Hej und hossa!
Also mir ist auf jeden Fall bewußt, daß ich mit der obigen Überschrift, einem Zitat von Nicky Guerrero aus Powell Peralta`s ‚Propaganda‘ Video mindestens schon einmal einen Artikel/Reisebericht (heute nennt mensch es ja Blog-Eintrag) über Kopenhagen angefangen habe. Ist aber auch ein Klassiker – „the skate scene here is pretty rad“ – und dann zerlegt Mark Fowlie die willenlosesten Obstacles am Faelledparken… Jaja, Oldschool-Insider-Nerd-Scheiße, aber ey, Mark Fowlie hat seinerzeit auf einem Streetcontest mal Tony Hawk auf die Plätze verwiesen und Nicky Guerrero erst vor ein paar Jahren Chris Miller in der Master Division beim Quiksilver Bowl Masters in Malmö. Hallo, Rune Glifberg! Kopenhagen war schon immer Skate-City, aber worauf genau will ich eigentlich hinaus?
Nun, es war mal wieder Zeit für einen Besuch in der dänischen Hauptstadt, die von meiner Hütte aus mal gerade dreineinhalb Stunden Autofahrt, wenn mensch denn Auto fährt, entfernt ist. Und es spricht mal wieder (nicht) für meinen Blog, daß ich jetzt und hier über ein verlängertes Wochenende berichte, welches bereits gut sechs Wochen zurückliegt. Unaktueller geht`s heutzutage nicht mehr, also wirklich, wie in Magazin-Zeiten, Bericherstattung immer erst Monate später. Aber immerhin kann ich mit nicht vorhandenen Deadlines umgehen… Jedenfalls sind wir am letzten Mai-Wochenende – ein verlängertes welches, wegen Himmelfahrt, ups, Vatertag – mit einem Dutzend Nordangeliter Bagalutten zum (Street-)Skaten nach K-town getinglevt und waren definitiv nicht die einzigen Menschen an jenem Datum mit diesem Reiseziel. Sagen wir so, wir genossen die Reise in vollen Zügen, hihi und ähem, das galt dann auch für die Rückfahrt, aber dazu nicht später.
Und bevor ich diesen hoffentlich kurzgehaltenen Kurzreisebericht, der seine Existenz eigentlich nur dadurch bekommt, damit ich hier für meine Credibility mal wieder ein bißchen echtes Skateboarding ans Volk bringen kann – und zwar in Form von ein paar laienhaft geschossenen Photos und korrespondentischen Ansätzen – muß ich natürlich erst noch die Vorgeschichte dazu erzählen, wie immer in der mir üblich auskotzenden Art und Weise. Denn eigentlich wollten wir an genau jenem Wochenende ursprünglich unser 1. Happy Weekend veranstalten, welches ja bekanntlich bis heute nicht stattgefunden hat, was die Sache noch lustiger macht (aber nur für ein paar eingeschworene Leidensgenossen). Als wir das Datum in und für unsere kleine Orgatruppe damals dann ins Auge gefaßt hatten, hieß es auf einmal aus näherem Umfeld, daß für das Wochenende bereits schon länger eben jener Trip geplant wäre und somit der wichtigste Teil unserer skateboardenden Homies somit nicht vor Ort bei dem, was eigentlich ein Homie-Festival werden sollte.
