DJ BOARDSTEIN GOES LAOS – TEIL 2

Aloha und ahoi, meine lieben Lesers!

Also, ein guter Reise-Blog sollte ja jedenfalls halbwegs regelmäßig erscheinen und nicht erst, wenn die Reise zu Ende ist, woll!? Deswegen wird es mal wieder Zeit für mich zu arbeiten und hier von meinen Erlebnissen zu berichten. Andererseits muß dem Blogger auch Zeit gegeben werden, sich auf das Reisen zu konzentrieren, sonst hat er ja nichts zu bloggen, is` klar, oder!? Nun, ich hab` bei diesem Scheiß ja sowieso meinen eigenen Rhythmus und dementsprechend in den letzten Tagen gemerkt, wie es mich verstärkt in den Fingern juckt, mich an die Tastatur zu setzen, denn seit ich diesen Blog anno dazumal angefangen habe, habe ich es mir abgewöhnt, auf meinen Reisen ein richtiges Tagebuch zu schreiben. Doch irgendwie aufschreiben muß ich das alles dann doch immer, rein für mich schon, das haben wir Schreibers wohl einfach so an uns, und hier aus Südostasien zu berichten, gibt meinem Blog auch wieder eine Daseinsberechtigung, ständiges Rumjammern und Abhaten irgendwie nicht, wie ich finde (werde ich aber trotzdem tun). Lest also nun, wie das mit unserem Skatepark-Projekt in Vientiane weitergegangen ist und was ich seitdem so gesehen, erlebt und zuweilen dabei gedacht habe…

In meinem letzten Eintrag schrieb ich ja, daß wir mit dem Park schon fast fertig waren und nur noch zwei Tage Flat betonieren vor uns hatten. Das haben wir dann an besagtem Montag und Dienstag auch super problemlos hinter uns gebracht, also ehrlich, insgesamt war es auch nach Meinungen anderer fast schon ein bißchen unheimlich, wie reibungslos der gesamte Bau abgelaufen ist (an dieser Stelle nochmal Props an Kjell für seine gute Vorarbeit!). Das war bei weitem nicht so bei den anderen ähnlichen Projekten, bei denen ich bisher mitgeholfen habe, wenn ich nicht sogar verantwortlich für diese war. Aber hier gab es scheinbar kaum bis keine Mißverständnisse mit dem Betonwerk oder Ähnliches und für die Flats und die letzte fehlende Plattform hatten wir sogar eine Auslegerpumpe, mit der wir trotz zu überwindenden Stromleitungen fast alle Ecken des Parks erreichen konnten, so daß wir nicht so viel schaufeln mußten.

Flip Flops sind bei Betonarbeiten optimal!

Und dazu dann ganze zwei Flügelglätter, somit quasi europäischer Standard, was uns die Arbeit zum Ende hin echt einfach machte. Und der Beton war dann auch richtig gut (ist so nicht immer der Fall, weder zu Hause noch im Ausland), so daß ich sagen muß, von der Qualität her steht dieser erste öffentliche Skatepark Laos` denen in unserer Heimat in absolut nichts nach. Wenn`s nach mir gegangen wäre, hätte ich definitiv das Design mit ein paar mehr Details noch ein bißchen aufgepeppt, aber das ist wohl einfach mein sehr hoher Anspruch diesbezüglich nach 16 Jahren in dem Business, immerhin konnte ich Kjell und Wade noch den Slappy Curb auf der (etwas zu flachen) Bank unterjubeln. Fakt ist, die Locals und laotische Skateszene hat endlich ihren ersten öffentlichen Skatepark und wir als Erbauer können uns für unsere Arbeit wirklich selbst auf die Schulter klopfen und sicher sein, daß das nur ein bzw. der Anfang war.

Pünktlich zur ersten richtigen Session am Mittwoch den 1. Februar bekamen wir dann auch noch Besuch, um nicht zu sagen Verstärkung, von einer Delegation des Route One Skateshops aus Bristol, England, einem großen Supporter von MakeLifeSkateLife, die uns nun “leider“ bautechnisch gar nicht mehr unter die Arme greifen konnten, dafür aber skatetechnisch zu beeindrucken wußten. Ganz nach der Maxime ‚Ladies First‘ bestand diese Crew aus Teamfahrerin Rianne Evans sowie der neuen Teammanagerin Amy Ram, Stylemaschine Jordan Sharkey aus Wales, Lovenskate Pro Jordan Thakery sowie Photograph James Griffith aka Griff, allesamt super coole Menschen und begnadete Skateboarder, die sofort Teil unserer kleinen aber feinen Familie wurden und den Park ordentlich abrippten und mit uns einweihten.

Ordentlich lecker Boards…
Die beiden Jordans und Darius…

Und um an dieser Stelle somit schnell nochmal kurz zu meinen beiden jüngsten ‚Kompletter Board-Sammmel-Amok‘ Blog-Einträgen zu kommen, Jordan hat(te) ein verdammt geiles Pro-Board auf Lovenskate mit einer Hommage an einen meiner absoluten Alltime-Lieblingsfilme, ‚Bill und Ted`s verrückte Reise durch die Zeit‘, das ich nun auch noch unbedingt für meine ‚Bro-Board-Sammlung‘ brauche. Ich hab` ihn jetzt nachträglich schon deswegen angemailt (sowas funktioniert auch noch!) und er meint, das Board sei absolut ausverkauft und die Nachfrage hoch, weswegen er eventuell auch eine Neuauflage in Betracht zieht, also ich bitte doch sehr darum, ihr lieben Lovenskate!

Wir sind dann am Donnerstag danach allesamt bis auf Wade, der Mittwochs leider schon zurück nach Melbourne geflogen ist, Sam, die ein paar Tage Ruhe brauchte, und Kjell, der seine nachkommende Freundin Stella in Empfang nehmen wollte, für zweieinhalb Tage nach Vang Vieng, ca. anderthalb Autostunden nördlich der Hauptstadt Vientiane, gefahren, um uns das mal richtig gut gehen zu lassen. Vang Vieng ist ein kleines Städtchen mit reichlich Naturattraktionen im Umland, welches nicht unbedingt als Geheimtip gilt, soll heißen, ca. die Hälfte der “Bewohner“ dürfte aus Backpackern bestehen, denen das Wort Party nicht unbedingt fremd ist.

