doch wirklich nur noch heulen. ‚Unsere Kinder haben ein Recht auf Fleisch und sollen und müssen Fleisch essen!‘ Fleisch muß sein, beiß` rein!… Solche Eltern haben wir hier und ihr auch bei euch, das sind nicht alles Bauern, ganz im Gegenteil, aber Hinterwäldler allesamt und umso mehr.

Ich habe es vor langer langer Zeit ganz am Anfang in der Einleitung schon mal angesprochen, nämlich die nicht ganz unwesentliche Tatsache, daß ich mit mir im Reinen bin. Und damit mache ich euch hier ganz sicher nichts vor, denn es hat eben tatsächlich vor ein paar Jahren bei mir ‚Klick‘ gemacht und ich besann mich darauf, daß von nun an alles, also jeder Tag, nur noch Bonus ist, ich schrieb es ja schon mal, aber will es hier nochmal extra betonen. Ich war – und bin das bis heute noch – einfach rundum glücklich und zufrieden mit meinem bisherigen Leben. Natürlich war nicht alles toll – ganz im Gegenteil, nicht zu wenig Scheiße ich schon erlebt habe – und logischerweise gibt es noch viel, daß ich gerne sehen, erleben und lernen möchte. Aber so, wie es ist, würde es vollkommen reichen, es fühlt sich so an, als habe ich für mich, meine Träume, Wünsche und das Leben das Maximale rausgeholt und alles mehr ist eben noch ein schöner Bonus, für den ich ebenso dankbar bin. Doch ich könnte jederzeit als ausgefüllter glücklicher Mann von uns gehen.

Ich weise hier nur nochmal erneut so ausführlich darauf hin, weil das alles für mich nicht das Geringste mit Selbstzufriedenheit oder selbstgerecht sein zu tun hat, obwohl ich mich von beidem mit Sicherheit nicht ganz frei machen kann. Für mich fühlt es sich aber eher – in lack for a better word, wie der Ami sagt – irgendwie “erleuchtet“ an, auch wenn mir klar ist, wie arrogant und abgehoben das jetzt eben doch wieder klingen muß. Aber ey, was soll ich machen, so fühlt es sich für mich an und ich bin sehr dankbar für dieses Gefühl. Und jetzt wo ich gerade mehr als je zuvor darüber nachdenke… vielleicht war diese “Erleuchtung“ oder das tiefe Empfinden, mit sich im Reinen zu sein, vor ein paar Jahren ja auch der Moment, wo ich endgültig den Glauben an die Menschheit und Zukunft verloren habe, vorbelastet war ich diesbezüglich wie schon mehrfach erwähnt ja seit meiner Jugend. Ich hatte einfach auch das Glück zweier sehr toller und besonderer Eltern, die zwar eigentlich wenig Geld und immer Schulden hatten, aber gemangelt hat es uns nie an etwas. Ich bin im Nachhinein so dankbar, wie toll ich aufwachsen durfte, weil ich genau weiß, daß vielen Menschen das nicht vergönnt ist. Und es ist beileibe nicht jeder seines Glückes Schmied, es gibt auch Schicksalsschläge, die einen derartig aus der Bahn werfen können, daß mensch nicht wieder hochkommt.

The Breakfast Club – mein absoluter Lieblingsfilm, John Bender war mein Held und ist es immer noch…