Ja, genau, so redet mensch hierzulande aneinander vorbei bzw. nicht miteinander und das hat mir einmal mehr in gewisser Weise die Augen geöffnet, und das ist hier in den letzten zwei, drei Jahren auch im Zuge unserer #flensburgbrauchteinenskatepark-Initiative auf teilweise dramatische Art und Weise (Stichwort Videokonferenz mit den Oberen Zehntausend) mehrfach deutlich geworden. Die jungen Leute verlassen sich derartig auf Whatsappinsta und den ganzen gehirntötenden Scheiß, daß sie dabei schlichtweg vergessen, einen alten Kollegen anzurufen oder wenigstens Rauchzeichen rüberzupaffen, um es mal ganz besonders lyrisch auszudrücken, aber mensch pafft ja nicht mal mehr. Soll auf Neudeutsch heißen und kein Diss an die angesprochenen Leute sein, mit deren Großteil mensch vor drei Jahren einen ähnlichen und äußerst gelungenen Kurztrip nach Barca hatte: Scheinbar hat keine(r) zwischendurch mal den Gedanken gehabt ‚Hat eigentlich schon mal jemand den Sergeant gefragt, ob der auch Bock hat, mitzukommen? Weil der hat ja immer wieder betont, daß er diesbezüglich für jegliche Schandtaten zu haben ist, sofern es die Zeit zuläßt’…
Da fühlt mensch sich schon mal auf gewisse Weise nicht so super duper gewertschätzt und fragt sich natürlich als erstes, was mensch denn falsch gemacht haben könnte, daß die einen scheinbar nicht dabei haben wollen. Aber nein, alles easy, alles gut und gar nicht böse gemeint, mensch wird einfach vergessen und kann es nicht ändern, schaff´ dir einfach endlich `n Smartphone an, Aller!… Genau, diese Situation, die gerne zu Mißverständissen und vermißten Ständen führen kann, hatte ich in den letzten Jahren natürlich zu Hauf, und wie gesagt auch ein paar mal, wo es um wirklich wichtige Dinge ging (gehen wird). Und das macht mir Angst, und zwar echte, nämlich die Tatsache, daß selbst engste Freunde sich nur noch auf dieses kleine Scheißteil verlassen, um ihr Sozialleben zu führen und zu bestehen, wobei die eigentliche Telefonfunktion, das Reden, dabei die am wenigsten genutzte ist. Alter, wo soll das alles noch hinführen? Richtig, in eine Gesellschaft, die vor lauter Kommunkation nicht mehr kommunizieren kann, smart phones, stupid people, ich hab`s schon tausendmal geschrieben, aber ich bin es nicht leid. Der Tatsache schon, aber des Anprangerns nicht. Zum Glück könnt ihr noch lesen und tut es auch, Buchstaben sind nicht so blöd, und Sprache erst recht nicht.
Sorry, ich hab` wegen zu viel Kommunikationsunvermögen anderer eine harte erste Jahreshälfte hinter mir, psychisch, nicht physisch, aber das haben wir ja irgendwie alle, gell, und tausendmal erzählt!? Jaja, ich weiß, wir sind alle ein bißchen Bluna bis Burn-out, war in den heutigen Zeiten auch nur eine Frage der Zeit. Aber zurück nach Kopenhagen bzw. erstmal hin da! Wir also Donnerstagmorgen mit neun Mensch um halb Neun in Zug nach K-town, wie immer mit Umsteigen in Frederericia und kurzem Herzrasen nach`m Grenzübertritt. Denn die liberalen Dänen kontrollieren diese ihre heiligen Grenzen nämlich auch gerne mal mit Räumkommando und Sprensgtoffschnüffelhund. Der war aber ganz lieb und wollte – Gott sei Dank – nur spielen und Sprengstoff und hat überoffensichtlich nicht nach Rauschmitteln gesucht.
Die außer mir grundsolide Crew bestand diesmal aus Obergnaddel Christian Neve aka Vega mit seiner nicht mehr ganz neuen halbwegs angetrauten Reverendin Rebeka, Übershredder Flower alias Florian Fentzahn mit seiner tatsächlich sehr frisch Angetrauten Nele (ebenso frisch schwanger – happy happy hurra!) sowie deren Bruder Brian mit seiner perligen Perle Marie. Ja, es war tatsächlich wieder Mal Weibsvolk anwesend, eigentlich ja ein No-go auf Skatetrips, aber das hier sollte ja auch mal wieder nur skatender Pärchen-Urlaub werden, verstehste!? Als Barde hatten die edlen Damen und Herren niemand Geringeren als uns Henri aus Schwerin angeheuert, das ist so`n Seelenverwandter von uns und mir aus eben Schwerin, wir beide gehen way deep und klauen gerne mal zusammen Ziegen auf`m Ziegenmarkt, Lankow Locals representin`! Wo war Hüse eigentlich, damnit!?