Blick von Vang Vieng auf die Berge…

Das machten wir dann auch und nutzten reichlich die legendären ‚Special‘ oder ‚Happy Menus‘ z.B. in der Moonshine Bar, das sind unter der Theke erhältliche Speisekarten, bei denen man Drinks oder Snacks mit Rauschmitteln versetzt oder jene auch einzeln erstehen kann. Highlight dabei war auf jeden Fall unsere gemeinsame Tubing Tour am Freitag den lokalen Nam Song Fluß runter mit diversen Pitstops an improvisierten Uferbars. Tubing hatte ich ja schon vor drei Jahren in Kolumbien kennen- und lieben gelernt (BOARDSTEIN berichtete), und ja, es gibt in der Tat nicht allzu viele entspannte Freizeitaktivitäten, die da rankommen, als sich breit in einem LKW-Schlauch durch exotisches, um nicht zu sagen tropisches, Gelände einen Fluß runter treiben zu lassen.

Diesen Fluß galt es runterzutuben…

Da ich ja im Gegensatz zu scheinbar allen anderen (leider?) immer etwas umständlich mit Kamera(s) unterwegs bin, die bei dieser Tätigkeit natürlich wasserdicht verpackt sein müssen, kann ich an dieser Stelle nicht wirklich mit Photos dazu glänzen, aber wie heißt es so schön? What happens on tour, stays on tour. Das gilt natürlich besonders für Tubing Touren, haha… Lieben Gruß auf jeden Fall an Christiane aus ausgerechnet Dortmund und Josh aus dem schweizerischen Appenzell (von wo mit der beste Käse von der ganzen Welt stammt) sowie dem englischen Pärchen, die sich an diesem Tag unserer Gruppe anschlossen! Wir waren aber auch ein lustiger Haufen und versprühten an diesem Tag nichts als gute Vibes, am späten Nachmittag ging es dann wieder in die Moonshine Bar, hihi…

Erster Pitstop beim Tuben, da funktionierte die Kamera noch ein bißchen…

Ah jo, und wo ich gerade schon meine Kameras erwähnte, natürlich verfolgt(e) mich auch hier in Laos mein ganz persönlicher Technik-Fluch, denn schon nach ein paar Tagen machte mir die Digicam, die ich vor Abflug noch meinem Schatzbatz Olgika abgekauft hatte, Ärger, weil das Objektiv beim Einschalten nicht mehr richtig ausfuhr (ich bin bekanntlich einfach zu grob für Hightech). So brauchte ich für jedes Photo ein paar mal An- und Ausschalten mit Akku rausnehmen und ordentlich auf die Kamera drauf klopfen (Schläge auf den Hinterhopf erhöhen das Denkvermögen, die anderen mögen mich beim Beobachten zu recht für bekloppt gehalten haben), bis diese mal Anstalten machte, so zu funktionieren, wie ich es von einer Kamera erwarten dürfte. Inzwischen sagt sie gar keinen Piep mehr und zum Glück kann ich auch Photos mit meiner Videocam machen, sonst wäre dies hier lediglich ein sehr Buchstaben-lastiger und Bild-armer Blog-Eintrag.

Und wer jetzt meint, ich solle mir doch vielleicht endlich auch mal ein Smartphone zulegen, dem sage ich ‚Fick dich!‘, das haben doch schon alle anderen und die erleben so eine Reise sicherlich nicht so intensiv wie ich, weil sie nämlich ständig auf ihrem Teil hin- und herwischen und rumklicken und damit alles ja so schön einfach ist. Jedenfalls ist das mit der Hauptgrund, warum ich euch jetzt hier leider nicht so richtig Skatephotos (die gehen mit meiner Videocam wegen der Verschlußzeit nicht wirklich) von unseren ersten Sessions und der Eröffnung des Parks präsentieren kann. Man will außerdem dann ja verständlicherweise auch gerne einfach selbst skaten, nachdem man so einen aalglatten Skatepark fabriziert hat. Desweiteren gab es dafür auch nicht mehr allzu viel Gelegenheiten, denn durch unseren kleinen Kurztrip nach Vang Vieng hatten wir gar nicht mehr so viele Möglichkeiten, gemeinsam unseren neuen Park zu shredden, weil der Großteil der Crew bereits am Montag nach der Eröffnung wieder nach Hause fliegen mußte, und auf der Eröffnung selbst war es in der Tat viel zu wuselig, wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt. Jaja, nie um Ausreden verlegen dieses Arne…

Khadir mit dem allerersten Indy Nosepick in der Miniramp…
So sieht das aus, wenn Subha Pop-Shove-its das London-Gap hochmacht…

Ansonsten war die Eröffnung ohne Frage ein voller Erfolg, die gesamte Skateszene von Vientiane war vertreten inklusive eine Delegation der laotischen Company Seree, die lecker Gras mitgebracht hatten und fröhlich verteilten. Zudem waren auch ein paar thailändische Skater da, Thailand liegt ja direkt auf der anderen Seite des Mekong. Wir machten dann einen Best Trick Contest am Rail und ein junger Local mit bemerkenswerten Segelohren machte das Ding mit Feeble Grind, Lipslide und Bluntslide für sich klar, was zeigt, daß da in Zukunft noch einiges mehr geben wird. Außerdem gab es ein Game of S.K.A.T.E., denn auch die Route One Crew hatte reichlich Stuff mitgebracht, den es unters Volk zu streuen galt. An dieser Stelle sei noch Shane aus Colorado erwähnt, der auch für MakeLifeSkateLife arbeitet, am Donnerstag angereist war und gut 20 Komplettboards mitgebracht hatte. Er sollte in den folgenden zwei Wochen ein paar Locals Kurse geben, wie man Skatekurse gibt, also quasi ein paar der Jungs anlernen, daß sie anderen Kids das Skaten beibringen können. Und zusammen mit den jeweils drei Rellik und Emillion Boards (nochmals dickes Danke an Soul Distribution!), die ich mitgeschleppt hatte, haben wir insgesamt knapp 40 Boards zum Ausleihen und Anlernen zusammenbekommen. Es ist also davon auszugehen, daß es aus Vientiane in Zukunft noch reichlich Nachwuchs in Sachen Skateboarding geben wird, Tom will sogar versuchen, extra einen Kurs für Mönche einzurichten, denn trotz allen Verzichts, Skateboardfahren gilt wohl nicht als Sünde. Alter, skatende Mönche, wie geil ist das denn bitte!? Körperbeherrschung haben die Jungs ja bekanntlich…

Es spielten dann abends auch noch zwei lokale Bands und die zweite konnte nach einem eigenen Set noch mit Nirvana und Rage Against The Machine Covern auftrumpfen, so daß sogar ein ordentlicher Moshpit zustande kam. Highlight war allerdings ohne Frage Subhas Freestyle-Rap in seiner Landessprache Nepalesisch, ein echtes Multitalent, dieser quirlige kleine Kerl, und das hatte er so mit Sicherheit nicht zum ersten Mal gemacht und gab sich wie ein Profi. Man kann sagen, die Vibes hätten an diesem Tag nicht besser sein können und wir alle waren glücklich über das, was wir geschaffen hatten, und darüber, es in guten Händen zu wissen.

