DJ BOARDSTEIN GOES ISBERGUES (F)

Moin zusammen!

So, dann wollen wir nach mehr oder weniger einem halben Jahr Südostasien auf diesem Blog dann doch mal wieder in die Realität kommen. Ich hake dann mal schnell den kurzen Arbeitstrip nach Frankreich ab, den ich letztes Mal ja schon angesprochen hatte und vor zwei Wochen hinter mich gebracht habe. Genau, weil hier zu Hause halt alles überhaupt nicht so rund lief, wie es das ansatzweise hätte tun können, vor allem was Arbeit und Geld verdienen angeht, mußte ich dann doch mal wieder in den sauren Apfel beißen, der ‚Montage in Frankreich‘ heißt. Mein Män Mikey von Concrete Flow braucht ja immer händeringend Leute, weil er sich zu viele Projekte aufhalst, und ich bin da immer noch gerne gesehen und herzlich willkommen, von zwei Personen mal abgesehen, die aber diesmal nicht zugegen waren. Sonst wäre ich auch gar nicht erst da runter gefahren…

Jedenfalls paßte das super (das erste Mal nach einer gefühlten Ewigkeit, daß etwas mal wieder paßte und reibungslos klappte), ich konnte zwei Wochen beim Beton aushelfen und das Projekt in Isbergues fertigmachen und dann nach Hamburg, wo endlich mein eigenes Projekt starten sollte. Das ist allerdings leider bis heute noch nicht passiert, aber das ist dann die nächste oder übernächste Geschichte, woll!? Auf jeden Fall ging es eben nach Isbergues, einem kleinen Kaff im Norden Frankreichs, wo ich in den letzten Jahren ja schon mindestens einem Dutzend Projekten beiwohnen durfte oder vielleicht auch mußte. Somit bin ich mit der Gegend und den Gegebenheiten bekanntlich bestens vertraut und wußte, was mich erwartet bzw. nicht, denn da ist halt extremst tote Hose, in Nordfrankreich, wie ich ja schon öfter auf diesem Blog breitgeklopft habe. Und ja, auch das Projekt Isbergues war wieder mal so richtig lala…

Warum einfach, wenn`s auch kompliziert geht?

Und zwar war das Ganze wieder von diesem Rollerblader-Architekten entworfen worden, mit dessen zum Teil sehr fragwürdigen Designs wir uns schon damals in Laon (da wo ich damals verprügelt und ausgeraubt worden bin, BOARDSTEIN berichtete) rumplagen mußten. Und so gab es auch hier wieder ein paar Sachen, wo mensch sich fragen muß, wie Inliner das denn wohl so skaten, wenn mensch es mit dem Skateboard überhaupt nicht wirklich skaten kann. Und sowas im Jahre 2023, ey, wo es doch so gut wie gar keine “Aggressive Inliner“ mehr gibt! Das ist kacke, Alter, und da hab` ich eigentlich echt kein Bock mehr drauf, solche Scheiße zu bauen. Vor allem weil das große Kapitel Material- und somit Geldverschwendung dann noch dazu kommt!

Denn auch hier mußte mal wieder alles nach den völlig übertriebenen “Vorschriften“ und “Richtlinien“ gebaut werden, was im Skatepakbau einfach absolut nicht nötig ist, was mensch spätestens weiß, wenn mensch selbst mal bei irgendwas D-I.Y.-mäßigem beteiligt gewesen ist. Aber in Isbergues mußten erstmal dicke Fundamente gesetzt werden, um da Mauern draufzubauen, die dann mit Schotter vollgefüllt wurden, auf denen wir dann unsere Rampen bauen sollten. Allerdings wurden diese Mauern zu 90 Prozent von der anderen Seite auch wieder mit Erdaushub zugebuddelt, weil neben dem Skatepark zeitgleich noch ein dicker Pumptrack aus Asphalt gebaut wurde oder eben einfach begrünte Erdwälle angelegt werden. Warum also überhaupt diese Mauern bauen, zur Stabilität des Ganzen!? Also solange wir die Region nicht wieder irgendwann mit Panzern überrollen, wird der Skatepark auch ohne diese Mauern die kommenden Jahrzehnte lang halten, was für eine Material- und Kostenschlacht!