Kommen wir zu den Leichtmatrosen, das sind die, die für Stimmung sorgen, während sich die anderen über Pampers und so austauschen. Da hatten wir wieder mit dabei den Super-Lauritz aus Schleswig/Kiel mit seiner Manual-Geduld, dazu last minute eingestiegen den stets mürrisch bemühten, aber dennoch zerknirschten Glücksburg Über-Local Bela Ehmann, und eben dann noch The Mich, denn ich durfte ja tatsächlich irgendwie doch mit, und (Street)Skaten in Kopenhagen ist auf jeden Fall ein Grund, jedes noch so erste Happy Weekend ein Wochenende vorzuverschieben. Aus Berlin sollten dann noch wortwörtlich extra einfliegen der Exil-Schleswiger Ghetto Bird und Tech-Machine Jan Krämer sowie sein Mitbewohner Anton, auf dem Trip von Sir Henri in Funton umgetauft, weil der Typ einfach nur rockt, ganz besonders auf dem Shredstick.
Nach guten vier Stunden Stehen oder auf`m Gang sitzen im Zug suchten wir dann unser sehr geräumiges AirBnB etwas außerhalb von Kopenhagen auf und machten es uns erstmal bequem und mental skatebereit, denn es regnete nicht zu knapp, das sollte in den vier Tagen leider noch öfter passieren. Nach gut drei Stunden hyper sein klarte es dann aber doch noch auf und es ging los, raus in die große weite Stadt, die einen mit Skatespots quasi nur so zuscheißt. Dazu sei vielleicht bzw. am besten gleich hier am Anfang nochmal darauf hingewiesen, daß Kopenhagen nicht nur wegen der seit jeher sehr großen, gesunden und aktiven Skateszene (very nice) weltweit zu den obersten Aushängeschildern unserer Kultur gehört, sondern seit spätestens zehn Jahren vor allen Dingen auch wegen seiner Spots. Very very nice.
Die Dänen gelten ja gemeinhin gerne mal als glücklichstes Volk der Erde, und weil es denen tatsächlich allgemein noch besser geht als uns, sollten sie das vielleicht besser auch sein. Aber die kochen auch nur mit kaltem Wasser und nicht alles, was Dänisch ist, ist gut. Soll heißen, die haben genauso Dreck am stecken wie alle Völker, die als glücklich gelten, selbst wenn sie so mürrisch sind wie wir Deutschen, wo White Power ja auch ganz gerne mal groß geschrieben wird, nääääää!? Ups, ich merke gerade, ich wiederhole mich ein wenig zu meinem Blogbuch-Eintrag von vor einem Jahr über meinen ersten Segeltörn, aber ja, bekanntlich darf die Wahrheit mindestens so lange ausgesprochen werden, bis sie vielleicht irgendwann mal zur Kenntnis genommen wird.
Deswegen dafür im Einvernehmen auch an dieser Stelle ein verdienter himmelhoch jauchzender Lobgesang auf die dänische Jugend- und Kulturpolitik, denn die ist unserer und vermutlich denen der meisten Länder jenseits unserer Grenzen ohne Frage jahrzehntelang voraus. Im Ernst, Jugend und Kultur können die, vor allem Jugend, vielleicht sind sie deswegen ja auch so glücklich, denn das Prinzip Kindheit und so hat der Däne an sich ganz gut verstanden, und er/sie tut dementsprechend auch was dafür.
So sind wir vor über 30 Jahren schon regelmäßig über die Grenze nach Rödekrö, Apenrade oder sonstwo hin gefahren, weil die hatten seit jeher schon immer Skateparks, wir hier (immer noch) nicht. Und da ist man dann auf kleinen Local-Contests auch schon mal Nicky Guerrero begenet, denn Dänemark ist klein und die Skateszene war schon immer tight, wie der Ami oder Rezo sagen würde. Und ein ganz simples Prinzip hat die dänische Regierung auch schon immer verstanden und seit Urzeiten in die Tat umgesetzt, und damit sind sie wahrscheinlich dem gesamten Rest der Welt um sichtbare Lichtjahre voraus. Nämlich: Schulhöfe können gleichzeitig roll-, sprich skatebare Spielplätze sein, und ja, Kinder und die Jugend ist eingeladen, sich hier nach Schulschluß sportlich zu betätigen. Und bei uns und überall sonst auf der Welt stehen an Schulhöfen Schilder (und nicht selten dazugehörige Zäune), wo drauf steht ‚Nach Schulschluß betreten verboten!‘, im schlimmsten Fall noch §trengsten§.