Die erste Band…
Moshpit bei der zweiten Band…
Fuck you, I won`t do what you`re telling me!
MC Chicken in full effect…

Vermutlich aufgrund meines gediegenen Whiskey-Konsums am Sonntag verzockte ich es dann leider, mir für Montagmorgen den Wecker richtig zu stellen und verpaßte dadurch unglücklicherweise die Segnung des Skateparks, was mich bis heute noch ärgert. Im Ernst, einer von den Mönchen hat mit einem Ritual den neuen Skatepark und alle, die beim Bau mitgeholfen haben, gesegnet, und das hätte ich doch wirklich sehr gerne miterlebt, denn sowas erlebt mensch als Westeuropäer vermutlich nur einmal im Leben, die Segnung eines Skateparks, den man mitgeholfen hat zu bauen.

Als ich also am Montag zwei Stunden zu spät aufgestanden war, herrschte bei uns im Guest House totale Aufbruchstimmung. Von meinem gutem neuen Freund Eli, der schon früh morgens nach Bangkok geflogen war, von wo es für ihn nach ein paar Tagen weiter in die heimischen Staaten gehen sollte, hatte ich mich schon Sonntagnacht verabschiedet. Als nächstes waren Alan und die drei Inder dran, die mir in den gemeinsamen zweieinhalb Wochen ebenso allesamt sehr ans Herz gewachsen waren. Ich begleitete die Crew noch mit zum Flughafen, weil ich hoffte, dort ein, zwei englische Bücher ergattern zu können, weil ich schon in der ersten Woche mein einziges mitgebrachtes durchgelesen hatte, aber Fehlanzeige, Laos ist halt diesbezüglich wirklich noch ein bißchen rückständig zum Rest der Welt. Alle übrigen sind dann in ein anderes Hotel in die Innenstadt gezogen (die Tommys waren die ganze Zeit schon dort in einem Hostel), so daß ich für eine Nacht auf einmal ganz alleine war in unserem großem Guest House, was sich nach dieser tollen gemeinsamen Zeit dort extrem komisch angefühlt hat, so daß für mich klar war, die letzten beiden Nächte bis zu meiner Weiterreise am Donnerstag auch in die Stadt umzusiedeln.

Wenn du Sachen brauchst, die du nicht brauchst, auf zum Nightmarket in Vientiane…

Am Dienstagmorgen hatte ich dann noch meine persönliche Mission, wenigstens ein paar Tricks im Skatepark zu filmen, was sich als echte Mammutaufgabe herausstellte, weil es in den letzten Tagen nochmal deutlich heißer geworden war, so daß ich dabei körperlich echt an meine Grenzen gekommen bin. Also erwartet in meinem Videopart zur Reise bitte nicht zu viel Footage in dieser Richtung, bei 30° Grad im Schatten ist irgendwann Schluß mit lustig bzw. Skateboarding, zur Not einfach selber mal ausprobieren! Da ich ja auch nicht in der WhatsApp-Gruppe war und meine laotische SIM-Karte immer noch nicht funktionierte (konnte mir bis heute keine(r) erklären warum) stand ich nun ganz plötzlich auf einmal allein auf weiter Flur und checkte für zwei Nächte in einem 8-Bett-Dorm im Funky Monkey Hostel ein.

Nachmittags stolperte ich dann aber zufällig nicht unweit davon in Dieter rein, was beweist, daß zumindest die Innenstadt von Vientiane wirklich sehr überschaubar ist, wie Laos generell, was ich am Ende noch verdeutlichen werde. Den Abend verbrachten wir dann noch mit den Tommys und Highlight war, wie beim Abendessen einer unserer Hot Pots (das ist eine Art laotisches Fondue) explodierte bzw. auseinanderbrach, zum Glück erlitt niemand irgendwelche Verbrennungen. Dann hieß es auch hier Abschied nehmen, denn auch die englische Crew zerstreute sich in alle Winde, der eine Jordan sollte weiter nach Japan, der andere nach Sri Lanka, die beiden Mädels wollten für ihre letzte Nacht nochmal nach Vang Vieng und Griff ist, glaube ich, am nächsten Tag zurück nach Bristol.

Ah jo, hatte ganz vergessen, Chris zu erwähnen, ein fast komplett zutätowierter Jugendfreund von Tom und Paul, der nach einem Thailand Urlaub noch am Wochenende zu uns gestoßen war. Der somit klägliche Rest traf sich dann am Mittwochmorgen um Zehn im Naked Espresso zu einem letzten gemeinsamen Frühstück, wo wir uns dann auch von Kjell und Stella verabschiedeten, die noch drei Wochen in Laos rumreisen wollten. Den Tag verbrachte ich dann mit Dieter und wir suchten und fanden endlich einen Buchladen mit englischer Lektüre, denn glaubt mir, für mich gibt es nichts Schlimmeres, als auf einer Reise keinen Lesestoff zu haben. Dann besuchten wir noch das Cope Museum, was so interessant wie erschütternd ist, denn Cope ist eine Organisation, die Menschen hilft, die durch sogenannte Blindgänger, Minen oder was auch sonst für explosiven Kriegsschrott verkrüppelt wurden, denn davon ist der Nordosten sowie der Süden Laos immer noch voll und zu den Opfern zählen hauptsächlich Kinder und Bauern, die beim Spielen oder bei ihrer Landarbeit auf solche tödlichen Fallen stoßen und dann gerne mal dabei sterben oder irgendwelche Gliedmaßen verlieren. Was natürlich einfach nur schrecklich ist, da der Vietnamkrieg ja nun schon über 50 Jahre zurück liegt und Laos daran eigentlich völlig unbeteiligt war, wäre da nicht der Ho Chi Minh Pfad im südlichen Landesgebiet gewesen, auf dem der Vietcong im Norden mit Nachschub versorgt und der dementsprechend von den Amis bombardiert wurde wie nichts anderes je zuvor.