Trotzdem ist es alles vor allem Einstellungssache und da überrasche ich mich gerade auch heute noch immer wieder, wie begeisterungsfähig und optimistisch ich dann doch eigentlich bin, denn wie gesagt, das meiste, was ich gesehen und erlebt habe, habe ich eben gesehen und erlebt, weil ich es so wollte und danach gesucht habe. Mein ganzes Leben war ein einziger Trip sozusagen, aber zugeflogen ist mir herzlich wenig, ich habe zeitlebens hart dafür und darauf hin gearbeitet, mir Träume und Wünsche zu erfüllen, welcher Art auch immer. Und das hat ohne Frage auch mit der Tatsache zu tun, daß ich 100% suchtkrank bin und in allen Belangen schon immer nach dem Prinzip ‚Ganz oder gar nicht‘ gelebt habe, und nicht wenige Tage, sondern vermutlich eher ganz schön viele, so, als wenn`s der letzte sein sollte. Aber ich habe außer meiner Mutter auch schon gute Freunde und Bekannte verloren, genau wie meinem Vater in den letzten zwanzig Jahren der Großteil seines Freundeskreises ganz plötzlich und oftmals viel zu früh weggestorben ist, von Olga ganz zu schweigen. Die hat in den letzten zehn Jahren mindestens ein Dutzend guter Freunde verloren und die waren noch nicht so alt wie die meines Vaters. Deswegen denke und weiß ich, ist es von großem Vorteil, sich unbedingt immer wieder bewußt zu machen, daß eben jeder Tag der letzte sein kann und es vielleicht nur bedingt Sinn macht, für die Zukunft zu leben, anstatt im Hier und Jetzt. Das sollte imer und unbedingt Mantra sein, aber heute ehr denn je, denn da draußen stehen ganze Armeen von Sensemännern, die alle nur auf grünes Licht warten…

So, und vielleicht kommen wir damit dann nochmal zu einem Punkt, der hier auf den ersten Blick so vielleicht gar nicht reingehört und etwas deplatziert wirkt, aber eben doch wesentlicher Teil des Ganzen ist, was wir ‚Leben‘ nennen. Habt ihr es schon mal so betrachtet, daß wer ein ausgeglichenes Sexleben hat, vielleicht keine Kinder zum (miteinander) glücklich sein braucht oder um eine Beziehung am Leben zu erhalten, um nicht zu sagen in die Länge zu strecken? Das würde ich mir, wo wir doch heute schon so intim miteinander kuscheln, nämlich vielleicht auch noch wünschen in unserer tollen fortgeschrittenen Gesellschaft, weil ich weiß, daß es uns allen verdammt gut tun würde. Nämlich wenn wir sexuell ein bißchen ungezwungener, offener und nicht so verkrampft durchs Leben gehen und uns vielleicht einfach öfter mal gehen lassen würden. Denn ein Morgen haben wir dafür, so wie`s aussieht, nicht mehr wirklich, aber so jung kommen wir auch nicht mehr zusammen, gell!?

Spitzenmäßige Skulptur in Lima, Peru, im noblen Stadtteil Mira Flores 2014…

Im Ernst, liebe Leute, fickt euch doch endlich mal ein bißchen glücklicher oder masturbiert wenigstens regelmäßig(er)! Endorphine sind nicht nur geil, sondern auch wichtig und gesund, und es gibt nichts Schlimmeres als chronisch untervögelte Menschen, die das Problem nicht erkennen und sich einem Partner unterwerfen, eine Partnerschaft künstlich in die Länge ziehen oder ihre persönlichen Bedürfnisse bis zur Selbstaufgabe unterdrücken und hinten an stellen. Ich habe Frauen kennengelernt, die seit mehreren Jahren kein Sex hatten, weil Kinder ja vorgehen, oder von einem Bekannten, daß er seit zwölf Jahren kein mit seiner Freundin hatte.

Und glaubt`s mir oder leckt mich am Arsch, aber auch bei diesem Thema habe ich reichlich Feldforschung betrieben, denn ich treibe tatsächlich schon seit einigen reichlichen Jahren auf einer Sexplattform im Internet mein Unwesen. Gestartet hat das ursprünglich tatsächlich, um vielleicht hier und da mal in den Genuß eines ungezwungenen Bumserchens zu kommen, heute mache ich das leider zwangsläufig scheinbar eher als volkskundliche Feldforschung in Reinkultur, was Spaß machen würde, wenn`s denn bloß nicht alles so traurig wäre. Denn was dabei in den letzten Jahren auf ganz schlimme Art und Weise deutlich geworden ist – wobei ich da logischerweise nur für die Damenwelt sprechen kann – ist, daß der Großteil der Frauen scheinbar absolut keine Ahnung hat, was er eigentlich will, pardon, sie eigentlich wollen. Und das gilt vor allem für den ganz hohen Norden unserer Republik, in Dortmund oder Hamburg war das damals alles nicht so deprimierend.