Also im Klartext, dänische Schulhöfe werden tatsächlich eben gerne mal so gebaut, daß da mit was auch immer gerollert oder sonstwie gespielt werden kann, die Dänen und -innen sind auch ganz groß in der Jedes-Dorf-braucht-irgendwie-einen-Skatepark-Politik, Sport und entsprechenden Ertüchtigung können die nämlich auch, da sind die ähnlich wie die AustralierInnen, wenn auch um einiges hübscher. Nur nochmal zur Verdeutlichung und weil ich es mit Sicherheit in drei Jahren BOARDSTEIN BLOG schon mal hier erwähnt habe (stimmt, da gab es sogar Photos aus diesem Zelluphan-Klettergarten…): Keine 40 Autominuten nördlich von Flensburg gibt es das kleine Städtchen Haderslev, die vor ein paar Jahren gut vier(!!!!) Millionen(!!!!!!!!!!!!!!!!!!!) Euro für ein Jugendzentrum ausgegeben haben, dem Street Dome. Checkt bitte an dieser Stelle die Webseite, um das Ausmaß zu ahnen, das Ganze wurde von in der Tat Grindline gebaut und ist außerhalb des Bowls drinnen Design-mäßig draußen durchaus kritikwürdig, aber latte das.
Ich will ja lediglich mit Superlativen verdeutlichen, was 10km gegenüber hinter der Grenze abgeht und was bei uns eben nicht. Und glaubt mir, das Thema ist in meinem Leben aber gerade so was von hoch aktuell. So versuche ich ja bekanntlich seit zwei, drei Jahren verstärkt, auf meine letzten Jahre in der Branche Skatepark-mäßig noch ein bißchen was in meiner Heimat, um nicht zu sagen unmittelbaren Nachbarschaft, zu reißen. Und das ist so träääääge, ey, dabei könnte es so einfach sein. So viele Dörfer und/oder Gemeinden, meistens in der Größe, wo irgendwie mindestens eine Schule steht, wollen jetzt auf einmal einen Skatepark haben. Und überall ist es das gleiche Problem, ja, wo soll der denn bloß hin? Denn – sogar verständlicherweise – will niemand nun mal nicht neben einem Skatepark wohnen, also wie immer damit schön da hinten hinter den Sportplatz oder die dazugehörige Halle, wo ihr lecker in Ruhe euren Lärm machen könnt. Und sich dann hinterher beschweren, wenn das wie immer klischeehaft in Funk und Fernsehen aufgebauscht, zum “Drogenumschlagplatz“ oder Hang-out für Leute wird, die am Wochenende gerne mal Schnapsflaschen kaputt schmeißen, bevor sie die austrinken. So Steinzeit sind die hier, und das Luftlinie näher an Kopenhagen dran als an Berlin.
Alter, das Schimpfwort ‚Lärmschutzgutachten‘ will ich hier gar nicht weiter groß näher erörtern, aber hey, Orte, für die mensch eben nicht ein solch teures unnötiges benötigt, wenn es um den Bau eines Skateparks geht, wären z.B. Schulhöfe, da ist das nun mal emmissionstechnisch meistens immer etwas lauter, vor allem in der ersten Tageshälfte. Warum also nicht auch in der zweiten? Denn zumindest hier bei uns in Angeln, aber auch ganz schön oft woanders in unserem schönen großdeutschen Reich, ist genau das der Grund, warum es zumindest in ländlichen Gegenden in der Nähe von Schulhöfen selten direkte Wohnbebauung gibt. Warum also nicht eben Schulhöfe so gestalten, daß dort gerollt, geskatet und gespielt werden darf, und das völlig legal und willkommen!? Ich wiederhole mich abermals, velkommen til Denmark!!!