Alleine ohne diese Mauern und deren Kosten hätte man den Park mindestens hundert Quadratmeter größer bauen können und das ist auch einer der Gründe, warum ich halt kein Bock mehr hab`, da unten zu arbeiten, sondern lieber versuche, in meiner Heimat meine eigenen Designs nach meiner eigenen Bauweise zu realisieren, und zwar mit meinen eigenen Leuten. Zum Glück waren diese lästigen Arbeiten ja aber schon lange erledigt gewesen und wir fingen gleich am Montag mit dem Betonieren an, nachdem ich erst Sonntagabend mit Mikey beim Campingplatz eingetrudelt war.

Jaja, und so betonierten wir munter zwei Wochen durch und machten danach natürlich immer noch die nötigen Vorbereitungen für die nächsten Tage, aber insgesamt bestätigte sich mal wieder Folgendes: Trotz an sich harter Arbeit und täglich meist mehr als 30°Grad prallster Sonne macht man sich bei Concrete Flow jetzt nicht unbedingt tot, wie ich es in den letzten 15 Jahren bei manch anderer Firma erleben mußte. Das Arbeitsklima ist ziemlich entspannt und die Bezahlung gut, so daß das zumindest für mich relativ leicht verdientes Geld war, wobei ich aber auch anders als die anderen alle davor ziemlich lange nicht gearbeitet hatte.

Und apropos schwitzen, also bei der Hitze hätte ich definitiv noch weniger Bock, mit heißem Asphalt zu tun zu haben wie die Jungs nebenan beim Pumptrack, liebevoll die Pumptracker genannt, das ist echt ekliges Zeug, finde nicht nur ich. Aber immer wieder krass, wie schnell die so ein Ding aus dem Boden stampfen, ich konnte ja nun schon bei einigen Projekten Zeuge davon werden, wie nebenan ein Pumptrack gebaut wurde. Ich bin grundsätzlich auch Fan von Pumptracks aus Asphalt, gerade in Gegenden, wo halt mehr gerollt und Fahrrad gefahren wird als geskatet, machen diese Dinger durchaus Sinn.

Trotzdem wäre es geil, wenn so ein Pumptrack hier und da auch mit der ein oder anderen “Schikane“ ausgestattet werden würde, vielleicht ab und zu mal ein Manny-Pad, Rail oder eine Ledge dazwischen, so daß das Ganze auch für Skater interessanter wird, ohne den anderen im Weg zu sein. Oder einfach mal in den vielen Corners ein paar Copings einbauen, also ich würde sowas in der Tat gerne nochmal designen und bauen, steht aber auch nicht ganz oben auf der Liste. Doch so manch einen Pumptrack, die ja auch nicht weniger werden, könnte man mit sowas – auch nachträglich noch! – auf jeden Fall ein bißchen aufpeppen… Ey, Skateparks und Artverwandtes liegen mir nun mal am Herzen wie wenig anderes und da versteh` ich auch ein bißchen von! Hallo #flensburgbrauchteinenskatepark!

Auf jeden Fall mußte ich zwischendurch immer wieder daran denken, wie ich das jahrelang quasi den ganzen Sommer da unten in Frankreich auf Montage ausgehalten hab`, immer so fünf, sechs Wochen am Stück, mal kurz nach Hause und dann gib` ihm wieder. Da haben sich diese zwei kurzen Wochen echt ein bißchen wie Urlaub angefühlt, gerade weil wir wie gesagt echt durchgehend bestes Sommerwetter hatten, da wirst du auf so `ner Baustelle ohne Schatten dann allerdings irgendwann auch ein bißchen gaga in der Birne, um nicht zu sagen langsamer. Gewohnt, oder wie immer besser gesagt gehaust, haben wir die ersten anderthalb Wochen nur sieben Autominuten von der Baustelle entfernt mal wieder auf einem Campingplatz, und zwar einen sehr trashig geilen.