Ich wette, ihr habt auch nich gewußt, daß Laos bis heute pro Quadratkilometer das am meist bombardierte Land auf der ganzen Welt ist, zwischen 1965 und 1974 wurden dort im Durchschnitt alle acht(!!!) Minuten von amerikanischen Flugzeugen Bomben abgeworfen, dementsprechend liegen dort noch tausende Tonnen von Kriegsschrott im Dschungel und in der Wildnis rum, da kann mensch sich nur zum unzähligsten Mal an den Kopf packen, wie pervers der Mensch und seine Kriege eigentlich sind. Bestie Mensch, du bist deinem eigenen Untergang geweiht und das ist auch gut so! Ziemlich erschüttert sind wir danach dann nochmal zum D.I.Y.-Spot, wo ich noch ein bißchen filmen wollte, aber auch das wurde aufgrund der Hitze eher eine kurze Mission. Nach einem letzten indischen Dinner mit Paul und Chris hieß es dann auch hier Abschied nehmen, die drei Aussies wollten noch zusammen ein bißchen den Norden des Landes erkunden und mein Dieter sollte am nächsten morgen weiter nach Pakistan und dort direkt auf sein nächstes NGO-Betonprojekt mit Wonders Around The World (Bisous an dieser Stelle an meine alten Homies Leo und Elliott!). Aber warum auch zurück nach Belgien, wenn dort doch Schnee liegt und keine Arbeit wartet!?

The last men standing (while sitting): Mich, Dieter, Paul & Chris…

Bamm – ja, von nun an war ich also wirklich alleine und auf mich selbst gestellt, was mich nicht großartig beunruhigte, aber trotzdem innerlich sehr aufwühlte und traurig stimmte. Denn es war wieder mal eine großartige, intensive und sehr lustige Zeit gewesen mit tollen Menschen, die ich ohne Frage sehr vermissen würde und von denen ich mir definitiv nicht bei allen sicher sein kann, sie jemals nochmal wiederzusehen. Aber so ist das nun mal im Leben, denn alles hat ein Ende, und auch wenn die Wurst zwei hat, ist einem damit diesbezüglich nicht immer unbedingt geholfen. Ich hatte mir für Donnerstagmorgen bereits einen Bus ins 320km entfernte Thakhek im Süden gebucht, von wo ich eigentlich ein paar Höhlen besuchen wollte. Das ist allerdings auch alles gar nicht so einfach, wenn mensch mit limitierten Zeit- und Budgetlimit unterwegs ist, wie sich noch herausstellen sollte, und die achtstündige Busfahrt würde ich auch nicht unbedingt als Vergnügen bezeichnen, weil die Straßen Richtung Süden immer schlechter werden, und naja, acht Stunden Bus fahren macht auch in Deutschland nicht wirklich Spaß und da können die Busse ja wenigstens einen Hauch von Bequemlichkeit vorweisen.

Truck Stop irgendwo im Nirgendwo…

Und apropos Bequemlichkeit, also außerhalb von Vientiane merkt mensch auch sehr schnell und deutlich, daß Laos in der Tat ein bettelarmes Land ist, dann ist es auch nicht mehr so schön sauber und wie nahezu überall in der südlichen Hemisphäre liegt in der ganzen Gegend ohne Ende Müll rum, zu 90% natürlich aus Plastik, vornehmlich Flaschen. So kam ich dann auch erst kurz vor Dämmerung in dem verschlafenen Städtchen Thakhek an und mußte mich dort der örtlichen Tuk Tuk-“Mafia“ beugen und bezahlte die Hälfte des Preises des vorherigen Bustickets für eine nicht mal zehnminütige Fahrt ins Zentrum. Dort checkte ich direkt im Mekong Hotel ein, welches im Reiseführer empfohlen worden war und wo ich ein sehr günstiges Doppelzimmer beziehen konnte. Ordentlich einen runtergeholt und ab zu Betti, die lange Busfahrt steckte mir wirklich in den Knochen.

Dorfplatz in Thakhek…

Am nächsten Morgen nach`m Frühstück checkte ich dann auch, warum das eigentlich recht luxuriöse Zimmer (mit Badewanne im Bad!) scheinbar so billig gewesen war, denn als ich wiederkam, hatte ich dort keinen Strom mehr und an der Rezeption erfuhr ich, ich müsse erst die nächste Nacht bezahlen, dann würde auch der Strom wieder angestellt. Nun, ich hatte am Abend davor eigentlich nach einem Zimmer für zwei Nächte gefragt und mich beim Beziehen dessen auch ein bißchen gewundert, daß das dann so billig gewesen war, aber eins der meiner Meinung nach größten Probleme Laos` ist halt, daß bei einer Alphabetisierungsrate von wohl knapp 50% natürlich so gut wie gar kein Mensch auch nur den Hauch von Englisch spricht. Das gilt dann also auch gerne mal für Leute am Fahrkartenschalter oder eben an der Hotelrezeption eines Etablissments, wo mit Sicherheit 95,5% der Gäste nicht aus Laos kommen, und das macht die Kommunikation ohne Google Translator (welcher aber laut Zeugenaussagen in Laotisch auch nur mehr schlecht als recht funktioniert) teilweise wirklich schwierig, auch auf eigene Faust irgendwelche Touren oder Ausflüge zu organisieren.

Und mir liegt mit Sicherheit nichts ferner, als jetzt hier irgendwelche Kolonialisierungsdoktrine zu schwallern, aber diesbezüglich herrscht hierzulande echt deutlich Nachholbedarf, denn wenn sich ein Land (völlig naheliegend und zu recht) dem Tourismus öffnet, haben definitiv alle Seiten etwas davon, wenn sich zumindest ein klitzekleines bißchen der englischen Sprache bemächtigt wird, was auch schon andere Völker dieser Welt geschafft haben. Englisch ist nun mal die Weltsprache und es ist im Endeffekt auch gut und sehr hilfreich, daß wir eine solche haben. Da fällt mir wieder der unverkennbar deutsche ältere Herr ein, der in einem Supermarkt in Vientiane vor mir in der Schlange an der Kasse stand und sich sichtlich aufregte, daß das alles so lange dauerte (was es hier gerne mal tut, weil der Mensch hinter der Kasse vielleicht gerade in einem WhatsApp-Dialog gefesselt ist und erstmal antworten muß, bevor sich dem nächsten Kunden gewidmet wird), und dann zu mir meinte ‚I`m no good english‘. Ich hab` mich dann natürlich gar nicht erst als Deutscher zu erkennen gegeben und nur gemeint ‚No worries, fool, you`ll be back home in misery soon‘.