Und willkommen in Grenzregion, wo so manch Ortsschild zweisprachig ist (siehe z.B. Lyksborg) und seit kurzem und Ewigkeiten auch wieder ein Vertreter des SSW, der Partei der Dänischen Minderheit, im schleswig-holstein`schen Parlament sitzt! Ja, Alter, wie wäre es denn, wenn wir von dieser Mentalität bzw. Faktenschaffung einfach mal einen ganzen Haufen völkerverständigenderweise schwupps mit über die Grenze nehmen? Am liebsten nach ganz Deutschland und die Welt, aber mein Angeln und ein bißchen Nordfriesland und von mir aus auch Schwansen würde mir fürs erste echt reichen, weil irgendwann muß ich ja auch mal sterben und Baustelle will ich nicht ewig machen.
Ey, ich war gerade erst Dienstag in Süderbrarup, einer kuscheligen Gemeinde 25km südwestlich von mir, wo ich viele der besten Zeiten meines Lebens verbracht habe (ich hab` das verdammte Wappen auf meinem stahlharten weil rechten Bizeps tätowiert verdammt, tausendmal erzählt!). Seit über über zehn Jahren versuchen ich und andere mit wechselnden Statisten und Bürgermeistern, dort einen Skatepark zu realisieren. Vor 15 Jahren oder so haben wir tatsächlich mal tatkräftig Holzrampen gebaut mit Geld von der Stadt. Die eigentlich super gelegene Asphaltfläche beim Bahnhof, wo die mal gestanden haben, steht da noch immer, ungenutzt natürlich, weil Süderbrarup ist genauso, wie es sich anhört, nämlich brabra und upup…
Jedenfalls gibt es jetzt mal wieder verstärkte Initiative und weil wir ja inzwischen olympisch sind, hoffen wir, diesmal auch wirklich ernst genommen zu werden, zwinker zwinker knick knack. Und dann haben wir da das Jugendzentrum, gleich neben dem Schulzentrum, verbunden mit einem typischen Schulhof aus den `70er Jahren mit Sandpapier-Asphalt gröbster Körnung verziert mit schrammeligen Gehwegplatten und so. Alles krumm und schief, und wenn man dort einen echt deutschen, ernstzunehmenden, erbsenzählenden TÜV-Menschen durchschicken würde, müßte der eigentlich sagen – so wie sie es sonst immer tun, wenn es um unwichtige Dinge geht: Hier dürfen keine Kinder und Jugendlichen mehr spielen, weil extreme Stolper- und Verletzungsgefahr. Ich mein`, gibt es am Strand und im Wald auch, aber öffentliches Gelände, ey!? Ich bin auf diesen Schulhöfen schon vor 30 Jahren geskatet und da waren die bereits scheiße, weil rau, ruppig und räudig. Aber artichektonisch im Land oftmals das einzig Interessante weit und breit…
In Süderbrarup wird jetzt von halbwegs offizieller Seite wie so oft dazu tendiert, auf zwei alten Tartarnplätzen hinter der Schule vor`m Stadion, wo sich 6 3/4 Tage die Woche weit und breit niemand rumtreibt, einen Skatepark mit der immer hoch gepriesenen Multifunktionsfläche inklusive der obligatorischen Kletterwand zu realisieren. Was tausend Anträge, tausend Fördergelder, tausend Rattenschwänze und mindestens über eine Million an Budget hinter sich hier zieht, eher zwei, wenn denn da auch noch die gewünschten Sanitäranlagen hin sollen. Und das alles erst, wenn man mit dieser Grundidee dann tatsächlich mal beim Amt vorsprachig geworden ist, obwohl die seit Jahrzehnten wissen, daß die Gemeinde einen ordentlichen Skatepark dringenst benötigt. Warum zur Hölle machen wir das dann nicht einfach alles nach dänischem Prinzip auf dem ohnehin restaurationsbedürftigen Schulhof? Und auf all den anderen hier in der Umgebung gleich mit, denn nötig haben die das allesamt. Da gibt es dann mit Sicherheit auch andere Fördermittel und -gelder abzugreifen als Aktivregion Nord und wie das alles heißt, fängt in dem Fall doch schon beim Kultusministerium an, oder hab` ich was falsch verstanden? Diverse Töpfe hier und da, 200.000,- Euro und ich bau` euch da den besten skatebaren Schulhof jenseits von Eden hin, inklusive Mofaführerschein-Lehrpfad!