Nur wer vögelt, kann auch fliegen! Ab und zu sollte und muß mensch es sich einfach gutgehen lassen, und zwar volle Rakete! Alleine, als Paar oder… alles kann, nichts muß (hihi). Das Bild entstand eines Abends in meiner Hütte, ich glaube, es war mit Olga, kicher…

Ich spreche dieses Thema hier so überraschend und eventuell augenscheinlich unpassenderweise auch nur an, weil auch das für mich so bildlich für unsere kaputte Gesellschaft steht, denn wenn Mann sich mal von der weiblichen Seite anhören muß, wie plump und armselig sich auch die meisten Herren auf diesen Plattformen verhalten, kommt mensch ebenfalls nicht mehr aus dem Fremdschämen raus. Aber ja, wie unhöflich, unzuverlässig und letztendlich kindisch dort teilweise unter – sollte mensch meinen – Erwachsenen miteinander umgegangen wird, würde ich selbst nicht glauben, wenn ich nicht massenweise Dialoge und Email-Wechsel gespeichert hätte, die mal Teil eines richtigen Buches werden sollen, in dem ich einmal komplett blank ziehe, was mich und die Weiber angeht (Arbeitstitel: ‚Briefe (und Emails) an Mädchen (und Frauen)…

Eine ganz tolle neumodische Macke ist dann das, was wie vieles heutzutage ja sogar einen eigenen Namen bekommen hat (natürlich in Denglisch), wie ich erfahren mußte, nämlich ‚Benchen‘, also jemanden mit Häppchen von geheucheltem Interesse auf die lange Wartebank schieben. Ey, welcher erwachsene Mensch hat denn für so `ne Scheiße heutzutage noch Zeit? Nur die ganz einsamen? Und wie peinlich ist es bitte, sich daran aufzugeilen, oder warum wird sowas sonst praktiziert, aus reiner Boshaftigkeit? Das wäre ja noch schlimmer, würde mich aber auch nicht wundern, so kaputt und bösartig unsere Gesellschaft eben nun mal ist.

Hong Kong zeigt sich frivol, aber ich mußte das Bild unscharf machen, weil Lucas nicht erkannt werden wollte… 2023

Ganz bezeichnend dazu finde ich dann noch, wie das Verlangen nach BDSM in den letzten Jahren zugenommen zu haben scheint, es wirkt fast so, als ginge es bei den meisten nicht mehr ohne. Das finde ich tatsächlich schlimm, und ich will damit nicht spießig auf irgendwelchen sexuellen Vorlieben oder Fetischen rumhacken, denn erlaubt ist bekanntlich, was gefällt (und alles kann, nichts muß *lol*). Aber wenn es nicht möglich ist, einfach mal zusammen in die Kiste zu hüpfen, und da ein Riesendrama draus gemacht wird, frage ich mich, wie andere, noch intimere und intensivere Dinge funktionieren sollen, aber vielleicht funktionieren ja auch nur noch die. Dabei finde ich allerdings ganz objektiv betrachtet, daß ’sadistisch‘ genau wie ‚masochistisch‘ an sich per Definition nicht unbedingt positiv besetzte Wörter sind, und ebensowenig gesellschaftlich lobenswerte oder gar hilfreiche Attribute. Also wenn das das neue ‚Chic‘ ist, wie es im frivolen Teil unserer Bevölkerung der Fall zu sein scheint, dann gerne ohne mich, ich als Skater brauche zum Glück keine zusätzlichen Schmerzen, um mich selber zu spüren, vielleicht braucht ihr dafür einfach mal ein bißchen mehr Äction im Alltag! Und es geht ja auch alles ohne sexuelle Abenteuer, allerdings kann ich mich nur wiederholen, wenn ich sage, die verkrampfte Sexualität der meisten Deutschen liegt – und das in einer total wechselseitigen Beziehung – mit Sicherheit viel an den Eltern von den Kindern, die eben nur bedingt in unsere heutige Gesellschaft passen, zumindest bei vielen.