Oh ja, ganz großer Urlaubsspaß immer wieder meinerseits, den überall auf der Welt in Scharen auftretenden deutschen Touristen dabei zuzuhören, wie sie ihre kleinen Problemchen und Miseren untereinander austauschen und wenn es dann zu viel davon wird, völlig aus dem Nichts einen schnippischen Kommentar in ihrer Landessprache in den Raum zu werfen. Ich hab` auch mehr als einmal bei der irgendwann unter Backpackern obligatorischen Frage ‚Where are you from?‘ ‚Denmark‘ als Anwort gegeben, was geographisch sogar halbwegs der Wahrheit entspricht, weil ich mit dem Rest des Kraut-Packs nichts zu tun haben will. Klingt arrogant, ist es vielleicht auch, hilft aber durchaus manchmal. Am besten sind hier aber ohne Frage die ganzen koreanischen Touristen, die gefühlt 50% der Reisenden in Laos ausmachen und jeden Schritt ihres Tun und Seins photographisch festhalten müssen, obwohl sie selbst in den schönsten Lagunen ohne Schwimmweste verloren wären. Da paßt das Wort ‚Fremdschämen‘ dann schon gar nicht mehr, weil sowas wie Scham kennen die diesbezüglich scheinbar gar nicht. Naja, andere Völker, andere Sitten, und wer bin ich zu urteilen!?

Ich kenne das auch schon sehr gut von meinen vorherigen Reisen, daß man zuweilen außer beim Kaufen/Bestellen von Nahrung oder Einchecken in Hostels tagelang kein einziges Wort mit anderen Menschen wechselt. Das ist so schön wie auch traurig zugleich, schön, weil mensch in solchen Zeiten wirklich mal die seltene Gelegenheit hat, sich mit Abstand zu allem voll und ganz auf sich selbst zu konzentrieren und in sich zu gehen (wo und wann hat mensch schon die Chance für so etwas? Zu Hause auf der Couch sicherlich nicht). Und traurig, weil mensch sich dabei auch ganz schön alleine fühlen kann, was ich aber durch mein bisheriges Leben durchaus gewohnt bin. Ich hab` schon früh festgestellt, gerade z.B. auch im Nachtleben egal wo auf dieser Welt, daß ich irgendwie eine unnahbare Aura um mich zu haben scheine, oder vielleicht spüren andere Menschen einfach – oder ich lasse sie es so spüren – daß ich mich mit Smalltalk sehr schwer tue. Ich bin halt definitiv ein Ganz-oder-gar-nicht-Mensch, der halbe Sachen nahezu verabscheut, ein großes Problem von eben suchtkranken Menschen, wie ich es nun mal bin. Vielleicht ist es aber auch gar keine Bürde, sondern eine Gabe, möge das dieser mysteriöse Gott oder wer auch immer von mir aus beurteilen…

Zurück nach Thakhek in Zentral-Laos, denn dort heuerte ich gegen Mittag einfach selbst einen Tuk Tuk-Fahrer an, mich doch bitte zur Buddha Höhle etwa 15km außerhalb der Stadt zu fahren. Mensch kann sowas natürlich auch in Verbindung einer organisierten Tour buchen, aber dann geht es meist schon morgens los, man wird von einer Attraktion zu nächsten gekarrt, von denen man die Hälfte vielleicht gar nicht sehen will, weil sie irgendwie keine Attraktion sind, kriegt Essen serviert, wenn mensch gar nicht hungrig ist (bei dieser Hitze brauche zumindest ich eh nicht viel Nahrung), und muß sich das alles dann noch in Gesellschaft von oben genannten Mitreisenden antun, und das alles für den drei- oder vierfachen Preis. Ich bin also alles andere als ein Freund solcher organisierten Touren und mir mögen dadurch auf meinen Reisen sicherlich einige Highlights entgangen sein. Aber dafür erlebe ich dann als Skateboarder auch oft genug Orte und Dinge, die kein anderer Tourist so wahrnehmen würde und hänge völlig verschwitzt und versifft auf irgendwelchen dreckigen Parkplätzen ab, weil ich bis zur Verausgabung hundert Versuche brauche, um einen Trick zu filmen an einem Spot, an dem mit ziemlich 100%-iger Sicherheit niemals nicht ein Skateboarder je zuvor seine Rollen auf den Asphalt oder Beton gesetzt hat. Das macht mich nicht zu einem besseren Menschen, sondern zeigt nur, daß ich zuweilen echt einen an der Klatsche habe. Und für all die ganzen anderen kann ich nicht für…

Ah jo, und nach einer halben Stunde Tuk Tuk-Geknatter (auch immer wieder ein Vergnügen für sich) und einem Kilometer Fußmarsch stand ich dann auf einmal völlig allein in der laotischen Wildnis an diesem kleinen See inmitten von Karstbergen und konnte zum ersten Mal in drei Wochen absolute Stille genießen, denn in der Mittagshitze hielten selbst die Vögel ein und sparten sich ihr Gezwitscher.

Und dann war da außer mir noch diese Höhle und von solchen Höhlen gibt es in dieser Ecke der Welt unzählige und jede ist wohl auf ihre eigene Art und Weise nichts anderes als einfach nur beeindruckend, da mensch hier wirklich ganz deutlich sehen und spüren kann, wie scheiße alt unser toller Planet ist und daß die gesamte Menschheit nur einen minimalen Bruchteil dessen Geschichte ausmacht, aber dabei einen Fußabdruck hinterläßt wie ihn nicht mal die größten Dinosaurier alle auf einmal zustande kriegen würden. Du sitzt dann da mit den Füßen in kristallklarem Wasser in dieser bedächtigen Stille (ich hatte wirklich das ausgesprochene Glück, dort für eine Stunde ganz alleine ohne irgendwelchen anderen Menschen zu sein) und denkst nur, was für ein Segen es ist, daß du schon die Möglichkeit hattest, solche Orte auf der Welt sehen und vor allem erleben zu dürfen. Und vor lauter Ehrfurcht fühlst du dich dabei so klein mit Hut, daß du danach einfach nur noch denkst, warum bleibe ich nicht einfach hier, bis ich sterbe und wieder eins mit Mutter Natur werde. Zumindest geht es mir oft so an solchen Orten, andere Menschen lassen dann dafür ihren Müll dort liegen.