So einfach ist es ja nun mal leider nicht, könnte es aber vielleicht sein, und ja, Mann, das ist ein Prinzip, welches ich mir Tag für Tag mehr und mehr auf die graue Fahne schreibe und hier in meinen hoffentlich letzten paar Jahren in der Betonskateparkbranche wirklich verewigen möchte, nicht mich, sondern skatebare Schulhöfe, hier bei mir in meinem Dorf und den anderen. Alter, der Schulhof in Sterup, da hab` ich `95 eine der besten Lines meines Lebens gefilmt und da bräuchtest du, so wie er ist, überall nur zehn Zentimeter Stahlbeton drüber gießen, ein paar Stahl- oder Granitkanten hier, ein Rail und ein Kicker da und du hast den chilligsten Skateplaza mitten auf`m Dorf im Grünen. Doppelt genutzt, von Schule und danach von allen anderen, die Bock haben. Und ich könnte solche Scheiße wirklich für schmales Geld realisieren, aber ich will (und muß) es jetzt tun und nicht erst in fünf, zehn und mehr Jahren! Aber die Menschen hier sind so laaaangsam bis Stillstand, und das liegt nicht daran, weil ich immer ohne Führerschein so Autobahn…
Alles könnte so einfach und so leicht sein, aber das ist es in Deutschland bekanntlich nicht, denn wir machen uns mit unverhältnismäßig vielen neo-liberalistischen und urdeutschen Paragraphen das Leben auf Kosten anderer nicht einfach, sondern schwer, so verdammt schwer. Ey, dieses kleinkarierte erzkonservative Denken und Handeln, diese verfickte Bürokratie, ich bin es so satt und leid und Hasssss! Habt ihr unsere letzten Landtagswahlen geahnt? Was war das, 49% CDU!? Klar, auch ein paar Grüne, aber beinahe wieder Jamaika!? Mit den mit Porsche gegen das Tempolimit anfahrenden und auf Sylt in Saus und Braus heiratenden liberalen Vollspastis, die uns erklären, wir müßten den Riemen enger schnallen!? Fuck Christian Lindner, ey, der ist schlimmer als Hitler, allerdings nicht so schlimm wie Dirk Dillmann…
Und meine schöne Heimat ist und wird noch konservativer und verkorkster als Bayern, weil es uns hier eben so gut geht und das gefälligst auch so bleiben soll. Und nun versuch` mal einem Dutzend Gemeindevertretung, von der mindestens neun leibhaftige Bauern sind – gerne über 60 und älter – einen Skatepark zu verkaufen oder nur anzudrehen! Das geht auf keine Kuhhaut, echt jetzt, und da macht irgendwann selbst der stärkste Bulle schlapp, so beim neunhundersten Mal, wo man die gleiche Scheiße erzählen und -läutern muß. Okay, ich übertreibe jetzt ein bißchen, ich bin Hengst, nicht Bulle…
Wo war ich überhaupt stehengeblieben, äh, abgedriftet? Ach ja Kopenhagen, Spots, Skateboarding und so, geile Scheiße, ey!? Die gehen mit ihrer schwedischen Nachbarstadt Malmö ja bekanntlich seit inzwischen Jahrzehnten ganz andere höchst innovative, wenn nicht gar progressive Wege, die umarmen nämlich Skateboarding und alles, was dazu gehört, ja, Mann, echt wahr!!! Da werden Plätze mitten in der Stadt so gestaltet, daß Mensch dort Skateboardfahren kann. An irgendwelche unbelebten Orte wird eine Skulptur gestellt, wo Menschen denken ‚Ah, schön‘ und Skater denken ‚Wie geil‘! Die wollen, daß solche Plätze belebt werden und ich habe es bei einer unserer vielen Sessions selbst erlebt, als wir diese Quarterpipe-Skulptur geskatet sind, die Flower fast komplett auseinandergenommen hat. Da hat sich eine Oma hingesetzt und zugeguckt, und es war windig, und kühl, aber dafür lange hell und Flower und Funton on fire…