Das war wirklich mehr so ein White Trash (ganz Nordfrankreich ist ja eigentlich White Trash) Trailerpark, wo nicht wenige BewohnerInnen den Großteil des Jahres verbringen, oder halt Arbeiter auf Montage so wie wir. Ja, da gab es so manch Gartenzwergkolonie, gerne auch einheitlich in Tricolore, wo man nur kopfschüttelnd vorbeigehen konnte und sich fragt, wie mensch in solch einer Umgebung überhaupt entspannen kann. Aber irgendwoher müssen die vielen Marie le Pen-Wähler ja auch herkommen. Für die letzten zwei Nächte mußten wir dann in ein schickes Ferienhaus umsiedeln, dessen Inventar einen direkt in eine Zeitreise versetzte, das war aber deutlich komfortabler da als in diesen Wohnkabinen.

Und ja, natürlich hat sich auch nichts daran geändert, daß die Einheimischen einen munter auf Französisch zusabbeln, obwohl man zu versehen gegeben hat, daß man kein Französisch spricht, egal wo und wer. Ich mein`, nett und freundlich sind sie da ja, aber eben auch echt simpel gestrickt und in allem sehr bescheiden, was grundsätzlich gut ist, aber das Leben da eben auch sehr langweilig macht, vor allem als deutscher Montagearbeiter. Ich bin dann am Wochenende auch nicht mit Mikey nach Brüssel gefahren, um da all die Dinge zu tun, die ich schon tausendmal mit ihm getan habe, sondern bin lieber in Isbergues geblieben und hab` den Samstag alleine dringend nötige Vorbereitungen für die folgende Woche gemacht und somit lecker Geld verdient, statt es auszugeben.

Dummerweise hab` ich mir dabei mit Woecher`s dilettantischer Flex beim Flexen ein paar Metallsplitter ins Auge geschossen, natürlich wieder mal schön kurz schnell nebenbei ohne Schutzbrille. Arrrg, man lernt auch wirklich nie dazu… Ja, das war richtig scheiße, mein Auge hat die ganze Zeit total getränt und alles war so verschwommen, daß ich noch nicht mal nachmittags wieder zum Campingplatz skaten konnte, sondern zu Fuß gehen mußte. Damn, und am Sonntag wollte ich mir doch eigentlich den großen Supermarktparkplatz im Nachbarort Aire sur la Lys vornehmen, wo ich ein paar interessante Spots entdeckt hatte. Weil das Ganze aber auch Sonntag nicht besser geworden war, mußte ich das knicken und verbrachte den Rest des Wochenendes mit meinem geliebten Nine Club, reichlich Masturbation (man war ja endlich mal unter sich) und noch mehr Schlafen.

Das war auf jeden Fall besser für mich und meine Nerven, als am Wochenende nur mit Englisch bewaffnet in dieser Region zu versuchen, ein Krankenhaus, wo mir geholfen werden könnte, ausfindig zu machen und vor allem irgendwie zu erreichen. Montag hatte ich dann allerdings schon leichte Kopfschmerzen und kam mit grellen Sonnenlicht gar nicht mehr klar (ich sollte dann den Rest der Woche auch mit Carlos` Sonnebrille arbeiten, und ich hasse Sonnenbrillen), so daß ich nach der Arbeit von Pieter (1000 Dank nochmal an dieser Stelle!) ins nächstbeste Krankenhaus fahren lassen mußte, um nach drei Stunden Wartezeit drei mini kleine Metallsplitter aus dem Auge gekratzt bekommen zu kriegen.