Vielleicht will ich hier auch nur wieder mal ein bißchen auf meiner Heimat Schleswig-Holstein rumhacken, denn die Menschen hier leben zum größten Teil echt wohlig wie im Fruchtwasser ihrer kleinen Paradies-Blase und kriegen von der Außenwelt nicht so viel mit, warum auch, wenn es doch hier so schön kuschelig ist. Jaja, darüber habe ich mich nun schon oft genug auf diesem Blog ausgekotzt, aber das mußte ich eben auch erst lernen, als ich nach 20 Jahren Großstadt und Weltreisen wieder in meine Heimat zurückgezogen bin. Deswegen sind wir hier inzwischen, was Zahlen angeht, glaube ich, konservativer als Bayern, 49% CDU letzte Landtagswahl, waren das doch, oder!? Und irgendwie benehmen sich die Menschen auch christlich hier, ‚Leben und leben lassen, aber nur solange es mir gut geht‘, das ist doch alleine schon ein wesentlicher Grund, die Christlich Demokratische Union nicht zu wählen. Was zur Hölle hat Religion mit Politik zu tun? Auf dem Papier doch wohl rein gar nichts und in der Realität logischerweise noch viel weniger, denn Gott ist nicht real verdammt!

An dieser Stelle muß ich nochmal kurz jemand Weisen zitieren, so hab` ich nämlich Sonntag bei Olga ein Buch für die Zugfahrt nach Lüneburg ausleihen müssen (nein, sooo schnell lese selbst ich nicht, aber besser haben als brauchen, nä!?) und aus gegebenem Anlaß im Regal zu ‚Anarchismus in einer Nußschale‘ von Johann Most gegriffen, weil ich wußte, da würde ich bestimmt noch ein paar weise Worte für meine letzten Kapitel drin finden (reicht ja auch noch nicht). Olga meinte auch gleich, das sei eine gute Wahl und ich liebe ja diese alten Schriften – diese hier aus dem Sommer 1899 – von gelehrten anarchistischen Denkern, als deutsche Sprache noch Gewicht hatte. So genial kann mensch sich heute nicht mehr ausdrücken, ohne eingesperrt zu werden, Punkrock vom Feinsten. Lest was, was der gute Johan vor 130 Jahren auf den ersten Seiten über das lästige Thema Religion raushaut!

Am Flensburger Westufer 2022…

„Die Religion ist gerade das fressende Geschwür im menschlichen Gehirne, das jedes vernünftige Denken im Keim erstickt und die Menschen in den nötigen Grad von Versimpelung hineinkrebst, um ihnen jegliche Tyrannei und Ausbeutung auferlegen zu können. Sie ist die Vorbedingung aller Massenversklavung. Dieses Übel muß daher mit rücksichtsloser Hand angefaßt und mit allen Mitteln, welche der menschliche Scharfsinn darbietet, auszurotten versucht werden, wenn nicht jede Zumutung zu einem etwas weitsichtigeren Denken, wie es bei Leuten, die sich mit Lösungen der sozialen Frage befassen, unerläßlich ist, geradezu als Illusion erscheinen soll.“

Volltreffer… Aber ich wollte jetzt gar nicht vom Wesentlichen ablenken, wenn es vermutlich jetzt echt ein bißchen zu weit hergeholt war, am Ende dieses Kapitels ‚Überbevölkerung‘ mehr freie Liebe (ohne Kinder machen!) unter den Menschen zu fordern und Kritiker dürfen mir jetzt gerne vorwerfen, ich klinge wie ein notgeiler untervögelter Alt-Hippie. Bin ich vielleicht sogar auch, aber ich bin vor allem der festen Überzeugung, daß es unserer Gesellschaft verdammt gut tun würde, wenn wir uns mit der Thematik ein bißchen ehrlicher und progressiver auseinandersetzen würden, denn ich bin wie bereits erwähnt nach 48 Jahren auf diesem Planeten schon lange zu der Überzeugung gekommen, daß der Mensch nicht geschaffen wurde, um monogam zu sein und zu leben, eben erst recht nicht in den heutigen Zeiten. Und Sex ist nun mal ein Grundbedürfnis, welches sich relativ einfach befriedigen läßt, vielleicht könnten wir da tatsächlich was von unseren nächsten Verwandten, den Bonobos, lernen. Klar haben wir uns weiterentwickelt als die, aber wir müssen langsam mal von dem Film runterkommen, daß Weiterentwicklung und Fortschritt immer nur positiv ist, und Wachstum schon mal gar nicht.