Ich ärgere mich verdammt verdammt verdammt, daß ich vor lauter Skaten und dem dazugehörigen Stoked-Sein inklusive relativer Breitness, nicht mehr Photos gemacht habe, nicht nur von Spots, die wir geskatet sind, sondern auch von solchen denen, an denen wir einfach vorbei gerollt sind, weil wir zu besseren wollten, im Innenstadtbereich sind die wirklich überall. Und ich hätte die Photos so verdammt gut für meine zukünftigen Vorträge etc., die ich wohl aber übel wohl noch mannigfaltig halten werden muß, wenn ich unsere Schulhöfe skatebar machen möchte, gebrauchen können. Aber ja, ich hab`s verzockt, andererseits ist mensch auch mehr in-the-moment, wenn mensch nicht ständig mit Linsen und Geräten vor der Nase rumläuft, hab` ich, glaub` ich, schon mal erwähnt. Und ich hab`s genossen, Streetskaten in Kopenhagen…
Wir waren definitv auch nicht die einzigen Besucher, die an diesem Wochenende shredden wollten, eine weitere Crew aus Kiel war unterwegs, die Lauritz mit nach K-town gevolvot hatte, und wir trafen auch mindestens zweimal ein paar Boyz aus Hamburg und Co., Shout-out an Julian an dieser Stelle! Ja, echt, es war genau wie in Barca vor drei Jahren, Spot-Tourismus from the finest, und ich mach` sowas ja nicht mehr so oft! Aber Kopenhagen very nice und the skate scene here is pretty rad…
Was soll ich da noch groß ins Detail gehen? Ein paar Bilder gibt`s hinterher ja dann doch immer irgendwie, weil heutzutage jedermann/frau früher oder später mal drauf hält und das technisch ja inzwischen so herrlich einfach ist. Footy wurde natürlich auch jede Menge gestacked und -captured und das Ganze wird es dann irgendwiewann mal im nächsten, achten(?) Gnaddel Boyz Video zu sehen geb inklusive The Mich natürlich, weil ich bin ausgeflippt, wie es sich für den Sergeant gehört, immer mit eigenem Kopf voran und vor allem durch die Wand. Ja, nee, ich muß sagen, ich hatte skatetechnisch nach meinem letzten Videopart echt so`n bißchen Flaute und Burn-out, hab` ich irgendwie leider immer noch, weil ich mich hauptsächlich mit Theorie statt Praxis rumplagen muß. Doch es war geil, mal wieder richtig mit den Boyz zu shredden, das muß ich öfter machen, aber bei eurer Smartphone-Scheiße mach` ich trotzdem nicht mit, glaub` ich. Ruft doch einfach mal (rechtzeitig!) an!
Und Kopenhagen, ey, sagte ich schon das mit den Spots und so? Samstags sind wir diesen krassen Downhill-Snakerun-Spot, aus unzähligen Videos bekannt, geskatet, stundenlang mit zuweilen 30 Mann, ups, ich glaub´, da war zwischendurch auch eine Frau an Board. Es war ein Kommen und Gehen von Crews und gediegenes Geshredde, warum ist das bloß nicht überall so in Innenstädten am Wochenende? Das ist direkt neben einem Bank-Hochhaus, quasi der Park von denen, wo die schlimmste Brut auf Erden unter der Woche ihr Lunchpaket verschlingt. Unglaublich das alles, Skateboarders welcome und worldwide!
Ich war vor vier Jahren zu den Copenhagen Open zum letzten Mal dort gewesen, aber hatte mich bei schlechtestem Wetter größtenteils aufs Party machen in Christiania beschränkt, doch es ist krass, was seitdem in der Stadt passiert ist so skatespottechnisch. Und apropos Christiania, am letzten Abend mußten sich Krämer, Henri und mich uns die Einheit natürlich noch geben und es ist besonders schlau, wenn man die billig eingekaufte extrem gute Polle nach vier, fünf Joints dann auf dem Nachhauseweg – Wikinger gehen ja zu Fuß nach Hause, bevor sie sich beim Einsteigen in Bus für den Endspurt durch Hinfallen den Finger verrenken – gleich wieder verliert. Ach ja, war jut jewesen und Betti kann so schön sein.