Der Bahnhof von Isbergues – nowhere fast…

Dann war es auch sofort deutlich besser, aber grelles Sonnenlicht plagt mich auch heute noch und ich sehe immer noch ganz leicht verschwommen auf dem linken Auge, weil die Splitter wohl auch genau auf der Pupille gelandet waren, wie der Arzt mir in seinem gebrochenen Englisch zu verstehen gab. Da muß ich demnächst wohl nochmal zum Augenarzt und gucken (hihi), ob sich das noch irgendwie reparieren läßt oder mich jetzt den Rest meines Lebens begleiten wird, um nicht zu sagen plagen. Das wäre echt ganz schön kacka, weil das nervt nicht nur beim Lesen, sondern den ganzen lieben Tag lang…

Tja, das war letztendlich auch das, was mensch Highlights schimpfen könnte, obwohl nee, Skaten waren wir dann ja auch noch zwischendurch ein bißchen, und zwar im Skatepark im benachbarten Aire sur la Lys, ein Ort, wo ich auf gar keinen Fall nachts tot über`n Zaun hängen will. War wohl mal eine recht wohlhabende Stadt und ist an sich auch recht schick, aber versucht zum Beispiel, da Sonntagabends um Acht mal Tabak aufzutreiben…

Der Skatepark ist aber ganz nett, allerdings auch wieder so`n Ding, designed von meinem alten Kollegen Pierre Jambé von Antidote Skateparks, was man leicht an dem sehr geilen Snakerun sehen kann, aber der Rest, also die Streetfläche ist mal wieder nur so semi, die hätte man mit ein paar wenigen kleinen Verbesserungen bzw. Erweiterungen wesentlich geiler machen können. Und das ist halt scheiße, wenn Skatepark-Design derartig zu einem Job verkommt und das Ganze dann Fließband-Charakter annimmt und einzelne Projekte vielleicht nicht die Liebe abbekommen, die sie verdient hätten. Aber wir hatten da trotzdem zwei gute Sessions und unseren Spaß und der gebogene Slappy-Curb am unteren Ende des Parks ist wirklich zucker und sollte so in dieser Form häufiger in Skateparks dieser Welt Verwendung finden.

Mein alter Freund Koekie hatte nicht so richtig Bock auf Photos schießen, aber ich konnte halbwegs einen sehr luftigen Beanplant To Tail für euch einfangen…

Und das sei bitte zum Schluß sowieso nochmal lobend hervorgehoben, denn in Nordfrankreich, das von der Infrastruktur meiner Heimat Schlewsig-Hostein sehr sehr ähnlich ist, haben sie etwas sehr Wesentliches verstanden und versorgen ihre Kinder, die Jugend und junggebliebene Erwachsene mit Skateparks und anderen Einrichtungen zur Ermöglichung jeglichen Rollsports. Weil sie nämlich wissen, wie wichtig und Teil der Kultur und Gesellschaft das heutzutage ist, gerade auch in ländlichen Gemeinden, wo der Jugend einfach mal rein gar nichts geboten wird. Und wenn diese nicht vor ihrem Smartphone verblöden und nach der Schule sofort in die nächstgrößere Stadt abwandern soll, muß ihr eben auch was geboten werden. Und die Jugend will und braucht heutzutage eben Skateparks, nicht nur für sportliche Ertüchtigung, sondern vor allem auch als Treffpunkt und Aufenthaltsort.