Am schlimsten sind die Affen, die anstatt mal für ein paar Minuten die Tiere zu beobachten die ganze Zeit mit der Kamera drauf halten, um schlechte Bilder zu schießen. Ups… Wären wir schlau, wären wir auf jeden Fall Affen geblieben. Tayrona Nationalpark im Norden Kolumbiens 2020…

Zurück zur Natur ist der Weg, und was wir ohne Frage bräuchten – und das ist nicht unbedingt eine neue Erkenntnis – ist wenn nicht freie Liebe, dann wenigstens mehr Empathie und Liebe für und zu unseren Mitmenschen, aber auch allen anderen Lebewesen und eben der Natur, die uns am Leben hält. So handeln wir aber gerade nicht und vielleicht geht das sogar besser, wenn mensch keine eigenen Kinder hat, vielleicht braucht mensch diesen Abstand, um sich vorstellen zu können, daß eine Adoption heute vielleicht doch eine in Betracht zu ziehende Maßnahme sein könnte, wenn mensch denn ohne Familie nicht leben kann. Vor allen Dingen braucht mensch Abstand vom Wohlstand und wenn mensch unbedingt mit Kindern zu tun haben will, könnte mensch doch z.B. auch einfach mit Kindern arbeiten, es sieht so aus, als würde das auch in Zukunft eine ziemliche krisensichere Branche bleiben bei all dem Fachkräftemangel im sozialen Sektor, der wiederum vor allem durch die unwürdigen Arbeitsbedingungen inklusive Unterbezahlung entstanden ist. Deutschland hat eben fertig wie die ganze Welt und nochmal gefragt: Glaubt ihr tatsächlich, daß gerade eure Kinder unbedingt diese ganze Scheiße überleben und dann die Eltern einer besseren Menschheit werden? Fakt ist, die Leistungsfähigkeit der folgenden Generationen hängt nicht von deren Anzahl ab, sondern von deren Bildung, deswegen darf genau da eigentlich gerade nicht gespart werden. Bildung besteht allerdings auch aus Erfahrung, die bekommt mensch aber nur zu einem kleinem Teil in der Schule oder durch ein Smartphone, sondern vor allem durch gelebtes Leben auf der Straße, denkt mal drüber nach, es heißt nicht umsonst Street-Abi!

Die beste Bildung ist halt das gelebte Leben, und ich finde es in unserer heutigen Zeit mit all ihren Problemen – in der allerdings zumindest uns hier mit einem deutschen Pass alles und immer noch die ganze Welt zu Füßen liegt – wirklich sehr beschränkt, das vollkommene Glück darin zu suchen, im klassischen Sinne eine Familie zu gründen mit dem langen Rattenschwanz, der dazu gehört, wo mensch doch auch ganz viel andere tolle Sachen mit dem Geld machen könnte, spenden zum Beispiel (kicher). Wenn ich mich so umgucke, habe ich ohne Frage den sehr starken Eindruck, das Thema Familie ist zumindest hierzulande heutzutage wirklich überholt, sollte es zumindest sein, weil die Fakten dafür sprechen und wir uns ja eh ständig in unser eigenen Evolution überholen. Warum also nicht damit aufhören, wenn`s am schönsten ist, wir die Kinder der Nachkriegsgeneration, die noch das Glück haben, daß sie vermutlich mal irgendwas von ihren Eltern erben werden? Was werden wir denn unseren Kindern noch alles vererben außer nicht abbezahlte Häuser in Neubaugebieten und einen ausgelaugten Planeten, der gerade dabei ist, uns Menschen wie eine Horde Flöhe einfach abzuschütteln? Also da mein Bruder ebenfalls keine leiblichen Kinder hat, wird unser Fiehl`scher Stammbaum (und dabei haben wir einen so schönen seltenen Namen) mit ihm oder mir zu Ende gehen, na und!? Wenn`s ganz dumm kommt, und das kann es jederzeit, vielleicht auch mit Herrchen. Scheiß doch drauf, wenn ich mir mein Vermächtnis hier angucke, ist es vermutlich sogar besser so, oder!?