Wow, ja, einfach geile Scheiße und ich hoffe sehr, ich schaffe es dann in Vietnam, Kambodscha oder Thailand nochmal zu einer richtigen Höhlenexpedition mit Kajak und Kopflampe, da muß ich dann wohl einfach mal so eine Tour mitmachen wenn Zeitplan und Geldbeutel es zulassen. Wieder am Parkplatz angekommen schickte mich mein Tuk Tuk-Freund dann nochmal in die andere Richtung und ich lernte, daß ich soeben gerade erst nur die Nebenattraktion gesehen hatte, wo ich mich schon gefragt hatte, warum die Höhle denn Buddha Höhle heißt. Nein, für diese muß man nochmal 2000 Kip Eintritt bezahlen (was in etwa nicht mal 20 Cent entspricht) und sich bitte schön der Sandalen entledigen, die Mütze abnehmen und den Rucksack draußen lassen, photographieren ist dort natürlich auch nicht gestattet. Dann geht man eine 15m-hohe Holztreppe hoch, kriecht durch einen kleinen Eingang und steht in einer im Vergleich zu vorher eher kleinen Höhle, in der einem ein paar laotische Frauen und ihre Kinder irgendwelches Kunsthandwerk verkaufen wollen, aber die Geschichte dazu ist dann wiederum auf ihre Weise beeindruckend.

So wurde diese Höhle erst vor ein paar Jahrzehnten von einem Dorfbewohner aus der Umgebung entdeckt (wie gesagt in 15m Höhe in einer Felswand!), der auf die dort ein- und ausfliegenden Fledermäuse scharf war, die hierzulande als Delikatesse gelten. In der Höhle entdeckte er dann über 220 verschiedene uralte Buddha Statuen, die wann und durch wen auch immer dorthin gekommen waren, dementsprechend ist die Höhle verständlicherweise natürlich heilig und haste nicht gesehen. Das kann meiner Meinung nach durchaus als Touristenattraktion angesehen werden, zeigt aber auch, daß Buddhismus letztendlich auch nur eine Religion ist, wenn auch die von allen mir persönlich am sympathischste. Aber ja, einen gewissen Fanatismus kann mensch deren Anhängern nun auch nicht wirklich absprechen, wenn diese sich schon vor Urzeiten die Mühe gemacht haben, diese Statuen dort hoch zu wuchten und zu sammeln, und mit den ganzen Regeln – Schuhe und Mützen ausziehen, Frauen die Beine bedecken, keine Photos usw. – ist das alles im Endeffekt genauso wenig liberal wie andere Religionen es auch nicht sind, und für mich ist und bleibt es so, wie Slime es schon zu recht immer gesungen haben: Religion ist Opium für das Volk. (unglaublich, wie wichtig gerade dieses Lied in meiner pubertären Entwicklung für mich gewesen ist, danke nochmal, Slime! Und danke auch, Greg Graffin und Bad Religion!)

Deswegen interessieren mich auch die ganzen Tempel, die hier in Asien wirklich überall rumstehen und zum “Stadtbild“ gehören wie bei uns die Kirchen, null und nichtig, abgesehen davon daß die optisch gesehen wirklich nur noch kitschig und nach meinem Geschmack – Buddha möge es mir verzeihen – so häßlich sind, wie ich es sonst nur von z.B. Wohnungseinrichtungen aus der persischen Kultur her kenne. Leute, das sind alles nur meine eigenen persönlichen Meinungen, aber ich habe überhaupt nicht das Gefühl, mich mit der ganzen Materie näher beschäftigen zu müssen, um vielleicht ein bißchen besser zu verstehen. Wenn ich verstehen will, gehe ich mit offenen Augen und Ohren durch die Welt – und zwar die ganze als solches – und was ich bisher dort erfahren habe, gruselt mich einfach nur noch. Menschen sind trotz ihrer angeblichen Intelligenz in der Regel mindestens so dumm wie gefährlich, Punkt, aus, basta.

Nun denn, es war jedenfalls ein gelungener Tagesausflug, den ich mal wieder damit krönte, mich abends an einem sprockeligen Streetspot, den ich auf dem Rückweg entdeckt hatte und den andere nicht mal aus dem Augenwinkel eines Blickes würdigen würden, bis zur Erschöpfung abzukämpfen, um weitere dreieinhalb Sekunden zur Vervollständigung eines eventuell (und hoffentlich) entstehenden Videoparts über diese Reise zu füllen. Mensch muß einfach Prioritäten setzen, und das konnte ich schon immer sehr gut in die völlig falschen Richtungen. Am Samstag stand dann endlich mal wieder Busfahren an, diesmal in einem noch unkomfortableren Kleinbus mit wackeligen Kunstledersitzen, so daß mensch schon nach einer halben Stunden in seinem eigenen Arschschweiß hin und herglitschte, doch was tut mensch nicht alles für Ruhm und Ehre? Im Ernst, Leute, das war wirklich alles andere als ein Vergnügen und ich dachte vor zwei Jahren in Uganda auf der zwölfstündigen Fahrt von Kisoro nach Kampala (BOARDSTEIN berichtete) schon, diesbezüglich alles erlebt zu haben, aber das lag wohl vor allem daran, daß der Kleinbus dort nicht ganz so schnell fahren konnte, wie es der hier auf der Strecke von Thakhek nach Pakse getan hat.

Manche Eltern übertreiben es immer wieder mit dem Stylen ihrer Kinder, siehe Schulter-Tattoo…

Denn vor allem der erste Streckenabschnitt gehört zu den am schlechtesten ausgebauten im Land (vom hohen extrem ärmlichen Norden mal abgesehen) und alle paar Minuten wirst du durch Schlaglöcher oder Bodenwellen einfach in die Luft katapultiert, um mit dem Kopf an die Decke zu stoßen (manchmal auch 20 Sekunden am Stück, was dann fast schon wieder Spaß macht). An Schlafen oder Lesen also absolut nicht zu denken fragst du dich die ganze Zeit (gerade als erfahrener Betonbauer), was eigentlich daran so schwer ist, ebene Straßen zu bauen. Dann fragst du dich immer wieder, wann sind wir endlich da?… Bald. Wann ist bald? Hälfte ham wa schon…