Guten Abend, gute Nacht, hab` ich irgendwas vergessen? Ach ja, wir waren skaten in Kopenhagen und Schulhöfe müssen skatebar gemacht/gebaut werden, meine Message für die Ewigkeit. Bis zum nächsten Mal, meine lieben BOARDSTEIN.COM LESER UND LESERINNEN
Farvel,
das Arne
P.S.: Aaaaaaaalter, bestes P.S.: seit Blog-Beginn, anschnallen bitte!!! Also während des Samstagnachmittags unseres Besuches in der dänischen Metropole bekomme ich eine anonyme Nachricht von meinem uralten Buddie Jacob ‚Brechi‘ Vollbehr aus Ecke – tata – Süderbrarup. Anonym weil ich seine Nummer nicht (gespeichert) hatte und tata weil Südelblalup. Und Multimediamitteilung kann ich mit meinem Nokia Oldtimer auch nur bedingt öffnen, er beschrieb mir das Bild dann und später konnte ich es auch sehen, danke, Brechi! Und Alter, ist das zu fassen!?!?!? Mein alter Homie, von dem ich seit langem nichts gehört habe, schickt mir ein Bild von einer dänischen Zeitung (Grenzregion) mit einem Artikel über einen Skater in Kopenhagen und einem großen Photo auf dem Titelblatt, der dem Bild nach offensichtlich sein Skateboard verdammt sehr lieb hat, und auf dem Skateboard klebt ein GOTTVERDAMMTER BOARDSTEIN STICKER!!! WÄHREND ICH IN KOPENHAGEN BIN!!!!!!!!! Ich mein`, geht`s noch!? Daß wir international waren, wußte ich seit 2000, aber what the fuck!? Und glaubt mir, solche Zufälle erlebe ich seit Jahrzehnten, die Welt ist kleiner, als du denkst, vor allem mit BOARDSTEIN, denn BOARDSTEIN IST VERDAMMT WAS!!! Nämlich ich! Und Klaas, und Mor, und Mhueller, und Rosendahl, und Flow, und Achim, und Uwe, und Hagen, und Ruhrpott, und Hamburg, und Angeln, und Sauerland, und HZW, und Konstanz, und Dresden, und Blackriver und all das und euch, was FAMILIE BOARDSTEIN ausmacht(e). Was für ein krankes Phänomen, bitte, aber was für ein gutes… Jetzt lest diesen Absatz bitte nochmal und versucht zu begreifen, wie krass das Leben manchmal seine Wege geht! Und ich bin mir völlig sicher: Nichts passiert ohne Grund, aber Zufälle gibt es trotzdem…
P.P.S.: Und ja, ich erwähnte es wahrscheinlich schon mal nebenbei, aber ich hab` tatsächlich vor knapp drei Wochen (endlich!) mal mein nächstes Skatepark-Projekt angefangen, und zwar nicht zu knapp, 1400 Quadratmeter, in Flensburg-Handewitt. Daraus wird wohl mein Leben die nächsten anstrengenden vier Monate bestehen, aber man muß ja auch mal wieder arbeiten und kann nicht nur Lust und Laune. Ich versuche, euch auf dem Laufenden zu halten, Internet hab` ich da in meinem Bauwagen tatsächlich auch.
P.P.P.S.: Liebste Nora! Solltest du meinen Scheiß immer noch bis zum Schluß lesen, also das wollte ich auch schon lange nochmal kurz losgeworden sein: Entschuldige bitte den Ton in meiner letzten Email, der war etwas zu Burn-out getränkt und dir nicht würdig. Der Inhalt kam von Herzen, der Ton wohl aus der Grütze… Und liebste Olga, es ist nicht, was du denkst, ich liebe dich und nur dich, aber andere eben auch ein bißchen… Damn, Liebe ist echt wichtig, das sollte mensch nicht zu wenig tun und haben…
P.P.P.P.S: Extra dicke Küßchen auch noch an Nele und Flower und nur das Allerbeste für die Zukunft, woll!? Ich hoffe, es wird ein Skater…