Laßt mich nun ganz zum Schluß zum Thema Überbevölkerung noch eine Anekdote aus meiner Kindheit/Jugend erzählen, die ich mindestens einmal auch schon im BOARDSTEIN MAGAZIN und gefühlt ebenso auf diesem Blog erzählt habe. Also verzeiht bitte, aber anscheinend muß ich solche Geschichten, die mich auf ihre Weise scheinbar sehr beeindruckt und geprägt haben, alle Jahre wieder erzählen, um meine wirschen Gedanken zu untermalen. Ich setze das hier auch nur ganz an den Schluß, weil ich irgendwie noch eine halbwegs brauchbare Überleitung zum letzten Kapitel ‚Weltuntergang‘ brauche. Also schalten wir nochmal ganz schnell um auf den Campingplatz Habernis in den `80er Jahren, wo ich eben aufwachsen durfte.

So sieht er heute aus, unser alter Campingplatz, wie ich letzten August auch mal von oben sehen durfte auf meinem allerersten Rundflug über die Heimat, den mein Bruder Kaddi und ich Herrchen zum 82. Geburtstag geschenkt hatten. Ausgerechnet Angeln ist wirklich wunderschön und zumindest von oben eine Perle, aber ich bin froh, daß Hamburg nicht so weit weg ist, sonst wäre ich hier echt unterfordert. Das war ich schon mit Mitte Zwanzig, als ich da für 20 Jahre weg bin… 2023

Dort gab es früher haufenweise Kaninchen, also wirklich massenweise, und ich konnte in den 15 Jahren, die wir dort lebten, zweimal – einmal als Kind und später nochmal als Teenager – genau vor meiner Haustür Zeuge davon werden, wie sich die niedlichen Nager derartig vermehrten, daß sie zu einer regelrechten Plage wurden. Nur um dann ein oder zwei Jahre später von einer Krankheit auf ein Normalmaß dezimiert zu werden, die sich äußerlich durch die toten Kaninchen, die dann überall mit blutigen und verschleimten Augen rumlagen, bemerkbar machte (ich könnte jetzt bestimmt zeitaufwendig den Namen dieser Kaninchenkrankheit für euch googeln, aber es liest doch hier eh niemand mehr mit, oder!?). Und das mag jetzt auch wieder nach so einer banalen Anekdote von mir klingen, aber genau so habe ich selbst vor der Haustür erlebt und damit gelernt, daß die Natur auf die ihr gegebene grausame Weise sich von alleine reguliert und sich eigentlich alle Probleme in diesem gesamten Konstrukt früher oder später eben von selbst lösen, wie auch wir zu Staub zerfallen werden.

Trauriges Fun Fact zu diesem Bild: Ich war ein paar Tage in Hamburg und kam dann mit Olga zurück in meine Hütte und davor stank es des Todes, es ließ sich aber nicht die Ursache dazu ausmachen. Am nächsten Tag meinte dann mein Vater als der weise Mann, der er ist, ‚Guck` doch mal unter die Hütte, vielleicht hat sich da ein Tier zum Sterben hingelegt‘. Und so war es natürlich auch, und zwar handelte es sich um den Feldhasen, der zwei, drei Sommer irgendwo hinter meiner Hütte am Knick Revier bezogen hatte und regelmäßig vom Schreibtisch aus gesichtet wurde. Und jetzt kommt`s, ich hatte ihn kurz vor meinem Hamburg-Aufenthalt noch am hellichten Tage vom Schreibtisch aus gefilmt, wie er fröhlich vor unserem Strandkorb Gräser mümmelte, was total ungewöhnlich war für unseren Feldhasen, und mir dabei durch die Kamera in die Augen schaute. Da waren wohl Energien im Spiel, und ich bin immer noch gerührt, lieber Hase, daß du dich zum Sterben unter meine Hütte gelegt hast (schneuz)…