Ich weiß, auf höchstem Niveau jammert es sich immer am besten, aber das geht echt an die Substanz und persönlichen Grenzen, doch dann rufst du dir deine bisherige Reiselektüre in den Kopf, die bis jetzt aus dem Buch ‚Der lange Weg‘ von Slawomir Rawicz bestand (sehr zu empfehlen!), einem Tatsachenbericht, wie ich sie ja so sehr liebe, eines polnischen Soldaten, der 1941 mit sechs anderen Gefangenen aus einem russischen Gulag im Norden Sibiriens ausgebrochen ist, um sich über 5000 Kilometer durch eben Sibirien, die mongolische Wüste Gobi, den Himalaya bis an die rettende Grenze Indiens zu kämpfen. Da stellst du dann keine Fragen mehr in Sachen Belastbarkeitsgrenze des menschlichen Köpers und hälst einfach die Klappe und deine Gedanken in Zaum. (Meine momentane Lektüre ‚The Last Escape‘ von John Nichol und Tony Rennell, eine akribische Zusammenfassung von Fakten und Erinnerungen alliierter Soldaten auf ihren Todesmärschen aus den Gefangenenlagern in den Westen des Deutschen Reichs im harten Winter 1944/45 am Ende des Zweiten Weltkrieges steht dem übrigens in nichts nach.)

Hoffentlich landen diese beiden Racker nicht irgendwann mal auf dem Grill! Kein Scherz…

Die Stadt Pakse stellte sich dann als ziemlicher Reinfall raus, ich checkte für zwei Nächte im Yummy Hostel ein, absolut unterste Preisklasse mit einem Bett im Dorm für ca. 2,50 Euro, weil ich Zeit haben wollte, um vielleicht einen Bootstrip auf dem Mekong weiter Richtung Süden klarzumachen. Doch nachdem ich erst am 15. Geldautomat Bares kriegen konnte, war ich schon mit meinen Nerven am Ende und als ich dann bereits zum dritten Mal in Folge keine Touristeninformation dort vorfand, wo sie laut Reiseführer hätte sein sollen (ich bin eigentlich ein sehr fähiger Karten- und Stadtplanleser) und am Busbahnhof mal wieder kein Wort Englisch gesprochen wurde, war für mich klar, scheiß` auf die Bootstour, scheiß` auf Pakse und scheiß` auf die zweite Nacht! Schnell für den nächsten Morgen einen Platz im Minivan Richtung 4000 Inseln gebucht, dem vermutlich von vornerein feststehenden Highlight meines Laos Trips. Und hier befinde ich mich jetzt seit drei Tagen, und zwar in einem kleinem bescheidenen Bungalow im Norden der Insel Don Det mitten im Mekong nahe der kambodschanischen Grenze.

Mein Büro auf Don Det – ganz neuer Trend: Tisch zum Sitzen und Stuhl als Schreibtisch!
Meine Bungalow-Siedlung von einer der unzähligen Inseln im Fluß aus…
Sowas hängt hier auch ab…

Don Det ist eine der größten von etwa 4000 kleinen Inseln an dieser Stelle des Mekong, der hier ca. 15km Breite erreicht, und diese Region ist ohne Frage und völlig zu Recht absoluter Pflichtstop eines jeden Trips nach Laos. Ich hab` ja nun schon viel gesehen auf dieser Welt und mich hundertfach irgendwo pudelwohl gefühlt und gedacht, ich sei im Paradies (gerne auch einfach zu Hause vor der Haustür), aber das hier ist wirklich absolut Top 3 dieser meiner jemals besuchten Orte mit einer möglichen Aspiration auf Platz 1. Mehr Paradies geht wirklich nicht, wenn mensch mal davon absieht, daß sich hier natürlich eine Menge anderer Backpacker rumtummeln. Aber wenn mensch bedenkt, daß hier gerade absolute Hochsaison ist, bin ich dann doch total erstaunt, wie ruhig und gechillt es letztendlich trotzdem ist, von überlaufen kann meines Ermessens nach überhaupt nicht die Rede sein. Ich hab` hier also meinen Bungalow mit dem Allernötigsten (z.B. schnellen W-LAN, um diesen Blog für euch hochzuladen) an der Sonnenuntergangsseite der Insel, springe nach dem Aufstehen erstmal in den an dieser Stelle sehr super sauberen Mekong (ist nicht überall so) bei perfekten Abkühltemperaturen und laß` die Seele baumeln. Mal davon abgesehen, daß ich die meiste Zeit am Rechner verbringe, um zu tippen, was für mich allerdings Vergnügen und Befriedigung bedeutet, wie ihr inzwischen wissen solltet. Und mein junger Gastgber Ta, der ausnahmsweise mal sehr gutes Englisch spricht, macht das Ganze noch angenehmer, als es ohnehin schon ist. (Ups, gerade ist mir mein Feuerzeug um die Ohren geflogen, weil ich mein Joint drauf abgelegt hatte, kicher….)

Links Don Det und rechts Don Khon…
Auf dieser Seite andersrum, in der Mitte lecker Bananen…

Ja, das ist genau das, was ich unter Urlaub verstehe und den ich mir wirklich redlich verdient habe, wie nur ich es weiß, und hier werde ich bis zum Ablauf meines Visums auch verweilen und mich dann mit Bus nach Vietnam weitermachen. Eine Woche barfuß, eine Woche Zeit, Land und Leute zu Hause zu vergessen, und es mir einfach gut gehen lassen und witzig, wie sich hier scheinbar alles wiedertrifft. Als erstes bin ich am ersten Abend nach einer Inselumrundung auf den Spanier gestoßen, der schon in Vang Vieng mit uns zusammen Tuben war und den ich oben an besagter Stelle einfach vergessen hatte zu erwähnen. Desweiteren habe ich schon andere Backpacker gesehen, denen ich dort begegnet bin, und auch die Dortmunderin Christiane wiedergetroffen, die auch schon kurz auf Gastbesuch bei unserer Skateparkeröffnung war und sich hier scheinbar ihren nächsten Reisebegleiter angelacht hat (sexy sein kann auch vieles einfacher machen). Sowas Ähnliches ist mir auch damals schon in Neuseeland passiert (BOARDSTEIN berichtetet in Ausgabe 46 und 47) und in Laos scheint sich ebenfalls alles auf den selben Touristenpfaden abzuspielen, und diese gehen dabei wohl zumeist von Norden nach Süden. Soll mir recht sein, und zwar alles…

Gestern Nacht bin ich dann mehr oder weniger aus Zufall auf einem Rave etwas außerhalb in einer Art Dünenlandschaft gelandet. Ich hatte nach einem Tag Blog schreiben schon gut einen sitzen und hab` mir dann erstmal in der örtlichen Reggae-Bar fünf Gramm allerfeinstes Gras besorgt und die ersten zwei Joints haben mich nach über einer Woche Kiffpause so richtig schön umgeschossen. Das sind ja wirklich meist die geilsten Highs so nach längerer Zeit ohne, wenn mensch dann so euphorisch breit ist, daß mensch genau weiß, warum mensch seit über drei Jahrzehnten diesem tollem Kraut frönt. Nämlich genau wegen diesen Gefühlen, bei denen das Leben und die Welt auf einmal wieder Sinn macht, ganz im Gegenteil zu den Drogenpolitiken der meisten Länder dieser Welt.