Das ist leider bei mir zu Hause in der erzkonservativen Heimat, wo mensch mit allem mindestens zehn Jahre hinterher hängt, leider so noch nicht angekommen. Da ist immer noch von Skaterplätzen die Rede, die zu Drogenumschlagplätzen werden, glaubt mir, ich weiß sehr genau, wovon ich da rede und habe es hier wirklich nicht leicht, Projekte zu realisieren, was mit Lindners Sparpaket für den ländlichen Raum in Zukunft mit Sicherheit nicht einfacher werden wird. Wenn ihr das Gefühl haben solltet, die Skateparkbaubranche hierzulande boomt, dann blickt mal über unsere Landesgrenzen nach Norden, Westen oder Süden, da geht nämlich wirklich was, während wir uns hier vor allem in einer immer größer werdenden Paragraphenflut selbst ersticken…

Wie auch immer, ich werde weiterhin versuchen, meine südlichen Montage-Einsätze durch eigene Projekte bei mir im Norden einzudämmen, doch daß das nicht immer so klappt, wie es sollte und vor allem könnte, habe ich ja gerade wieder mal am eigene Leib zu spüren gekriegt. Aber letztendlich war es mir ein Vergnügen und ich hatte eine wirklich gute Zeit mit den Jungs. Es gab sogar mal wieder eine neue Bekanntschaft, denn den erst 20-jährigen Carlos aus Valencia, der auch schon seit vier Jahren für verschiedene Firmen Skateparks gebaut hat und seit einem Jahr mit Concrete Flow unterwegs ist, kannte ich bis dato noch nicht. Aber wie das eigentlich immer in dieser Branche so der Fall ist, hatte ich mit ihm sofort einen neuen Blutsbruder im Herzen, mit dem ich hoffentlich bis wahrscheinlich nicht zum letzten im Dreck getanzt bin.

Ja, ich werde bestimmt irgendwann nochmal wieder für zwei, drei Wochen da runter, einfach schon weil das alles halt echt gute Kollegen sind, diese Belgier, und das wie gesagt auch gut, ehrlich und anständig verdientes Geld ist, welches mir gerade echt den Arsch gerettet hat. In diesem Sinne Gruß, Kuß und Dank an Mikey, Dieter, Woecher, Kwinten, Koekie, Duckie, Carlos, Pieter und Arvir von Boogart Betonpompen für die gute Zusammenarbeit, so macht das Spaß, so kann das bleiben. (Die Jungs mußten dann die Woche drauf noch in zwei Tagen das Flat betonieren, schön daß mir das erspart geblieben ist, denn Flat betonieren ist so mit das Langweiligste und Nervigste an meinem Job.)

Kwinten ärgert die Pumptracker…
Einmal Dirty Mikey. immer Dirty Mikey…

Freitagfeierabend (schön früh um Zwölf!) bin ich dann mit Pieter zurück nach Brüssel gefahren, denn wir hatten beschlossen, am Samstag zusammen nach Münster zum Bergfest zu fahren, lag ja für mich quasi voll auf`m Rückweg. Da hoffte ich, ein paar alte Bekannte wiederzutreffen und hatte mir dann für Montagvormittag einen Termin bei niemand Geringerem als Titus Dittmann klargemacht, dem ich schon lange mal von einer/meiner Vision erzählen wollte, aber das ist eine Geschichte, die ich vielleicht ein anderes Mal erzähle. Naja, vorher haben wir uns dann aber in Brüssel noch ein bißchen gehen lassen, da kenne ich nämlich inzwischen auch echt eine Menge guter Leute und der Großteil unserer Belegschaft traf sich da sowieso wieder zum Feierabendrausch.

Wir landeten dann schnell auf einer ‚Reclaim the streets‘-artigen Protestveranstaltung, wo wir es bis in die frühen Morgenstunden aushielten, bevor wir zu Pieter und Pim auf eine kleine Afterparty abzogen. Jaaa, und im Endeffekt hab` ich dann eine Stunde im Sessel sitzend geschlafen, bevor es mit fünf Mann in Pieter`s Kleinwagen schon weiter nach Münster ging, die Fahrt hab` ich zum Glück dann komplett durchgeschlafen.