Ich finde, das ist eine sehr passende Anekdote (also die mit der Hasen-Pest davor – Anm.d.Verf.), wenn man wie ich gerade in seinem ganz persönlichen Apokalypse-Blog vom Kapitel ‚Überbevölkerung‘ zum Kapitel ‚Weltuntergang‘ überleiten will. Ich hätte dafür auch noch eine nette Passage von Karen Duve parat, die ich ja gerne am Ende eines Kapitels zitiere, man könnte inzwischen fast schon von einer kleinen Tradition gepaart mit reichlich Zuneigung sprechen: „In der Tierwelt ist Aussterben nichts Ungewöhnliches. Setzt man in einer Petrischale eine schmutzige Nährlösung, gedeihen die Bakterien darauf ganz prächtig, vermehren sich und vermehren sich immer weiter, bis sie die ganze Schale füllen. Macht euch eure Petrischale untertan! Und dann ist die Nährlösung aufgefressen und die Bakterien gehen allesamt ein. So läuft das. Auch bei größeren Tieren in größeren Habitaten. Aber gilt das auch für das wunderbar komplexe, soziale und sonderbare Tier Homo sapiens?“

Ich tippe auf ja und wir werden es bald sehen, also schnallt euch schon mal an und vor allem eure Kinder auf dem Rücksitz! Und nein, ich hasse Kinder nicht und ein Leben ohne möchte auch ich mir nicht vorstellen, das wäre auf Dauer jedenfalls ziemlich langweilig. Alleine schon so als Skater, der ja immer den Nachwuchs braucht, welcher einem dann zeigt, wo`s lang geht, nä!?

Andererseits lieber mit halbwegs Gleichaltrigen Skateboard spielend oder gar alleine (da geht mir keine(r) auf den Sack *lol*),
Arne

P.S.: Keine Ahnung, vielleicht hätte ich mir dieses ganze Kapitel und den gesamten Blog auch sparen können und euch stattdessen als Anspieltip einfach eins der traurigsten Lieder aller Zeiten zum Hören und Lesen empfehlen sollen, in dem meiner Meinung nach eigentlich alles gesagt wird, wenn mensch global die Probleme der Überbevölkerung betrachtet. Denn das Problem dieser wird mit Hunger, Tod und Krieg enden, aber mit einem Messer im Rücken geht die Menschheit ja noch lange nicht nach Hause. Das wußte auch der King, hier also ‚In the ghetto‘ von Elvis Presley zum Selbersingen und Mitjaulen:

SONGTEXT DES KAPITELS
ELVIS PRESLEY
‚In the ghetto‘
RCA Victor

As the snow flies
On a cold and grey Chicago mornin`
A poor little baby child is born
In the ghetto (in the ghetto)

And his mama cries
`Cause if there`s one thing that she don`t need
It is another hungry mouth to feed
In the ghetto (in the ghetto)

People, don`t you understand
The child needs a helping hand
Or he`ll grow to be an angry young man some day
Take a look at you and me
Are we too blind to see?
Do we simply turn our heads
And look the other way

Well, the world turns
And a hungry little boy with a runny nose
Plays in the street as the cold wind blows
In the ghetto (in the ghetto)

And his hunger burns
So he starts to roam the streets at night
And he learns how to steal
And he learns how to fight
In the ghetto (in the ghetto)

Then one night in desperation
The young man breaks away
He buys a gun, steals a car
Tries to run, but he don`t get far

And his mama cries
As a crowd gathers `round an angry young man
Face down on the street with a gun in his hand
In the ghetto (in the ghetto)

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