Ta`s Kräutergarten direkt hinter meiner Hütte…
Breakfast for champions…

Jedenfalls schön klatschebreit in die Bar gleich ums Eck, wo ich immer frühstücke und wo immer interessante Menschen rumhängen und dort mit dem Schweizer Andi wie die Könige über Gott und die Welt philosophiert. Und – zu geil und irgendwie unglaublich – als ich Andi erzähle, was ich so mache und gemacht habe, meint er nur ganz erfreut ‚Ach, du bist einer von denen!?‘, denn irgendwie hatte er wohl schon irgendwo gehört, daß da ein paar Leute im Land unterwegs wären, die den ersten Skatepark von Laos gebaut haben, also wirklich eine kleine Welt hier, was!? Dann hieß es auf einmal Schluß mit lustig – was Nachtleben angeht ist hier eigentlich um Mitternacht Zapfenstreich, es sei denn, es findet eben so ein Rave statt. Nach der Ansage ‚Einfach etwa zehn Minuten lang immer der Musik nachgehen‘ und etwas Gestolpere den kaum beleuchteten Weg aus`m Dorf raus bin ich dann tatsächlich als erster(!) dort aufgeschlagen, aber eine halbe Stunde später war die Location rappelvoll und tanzend in Extase, außer natürlich ich und ein paar wenige andere, die mit Techno scheinbar ebensowenig anfangen können wie meiner einer. Ich kann tatsächlich vor allem immer die abartige Lautstärke nicht ertragen, mag am Alter liegen, aber mochte ich früher auch schon nicht…

Doch der Lao Mojito war sehr lecker und mit ein bißchen Abstand und die Füße im lauwarmen Mekong badend und Joint in der Fresse ließ sich das Geschehen sehr gut ertragen, da wehre ich mich dann auch nicht dagegen, wenn immer zwischendurch irgendwelche Leute neben mir baden gehen und heiße Mädels einem dabei – natürlich ungefragt – ihre knackigen Stringtanga-Ärsche regelrecht ins Gesicht pressen, so sind sie ja nun mal, die Raver-Miezen, immer schön touchy. Ansonsten hatte ich durchs Dope natürlich übelst Laberflash und sabbelte Marten und Jule aus Hamburg zu, denen mein Hamburger Wappen-Tattoo wohl schon im Yummy Hostel in Pakse aufgefallen war, ich sag` ja, in Laos trifft sich alles irgendwie immer wieder, das wurde mir auch in anderen Gesprächen an diesem Abend immer wieder bestätigt. Und nochmal wie gesagt, ich hab` keine Ahnung von Techno und bin auch kein Fan davon, verstehe aber genau auch von dieser Art Musik genug, um beurteilen zu können, daß die DJs ein echt super Set hinlegten, und die Menge ging dementsprechend ab.

Ich war dann allerdings irgendwann zuuu stoned, also dieser Zustand, wenn mensch auf einmal der Meinung ist, das ganze Spektakel findet nur für einen selbst statt und das ist jetzt gerade ein ganz ganz wichtig einschneidendes Erlebnis für das weitere Leben, der ein oder die andere von euch mag dieses Level auch schon mal gehabt haben. Soll heißen, ich hab` dann zum Glück rechtzeitig den Absprung geschafft und es ist leider nichts passiert, was ich am nächsten Tag hätte bereuen müssen, häh!?…

Als wenn nix gewesen wär`: Der Ort der Ausschreitungen, die Jungle Bar, am Tag danach…

Apropos nächster Tag, also heute Mittag, nach dem obligatorischen Morgenbad im Mekong fragt mich mein allseits fröhlicher und stets zu Scherzen aufgelegter Gastgeber Ta, ob ich denn gestern auf der Party gewesen wäre, er hätte mich ja auf Facebook dort gesehen. Oh Mann, den jungen Leuten ist auch wirklich gar nichts heilig, nicht mal ich, der mit Sicherheit gestern Nacht auf der Fiesta der Älteste gewesen ist und sich nicht daran erinnern kann, irgendwie photographiert worden zu sein. Obwohl, vielleicht werde ich so dann ja endlich mal berühmt! Ach was, will ich ja gar nicht, reich wäre mir viel lieber, aber das bin ich ja schon, reich an guten Erfahrungen… Sowie schlechten, Alter, hör` bloß auf! Naja, com ci com ca, c`est la vies!

Nun denn, nach zwei strammen Nachmittagen Blog schreiben (ja, das ist richtig Arbeit, sowas hier zu fabrizieren) muß ich dann nun noch etliche Bilder für euch hochladen und dann könnt ihr im kalten Deutschland auch ein bißchen mit mir Urlaub machen. Ich laß` es mir dann noch ein paar Tage weiter gut gehen auf Don Det und werde morgen wohl mal per Fahrrad die etwas größere Nachbarinsel Don Khon mit den dazugehörigen Wasserfällen erkunden. Also langweilig ist mir hier noch nicht und ein paar Tage werde ich das wohl noch aushalten tun, wenn doch nur meine liebste Olga mit dabei sein könnte, seufz….

Haltet euch wacker, mach` ich ja auch! Vielleicht heute Abend mal so`n Mushroom Shake ausprobieren…

Prösterchen,
Arne

Mein Gastgeber Ta und mein neustes Shirt… Meine Videocam ist nur semi Selfie geeignet… Und tschüß!

 

Ein Gedanke zu „DJ BOARDSTEIN GOES LAOS – TEIL 2

  1. Grüße
    Komm‘ Du mir mal nach hause…
    Dein Vaddi und ich machen hier in der kalten Heimat Brennholz, damit Du die Hütte warm hast.
    Montag bestelle ich 20to Betonkies C8, denn ist wieder was zum spielen da.

    Weitermachen mit Urlaub machen.
    Nicolai

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