Tja, und dann auf`m Bergfest angekommen, als es alles gerade so richtig losging, und wir dann natürlich auch gleich wieder. Was soll ich sagen? Das durchwachsene Wetter – es gab mehrere Regenpausen, nach denen der Bowl wieder getrocknet werden mußte – hat wohl dafür gesorgt, daß die meisten Leute aus Münster oder dem benachbarten Pott, die ich dort erwartet und gerne gesehen hätte, sich nicht auf den Weg gemacht hatten. Viel erschreckender fand ich allerdings das niedrige Niveau beim Contest, da gab es nun wirklich nicht so viel zu sehen. Ich dachte, Deutschland hat inzwischen sowas wie eine kleine Bowlszene und wenigstens ein paar echte Ripper würden sich da sehen lassen, doch Pustekuchen, das hatten wir ja leider auch schon bei unserem Happy Weekend letztes Jahr in Glücksburg bitter erfahren müssen. Münster liegt allerdings um einiges zentraler als Glücksburg, aber ja, skatemäßig fand ich das alles wirklich äußerst bescheiden. Dafür waren die Live-Bands super und Bruder Eyk aka PS Eykohol hat auch Top-Musik aufgelegt, also ich hatte meinen Spaß und ein paar alte Kollegen durfte man zwischendurch ja auch in den Arm nehmen, Küßchen vor allem nach Weringhausen an dieser Stelle!

Den Abend hab` ich dann mit meinem alten Homie Martin Masurek aus Velbert und seiner flotten Freundin verbracht, zwischendurch hab` ich mich allerdings noch schön auf dem Weg zur Afterparty verlaufen, was mich gut zwei Stunden gekostet hat, und das wo ich mich in Münster doch eigentlich echt gut auskenne. Ich habe schließlich schon ziemlich viel Zeit in dieser schnuckeligen Stadt verbracht, viel davon allerdings auch stockbesoffen und ziemlich druff, muß ich zugeben. Ganz Worldcup-Style bin ich dann auch morgens um Sechs zurück zum Berg Fidel gestolpert, wo ich mich gegen Eins mit Pieter am Auto treffen wollte, in dem noch mein ganzer Kram drin lag, die Belgier hatten alle irgendwo in der Stadt geschlafen. So legte ich mich einfach für ein paar Stunden auf diesem Parkplatz in den Schatten, auf dem ich 1990 bei meinem ersten Worldcup schon im Dreck gelegen hatte, und schlief den Schlaf der Gerechten, bis Pieter auftauchte. Also krasser kann mensch das Bergfest und Münster nicht zelebrieren meiner Meinung nach, ich bin ja immer (noch) für derartige Superlativen zu haben…

Ich konnte mich dann auch gleich nochmal hinlegen, denn “erst“ um Vier wollte Lars Greiwe mich abholen, seines Zeichens Ur-Münsteraner, ehemaliger Carhartt Teammanager und sehr guter Freund. Bei dem würde ich die Nacht verbringen, aber vorher wollte er gerne noch ein, zwei Tricks von mir für sein Video ‚Dear Friends‘ filmen, an dem er seit drei Jahren arbeitet. Und der Lars, der macht keine halben Sachen und kennt ein paar der geilsten und coolsten Skater Europas, da ist es mir wirklich eine ausgesprochene Ehre, in seinem Video vertreten sein zu dürfen. Wir fuhren dann zu einer geilen kleinen Bank mit Bürgersteig davor, alles schön ruppig, ein echt Fiehl`scher Spot, denn Lars weiß, was ich mag. Allerdings steckte mir auch das echt heftige Wochenende merklich in den Knochen.

Aber wir kriegten dann tatsächlich zwei nette kleine Kombos eingetütet, die mit Fisheye hoffentlich noch ein bißchen spektakulärer wirken, zum Schluß bin ich dann auch schön umgeknickt und hatte dann eindeutig fertig mit allem. Aber ja, Lars ist wirklich einer der angenehmsten Menschen, die ich durch BOARDSTEIN kennenlernen durfte, und ohne ihn und sein Wort bei Carhartt, daß es wichtig für Skateboard-Deutschland ist, uns quasi zu sponsorn und am Leben zu erhalten – was sie dann auch sieben weitere Jahre getan haben – hätten wir damals den Laden schon nach zwei Jahren dicht machen können. Lars ist einer von den Besten und wird verdammt lieb gehabt von mir, nochmal danke für alles, Alter, im Namen von mir und Skateboard-Deutschland!

Nach einem irgendwie sehr nostalgischen Abend und acht Stunden Tiefschlaf hat er mich dann Montagmorgen auch noch nach Handorf gefahren, wo Titus sein Büro hat, und ich habe dann dort meinen Termin mit dem Skateboardpapst Deutschlands hinter mich gebracht. Und dann hieß es mit Bus und Bahn nach Hause und damit ging ein weiteres Abenteuer in meinem Leben zu Ende, letztendlich alles ziemlich unspektakulär, aber auch nicht aller Tage und durch diesen grandiosen Blog ein kleines Kapitel in unserem undurchschaubaren Daten-Wirrwarr, wo mensch sich am besten nur das rauspickt, was interessiert und gut tut. Daß euch mein Blog gut tut, wage ich zu bezweifeln, aber ey, wem sowas Spaß macht…

Mal gucken, was ich als nächstes von mir zu geben habe, es ist schließlich gerade Hochsommer und bei mir läuft`s drunter und drüber, aber ich seh` zu, daß ich euch mit meinem Wirrwarr auf dem Laufenden halte. Und wer das liest ist doof…

Heureka bis zum nächsten Mal,
das Arne

P.S.: Und ey, nur für alle, die nach den Bildern vom Bergfest ein bißchen Fragezeichen auf der Stirn haben, die sind natürlich nicht von diesem Jahr! Und die sind auch nicht von mir, die hat der Kurze aus Dortmund mir gemailt, als ich gerade in Asien unterwegs war, hatte er wohl irgendwie bei sich auffe Festplatte entdeckt. Die sind nämlich vom allerersten Bergfest 2011, als die legendären McRad mit Chuck Treece da aufgespielt haben, da mußten wir nicht nur deswegen natürlich unbedingt hin. Vor allem hatten wir ja im Winter davor mit Minus-Ramps erst die Erweiterung des ebenfalls legendären Bowls am Berg Fidel hinter uns gebracht, also den Bowl mit dem Snakerun verbunden, aus zutiefst persönlichen Gründen die schlimmste Baustelle in meiner fünfzehnjährigen Karriere, denn kurz vorher hatte mich Teena Erzählt verlassen. Jedenfalls war damals klar, daß wir später dem Spektakel, also dem ersten Bergfest, mit dem ganzen Team unbedingt beiwohnen wollten, vor allem auch um Weltklasse-Skateboarding in unserer Kreation zu bewundern. Wir sind dann seinerzeit von der Baustelle in Konradsreuth im Frankenland nach Münster gefahren und haben ewig lange im Stau gestanden, und als wir ankamen, hatte ich, der zu dieser Zeit aus zutiefst persönlichen Gründen nicht so viel getrunken hat wie gewohnt, schon eine Pulle Rum intus. Schlauerweise hab´ ich mir dann vor Ort noch eine weitere gekauft und reingeschraubt und war dann letztendlich beim Konzert einfach nur ein Punching Ball im Mob, dem auch gerne mal die Hose runtergerutscht ist. Augenzeugen zufolge wurde ich dann irgendwann halbnackt aus dem Pit getragen und am Rande abgelegt, sowas ist mir genau nur einmal in meinem Leben passiert, und zwar beim ersten Bergfest in Münster. Heute nun die bunten Bilder dazu, weil ich dieses Jahr kein einziges gemacht habe. Danke an Kurzen dafür!

Ein Gedanke zu „DJ BOARDSTEIN GOES ISBERGUES (F)

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